Das Logbuch der Ela
Die Startphase
2002
2003
2004
2005
letzter Eintrag
1.02.2004

Fangen wir mal kurz am Anfang an:
Der Start in Neustadt wollte nicht gelingen, da die Arbeiten nicht fertig
wurden. Irgendwann musste Schluß sein; also auf einige Sachen verzichten
und losfahren.
11.07.02 um 14:15 Leinen los. Bis zwei Stunden vor Start
glaubte ich noch nicht an denselben. Umso überstürzter war der Abschied.
Thomas und Martin mussten noch bis Brunsbüttel mitfahren um noch einige
Arbeiten, wie Wasserleitung verlegen auszuführen und nicht zuletzt um die
Maschine zu testen. Die konnte sich im NOK bei hoher Drehzahl beweisen.
Nach der Abrechnung (ich denke lieber nicht mehr daran, hatte danach
tatsächlich einige Wochen Magenprobleme, obwohl ich so was noch nie hatte)
in Brunsbüttel ging es ein kurzes Stück die Elbe runter bis Cuxhaven. Hier
musste Klaus seinen Urlaub in Östereich antreten, der eigentlich von
Portugal aus gedacht war. Also wieder 11 Tage Pause. Ich konnte noch mal
nachhause, um u. a. einige Funkersatzteile zu kaufen und mein inzwischen
repariertes Funkgerät in Hamburg abzuholen. Irgendwie muß die Platine beim
Einbau kaputt gegangen sein.
29.07.02 um 05:30 Leinen los nach Helgoland. Hier wurde noch mal
ordentlich gebunkert und am 30. ging es nonstop weiter bis Dieppe, eine
Kanalstadt in Frankreich. Mit Nebel, Regen, Gewitter und letztendlich
Motorproblemen; also alles was man sich so wünschen kann.
Weiter im nächsten Bericht, falls ich diesen überhaupt rausbekomme.


Donnerstag 22.08.02 11:00 Uhr Ortszeit
Position: N47°18 W006°05 Kurs 180° Wind ca 3 aus NE Geschwindigkeit:
ca 3 Kn
Zweiter Versuch; heute Nacht hatte ich mir den Rechner in der Plicht
aufgebaut und die Überschrift geschrieben, als die Ela aus dem Ruder lief.
Der Wind hatte so aufgefrischt, dass der Windpilot nicht mehr Kurs halten
konnte. Also selbst steuern. War gar nicht so einfach vor dem Wind mit
viel zuviel Segelfläche. Aber Klaus wollte ich nicht unbedingt wecken.
Gleichzeitig tauchte an Backbord ein riesiger schwimmender Kran von
mehreren Schiffen begleitet auf und fuhr in unsere Richtung. Zwischen Kran
und Ela tauchte noch ein weißes Blinklicht auf, direkt an der Wasseroberfläche
und bewegte sich ziemlich nahe in Gegenrichtung. So etwas hatte ich noch
nicht gesehen. Das Fernglas brachte die Vermutung, dass es sich um ein
U-Boot handeln musste, zumal auch noch ein gelber Ball nachgeschleppt
wurde. Zwei von diesen Bällen hatten vor ein paar Tagen schon unseren Kurs
mit hoher Geschwindigkeit, einer davon ca. 5m vor unserm Bug gekreuzt.
Natürlich auch bei Nacht. Ein Delfin zeigte sich auch noch kurz und viele
andere Schiffe.
Fangen wir mal kurz am Anfang an:
Der Start in Neustadt wollte nicht gelingen, da die Arbeiten nicht fertig
wurden. Irgendwann musste Schluß sein; also auf einige Sachen verzichten
und losfahren.
 

Freitag, 23.08.2002
Bei der Anfahrt auf Dieppe brauchten wir den Motor. Es war ganz schön
windig und entsprechend wellig. Und das ganze von steuerbord. Das Schiff
schwankte also ordentlich. Auf Backbordlage zeigte der neu eingebaute
Oeldruckmesser plötzlich eine negative Reaktion. Der Zeiger ging deutlich
runter. Wir hatten noch ein paar Meilen bis in den Hafen. Meine
angeschlagenen Nerven meldeten sich auch gleich. Es war eine schöne
Zitterpartie bis in den Hafen, hat aber letztendlich geklappt. Im Hafen
zeigte sich dann ein Oelverlust von etwa 2,5 ltr., die wir aber gleich
wiederfanden, in der Bilge. Nach einigen Nachforschungen fand Klaus das
Loch für eine fehlende Schraube. Nach dem Abdichten hält sich bis jetzt
der Oelverlust in Grenzen. Wir werden die Sache verschärft beobachten.
Nach drei Tagen Dieppe offerierte mir Klaus, dass er aus persönlichen
Gründen nicht mehr mitfahren wolle. Der nächste Schock. Immerhin wollte er
mich noch über die Biskaya begleiten. Die Laune war entsprechend. Mein
Gejammer per SMS wurde einheitlich von mehreren Personen mit: Kopf hoch,
bzw. - nicht hängen lassen, beantwortet. Die nächste Etappe nach
Cherbourg brachte auch wieder Nebel. Ganz schön unangenehm blind zu
fahren. Jedenfalls konnte ich mal wieder tüchtig ins Horn blasen. Aber
keine Antwort. Schiffe waren in der Nähe (sagte das Radar) und eins sogar
ständig auf Kollisionskurs, egal welchen Kurs wir wählten. Ich hielt das
Radargerät schon für fehlerhaft. Aber der Nebel verschwand auch wieder
und man sah fröhlich drei Trawler herumfahren. Von Nebelsignalen hatten
die wohl noch nichts gehört. Am Nachmittag, so 12 Meilen vor dem Hafen,
verließ uns der Wind, der Strom kenterte in die Gegenrichtung und wir
konnten den schon in sichtweite befindlichen Hafen wieder verabschieden
und noch eine Nacht auf See verbringen. Vor dem Morgengrauen erwischten
uns dafür stürmische Winde, natürlich bei voller Beseglung.
Nur mit der Sturmfock ging es dann mit
immerhin noch 7 Knoten in den Hafen. Eine andere Richtung ließ der Wind
auch nicht mehr zu. Hier lagen wir mitten im Hafen an einem Schwimmsteg
ohne Landverbindung. Aber nette Mädels vom Hafen machten das Wassertaxi
mit dem Schlauchboot. Ach ja, der Zoll kam auch noch, durchsuchte alle
möglichen Schapps und Löcher im Boden, stutzte über die Funkausrüstung,
aber die Zigaretten und den Schnaps von Helgoland hat er nicht gefunden.
Beides war nicht versteckt. Der Schnaps lag im Salontisch und die
Zigaretten zwischen meinen Klamotten (meine berühmte Ordnung) in einer
freien Koje. Darunter in den Schapps wurde allerdings gesucht.
Toll, Klaus hat es sich wieder einmal anders
überlegt. Jetzt will er doch wieder länger an Bord bleiben.
 

24.08.02, 07:24 Uhr UTC, Standort N44°57,5 W007°25,7, Wind NE 4, leicht
bewölkt, Geschwindigkeit 4 kn, noch 100 Meilen bis zum Ziel.
Bei den Zeitangaben versuche ich jetzt bei Weltzeit (2 Std. vor Deutscher
Zeit) zu bleiben. Alles andere wird etwas verwirrend. Im Moment entspricht
UTC ja auch unserer Bordzeit.
Eigentlich wollte ich ja nicht mehr funken, unsere Batterien gehen zur
Neige. Die Spannungsanzeige liegt bei 11,7 V, die Diode gibt Alarm und ich
weiß nicht, wie weit man die Akkus runterfahren darf. Bei dem guten
Wind, wäre es eine Schande, die Maschine zum Laden laufen zu lassen. Wir
haben alle Verbraucher, bis auf die Navigationsgeräte abgeschaltet. Ich
hoffe, das Solarpaneel bringt noch etwas.
Die letzten zwei Tage waren wir ziemlich alleine auf See. Selten mal ein
Schiff und gelegentlich sind Delfine zu sehen. Die schwammen sogar schon
in greifbarer Nähe um das Schiff. Klaus hat sie aber vertrieben. Er ahnte
zwar, dass sie kamerascheu sind, holte die Kamera aber trotzdem und weg
waren sie. Bisher hat mich Klaus nur zweimal geweckt. Einmal kam uns ein
Dampfer viel zu nahe und beim zweiten mal nahm der Wind kritisch zu.
Vorhin um 05.00 UTC ging das dritte mal mein Luk auf. "Ich weiß ja nicht
ob ich dich wecken soll, (da wird man schnell hellwach) aber wenn du mal
einen Wal sehen willst?" Im leichten Dämmerlicht vor Sonnenaufgang
begleitete uns tatsächlich ein Wal ca. 20 m neben uns. Größe schwer zu
schätzen, aber ich denke mal mindestens Schiffslänge. Für einen Wal
wahrscheinlich nicht all zu groß, aber für den ersten, den man in der
Natur sieht schon beeindruckend. Er blieb etwa 5 Minuten bei uns, bis
Klaus dann auf die glorreiche Idee mit der Kamera kam, im fast dunklen
Morgengrauen wohl ein Highlight, was ich mir so früh nicht erhofft
hatte. Und ich dachte am Anfang stehen nur frustige Erlebnisse.
 

Weiter gings nach Brest. Wieder so eine seltsame U-Bootboje, die
vorbeirast, wieder mal Nebel. Zum Glueck habe ich im Mc Millen noch eine
Abkuerzung zwischen den vorgelagerten Inseln gefunden. Fast 20 Meilen
gespart. Dafür duerfen wir nachts einlaufen. Immer wieder aufregend in
unbekannten Gewaessern. Hat aber super hingehauen. Brest ist nicht
schlecht, nur die Stadt ist ziemlich weit weg vom Yachthafen. Da kommt man
wieder mal zum Wandern. Immerhin der Supermarkt lieferte den Einkauf
kostenlos bis zum Steg im Hafen.
Wir wollten endlich die Biskaya schaffen, also nach drei Tagen um 06:00
Uhr mit dem Hochwasser auslaufen. Zwei stunden bis aus der Bucht heraus
motort und dann Segel hoch. Wind staendig aus NE mit etwa drei bis vier
Beautefort. Das heißt raumer Wind (von hinten). Nicht ideal zum Segeln,
aber mit drei bis vier Knoten konnten wir fast unseren Sollkurs halten.
Vom Wal hab ich ja schon erzaehlt. Nachdem das Frischfleisch aufgebraucht
war, hab ich auch geangelt aber diesmal kein Glueck. Im Kanal war das
besser, da hatte ich eine viertel Stunde die Angel draussen und fuenf
Makrelen gefangen. Eine hatte sich wieder losgerissen. Die vier reichten
auch und waren sehr lecker. Am letzten Tag, die letzten 60 Meilen
steigerte sich der Wind wieder auf 7 Windstaerken.
Ohne Vorwarnung. Selbst der Barograf blieb auf ca 1020 mbar, stieg sogar
noch leicht. Aber der Wind kam weiter von hinten. Wir sind dann nur vor
der Sturmfock noch mit 5 bis 6 Knoten weitergesegelt. Es wurde nur etwas
ungemuetlich wegen der von hinten anlaufenden Wellen von ca. 2 bis 3
Metern. Da wir zu faul waren, die Leesegel für die Koje auszupacken, war
an schlafen nicht mehr zu denken. Meine Sachen, die auf der Nachbarkoje
lagen, flogen immer wieder in meine Koje. Aber sonst war es ganz
interessant. Erst kurz vor La Coruna ließ der Wind wieder nach und unser
Schlafbeduerfnis nahm entsprechend zu. Jeder durfte noch mal ca. 2 Stunden
schlafen, dann war der Landfall angesagt. Haben heute, am zweiten Tag die
erste Paella gegessen, nicht schlecht. Auch die Preise sind viel
angenehmer als in Frankreich. Hier bleiben wir erst mal mindestens eine
Woche und sehen dann mal weiter.
 

Etwas zu La Coruna,
eine fuer meinen Geschmack zu grosse Stadt, die aber einiges bietet.
Unsere erste Wandertour verlief von unserem Hafen an der Kueste entlang.
Hauptsaechlich Felskueste mit einigen schoenen gepflegten Strandbuchten.
Die meissten ziemlich klein, die groesste hat einen Strand von bestimmt
zwei bis drei Kilometer laenge mit der City im Hintergrund. Eine
Besichtigung des Torre Herkules einem alten Leuchtturm folgte. Nicht
schlecht, aber alle Infos ausschliesslich ich spanisch. Weiter gings die
Kueste lang bis zum Aquarium. Klaus, als Aquarianer konnte das natuerlich
nicht auslassen, waehrend ich schon mal weiter zum Internetcaffee ging.
Mir reichte noch das riesige Aquarium in Brest. Auf das Castello de San
Anton haben wir eine tolle Aussicht direkt von Bord in 100 m Entfernung
konnten wir auch nicht auslassen. Es ist ein Museum und zeigt viele
interessante Sachen, natuerlich in spanisch beschrieben. Hat den Vorteil,
dass so eine Besichtigung relativ wenig Zeit braucht.
Ja, der schoene Ausblick von unserem Hafen ist auch schon der groesste
Vorteil desselben. Vielleicht auch noch die bisherige Hauptwindrichtung
von See her. Er liegt direkt hinter der Hafenmole. In Lee werden
Kohlendampfer geloescht. Die Staubwolken ziehen zum Glueck über die Stadt
und nicht über uns. Wir koennen auch wunderbar die Fischer, Schlepper,
Besichtigungsboote und nicht zuletzt den Lotsen beobachten, die mit
Volldampf durch den Hafen brausen und uns mit reichlich Schwell versorgen.
Hier spricht man fast ausschliesslich spanisch, so dass die Kapitaene wohl
nicht den Mc Millan lesen koennen, der 3 Knoten Maximalgeschwindigkeit im
Hafen vorschreibt. Die Schwimmstege und vor allem die dazugehoerigen
Mooringleinen haben ihre besten Tage auch schon hinter sich. Die meissten
Leinen fehlen. Wir mussten unsere mit dem Nachbarn teilen, so dass die
Schiffe ziemlich dicht beisammenliegen. Stellt man sich jetzt den
entsprechenden Schwell dazu vor, kann man sich die zeitweilige
Ungemuetlichkeit denken. Gestern moarra. Jetzt habe ich eine Spring quer
über die naechsten zwei Liegeplaetze gespannt. Ich hoffe, die haelt uns
vom linken Nachbarn ab und verhindert, dass wir einen rechten Nachbarn
bekommen.
So, es wird ganz schoen warm, vamos a la playa oder so aehnlich, auf zum
Strand.


02. Sep. 2002 Camarinas
Haben um 13:00 Uhr Ortszeit hier festgemacht. Gestern abend sind wir um
21:30 Uhr in La Coruna ausgelaufen. Wieder raumer Wind und eine
ordentliche Welle, die die Segel beim Rollen ordentlich schlagen liess und
mich leider nicht schlafen. Aber man kann nicht klagen, wir kamen ganz gut
voran. Erst sieben Meilen vor dem Hafen ließ der Wind nach und der Motor
musste helfen.
Ein sehr schoener Ort hier in einer noch schoeneren Bucht gelegen. Rundum
gibt es bewaldete Haenge die in vereinzelten Sandstraenden enden. Alles
menschenleer. Hier wuerde ich gerne laenger bleiben, aber wir erwarten
Gaeste an Bord. Gleich zwei. Eine Freundin von Klaus kommt Freitag
eingeflogen und Friedhelm kommt am Donnerstag von Mallorca nach Vigo
heruebergeflogen. Der hat sich auf meine Anzeige zur Crewsuche im Internet
gemeldet und will uns bis zu den Kanaren begleiten. Er ist 78 Jahre,
topfit und hat viel Segelerfahrung, nach eigenen Angaben. Lebt auf
Mallorca und war dort als Architekt taetig. Er hat uns auch schon einige
Tipps fuer diese Kueste hier gegeben. Ich bin sehr gespannt auf ihn. Also,
muessen wir morgen weiter, voraussichtlich nach Bayona, ein kleiner
touristischer Ort am Buchtausgang von Vigo, auch ein Tipp von Friedhelm.
Unglaublich aber wahr, das hat mir noch keiner gesagt: ich sehe aus wie
ein Deutscher. Und das von einem jungen Schnoesel, um die 20, ein
Australier. Ich komme gerade aus der Hafenkneipe, Bar, wie es hier heisst.
Wir haben unsere neuen Nachbarn kennengelernt, die drei Stunden nach uns
eingelaufen sind. Der Vater, ein Hollaender, seit 8 Jahren unterwegs, hat
seinen australischen Sohn seit drei Wochen an Bord und unterhaelt jede
Kneipe. Er spricht 7 oder 8 Sprachen. Das Schiff, die "Dunadain" faellt
auf. Jeder der aussieht wie ein Deutscher wuerde ohne Uebertreibung sagen:
das ist ein Wrack.
Cirka 16m lang, aus Stahl. Der weisse Anstrich wird von Rost dominiert.
Die Unterwanten vom Besanstag ebenfalls verrostet. Das Deckshaus an der
Steuerbordseite offen. Die Relingsstuetzen fehlen an beiden Seiten. Der
obere Rehlingsdraht an den Wanten befestigt. Petroleumleuchten achtern am
Relingsdraht und auf dem Vorschiff, unter Deck, wie ich sehe, auch
Petroleumslicht. Die hollaendische Nationale in Fetzen am Achterstag,
usw.. Eigentlich unbeschreiblich aber mir gefaellt sie. Sie faellt
jedenfalls mehr auf, als jede schnieke Yacht. Interessante Leute lernt man
kennen.
Berichtigung: nachdem ich die letzten Saetze geschrieben hatte, ging ich
noch mal an Deck. Die beiden Nachbarn kamen gerade zurueck zu ihrem Schiff
und wir unterhielten uns noch ein paar Stunden. Das Schiff ist kein
Stahlschiff sondern der Rumpf ist aus Ferrozement gebaut. Also muss der
Rost von den Puettings kommen.
 

04.09.02
Es sieht so aus, als duerften wir noch laenger in Camarinas bleiben, fuer
gestern sagte der Wetterbericht 6 Bft von vorne, es waren aber hoechstens
4. Heute werde ich wach und die angesagten 6 Bft von gestern sind
angekommen und blasen aus Sued. Sie haben auch gleich Wolken und leichten
Regen mitgebracht. Das Barometer steht wie gewohnt hoch auf 1024.
Irgendwie haelt sich das Wetter gar nicht an die Vorhersagen. Muessen wir
halt noch bleiben, ist ja schoen hier und die Nachbarn sind sehr nett.
Leider muessen unsere Gaeste sehen, wie sie hier hinkommen.
05.09.02, 19:00 Uhr Ortszeit, Position: N 42°45 W 009°17,5 Kurs: Sued,
Wind aus Nord, Geschwindigkeit 3 kn
Wir sind wieder auf See. Wunderschoen, Sonne, sanfte Wellen und eine tolle
Kueste. Haben gerade zu abend gegessen, unser Standartmenue, gebratenes
Fleisch und gekochte Kartoffeln. Das Ziel, Bayona werden wir vermutlich
morgen frueh erreichen. Hoffentlich ist es schon hell. Es wird hier
ziemlich spaet hell. Sonnenaufgang ist gegen 08:15.


08.09.02
Bayona haben wir erreicht. In den Nachtstunden natuerlich. War ein
unangenehmer Landfall. Viele Untiefen und man konnte die Leuchttonnen kaum
erkennen, da die Stadt im Hintergrund voll beleuchtet war. Als wir dann im
Hafen waren und anlegen wollten, warf man uns gleich wieder raus. Alles
voll hieß es. Das war es wirklich. Es lagen schon einige Schiffe vor Anker
und an Mooringtonnen. Wir machten also auch den Anker klar und erst mal
ausschlafen. Am naechsten Morgen erfuhren wir auch den Grund fuer die
Aufregung. Am Wochenende findet hier eine Regatta statt. Und nicht nur
das, ausgerechnet der spanische Koenig muss auch noch mitfahren. Es gibt
natuerlich eine Menge Aufregung, Polizei und Fernsehen. Heute sind wir
auch nach Waffen durchsucht worden, als wir aus der Stadt kamen. An den
Steg duerfen wir immer noch nicht. Also wird viel mit dem Dingi gerudert.
Gudrun und Friedhelm sind inzwischen auch an Bord. Morgen soll es nach
Portugal weitergehen, sofern wir die noetigen Seekarten in Vigo bekommen.

10.09.02, 10:04 UTC, Position N41°24,3 W008°54,0, Kurs 190°,
Geschwindigkeit 2 kn
Unterwegs nach Leixoes bei Porto in Portugal. Die portugiesische
Gastlandflagge weht schon. Entgegen dem Wetterbericht war das Segeln bei
guenstigem Wind sehr gut moeglich, nur hart am Wind. Aber ohne viel Welle
kein Problem. Jetzt hat der Wind allerdings deutlich nachgelassen und
dreht mehr auf Sued, wie angekuendigt.
Noch 16,2 Seemeilen bis zum Ziel. In der Nacht besuchten uns wieder einige
Delfine. Es war sogar eine Delfinschule dabei. Schaetze etwa 15 Tiere und
ueberwiegend kleine, die bestimmt 20 Minuten unser Schiff inspizierten.
Spaeter kamen noch einmal 3 große Delfine, die bei dem Meeresleuchten
unter Wasser wie Torpedos aussahen. Aber wir waren auch mal wieder fuer
die Fischer interessant, die noch haeufiger als Delfine verbreitet sind
und uns scheinbar noch interessanter finden. Immer wieder spannend und mit
fluchen und Ausweichmanoevern verbunden.

13.09.02, ausgerechnet auch noch Freitag, 16:18 UTC, Position N 40°51,8
W008°49,2, leichter Wind aus SW Kurs 190°
Heute sind wir aus Leixoes ausgelaufen mit dem Ziel Cascais vor der
Flussmuendung von Lissabon. Distanz noch 141 SM. Von Leixoes aus, haben
wir mit dem Bus Porto besucht. Eine sehr schoene Stadt mit vielen alten
Haeusern. Hier wurde ja auch nichts weggebombt. Die Stadt liegt
wunderschoen mit ihren Bergen am Fluß. Man koennte meinen, an der Loreley
zu sein. Der Portwein hat hier ja auch seinen Ursprung. Leider ist Leixoes
nicht ganz so schoen. Ein Industriehafen und der Yachthafen scheint die
Kloake der Stadt zu sein, mit dem entsprechenden Geruch. Eigentlich
wollten wir schon gestern auslaufen, war aber eigentlich kein Wind. Dafuer
steht ein ordentlicher westlicher Schwell auf der Kueste, der wohl von
einem Tiefdruckgebiet über dem Atlantik verursacht wird. Dafuer habe ich,
na, nennen wir ihn Kurt, kennengelernt. Der stammt aus Krefeld, ist schon
weit ueber 10 Jahre ueberwiegend allein unterwegs, hat auch die Erde
umrundet. Kommt auch gerade mit seinem Schiff aus der Heimat und will
jetzt die naechsten Jahr


14.09.02, 11:45 UTC, zweiter Seetag, wie es so schoen heisst. Position:
N39°49,3 W009°12,8 noch 76 Meilen. Staendig wechselnde Windrichtungen,
aber immer ziemlich gegenan und immer mehr Regen. Hoffentlich bleibt uns
die Vorhersage von Ulrich fuer Sonntag erspart. Ulrich hat uns gestern,
wie schon oefter, aus Duisburg mit einem Wetterbericht per Email versorgt.
Vielleicht hat er ja heute einen besseren fuer uns.13.09.02, ausgerechnet
auch noch Freitag, 16:18 UTC, Position N 40°51,8 W008°49,2, leichter Wind
aus SW Kurs 190°
Heute sind wir aus Leixoes ausgelaufen mit dem Ziel Cascais vor der
Flussmuendung von Lissabon. Distanz noch 141 SM. Von Leixoes aus, haben
wir mit dem Bus Porto besucht. Eine sehr schoene Stadt mit vielen alten
Haeusern. Hier wurde ja auch nichts weggebombt. Die Stadt liegt
wunderschoen mit ihren Bergen am Fluß. Man koennte meinen, an der Loreley
zu sein. Der Portwein hat hier ja auch seinen Ursprung. Leider ist Leixoes
nicht ganz so schoen. Ein Industriehafen und der Yachthafen scheint die
Kloake der Stadt zu sein, mit dem entsprechenden Geruch. Eigentlich
wollten wir schon gestern auslaufen, war aber eigentlich kein Wind. Dafuer
steht ein ordentlicher westlicher Schwell auf der Kueste, der wohl von
einem Tiefdruckgebiet über dem Atlantik verursacht wird. Dafuer habe ich,
na, nennen wir ihn Kurt, kennengelernt. Der stammt aus Krefeld, ist schon
weit ueber 10 Jahre ueberwiegend allein unterwegs, hat auch die Erde
umrundet. Kommt auch gerade mit seinem Schiff aus der Heimat und will
jetzt die naechsten Jahr
 

16.09.02 Nazare
Das war wohl nichts mit Cascais und einem besseren Wetterbericht von
Ulrich. Der Wetterbericht kam und sprach von Windstaerke 7 in Boeen bis 9
gegenan. Um etwa 17:00 Uhr habe ich ihn empfangen. Wir waren ziemlich
genau auf der Breite von Nazare und haben auch direkt auf dem eigenen Kiel
in diese Richtung gedreht. Das war auch gut so. Heute weht es immer noch
ordentlich und wir sind froh, im Hafen zu liegen. In der Daemmerung hatten
wir etwa eine Distanz von 3 Meilen zum Hafen und sahen die Kueste immer
noch nicht. Ziemlich diesig und einen ordentlichen Schwell von 2 bis 3
Metern von hinten. Zwischendurch regnete es noch in Stroemen. Kurzfristig
tauchte dann die Kueste auf und verschwand gleich wieder in den Wolken.
Aber immerhin konnten wir den Ort erkennen. Dank GPS und Wegepunkt fanden
wir auch die Hafeneinfahrt. Leider sehr schmal und das bei dem Schwell.
Wir kamen aber problemlos in den Hafen. Der war zwar voll, aber wir
konnten bei einem groesseren schwedischen Segler laengsseits gehen. Im
Gegensatz zuvon der Kloake im Hafen. Ja, man soll kein Fettnaepfchen
auslassen, Leixoes ist die Heimatstadt meines Polizisten, auf die er sehr
stolz war. Anschließend wurde ich noch zur Security geschickt. Dort wurden
die gleichen Daten noch einmal aufgenommen und ich erhielt sogar einen
Schluessel fuer die Dusche und eine Magnetkarte fuer den staendig
verschlossenen Steg. Der Hafen muss wohl eine Festung sein.
Am helllichten Tag sieht die Stadt sehr schoen aus und erinnert diesmal an
Helgoland mit Unter- und Oberstadt. Es faehrt sogar eine Bergbahn auf
Schienen vom Drahtseil gezogen in die Oberstadt. Auch der Tourismus ist
aehnlich Helgoland. Nur reichlich Autoverkehr gibt es hier. Erstmals gibt
es sogar deutsche Speisekarten.
Vorhin riet mir der Hafenmeister, bloss nicht nach Lissabon zu segeln.
Alle Haefen sind ueberfuellt. Am bessten sei es, direkt von hier nach
Madeira zu segeln, weil die Windrichtung auch von hier die guenstigste
sei. Jetzt bin ich wieder mal total verwirrt. Erst mal drueber schlafen
und beraten.
Unsere Crew hat sich auch verkleinert. Friedhelm hat uns verlassen. Im
Hafen zwar gut, aber auf See haben wir uns nicht so gut verstanden. In
Lissabon wollte ich eh eine Trennung vorschlagen. Jetzt ist er mir
zuvorgekommen. Hat mir aber zum Abschied noch eine Flasche Brandy
geschenkt.
 

21.09.02 immer noch in Nazare
Es ist ja schoen hier und der Vorplatz vom Hafen, bei der Ankunft von der
Sonne braungebrannt wird jetzt schon gruen. Das Gras waechst deutlich
sichtbar. Das heisst, taeglich Regen. Aber eigentlich wollten wir gar
nicht hierhin und die Heuernte wollen wir auch nicht abwarten. Es gibt
auch kilometerlange, menschenleere Sandstraende. Ich glaube nur der
Sandstrand direkt vor der Promenade wird als Strand von den Leuten
genutzt. Taeglich planen wir die Weiterreise und genauso oft verschieben
wir sie. Aber morgen, vielleicht... Auch hier gibt es interessante Leute.
Angefangen beim Hafenmeister, einem Englaender, der dem Originalbutler von
"Dinner vor one" nicht nur taeuschend aehnlich sieht, sondern auch so
spricht. Da soll man ernst bleiben, wenn er einem die neusten Wetterinfos
erklaert. Oder der Musiker, der seit vier Wochen hier eine Kneipe
aufgemacht hat und jetzt mit einer englischen Filmgesellschaft ueber
Filmrechte ueber das Leben seines Vaters, auch Musiker, verhandelt.
 

26.09.02 Cascais, nicht mehr Nazare
Am 22.09., Sonntag mittag sind wir endlich ausgelaufen und haben am Montag
um 10:00 UTC in Cascais festgemacht. Auf meinen Rat hin, hatte sich Gudrun
Tabletten gegen Seekrankheit gekauft. Die haben sogar was genutzt. Die
Puetz (der Eimer) wurde nicht mehr so oft benutzt. Heute ist sie ENDLICH
abgereist. Dafuer kommt am Samstag Detlev, ein Freund von Klaus fuer eine
Woche an Bord. Den habe ich schon vor unserer Abreise in Neustadt
kennengelernt. Und fuer Montag hat Look, der Hollaender, der fuer laenger
Zeit an Bord kommen will, seinen Flug nach Lissabon gebucht. Da bin ich
mal gespannt.
Cascais hat einen guten aber sehr teuren Hafen und eine gute Anbindung
nach Lissabon mit dem Zug. In 30 Minuten ist man in der Stadtmitte. Mehr
faellt mir im Moment nicht ein. Also, dann bis dann.
 

01.10.02 Sesimbra
Haben 18:31 UTC in Sesimbra festgemacht. Das waren 26 Meilen mit raumen
Wind. Endlich mal wieder NW. In Lissabon hatten wir noch einen
amerikanischen Flugzeugtraeger getroffen. Die Besatzung war sich nicht
sicher, sie glaubten aber es geht Richtung Irak.
Inzwischen sind Detlev und Look an Bord. Beide kamen puenktlich an. Das
klappt schon besser. Look scheint in der Tat ein Reisender zu sein, sehr
sympathisch, ist direkt aus Athen eingeflogen und hat heute gleich nach
dem Anleger fuer uns gekocht. Spagetti mit Tunfischtomatensosse und noch
allerhand da drin. War super. Hoffentlich geht es so weiter.
 

03.10.02 Oktoberfest in Sesimbra
waehrend ich die letzten Zeilen schrieb, fanden meine Leute in Sesimbra
eine koelner Kneipe und dort wird Oktoberfest gefeiert. Das blieb
allerdings nicht ohne Folgen. Nicht nur, dass hier unser Aufenthalt
verlaengert wird, leider haben wir jetzt auch einen Verletzten. Look
verlor auf dem Heimweg seine Jacke. Sie viel ueber eine Mauer und Look
sprang hinterher. Es ging allerdings fast 3 Meter tief. Jetzt hat Look
seine Jacke wieder und ein verstauchtes Knie. Aber er ist hart im Nehmen.
Gestern sind wir natuerlich auch wieder in der Kneipe gelandet. Peter, der
Wirt und ich stellten fest, dass wir gemeinsame Bekannte im Portzer
Tauchclub haben. Yvonne, die Tochter des Hauses und Seeyou, die
Lebenspartnerin von Peter waren auch sehr nett. Seeyou, so klang zumindest
ihr Name und darauf hoerte sie auch, ist ein nettes braunes Maedel von den
Kapverden. Jedenfalls haben wir irgendwann heute morgen die Kneipe
zugemacht und sind noch alle an Bord gelandet. War in jedem Fall ein
schoener Abend.


05.10.02 15:00 UTC Position N38°06 W008°58,7 Geschwindigkeit 4,5 Kn, Wind
NW 3, sonnig und warm
Wir sind wieder unterwegs Richtung Sines mit geaendeter Crew. Wir sind nur
noch zu zweit, Look und ich. Klaus und Detlev gefiel es in Sesimbra so
gut, sie sind gestern gleich ausgestiegen. Detlev fliegt heute sowieso
nach Hause und Klaus bleibt noch eine Weile. Dafuer moechte Peter, der
Kneipenwirt demnaechst an Bord kommen. Eigentlich sollte seine Kneipe
schon verkauft sein, aber der Kaeufer ist wohl in finanzielle
Schwierigkeiten geraten und kann die Restsumme im Moment nicht zahlen.
Wenn alles geregelt ist, will Peter eine Weile mitfahren. Mal sehen, was
daraus wird. Auf jeden Fall kocht Look gut und gerne. Schon mal sehr viel
wert. Deswegen haengt auch die Angel wieder im Wasser. Als vorhin Delfine
vorbeikamen, habe ich sie sicherheitshalber reingeholt.


11.10.02 Sines
Haben gerade die zweitaegigen Arbeiten am Motor abgeschlossen. Leider nicht ganz erfolgreich.
Aber ich denke, wir konnten den Oelverlust einschraenken und haben zumindest die Quelle gefunden.
Der Oelfilter bzw. sein Gehaeuse wollen das Oel nicht dem Motor reservieren. Durch anziehen von Schrauben, laeuft zumindest nichts erkennbares mehr vom Flansch des Gehaeuses. Aber das Oelfiltergehaeuse konnten wir
trotz Filterwechsel nicht ganz dicht bekommen. Da muessen wir wohl mal nach Ersatzteilen schauen.
Ansonsten werden wir jetzt Vorraete fuer die Ueberfahrt nach Madeira bunkern und auf besseren Wind warten.
Donnerstag hatten wir schon Oel und andere Teile fuer das Boot eingekauft. Dabei kamen wir in so was aehnliches wie einen Baumarkt. Hier erstanden wir u. a. einen Schlauch fuer die Lenzpumpe. Und fuer
Look war es ein Musikgeschaeft. Er verschwand schnell mit dem Verkaeufer zwischen dem umfangreichen Schlauchangebot und  man konnte aus den verschiedensten Ecken immer wieder sein Testen der
Instrumente (der Schlaeuche) hoeren. Er fand sein richtiges DIDGERIDOO (wie  schon erwaehnt das Instrument der Aboriginals, der australischen Ureinwohner), und ließ sich davon 1,5 m abschneiden.
Dann gings erst richtig los, nicht nur im Baumarkt, sondern auch unterwegs spielte er sein neues Instrument.
Nicht schlecht. Wir hatten viel Spass und an Bord holte er auch noch die entsprechenden CDs hervor.


23.10.02, 14:12 UTC, Position: N37°46 W 009°12. Kurs 230° Wind 2-3 West,
2/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3 kn Wir haben tatsaechlich den Absprung aus Sines geschafft.
Wurde auch Zeit. Die haben schon in den Strassen die Weihnachtsbeleuchtung aufgehaengt.
Das Sturmtief ist endlich weitergezogen und duerfte jetzt die Nordsee aufwuehlen.
Wir halten erst mal Kurs auf Madeira in 510 Meilen Entfernung. Duerfte eine Weile dauern, bis wir dort ankommen. Nach dem Wetterbericht sollen wir morgen schon wieder einen schwachen SW, also
Gegenwind haben. Dafuer ist aber erst mal kein Tief fuer uns in Sicht, sondern nur zwei schwache Hochdruckgebiete mit natuerlich wenig Wind. Ausgelaufen sind wir heute morgen um 07:50 Uhr.
Und draussen haben uns gleich die Delfine begruesst. Sehr freundlich. Die Duenung ist noch
bestimmt 2 bis 3 Meter hoch aber nicht unangenehm. Inzwischen erhalte ich fast jeden Tag eine
hervorragende persoenliche Wetterberatung von Intermar in Deutschland per Amateurfunk
auf dem 20 m Band. Hoffe, dass die guten Bedingungen noch eine Weile erhalten bleiben,
vor allem, weil der Ulrich noch auf Mallorca weilt. Er hatte mich bisher und ich hoffe auch noch
weiterhin bestens mit Wetterinfos aus dem Internet per Mail versorgt. Kurzfristig hatten wir noch
ein drittes Crewmitglied, Justin, ein Englaender. Der war aber nur etwa 10 Minuten mit seinem
Gepaeck auf der Ela. Als er hoerte, dass wir das Sturmtief noch einige Tage abwarten wollten,
verschwand er gleich wieder auf seinem alten Schiff. Die waren auf diesem englischen Segler von
11 m mit 7 Leuten zur Ausbildung und zur Ueberfuehrung unterwegs.


24.10.02, 10:34 UTC, Position N37°03,6 W009°48,9 Kurs 260° Wind 2-3 SW, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 2,8 kn. Noch 441 Meilen und Superwetter und ziemlich warm. Leider kommt der Wind gegenan und wir muessen kreuzen und die zu segelnde Strecke wird bestimmt  doppelt so lang.
Aber bei dem Wetter, einfach super. So stelle ich mir Blauwassersegeln vor.  Die Nacht war allerdings
nicht mit viel Schlaf gekroent. Teilweise kein Wind und dafuer viel Segelschlagen und da Look sich noch
nicht so auskennt, hat er mich, wie verlangt auch oefter geweckt. Z. B. zum Segelsetzen oder Kurseinstellen
oder auch wenn sich ein Schiff naeherte. Aber jetzt sieht man eigentlich kein Schiff mehr.
Die werden wohl in der Breite von Gibraltar wieder verschaerft auftauchen. Apropos auftauchen.
Habe vorhin, waehrend Look schlief, zwei Tunfische gefangen, meine ersten und inzwischen auch
schon ausgenommen. Look kam auf die glorreiche Idee, den Fisch zu filetieren. Ich hab's auch versucht,
leider sah das Fleisch dann eher aus, wie durch den Wolf gedreht. Aber schmecken wird es trotzdem.
Den zweiten habe ich dann lieber nicht filetiert. Look schwaermt schon von seinen Fischrezepten, wie roh zubereiten.
 

25.10.02, 10:16 UTC, Position N36°22 W010°12,4, Kurs 240° Wind  0, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,6 kn Noch 400 Meilen
 Habe mich gerade nach ca 6 Std. Flaute selbst ueberzeugt, die Maschine zu starten und die Batterien zu laden. Daher liegt im Moment der richtige Kurs mit der entsprochenen Geschwindigkeit an. Alles ist unbeschreiblich,
daher bin ich eigentlich schon fertig mit meinem Bericht. Ich versuche trotzdem was zu erzaehlen.
Die Nacht war sehr hell, bei fast Vollmond und man konnte den Himmel und das Meer geniessen.
Leider stoerte das Segelschlagen (da meist kein Wind) die Ruhe. In der Nacht habe ich das erste mal in der freien Natur Delfine springen sehen. Eigentlich nicht gesehen, mehr gehoert und das weisse Wasser beim Eintauchen  spritzen sehen. Der Tunfisch war und ist noch spitze. Als erstes bereitete Look den rohen Tunfisch zu. Sehr kleine und duenne Stueckchen mit Olivenoel, Salz, Pfeffer und Zwiebeln. Der zerging auf der Zunge.
Den zweiten Tun habe ich dann am Stueck gebraten, dazu Kartoffeln in Seewasser gekocht. War auch klasse. Ein drittes Rezept haben wir auch noch versucht. Aus meiner Erinnerung fiel mir noch eine rohe Zubereitung von Fischstuecken in Zitronensaft ein. Soll glaube ich ein paar Stunden lagern. Haben wir noch nicht gegessen, das liegt noch in der Kuehlbox. Hoffentlich reicht der Saft einer Zitrone. Mir kam es etwas wenig vor aber leider war eine Zitrone schon faul. Da waren es nur noch zwei und eine wollte Look noch verwahren. Da werden wir noch
einiges zu essen haben. Der Sonnenaufgang war auch wieder mal, wie oft, unbeschreiblich.
Ohne Wind wurde es sehr schnell sehr warm und ich konnte in der Plicht schwitzen. Gestern abend hatte ich auch noch meinen Wetterbericht von Intermar erhalten. So erfreulich die Vorhersage fuer die naechsten Tage auch war, so falsch war sie auch bisher. Von Flaute war nicht die Rede. Leider war die Sprechverbindung
auch nicht so gut. Ich konnte zwar alles hoeren, wurde aber von Klaus (DJ3CD) leider nicht verstanden.
Zum Glueck waren noch andere Yachten und Landstationen auf der Welle, die meine Position und Wetterwuensche an Klaus weiterleiteten. Aber jetzt wissen glaube ich bald alle aus der Wetterrunde,
dass ich die naechsten Tage noch unterwegs bin und selbst wenn man mich nicht hoert, wird wohl das Wetter fuer mich durchgegeben. Gestern erinnerte Beat, der mit seiner schweizer Yacht im Hafen auf Lanzarote liegt, den Klaus auch daran, dass ich vor der portugisischen Kueste unterwegs Richtung Madeira bin, ohne dass ich
mich vorher gemeldet hatte. Sehr beruhigend solche Kontakte. Bald wird mich hoffentlich auch
Ulrich wieder mit Wetterberichten aus dem Internet verwoehnen, wenn sein MallDann hoffe ich mal fuer die
naechsten Tage auf etwas mehr Wind. Weiter im nächsten Bericht
 

26.10.02, 12:15 UTC, Position N 35°53,9 W011°29,0, Kurs 255° Wind NE 4, 2/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,6 kn. Noch 335 Meilen 4. Tag auf See. Seit 8 Std. haben wir einen kraeftigeren Wind von hinten. Endlich kommen wir auch sichtbar voran. Unsere Breite liegt jetzt immerhin schon suedlich der Strasse von Gibraltar. Wetter ist weiterhin super. Der Wetterbericht von vorgestern war wirklich aufbauend, nur
stimmte er leider nicht. Gestern Abend bekam ich das Wetter von Juergen (DJ4IQ) von der Nordseekueste. Nachdem ich ihm meine Position mitgeteilt hatte, sagte er sofort: "Oh, mit Wind sieht es bei euch im Moment schlecht aus". Das hatten wir auch schon festgestellt  nach 8 Std. Flaute. Seine Prognose lautete dann bis Dienstag auch nicht viel Veraenderung. Nur fuer Samstag morgen sah er etwas Wind fuer uns. Damit hatte er recht, wie oben berichtet. Es blaest sogar jetzt noch und ich hoffe, noch ein bisschen laenger. Bei dem jetzigen Wind muessen wir noch etwa 3 Tage rechnen, aber betrachtet man die Prognosen, koennen es locker ein paar Tage mehr werden. Lassen wir uns ueberaschen. Na dann... Weiter im nächsten Bericht.


27.10.02, 10:00 UTC, Position N35°00,4 W012°59,6, Kurs 239° NE 5-6, 4/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,5 kn- Noch 243 Meilen
5. Tag auf See. Der gestrige Wetterbericht von Klaus (DJ3CD) haut bis jetzt hin. Im Gegensatz vom vorletzten Bericht mit den sehr schwachen Winden wurde uns diesmal NE-, ab heute morgen E- und spaeter wieder SE-Winde von 4-5 angekuendigt. Ich vermute, wir hatten sogar zeitweise 6. Denn wir laufen ausschliesslich vor der kleinen ausgebaumten Arbeitsfock bis zu 6 kn. Und das direkt auf das Ziel zu. Ausserdem brauchten wir sein gestern abend keine einzige Korrektur am Ruder vornehmen. Super. Nicht ganz so super ist die Duenung, die sich inzwischen auf bis 3 Meter aufgebaut hat. Das ist zwar kein Problem, nur die Ela rollt vor dem Wind fuerchterlich. Der Begriff "rollen" stammt bestimmt von "aus der Koje rollen". Nicht ganz so einfach, dabei zu schlafen. Wir haben aber trotzdem eine Topstimmung an Bord. Gestern abend gab es Pasta mit einer Tunfischsosse (Tunfisch aus der Dose) und davor zwei Schnitzel, weil die wegmuessen. Wir haben die Kuehlbox ausgeschaltet. Der Solarladeregler spielt verrueckt und droht staendig durch immer schnelleres rotes Blinken, alle Verbraucher (da gehoeren natuerlich auch alle Navigationsgeraete und die gesamte Beleuchtung dazu) abzuschalten wegen Unterspannung. Ich weiss nicht wie der darauf kommt. Die Akkus haben noch locker ueber 12 V. Trotzdem haben wir gestern abend sicherheitshalber noch eine Std. die Maschine zum laden laufen lassen. Hier ist jetzt wieder relativ viel Verkehr. Zwei bis fuenf Schiffe am Tag. Da faehrt man auf so einem grossen Meer und es treffen sich zwei Schiffe natuerlich mit genauem Kollisionskurs. Aber kein Problem. Hier weichen die Dampfer wenigstens aus. Im Kanal war das nicht immer so.
 

28.10.02, 12:05 UTC, Position N34°05,7 W 014°42,0, Kurs 180°, Wind SW 2, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3 kn. Noch 144 Meilen 6. Seetag. Was soll ich immer vom Wetter erzaehlen? Wird bestimmt langweilig. Ausserdem hatte ich gestern keine Funkverbindung nach Deutschland (DL). Meine Antenne ist ja immer noch nicht richtig abgestimmt. Ich hatte schon Probleme, eine digitale Funkverbindung zur schwedischen Station zu bekommen, die die Mails weiterleitet. Kann gut sein, dass ich mal nicht mehr senden kann. Immerhin konnte ich die meissten Stationen hoeren. U. A. erfuhr ich, dass Klaus und Johanna mit ihrer Ole Hoop ihren dritten Versuch ums Kap Hoorn zu kommen abgebrochen haben und erst mal wieder zu den Osterinseln segeln. Live habe ich die Gespraeche mit Klaus aus dem Pazifik auch einmal empfangen koennen, aber die Pazifikfunkrunde ist schon um 0645 UTC. Da schlafe ich meisst. Klaus und Johanna haben ein Buch geschrieben, in dem sie mir u. a. auch den Amateurfunk schmackhaft gemacht haben. Bin mal gespannt, ob es jetzt ein neues Buch wird. Aber Ueberraschung, der Ulrich ist wieder zu Hause und hat mir gleich den Wetterbericht aus dem Internet zugemailt. Das passte hervorragend. Jedenfalls wird der Wind wohl wieder deutlich schwaecher und das noch ziemlich von vorne, wie im Moment. Wir hofften schon morgen den Landfall machen zu koennen. Jetzt hoffen wir auf Mittwoch. Sonst nix neues im Suedwesten.
 

29.10.02, 11:33 UTC, Position N33°15,8 W 015°24,5, Kurs 165°, Wind SW 2-3, 2/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3 kn. Noch 85 Meilen
7. Seetag. Hinter uns kommt ein Segelschiff schnell auf. Eigentlich ist er wohl eher Motorbootfahrer, denn er scheint direkten Kurs auf Madeira zu halten und ist dabei noch ziemlich schnell. Ueberhaupt scheint es kaum noch Segler zu geben. Ich habe bisher noch keinen getroffen, der nicht bei einer Segelgeschwindigkeit von unter 2 bis 3 Knoten die Maschine mitarbeiten laesst, geschweige denn, wenn es gegenan geht oder bei Flaute. Langsam verstehe ich auch, warum die alle so schnell sind, wie sie immer erzaehlen. Wir benoetigen meisst die doppelte Zeit fuer die gleiche Strecke. Aber diese Nacht hatten wir mal fuer ca. 4 Stunden einen klasse Wind von 5 bis 6, der so gerade einen direkten Kurs zuliess. Mit dem Wind, haetten wir bestimmt diese Nacht oder morgenfrueh den Landfall machen koennen. Jetzt rechne ich eher mit Donnerstag. Mal sehen, wie der Wind wird. Der Wetterbericht aus DL war gestern auch, bis auf die 4 Stunden heute Nacht guenster als in der Realitaet. Ansonsten Superwetter, sehr warm, beste Laune.


30.10.02, 10:52 UTC, Position N32°41 W016°36 Kurs 256°, Wind NW 2, 2/8Bewoelkung,
Geschwindigkeit 5,5 kn. Noch 17,1 Meilen Land in Sicht!!! In der Nacht, und die ist sehr lang, naeherten
wir uns den Inseln. Bei Sonnenaufgang waren wir so dicht heran, das alle Inseln in Sichtweite waren.
Wieder mal ein atemberaubender Anblick, besonders bei aufgehender Sonne.
Der hoechste Berg Madeiras ist ueber 1800m hoch. Mit den Inseln sieht man eigentlich nur die Gipfel eines gigantischen Bergmassivs. Das Meer in unmittelbarer Naehe ist ueber 4000m tief. Zusammen also Berge von 6000m Hoehe. Ich bin mal gespannt, ob ich aus dem Hafen auch Funkverbindungen bekomme, um diesen Bericht senden zu koennen. Wir laufen gerade mitten durch diese Inseln und hoffen die neue Marina auf Madeira (Position unbekannt) zu finden. Ansonsten muessen wir in den alten Hafen von Funchal. Die Haefen sollen, vor allem um diese Zeit oft ueberfuellt sein. Wir werden sehen. Gestern wollte leider kein Tun unseren Speisplan bereichern, also musste eine Konservendose herhalten. Leider vermutlich portugiesisch beschriftet.
Erhitzt musste die ganze Dose werden. Nach dem oeffnen stellten wir fest, dass es kein komplettes Essen war, sondern nur Sauerkraut mit Wuerstchen und Kasslerstuecken. Zum Kartoffelkochen war es zu spaet.
Aber mit Kraecker ging es auch. Dazu noch einen vorher zubereiteten Krautsalat.
Das passte alles ueberhaupt nicht zusammen, machte aber satt. Gestern hatte ich wieder eine gute Funkverbindung nach DL. Eigentlich koennte man sich auf dieser Frequenz (14313) vor dem Wetter
der besser kurz danach mit den Funkfreunden von L 20, oder anderen, fuer ein QSO treffen.
Vielleicht meldet sich ja mal einer rein. Sollte ich nichts hoeren, sind auch Gruesse per QSP moeglich.
Wuerde mich sehr freuen, mal mit Duisburg live zu sprechen. Meisst bin ich mindestens 15 Minuten vorher QRV. Dann bin ich mal auf Madeira gespannt. Weiter im nächsten Bericht, Viele Grüße von der Ela PS:
12:55 UTC, Landfall Madeira, haben die neue Marina gefunden und festgemacht.


02.11.02 Madeira Fantastisch, diese Insel. Die Beschreibungen von Madeira treffen absolut zu und sind sicherlich bekannt. Dann brauche ich mich nicht mehr darueber auszulassen. Nach einer groben Beschreibung
in einer Zeitschrift haben wir tatsaechlich die neue Marine von Madeira auf Anhieb gefunden.
Sie hat ueber 200 Liegeplaetze. Die Einfahrt liegt direkt neben einem steil abfallenden Felsen und es ist schon ein
bisschen Mulmig, so nah neben den Felschen einzulaufen. Aber kein Problem. Etwas verwundert war ich doch. Der Hafen war nahezu leer. Ich konnte 16 Schiffe zaehlen aber dafuer einige Baumaschinen. Zweifelnd war die erste Frage, ob der Hafen ueberhaupt geoeffnet hat. Hatte er. Allerdings ist von der angekuendigten Peripherie noch nichts zu finden. Geschaefte, Gaststaetten, Pool und was weiss ich noch waren angekuendigt. Lediglich ein Hotel steht in der Naehe. Hier finden wir auch die Verwaltung, Duschen und Toilette. Der naechste Ort ist in
etwa 30 Minuten zu fuss zu erreichen. Aber ein Bus soll oefter fahren, aber nuimische Gaeste. Heute haben wir den Mietwagen  abgegeben und kommen nicht mehr hin. Unser Kombuese wurde wieder angeheizt.
Ohne Auto ist man in der Marina auch ziemlich aufgeschmissen. Dafuer liegt sie in einem Naturpark und sehr ruhig. Doch deutlich angenehmer als der ueberfuellte Hafen in Funchal, in dem man oft vor Anker liegen
muss. Dank Auto, haben wir auch einiges von der Insel gesehen. Sogar Bergwandern war ich, soweit es meine Sandalen zuliessen. Wir waren eigentlich auf Schwimmen eingestellt und hatten Taucherbrille und Flossen dabei. Aber eigentlich jede Strasse fuehrt ueber die Berge mit endlosen Aussichtspunkten. Look schonte sein immer noch schmerzendes Knie und ich wanderte los. Schwimmen kam am naechsten Tag. Aber klassische Straende gibt es hier wohl nicht. Habe jedenfalls keinen gesehen. Wegen den bleibenden Schmerzen im Knie von Look, immer noch die alte Verletzung von Sesimbra, suchten wir dann auch noch ein Hospital auf. Die Atmosphaere in der Aufnahme war eher bedrueckend. Aber die mediziInzwischen haben wir wieder Lebensmittel (einiges
teurer als auf dem Festland) und Diesel gebunkert, per Kanister. Die Tankstelle ist noch in bau. Muss alles noch verstaut werden. Den Petroleumkocher duerfen wir auch noch zerlegen und hoffentlich wieder in Betrieb setzen. Dann noch klar Schiff machen und ab dafuer. Das Wetter schein sich gut zu entwickeln. Heute hat sich ein
NE-Wind durchgesetzt und Ulrich hat auch fuer die naechsten Tage den Nordostpassat angekuendigt.
Vielleicht werfen wir Montag die Leinen los. Das Ziel ist immer noch nicht festgelegt. Wahrscheinlich Teneriffa. Gran Canaria ist wegen der ARC-Regatta wohl ueberfuellt. Und dann fliege ich wohl noch mal fuer 14 Tage nach Deutschland, Ersatzteile besorgen, Versicherung wechseln (Pantaenius, die Gangster, lassen mich haengen), usw.. Heute morgen habe ich beim tauchen nicht nur einen Schwarm Barrakudas im Hafen gesehen, sondern leider auch, dass sich meine nagelneue Zinkanode an der Schraube fast aufgeloest hat.


04.11.02, 15:21 UTC, Position: N32°24,0 W016°40,0, Kurs 171°, Wind NE 4, 5/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,3 kn. Noch 241 Meilen
Wir sind wieder seit heute Vormittag auf See Richtung Teneriffa. Gestern wollten wir noch Wasser im Hafen bunkern, leider gab es keins. Auf meine Rueckfrage im Hotel erhielt ich die Antwort, das koenne noch eine Woche dauern. Auf mein entsetztes Gesicht hin, rief der Portier den Koch, der mir dann immerhin 21 ltr. in Plastikflaschen abfuellte und mir stolz uebergab. Der 10 ltr. Kanister, den ich dabei hatte, wurde auch gefuellt. Ich wusste gar nicht wie schwer Wasser auf einer Strecke von etwa 500 m werden kann. So wird man zum Wassertraeger. Immerhin erliess man uns einen Tag Hafengebuer und gab uns noch mal etwas Strom
fuer 2 Euro. Der Ulrich und Intermar kuendigten mir gestern auch noch einen dauerhaften SE-Wind an. Klaus, von Intermar hatte sogar noch ein paar Beaufort mehr im Angebot. Wir werden sehen. Ein neues technisches Problem kuendigt sich auch an. Die Zinkanoden schmelzen dahin wie Eis. Die nagelneue Anode an meinem Drehfluegelpropeller hat schon ein Loch, so das Seewasser in das Getriebe des Propellers eindringen kann. Jetzt muss ich wohl erst mal versuchen, die Ela auf Teneriffa an Land zu kranen und die Anoden erneuern. Hoffentlich findet sich dort auch ein Fachmann, der die Ursache findet. Wir werden sehen.


05.11.02, 15:32 UTC, Position: N30°37,9 W016°21,0, Kurs 167°, Wind NE 5-6, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,0 kn. Noch 134 Meilen
Die Haelfte ist fast geschafft. Diesmal stimmte die vorhergesagte Windrichtung exakt, nur mit der Staerke lag der Klaus naeher dran. Wir kommen sehr gut voran. Sonst gibt es nichts neues, alles bestens an Bord. Hier ist auf dem Wasser auch nicht viel los. Letzte Nacht hatten wir zwei Segler gesichtet, die wohl auch die Kanaren als Ziel haben. Dann habe ich inzwischen unsere dritte Schildkroete entdeckt. Sehr freundliche Tiere,
alle winken uns zu.


06.11.02, 12:57 UTC, Position: N28°47,9 W016°03,1, Kurs 169°, Wind NE 5-6, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,7 kn. Noch 23,7 Meilen
Das ging flott. Eigentlich muesste Teneriffa schon in Sicht sein, man sieht aber nur Wolken. An Bord alles top. Noch einmal hatte Klaus mit der Windstaerke recht. Wir haben 5-6 und in Boeen 7-8. Seit Madeira segeln wir nur mit der kleinsten Fock, hatten aber oefter einer Geschwindigkeit von ueber 6 kn. War eigentlich nicht schlecht. Da waren sogar ein paar freundliche Wellen, die einen kurzen Blick in die Plicht geworfen haben. Die Wellen hatten nicht nur Schaumkronen, die fast waagerecht wegflogen, sie brachen auch schon und wenn uns eine solche Welle in der Breitseite traf, besuchte sie uns in der Plicht. Kam aber nicht oft vor. Das Segeln war nicht schlecht, nur in der Nacht, natuerlich in der Nacht, passierten wir die Ilhas Seivagens, winzige Inseln genau zwischen Madeira und den Kanaren. Der direkt Weg nach Gran Canaria fuer sogar genau zwischendurch, wird aber hoechstens tagsüber empfohlen. Nach Teneriffa hatten wir unseren Wegepunkt 10 Meilen westlich abgesetzt. Aber die Nacht war so dunkel, kein Mond.


O8.12.02 Santa Cruz, Teneriffa
Die Mailpause ist vorbei, genauso wie der Trip nach Duisburg. Ich war drei Wochen zu hause. Die Zeit war knapp um alles zu erledigen. Jetzt geht die Arbeit hier weiter. Kaum an Bord, fielen mir einige Roststellen auf. Der Kocher und sein Petroleumtank müssen  repariert werden, die neue Kurzwellenantenne müsste mit einigen
Messgeräten eingebaut werden. In die Mastspitze muss ich auch noch um die 3-Farbenlaterne zu besuchen. Dann muessen noch einige Lebensmittel gebunkert werden usw.. Hier wird auch noch die Crew verstaerkt.
Am Donnerstag fliegt der Patrick ein und will uns bis Ende Januar begleiten bevor er nach seinem abgeschlossenem Studium arbeiten geht. Look hat hier inzwischen eine Freundin (eine Chilenin) gefunden und
ist somit auch stark beschaeftigt. Wenn Patrick hier ist, wollen wir so schnell wie moeglich zu den Kapverden starten. Da wartet dann hoffentlich Sibille auf uns. Sibille ist letzte Woche mit einem anderen Segler auch von Teneriffa zu den Kapverden gestartet und muesste bald dort ankommen.


19.12.02, 11:45 UTC, Position: N28°20,9 W016°12,7, Kurs 142°, Wind NE 5-6, 1/8 Bewoelkung,
24 Grad Lufttemperatur, Geschwindigkeit 2,8 kn.
Noch 845 Meilen bis zum Ziel, wir segeln noch vor der Kueste von Tenerifa und koennen den Gipfel des schneebedecken Pico de Teide wunderbar in der Sonne sehen. Heute bei Sonnenaufgang ausgelaufen und
man kann sie auch deutlich sehen im Gegensatz zu den letzten Tagen. Da hatten wir zwei Sturmtiefs mit Windgeschwindigkeiten bis 120 km/h, viel Regen und viel Arbeit. Wind und Wellen kamen natuerlich direkt
in den Hafen. Wir haben nur den Verlust eines Fenders (dafuer haben wir zwei andere aufgefischt) und einiger Leinen zu beklagen. Anderen erging es schlimmer. Patrick brachte nicht nur viel und neuen Wind mit
sondern auch gleich eine menge Ideen, u. a. neuen Stauraum zu schaffen und somit noch mehr Arbeit, die sich aber gelohnt hat. Alles wurde neu gestaut (jetzt werde ich wohl gar nichts mehr finden) und wir haben eine Menge Platz geschaffen um die Unmengen an Vorraeten (sollen moeglichst bis in die Karibik reichen) verstauen zu koennen. Etwas Platz ist auch noch fuer Sibille uebriggeblieben, die auf den Kapverden auf uns wartet.


20.12.02, 10:38 UTC, Position: N27°49,7 W016°27,7, Kurs 213°, Wind NE 2-3, 2/8 Passatbewoelkung,
24 Grad Lufttemperatur, Geschwindigkeit 3,4 kn. Noch 810 Meilen bis zum Ziel, Tenerifa und der Gipfel des Pico de Teide sind immer noch zu sehen. Wir hatten ein sehr ruhige Nacht. Die meisste Zeit 0 Wind und eigentlich weniger Schwell als im Hafen. Leider konnten wir denselben fast noch sehen, zumindest hatten wir
einen schoenen Nachtblick auf Santa Cruz. Jetzt hat sich aber ein guter NE durchgesetzt und wir sehen Teneriffa langsam im Norden verschwinden. Look weckte uns froehlich mit dem vorbereiteten Fruehstueck und der Nachricht, beide Brenner vom Kocher sind ausgefallen. Das heisst, Fruehstueck OHNE KAFFEE und gleich noch den Kocher zerlegen. Das hatten wir natuerlich auch schon vor dem Start gemacht und endlich auf funktionierende Brenner gehofft. Immerhin, bis zum Abendessen mit Kartoffeln in Seewasser gekocht, gebratenem Fleisch und Knoblauchquark und anschliessend Tee hat er durchgehalten. Hauptsache wir segeln wieder und kommen vorwaerts und das bei bestem Wetter nur mit ausgebaumter Genua I. Die erhaltenen Wetterberichte versprechen auch fuer die naechten Tage noch gutes Wetter und ab 26 Grad Nord sogar noch etwas kraeftigeren Wind.


21.12.02, 12:00 UTC, Position: N26°53,1 W017°30,5, Kurs 217°, Wind NE 2-3, 2/8 Passatbewoelkung, Geschwindigkeit 4,1 kn. Noch 732  Meilen bis zum Ziel, Sonne und blaues Meer.
Gestern wir in der Tat der Tag des Kochers. Bis Sonnenuntergang bastelten Patrick und Look.
Nicht nur die Brenner, auch der Tank wurde ausgebaut und mit den Leitungen  gereinigt und gespuelt.
Immerhin, zwei Brenner tun es wieder und der dritte geht hoffentlich heute wieder in Betrieb.
Ursache vermutlich unsauberes Petroleum. Das Petroleum aus Cascais ist roetlich und hat gleichfarbige Spuren
in den Duesen hinterlassen und diese wohl zugesetzt. Das haben wir erst mal entfernt und wollten das Petroleum,
welches ich auf Teneriffa gekauft habe benutzen. Nach dem oeffnen der Flaschen roch dieses allerdings sehr verdaechtig nach Diesel. Wieder reingefallen. Zum Glueck ist noch meine Notreserve aus dem Tank fuer
die Heizung vorhanden. Damit hoffen wir erst mal weiterzukommen . Auf jeden Fall gab es heute zum Fruehstueck wieder Kaffee und Spiegeleier mit Speck. Und fuer heute abend ist Brotbacken geplant. Hoffentlich
ist das nicht zu optimistisch. Wir werden sehen.


22.12.02, 14:30 UTC, Position: N26°09,6 W016°06,1, Kurs 213°, Wind W 5, 2/8 Passatbewoelkung, Geschwindigkeit 5,0 kn. Noch 678  Meilen bis zum Ziel .
Fantastisch, das frisch gebackene Brot. Und dazu ging  sogar noch ein kleiner Tunfisch an die Angel.
Nur der Wind war die meisste Zeit sehr schwach oder gar nicht vorhanden. Aber dafuer haben wir
jetzt ordentlich Wind, allerdings aus dem Westen. Alle Vorhersagen sprachen von NE-Winden.
Vielleicht aendert sich die Richtung ja noch weiter, bis jetzt hat er schon etwas geraumt.
Kaum habe ich die Pinsel weggepackt, entdecke ich schon wieder neue und immer groessere Blasen
unter dem Lack. Ist nicht zu fassen. Ob der Lack insgesamt nicht mehr ok ist? Ist mir ein Raetsel.
Jedenfalls habe ich kaum noch Lack. Sonst alles bestens hier auf dem Atlantik. Vorhin haben wir das 
erste Schiff (ein Segler) nach drei Tagen gesichtet. Und die Delfine haben uns auch wiederentdeckt.
Man kann sich gar nicht vorstellen, dass bald Weihnachten ist. Aber trotzdem wuensche ich schon mal
sicherheitshalber allein ein frohes Fest, glueckliche Tage und alle Geschenke, die ihr euch gewuenscht habt.


23.12.02, 10:36 UTC, Position: N25°30, W018°30,3, Kurs 221°, Wind NE 1, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,6 kn. Noch 633 Meilen bis zum Ziel Seit einer Stunde laeuft die Maschine zum
Batterieladen und um auch mal vorwaerts zu kommen. Klaus, von Intermar erzaehlt jeden Tag,
dass der NE-Passat etwa 2 Grad suedlich von uns beginnt. Zuerst sollte er bei 26 ° Nord beginnen,
dann bei 24° hoffentlich jetzt nicht bei 22°. Der schein vor uns wegzulaufen. Aber wir erwischen ihn noch.
Dann soll der kraeftige raume Wind bis zu den Kapverden durchstehen. Langsam wird es immer waermer,
um nicht zu sagen heiss. Gestern hatten wir den geangelten Tunfisch als Kapatcho oder wie das heisst als
Vorspeise. Roh, in kleine Stueckchen geschnitten, mit Zwiebeln, Olivenoel, Pfeffer und Salz. Einfach klasse. Patrick hat sich auch noch als Meisterkoch qualifiziert. Jetzt kochen Look und Patrick um die Wette
und alles ist spitzenklasse. Mir gefaellts. Vielleicht kann ich auch noch mal irgendwann meine Bratkartoffeln dazwischenschieben. Das Angebot ist so reichhaltig und vielfaeltig, da passen meine Bratkartoffeln scheinbar nicht mehr rein. Weihnachtsmenues werden auch schon geplant. Diese Nacht ließen sich insgesamt drei Schiffe bzw. deren Lichter sehen. Jetzt ist keins mehr zu sehen. Die sind wohl alle schneller als wir. Noch mal sende ich meine besten Wuensche zu Weihnachten, keine Sorge, spätestens morgen das letzte Mal.


24.12.02, 12:09 UTC, Position: N24°01,3 W019°46,0, Kurs 209°, Wind NE 5, keine Bewoelkung, Geschwindigkeit 6,0 kn. Noch 521 Meilen bis zum Ziel. Puenktlich in der Nacht zum Heiligen Abend wurde uns der NE-Passat mit Windstaerke 5 geschenkt. Endlich ist eine sehr gute Geschwindigkeit moeglich und das bis zum Ziel? Dazu bekamen wir noch die erste Hochrechnung fuer die Ankunft bei dieser Geschwindigkeit am Samstag. Es geht noch weiter. Zum Fruehstueck gab es eine Tortilla vom Feinsten. Eine Flasche Sekt ist auch schon kaltgestellt. Nachteil: durch den raumen Wind mit entsprechenden Wellen von hinten rollt die Ela fuerchterlich. Aber Patrick ließ sich nicht davon abhalten, die Tortilla zu backen. Alle Taetigkeiten an Bord werden jetzt viel anstrengender, einschliesslich schlafen, Mails tippen und unserer geplantes Festessen heute abend. Wir werden sehen. Die Vorfreude ist schon gross. Patrick hat wie ich, auch Geschenke zum auspacken mit. Zum letzten mal wuensche ich allen ein frohes Fest und glueckliche Tage.


25.12.02, 12:41 UTC, Position: N22°19,9 W020°59,8, Kurs 220°, Wind NE 3-4, keine Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,1 kn. Noch 399 Meilen bis zum Ziel
War nicht schlecht, aber doch mit einem komischen Gefuehl im Bauch, der Heilige Abend. Zum Abendessen zauberte uns Patrick eine Mousaka mit einem riesen Aufwand. Dazu gab es ein gute Flasche Rotwein und zum Schluss noch eine Flasche Sekt. Zu diesem Anlass leuchtete uns dann auch in der Messe feierlich die Petroleumleuchte. Den Sekt genossen wir in der Plicht unter dem Sternenhimmel. Als Weihnachtsbaum diente der Mast mit der ausnahmsweise brennenden Topleuchte. Neptun und Rasmus wurden auch nicht vergessen und sie belohnten uns mit einer etwas ruhigeren See und zur Kroenung nicht nur mit einem schwachen Meeresleuchten sondern zusaetzlich blinkten handgrosse Stellen punktuell, vor allem im Kielwasser auf. So was habe ich noch nicht gesehen, ein irres Feuerwerk. Vielleicht waren das Quallen oder aehnliches. Weihnachtslieder hoerten wir auch auf der Deutschen Welle. Die Feier hatte auch eine Nachteil, ich hatte die Hundewache von 24.00 bis 04.00 Uhr und trat diese mit Kopfschmerzen an.
Aber jetzt ist wieder alles o.k.


26.12.02, 12:10 UTC, Position: N20°43,0 W022°11,0, Kurs 221°, Wind ENE 4-5, keine Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,8 kn. Noch 282 Meilen bis zum Ziel
Wir kommen jetzt sehr gut vorwaerts. Hoffentlich kommen wir nicht Samstag Nacht an, so dass wir bis zum naechsten Morgen warten muessen. Gestern schenkte uns Neptun noch 3 kleine Tunfische. Herzlichen Dank, diesmal gebraten, kamen sie auch gut an. Das Problem mit dem Kocher scheinen wir jetzt im Griff zu haben, solange das Petroleum noch reicht. Dafuer gibt es gleich einige neue Probleme. An der Windfahnensteuerung rappelt etwas, immerhin funktioniert sie noch und haelt hoffentlich durch. Die Stromversorgung gibt auch Raetsel auf. Wir haben den Kuehlschrank schon abgeschaltet, trotzdem scheint die Windmuehle keinen Strom zu liefern. Und, eigentlich sollte die Crew ja erst auf den Kapverden mit Sibille aufgestockt werden, wir haben aber jetzt schon blinde Passagiere entdeckt. Die muessen sich auf Teneriffa eingeschlichen haben. KAKERLAKEN.
Zwei konnten wir schon dingfest machen und haben sie ohne Ruecksicht auf die Genfer Konvention entsorgt.
Ich fuerchte, die wollen uns noch eine Weile begleiten.


27.12.02, 12:09 UTC, Position: N19°00,5 W023°23,4, Kurs 221°, Wind ENE 6, keine Bewoelkung, Geschwindigkeit 6,2 kn. Noch 159 Meilen bis zum Ziel
Der Landfall auf der Insel Sao Vicente vor der Stadt Mindelo rueckt langsam in greifbare Naehe. Mit der derzeitigen Geschwindigkeit koennten wir es noch vor dem Dunkelwerden am Samstag Abend schaffen. Ansonsten besteht uns wohl eine lange Nacht des Wartens auf See bevor, denn der Mond geht erst gegen 2 oder 3 Uhr auf und ist stark abnehmend. Wir wissen nicht ob man etwas erkennen kann und im Dunkeln in ein Ankerfeld einlaufen ist glaube ich ganz schoen prickelnd. Wir werden sehen oder auch nichts. Die Stromversorgung haelt sich im Moment einigermassen auf gleichen Niveau und die Windfahnensteuern arbeitet auch noch einwandfrei. Die Qualitaet der Kueche hat angesichts der kraeftigeren Windes mit dem dazugehoerigen Seegang von hinten und dem ordentlichen Rollen der Ela etwas nachgelassen, genauso wie der Schlaf, aber wir fuehlen uns sehr wohl, haben Spass und freuen uns auf den bevorstehenden Landfall.


29.12.02  Mindelo, Sao Vicente, Kapverden
Gestern konnten wir gegen 17:00 Uhr UTC (Ortszeit 16:00) in der Bucht vor Mindelo den Anker auf sicheren Grund fallen lassen. Auch die letzte Teilstrecke hatten wir guten Wind und kamen deutlich vor Sonnenuntergang an. Das Ankerfeld ist ganz schoen belegt mit Yachten. Es sind auch einige deutsche Yachten hier.
 Das Einklarieren war nicht so einfach, weil eigentlich alles geschlossen ist und das auch bis zum naechsten Jahr. Jedenfalls haben wir die Q-Flagge gesetzt. Allerdings, wie ich heute erfahren habe unter der falschen Saling. Nach einigem Suchen konnten wir dann auf einer Polizeistation einklarieren. Nur zur Emigration muessen wir noch unbedingt. Hoffentlich hat die am Montag auf. Die Formalitaeten sollten unbedingt eingehalten werden, das wird fast ueberall ziemlich eng gesehen. In der letzten Nacht auf See, natuerlich in meiner Wache, bekam ich wieder mal einen ordentlichen Schreck. Ich war gerade im Salon, als es an Deck laut klatschte und fuerchterlich Knisterte. Was ist jetzt wieder kaputt, war mein erster Gedanke. Ich klettere in die Plicht und etwas fliegt an meinem Kopf vorbei auf den Boden und flattert. Schon wieder ein erschoepfter Vogel denke ich und leuchte unter meine Stufe vor dem Ruder. Das Knistern kam von Plastiktueten, die sich dort versteckt hielten.
Darauf flatterte kein Vogel sondern unser erster Fliegender Fisch. Vier Stueck davon verwechselten die Ela als Landepiste und liessen dort ihr Leben. Die Biester koennen tatsaechlich richtig ganze Strecken fliegen, aehnlich wie Libellen. Tagsueber konnten wir dann auch noch einige fliegen sehen. Die Kapverden sind sehr arme Inseln. Besonders in Mindelo wird auch ziemlich aggressiv gebettelt und bei jeder Gelegenheit beschissen. Fast alle Waren muessen eingefuehrt werden und sind entsprechend teuer. Wir muessen auch vor Diebstaehlen auf der Hut sein und auf Dingi und Boot aufpassen, was nicht immer moeglich ist. Am Dingianleger halten sich Jugendliche auf, die fuer das Bewachen des Dingis bescheidene 500 Escudos (ca 5 Euros) verlangen.
Leider funktioniert das Handy hier nicht. Kein Netz zu bekommen. Wie ich jetzt erfahren habe funktioniert ausschliesslich D2. Sibille, so hatten wir vereinbart, erwartet uns am Hafen beim Einlaufen, wenn wir Ihr vorher den Ankunftzeitpunkt per SMS uebermitteln. Das war nicht moeglich, also auch keine Sibille. Nachdem wir das Dingi zusammengebaut hatten, gings an Land zum Einklarieren und in das naechste Telefoncenter um Sibille anzurufen. Ich beschrieb ihr die Ela und wo sie liegt und sie fragte, ob die Fock noch so komisch an der Reling angeschlagen sei. Sie stand gerade an der Mole und suchte nach uns. Da wir keine Escudos hatten, lud sie uns freundlicher Weise zu einem kalten Bier im Club Nautico ein. Unser Kuehlschrank ist ja seit einigen Tagen wegen Strommangel aus. Da schmeckt ein kaltes Bier besonders gut bei der Hitze hier.


31.12.02 Mindelo
An alle nicht nur viele Gruesse sondern auch einen Guten Rutsch ins Neue Jahr mit den besten Wuenschen dazu.


01.01.03 Mindelo, Sao Vicente. Frohes Neues Jahr
Der Jahreswechsel war beeindruckend und natuerlich ganz anders als in Deutschland. Hier versammelt sich alles vor 24:00 Uhr auf der  Strasse. Ein Volksauflauf am Hafen, wie beim Rosenmontagszug. Ein lueckenloser
Autokorso mit jubelnden Leuten in beiden Fahrtrichtungen der Strasse am Hafen. Das Feuerwerk besteht
zu 99 Prozent aus Seenotraketen, Seenothandfackeln und alles andere, was die Jungs von den Yachten und
Schiffen eingesammelt haben. Leider schiessen sie nicht nur senkrecht sondern auch schraeg ueber den Hafen,
so dass die Fallschirmraketen gelegentlich brennend in den Hafen oder auch an Land stuerzen. Viele Leute toben im Wasser herum und wenn sie eine Handfackel dazubekommen, gibt das ein eindrucksvolles Bild von den tobenden, spritzenden Leuten im roten Fackellicht. Alles ist super drauf und bester Laune. Heute abend wollen wir auslaufen zu einer benachbarten Insel Sao Nicolau, etwa 60 Seemeilen weit und uns dort umschauen.


04.01.03 Tarrafal, Sao Nicolau
Hat gut geklappt mit der Ueberfahrt nach Sao Nicolau. Diese Insel sieht um einiges besser aus als Sao Vicente und soll die schoenste sein, darf man den Aussagen vom TO-Stuetzpunktleiter Henny Kuesters glauben schenken. Es gibt wieder Neuigkeiten von Bord und der Crew. Kurz nach dem Ankerfall vor Tarrafal eroeffnet mir Look, dass es ihn wieder von Bord zieht in Richtung Teneriffa. Ziemlich ueberstuerzt gehen wir an Land und suchen nach dem Einklarieren, den Henny auf, der mit vielen Ratschlaegen Look die Abreise ermoeglichen moechte. Gleichzeitig gibt er uns Tipps fuer eine schoene Wandertour. Die Abreise von hier ist nicht so einfach. Es gelingt Henny, ein Flugticket zur Insel Sal (mit dem einzigen internationalen Flughafen) zu reservieren.
Die gerade im Hafen liegende Faehre versucht er ueber Funk zu erreichen. Es meldet sich keiner und sie soll sowieso jeden Moment ablegen. Wir gehen erst mal wieder an Bord und bereiten unser Abendessen vor.
Beim Landfall schenke uns eine Deutsche Jacht reichlich Tunfischfiles. Sie hatten zu viel Erfolg beim Angeln. Dazu gibt es eine Gemuesepfanne mit dem Gemuese, welches dringend weg muss. Waehrend der  Essensvorbereitungen faellt uns auf, dass die Faehre immer noch im Hafen liegt. Am naechsten Morgen fruehstuecken wir erst mal mit reduzierter Crew bei Henny und brechen dann mit einem Aluguer
(ein Pickup mit Sitzbaenken auf der Ladeflaeche) zu unserer Tour zum hoechsten Berg der Insel auf.
Nach dem ersten Bergpass wird die Wuestenvulkanlandschaft ploetzlich gruen. Henny hatte das zwar
erzaehlt, man konnte es aber kaum glauben, denn an der Kueste sieht die Landschaft sehr gebirgig und trostlos trocken aus. In der Tat finden wir die versprochenen Waelder, Kokospalmen Papayas sogar einige
Kuehe und eine Menge mehr. Nicht nur die die Maedels sehen toll aus, alle sind superfreundlich und gruessen und winken begeistert. Das Aluguer bringt uns soweit moeglich hoch und wir erklimmen den Berg mit
ueber 1300 m Hoehe. Wir werden mit einer tollen Aussicht belohnt und koennen sogar die Ela vor Anker erkennen. Dann geht es ueber Pfade mehrere Stunden bergab durch die tolle Landschaft bis zur Inselhauptstadt, die ein groesseres Dorf ist. Hier ordern wir wieder ein Aluguer Richtung Tarrafal. Der Kleinbus, in Deutschland fuer max 9 Personen zugelassen wird auf der Fahrt mit bis zu 18 Personen und einigem Gepaeck beladen.
Nach drei Dorfrunden, die jedesmal wieder am gleichen Marktplatz enden, geht es erst mal zur anderen Seite der Insel und nach und nach verlassen einige Leute das Aluguer. Manchmal steigen auch wieder einige zu.
Eine interessante Inselrundfahrt. Wir sind die letzten Fahrgaeste, die in Tarrafal aussteigen. Dann geht es
zum Abendessen zu Henny, nicht nur zum Duschen. Der beste Koch der Insel, den er u. a. selbst ausgebildet hat, kocht fuer uns. Natuerlich Tunfisch mit Kartoffeln, Reis und einer roten, scharfen Sosse. Wir wollen noch einen Tag bleiben und morgen wahrscheinlich Richtung Karibik auslaufen. Uebrigens, das Telefonieren ist hier nicht einfach und sehr teuer. Handys funktionieren ausschliesslich mit D2-Netz und ueber das Festnetz kostet es etwa 5 Euro pro Minute.


06.01.03, 13:30 UTC, Position: N16°27,9 W025°53,2, Kurs 272°, Wind NNE 4-5, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,3 kn. Noch 1964 Meilen bis zum Ziel
Wir sind wieder unterwegs. Diesmal eine etwas laengere Etappe von 2053 Meilen. Das Ziel haben wir kurzfristig geaendert. Jetzt liegt Barbados an. Nach einigen Verzoegerungen sind wir erst gestern Nachmittag gegen 17:00 Uhr ausgelaufen. Es hat ganz schoen geblasen. Wir haben dann sogar die Sturmfock gesetzt und konnten dann einigermassen in "Ruhe" unser Curryhuhn mit Reis essen. Am Vortag hatte Patrick zum Glueck zu reichlich gekocht. Leider aendert sich im Moment der Wind immer noch alle paar Minuten in Staerke und Richtung, so dass keine Langeweile aufkommt. Da wir gerade noch etwas suedlich von der westlichsten Kapverdeninsel liegen, vermuten wir, dass diese die Windaenderungen verursacht und hoffen in ein paar Meilen etwas bequemer Segeln zu koennen. Noch mal leider funktionierte in der Nacht unsere Dreifarbenlaterne im Top nicht. Da musste die anderen Positionslichter mal leuchten, die nicht so weit gesehen werden koennen, da niedriger, dafuer aber dreimal soviel Strom brauchen . Jetzt hoffe ich, dass ich diese und die naechsten Mails auch herausbekomme. Hatte auf den Kapverden wenn ueberhaupt, sehr schlechte Verbindungen, dass ich bis jetzt auch nur einen Teil der Neujahrswuensche und immerhin auch einen Wetterbericht von Ulrich empfangen konnte. Werde mich ab jetzt etwas kurz fassen, bis ich weiss, wie und ob eine Verbindung moeglich ist.


07.01.03, 3. Seetag, 11:38 UTC, Position: N16°19,4 W027°57,2, Kurs 267°, Wind NNE 5, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 6,1 kn. Noch 1845 Meilen bis zum Ziel
Die letzten Mails sind gestern rausgegangen und der Eingang hat auch geklappt. Dirks Wetterbericht war auch dabei. Gestern funktioniert auch die Sprechverbindung zu Intermar in Deutschland. Von dort wurde mir auch bestaetigt, die ganze naechste Woche bester Passatwind aus N bis NE. In der Kombuese werden jetzt fleissig alle Frischgemuese verbraucht. Die halten hoechstens noch ein bis zwei Tage. Dann haben wir noch einen Sack von Zwiebeln, gruene Tomaten und Bananen. Gestern gab es Moehren mit Speck und einer riesigen Kartoffel von Teneriffa, die sich als Suesskartoffel herausstellte. Das ganze hollaendisch von Sibille zubereitet und angedickt mit Kartoffelbrei. Dazu Krautsalat. An Bord ist alles bestens und das Schlafen geht jetzt auch besser.


08.01.03, 4. Seetag, 10:32 UTC, Position: N16°13,5 W030°10,3, Kurs 275°, Wind ENE 5, 2/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,5 kn. Noch 1717 Meilen bis zum Ziel
Gestern hatten wir noch einen ordentlichen Biss an der Angel. Ein aufspulen der Angelschnur war wegen dem Zug nur mit Einholen per Hand moeglich. War wohl ein dicker Fisch, der nicht an Bord aber auch nicht auf den Koeder verzichten wollte. Wir waren da anderer Meinung aber der Fisch bestand auf dem Recht des Staerkeren und gewann. Heute haengt eine wesentlich staerkere Schnur draussen. Es ist einfach traumhaft, bei dem klassischen Passat ueber den Atlantik zu segeln (warm, sonnig, windig, wellig, blauer Himmel, blaues Wasser) und es soll mindestens eine Woche noch so bleiben nach den Wetterberichten. Das Schiff faehrt praktisch alleine und wir muessen uns nur festhalten. Wir haben seit dem Auslaufen noch nicht ein Schiff gesichtet. Mit dem Festhalten ist das manchmal so eine Sache. Heute morgen beim Fruehstueck oeffnete ich das Honigglas und hatte folglich in einer Hand das Glas in der anderen den Deckel und im Auge meinen Teller, die Schuessel mit den Tomaten und Zwiebeln, die Schale mit den Broetchen sowie meine Kaffeetasse. Darauf hatte natuerlich eine besonders grosse Welle nur gewartet, hatte aber nicht mit der Geschicklichkeit der Broetchenschale gerechnet. Die Schale flog mit Salto den Niedergang hinunter in den Salon und landete wieder aufrecht auf einem Segelsack. Die Broetchen folgten etwas langsamer und landeten wieder in der Schale. Eine sportlich, artistische Einlage,
bei der Delfine haben sich auch noch nicht sehen lassen. Lediglich eine Seeschwalbe begleitet uns seit drei Tagen und immer wieder tauchen Fliegende Fische auf. Mit dem Tauchen auf den Kapverden habe ich wohl etwas verpasst. Sibille ist ja auf der Sir Robert eine Weile dort gesegelt, die Taucher staendig von einem Tauchplatz zum naechsten fahren. Die waren wohl ausnahmslos begeistert ueber die Fische wie verschiedene Haie, Mantas, Wracks und was weiss ich noch alles. Mein einziger Schnorcheltauchgang war am Ankerplatz um die Logge freizukratzen. Der gute Ankergrund bestand ueberwiegend aus rotem vulkanischem Schlamm, der die Sicht in Bodennaehe doch sehr einschraenkte. In der Karibik habe ich hoffentlich etwas mehr Zeit dazu.


09.01.03, 5. Seetag, 11:53 UTC, Position: N16°06,8 W032°27,0, Kurs 263°, Wind ENE 4, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,2 kn. Noch 1596 Meilen bis zum Ziel
Hatten gestern den ersten Angelerfolg mit unserem neuen Angelsystem. Einfach eine dicke Angelschnur ueber einen Gummizug gefedert angebunden und ueber die Winsch gefuehrt. Wenn einer anbeisst, klickt die Winsch. Diesmal kein Tun sondern Sibille meint ein Dolfinfisch. Ist ein ziemlich bunter Fisch mit einer langen Schwanzflosse wie eine Pfeilspitze. Die buntschillernde Farbe verging und er wurde sehr schnell blass, als er uns an Bord in die Augen schaute. Eine Stunde spaeter war er auch schon verspeist. Sehr leckeres weisses Fleisch. Gerade haben wir noch so einen gefangen. Der wird eine willkommene Beilage zum geplanten Nudelsalat. Im Moment kocht Sibille Vanillepudding, mal was ganz anderes. Es entsteht wohl der Eindruck, hier wird nur gespeist, wie ich gehoert habe. Dem ist nicht so, manchmal lesen oder schlafen wir auch.
Um 15:00 Uhr ging der zweite Fisch fuer heute an die Angel.


10.01.03, 6. Seetag, 12:13 UTC, Position: N15°42,3 W034°33,2, Kurs 267°, Wind ENE 4, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,3 kn. Noch 1472 Meilen bis zum Ziel
Und um die Sache abzurunden, ging abends puenktlich vor dem Abendessen noch ein dritter Dolfinfisch an den Haken. In muehevoller Kleinarbeit filetierte Patrik die Fische und zauberte mit Hilfe von Weisswein, Sahne, Pfeffer Salz, Zwiebeln, Reis und was weiss ich noch wieder mal ein irres Menue. Leider huepfte ein Teil davon aus meiner Schuessel, bevor ich mit dem Essen beginnen konnte. Erstaunlich, bis jetzt hatten wir immer noch keine Wiederholung beim Essen, Sibille und Patrik fallen immer neue Varianten, vorzugsweise asiatische ein. Heute sind zwischendurch vorwiegend Bananen dran. Die sind natuerlich alle gleichzeitig reif geworden. Es vermehren sich die Gedanken, auch die Fliegenden Fische, die wir jeden Morgen von Deck und diese Nacht sogar aus dem Bad wieder ihrem Element zurueckgeben, zum Essen zu verwerten. Die sollen gar nicht so schlecht schmecken wie sie riechen, wohl eine Menge Graeten haben. Mal was anderes. Ich wollte schon immer mal das Kreuz des Suedens sehen. Jetzt kann man es jede Nacht bewundern und gleichzeitig noch in der Gegenrichtung den Polarstern sehen. Dafuer haben wir immer noch kein Schiff gesehen, leider auch
keine Delfine mehr. Gestern Mittag war die Freude gross, als ich auf dem 15 m Band um 11 Uhr die Stimme
von Manfred rufen hoerte. Manfred hat mich wohl auch vernommen aber kaum verstanden. (Leider ist meine Antenne immer noch unveraendert.)  Ich glaube der automatische Antennentuner tut es nicht mehr. Vielleicht klappt es ja noch oefter. Der Wetterbericht ist weiterhin bis naechsten Mittwoch sehr positiv fuer uns.


11.01.03, 7. Seetag, 11:18 UTC, Position: N15°34,9 W036°34,3, Kurs 263°, Wind ENE 4, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,7 kn. Noch 1355 Meilen bis zum Ziel
Gestern hatte ich erstmals eine Verbindung zu einer amerikanische Station, die auch meine Mails angenommen hat. Hoffentlich kommen die auch an. Jetzt steigt die Hoffnung, weiterhin eine Mailverbindung mit Paktor aufrecht zu erhalten. Das ganze lief, ich glaube ueber das 15 m Band und wenn ich die Anzeige auf meinem Transceiver richtig deute mit einem sehr grossem SWR. Hoffentlich zerstoere ich dabei nicht meine Endstufe. Wir muessen unbedingt beim naechsten Landaufenthalt etwas mit der Antenne machen. Ansonsten ist alles top an Bord.
Damit es nicht so langweilig wird, habe ich Sibille und Patrik gebeten, auch mal etwas zu schreiben.
Das unterliegt natuerlich einer strengen Zensur. Also, demnaechst in diesem Kino koennt ihr auch mal eine andere Stimme lesen.


12.01.03, 7. Seetag, 11:35 UTC, Position: N15°06,8 W038°41,2, Kurs 266°, Wind NE 4-5, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,7 kn. Noch 1230 Meilen bis zum Ziel
Die letzte Zeit fangen wir soviel Dolfinfisch, dass wir gestern den ersten Versuch mit einsalzen und trocknen gestartet haben. Ist leider in der Nacht fehlgeschlagen. Es hat etwas geregnet und um den Fisch sammelte sich viel schaumiges Wasser. Sah nicht so appetitlich aus und er landete wieder, leider unverdaut im Wasser. Diese Fische sehen wirklich wie mit dem Buntstift gemalt aus. Eine tiefblaue Rueckenflosse ueber dem gesamten Ruecken und der Koerper schillert in den schrillsten Farben. Aber nur, bis er stirbt. Dann verliert er sofort alle Farben bis auf die Rueckenflosse. Immerhin reichte der Fisch gestern noch fuer eine hervorragende und ausgiebige Malzeit mit Suesskartoffeln und einer scharfen Tomatensosse. Leitende Koechin war Sibille.
Um 11:00 hatte ich noch mal Funkkontakt mit Duisburg auf dem 15 m Band. Den Joerg, mein alter Leidensgenosse bei der Vorbereitung auf die Amateurfunkpruefung konnte ich hoeren. Vermute der Manfred war auch dabei, nur gehoert habe ich ihn nicht. Ich kam wohl so schwach durch, dass einer nur hoeren musste und der andere sprechen, wenn ich das richtig verstanden habe. So ein direkter Funkkontakt zur Heimat ist aber immer wieder schoen. Habe mir jetzt vorgenommen, in Barbados unbedingt mit der Antenne etwas anzustellen.
Einzige Probleme z. Z. bieten die Windsteueranlage,  die in der Nacht mehrmals die Ela aus dem Kurs brachte und eine Tuere, die sich oefter, vorzugsweise nachts selbstaendig und laut schlagend auf sich aufmerksam macht.


13.01.03, 8. Seetag, 11:35 UTC, Position: N15°04,9 W040°48,5, Kurs 293°, Wind SE 5-6, 4/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 6,4 kn. Noch 1108 Meilen bis zum Ziel. Bei staendig wechselnder Windrichtung und -staerke, wollte Teufelskerl (so heisst die Windsteueranlage nach einem beruehmten Mitsegler auf der Ela)
gestern abend nicht mehr so richtig. Wir mussten zeitweise rudergehen. Beim hochholen der Puetz
sah ich ploetzlich von achtern zwei relativ hohe Wellen dicht hintereinander auf uns zukommen.
Die erste war kein Problem, aber als wir mit dem Heck genau im Wellental beider Wellen waren,
fuehlte sich die zweite eingeladen zum einsteigen und rollte ueber die Achterkabine in die Plicht.
Das ganze konnte ich nur mit offenen Augen und Mund und danach mit nassen Klamotten beobachten.
Einige Spritzer gelangten sogar den Niedergang bis in den Salon hinunter. Dafuer wurde ich dann
in meiner Wache zwischen 4 und 8 von einigen kraeftigen Regenschauern mit kraeftigen Boeen am
Ruder wieder mit Suesswasser geduscht. Aber es geht weiter, das Bergfest naht.


14.01.03, 9. Seetag, 11:54 UTC, Position: N15°04,9 W042°53,6, Kurs 251°, Wind ENE 4 in Boeen 6,
5/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,8 kn. Noch 986 Meilen bis zum Ziel
Keine 1000 Meilen mehr und Bergfest hatten wir auch letzte Nacht. Das Feiern muessen wir noch
nachholen.Die Flasche Port wartet noch. Etwa alle 30 Minuten zieht eine Cumuluswolkenfront durch
und bringt kraeftige Boeen und auch einige Schauer. Dann muessen wir auch noch rudergehen,
weil Teufelskerl nicht mehr richtig mitspielt. Jetzt fahren wir fast nur noch die Genua III (Arbeitsfock),
weil das staendige Segelwechseln langsam laestig wir. Leider hat die Genua III letzte Nacht den Bolzen
des Reffshakels ins Meer geworfen. Da kein Ersatz an Bord ist, kann sie jetzt nicht mehr gerefft werden.
Dann muss gleich die Sturmfock ran. Es ist etwas ungemuetlicher geworden aber wir kommen weiter
gut voran. Ansonsten ist alles bestens an Bord. Das Angeln haben wir erst mal unterbrochen, wir hatten
wohl etwas viel Fisch in letzter Zeit. Gestern Nachmittag hat sich sogar mal ein kleiner Wal kurz
blicken lassen. Aber immer noch kein Schiff und keinen Delfin gesichtet.


15.01.03, 10. Seetag, 11:49 UTC, Position: N15°06,4 W045°20,2, Kurs 266°, Wind ENE 4,
4/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,1 kn. Noch 846 Meilen bis zum Ziel Jetzt haben wir
die Bordzeit der Ortszeit angepasst und hatten gestern einen 26-Std-Tag. Das war auch noetig,
sonst waeren unsere Nachtwachen bald am Tage gelaufen. Wir haben jetzt UTC -2 Std. Bordzeit.
Mit der UTC war es sehr angenehm, man brauchte nichts umzurechnen. Wir muessen aber bald schon
wieder eine weitere Stunde die Uhr zurueckdrehen. Am Zielort gilt UTC -4. Gestern habe ich von Bernhard
von der Segelyacht Meerstern endlich erfahren, dass unsere Dolfinfische in deutsch Goldmakrelen genannt werden. Davon habe ich schon viel gelesen, wusste nur nicht, wie die Fische aussehen. Mit Bernhard habe
ich im Moment taeglich Funkkontakt auf der 14313. Er ist auch vor kurzem von den Kapverden ueber den grossen Teich gestartet. Die Intermarstationen in Deutschland koennen mich nicht mehr hoeren und Bernhard ist so freundlich und leitet meine Position fuer den Wetterbericht weiter.Empfangen kann ich Guenter und Klaus
 von Intermar noch und erhalte so meisstens noch meinen Wetterbericht.


16.01.03, 11. Seetag, 13:20 UTC, Position: N14°35,8 W047°39,4, Kurs 260°, Wind E 4-5, 4/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 6,1 kn. Noch  708 Meilen bis zum Ziel
Je naeher wir der Karibik kommen, desto mehr Wolken und Regen bekommen wir. Vor allem nachts ueberholen uns immer  oefter Schauerboeen. Diese Nacht hatten wir unsere erste Schiffsbegegnung.
Es passierte uns an BB in etwa 3 Meilen Abstand in  Richtung NE. Und beim Fruehstueck sahen wir 
die ersten Delfine dieser Ueberfahrt springen. Seit gestern angeln wir wieder. Unser erster Fang war ein      gruenes Plastiknetz, das mit einer ganzen Menge von Unrat an uns vorbeitrieb. Beim zweiten Biss verloren 
wir dann allerdings den Fisch. So gab es Cornedbeef mit Suess- und Salzkartoffeln in einer Karpernsosse. Mittags hatten wir Vanillepudding mit in Portwein eingelegten Trockenpflaumen. Wenn wir in der Karibik sind, muss ich mich langsam auch nach einer neuen Crew umschauen. Patrik wird uns dann bald verlassen und Sibille bleibt eventuell noch ein paar Wochen, will sich aber auch direkt nach einer Heuer fuer den Rueckweg auf
einem Grossegler umsehen. Dann kann sie sich den Rueckflug sparen und vielleicht noch Geld dabei verdienen.


17.01.03, 12. Seetag, 12:11 UTC, Position: N14°03,7 W049°49,0, Kurs 282°, Wind SE 4, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,5 kn. Noch 580 Meilen bis zum Ziel
Gestern war wohl der Tag der Begegnungen. Abend sahen wir noch ein zweites Schiff auf dem gleichen Kurs wie das erste. Dann begegneten wir noch einer Goldmakrele. Die war bestimmt  70 bis 80 cm lang.
Die leuchtenden Farben des Fisches faszinieren immer wieder, wenn er durch das klare blaue Wasser gezogen wird. Die Freude an dieser Begegnung war allerdings sehr einseitig. Die Filets waren sehr reichhaltig und liessen noch ein Sashimi als Vorspeise zu. Das sind wieder mal rohe Fischstuecke, die mit ein paar Tropfen Sojasosse
uebergossen wurden. Selbstverstaendlich mussten die mit Staebchen gegessen werden, nicht ganz einfach fuer mich. Der Rest des Fisches wurde als Fischcurry mit Reis zubereitet (dafuer wurde mir ein Loeffel zugestanden). Davon ist heute immer noch etwas uebrig. Die Seeschwalbe laesst sich immer noch taeglich blicken, langsam bezweifele ich, ob das immer noch die selbe ist wie am Anfang. Wir sehen aber immer nur eine. Und ein anderer weisser Seevogel mit einer langen duennen Schwanzfeder.l


18.01.03, 13. Seetag, 11:58 UTC, Position: N13°49,9 W052°04,0, Kurs 267°, Wind E 5-6, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 6,5 kn. Noch 448 Meilen bis zum Ziel
Im Westen nichts Neues. Wir kommen gut voran, haben gutes Wetter und alles ist gesund. Die Hochrechnungen
sagen den Landfall fuer Dienstag oder Mittwoch voraus. Heute wird die Bordzeit wieder um eine Stunde zurueckgedreht.


19.01.03, 14. Seetag, 13:58 UTC, Position: N13°26,8 W054°28,1, Kurs 268°, Wind ESE 4, 2/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,0 kn. Noch 306 Meilen bis zum Ziel
Wie angekuendigt kommt Patrick jetzt zu Wort und beschreibt Impressionen dieser Reise:
UNTERBRECHUNGEN - von Patrick Sonntag
#1
Ich komme den Niedergang der Ela ins Cockpit hinauf. Die See ist verhaeltnismaessig ruhig und nach einem kleinen zweistündigem Mittagsschlaf sieht der Atlantik immer noch nicht anders aus. Seit Tagen, was sag ich, seit Beginn der Reise ist kein Schiff zu sehen, kein Delphin und kein Wahl. Der Passat blaest beständig und wir
rutschen sozusagen auf einer "Backe", rollend von einem zum anderen Bug über den großen Teich. Nach dem Mittagsschlaf brauche ich immer ein paar Minuten bis ich wieder richtig wach und mein Gehirn angelaufen ist.
Ich starre minutenlang aufs Wasser und fahre mir dabei mit der Zunge längst die Außenseite meiner oberen
Schneidezaehne und da.....!!! ... klar,das hab ich vorhin schon vergessen, Zaehne putzen, das ist in der Nachtwache schon untergegangen. So schnell wie es mir bewusst wurde ist es auch schon wieder weg.
Einige Zeit spaeter ertappe ich mich dabei wie ich dieses "Zaehneputzen" in meinem Kopf hin und her drehe,
wie Spielkarten auf dem Tisch. "Soll ich mir vor oder nach dem Tee die Zahnbuerste holen,...ich koennte mir dann noch mein Buch aus der Koje holen" Es ist doch eigentlich ein Witz, mitten auf dem Atlantik wird Zaehneputzen zu einer planbaren Beschaeftigung! Aber es schaukelt doch auch so schoen!
#2
Ich komme den Niedergang der
Ela ins Cockpit hinauf. Die See ist verhaeltnismaessig ruhig und nach einem kleinen zweistündigem Mittagsschlaf sieht der Atlantik immer noch nicht anders aus. Seit Tagen, was sag ich, seit Beginn der Reise ist kein Schiff zu sehen, kein Delphin und kein Wahl. Der Passat blaest beständig und wir rutschen sozusagen auf einer "Backe", rollend von einem zum anderen Bug über den großen Teich. Ich blinzele der schreienden Sonne achteraus entgegen und warte ein paar Minuten bis wieder leben in alle meine Glieder gefahren ist und schlage dann
meinen Roman auf. Seit dem Fruehstueck haben wir die Schleppangel ausgelegt. Ein unangenehmes Geraet aus der Sicht eines Fisches. Zwei Drillingshaken mit Wiederhaken versehen an einer Plastikattrappe eines
gelb-blau leuchtenden Fisches, alles zusammen so lang wie die Hand einer Frau. - Ich wuerde nicht hineinbeißen! - Ein Stahlvorfach und eine starke 100 Meter lange Nylonschnur, derart um eine Winsch im Cockpit gelegt, das beim Anbeißen des Fisches die Winsch laut "klick,klick,klick...." macht. Nach vier Seiten lesen zieht wieder
eine Wolke Schlaf in den vorderen Teil meines Gehirns, nahe den Augen und ich finde meinen Blick ruhend auf der Kimm. Ich weis nicht recht, ob ich unbewusst Wellen zaehle, oder ob mein Verstand gerade auf den
dreitausend Meter tiefen Grund des Nord-Atlantiks abtaucht. Es kommt mir vor wie Stunden bis ein Schwarm Fliegender Fische diese ruhige Eintoenigkeit durchbricht und Bruchteile einer Sekunde spaeter jagen drei grosse Dolphin Fische, Goldmakrelen, blau-gruen-gelb schillernd mit Ihrer gefaehrlich aussehenden Rueckenflosse aus dem Wasser. Sie stellen anscheinend nicht nur den Fliegenden Fischen, sondern auch unserem Koeder nach! Zeitgleich meldet sich die Winsch mit einem kraeftigen..."klick,klick,klick...."Ich habe mein Buch schon lange
nicht mehr in der Hand. Ein Fisch! Zusammen holen wir, Sibille, Wolfgang und ich behutsam die Schleppangel ein, man muss immer darauf achten, das ausreichend Spannung auf der Schnur bleibt, sonst reißt er
sich am Ende wieder los.
Er ist UNTERBRECHUNGEN, die einen Reisenden auf dem Atlantik aus einem Moment der Lethargie reissen koennen.


20.01.03, 15. Seetag, 14:11 UTC, Position: N12°52,0 W056°25,7, Kurs 278°, Wind E 3-4, 2/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,1 kn. Noch 190 Meilen bis zum Ziel
Bis vor 10 Minuten umkreiste uns ein grosser Delfin oder ein kleiner Wal. Schaetzungsweise 4 bis 5 Meter lang,
mit weissem Bauch und weissen Brustflossen. Gibt es so grosse Delfine oder Tuemmler? Oder war es doch ein Wal? Fuer einen Wal kam er mir auch sehr schlank vor. Jedenfalls begleitete er uns bestimmt 20 Minuten
und schwamm zeitweilig kurz vor unserem Bug, als wollte er uns die Richtung zeigen. Aber er tauchte selten auf, was sonst die Delfineimmer machen. (Habe gerade im Lexikon nachgelesen. War wohl ein großerTuemmler.
Der werden 4 m lang und bevorzugen warme Meere). Wir erwarten unseren Landfall am Mittwoch morgen.
Die Vorfreude auf eisgekuehlte Drinks wird immer groesser. Inzwischen kann ich auch eine Karibikfunkrunde um 9.00 Ortszeit auf 8140 kHz empfangen die von Hugo geleitet wird. Leider werde ich noch nicht gehoert.


21.01.03, 16. Seetag, 13:40 UTC, Position: N13°01,8 W058°26,3, Kurs 272°, Wind E 3-4, 4/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,9 kn. Noch 72 Meilen bis zum Ziel
Wie so oft, wird unser Landfall wohl wieder nachts stattfinden. Wenn moeglich, werden wir uns langsam in die Bucht vortasten und ein paar Stunden ankern bis die Bueros zum Einklarieren oeffnen. Laut Handbuch soll dann zuerst der Skipper alleine zum Einklarieren gehen, bevor jemand von Bord darf. Wir werden sehen.
Gerade hatte ich auch eine gute Verbindung zur Funkrunde von  Hugo, der mich willkommen hiess und mir viele Tipps aus der Runde in  Aussicht stellte. Um 9.00 Ortszeit sendet er den Wetterbericht fuer die Karibik
und anschliessend werden auch noch Nachrichten verbreitet. Die letzten Stunden hatten wir wieder einige Schauer mit wechselnden Winden und laut Hugo liegt die suedliche Karibik unter einer grossen
Wolkendecke, die auch in den naechsten Tagen Schauer bringen wird. Die naechste Mail kann ich hoffentlich vor Anker liegend senden.

22.01.03 Bridgetown, Barbados
Wir haben die Ueberquerung nach 16 ½ Tagen geschafft und liegen im Moment im Tiefwasserhafen von Bridgetown mit 3 Kreuzfahrtschiffen zum Einklarieren. Das Einklarieren habe ich jetzt auch schon
ueberstanden. Beim Custom (Zoll) bei der Immigration (Einwanderungsbehoerde)  und beim Port Health (Gesundheitsamt) durfte ich Vordruck fuer Vordruck ausfuellen (teilweise die gleichen) Aber aller waren sehr freundlich und die Sache ging ziemlich schnell. Jetzt nutzen wir noch schnell  die Moeglichkeiten, Wasser zu bunkern, Muell entsorgen und zollfrei einzukaufen, da wir hier im Freihafen direkte Landverbindung haben.
Muessen aber gleich in die Ankerbucht verholen. Das Wasser sieht tatsaechlich, sogar hier im Tiefwasserhafen, wie auf den Postkarten tuerkies aus. Telefonieren kostet pro Minute etwas mehr als 5 Barbadosdollars
(etwa 2,5 Euros). Aber mehr, wenn mehr Zeit ist.

26.01.03 Bridgetown, Barbados
Die Zeit ist in der Tat knapp. Bisher haben wir die meisste Zeit in Internetkaffees, Telefonshops und Banken verbracht. Sibille hat Probleme mit ihrer Kreditkarte. Da hat sich jemand selbst bedient  und Patrick muss
seinen Rueckflug neu organisieren, da er nicht mehr ueber Venezuela zurueckfliegen kann. Aber zwischendurch konnten wir  uns auch noch etwas umschauen. Die Einheimischen sind immer freundlich und kommen den Kreuzfahrttouristen sehr entgegen, die moeglichst  schnell ihr Geld loswerden wollen. Die Preise sind entsprechend. Busfahren ist nicht nur bezahlbar, es macht auch Spass. Damit fahren keine Kreuzfahrer.
Eine Fahrt kostet immer 1,5 Barbadosdollar. Es gibt grosse Busse, mittlere Busse mit etwa 25 Sitzplaetzen und Vans. Stehplaetze sind in allen Bussen endlos. Alle Fahrer muessen eine Formel 1 Linzens besitzen.
Die mittleren Busse sind eher rollende Lautsprecherboxen mit dem entsprechenden Sound und der besten Stimmung  an Board. Inzwischen hat Patrick sein Ticket und fliegt am Montagmorgen. Sibille und ich wollen anschliessend auslaufen mit Ziel Santa Lucia. Warm ist es hier und Regen ist auch nicht selten.

28.01.03, 11:13 UTC, Position: N13°36,3 W060°48,3, Kurs 296°, Wind E 3-4, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,4 kn. Noch 32,7 Meilen bis zum Ziel Und das Ziel heisst Saint Lucia. Immer wieder
reizt es mich, Fotos von den Zielinseln zu machen. Habe ich natuerlich auch gerade von Saint Lucia in der aufgehenden Sonne gemacht, obwohl die Fotos selbst gar nicht mehr so beeindruckend sind wie man den Landfall erlebt und sieht. Saint Vincent ist auch in Sichtweite. Wir werden zwischen den Inseln hindurchlaufen und dann im Laufe des Tages  in der Marigotbucht an der Westseite der Insel ankern. Dort soll man auch einklarieren koennen. Da geht die gleiche Prozedur wieder los. Patrick ist gestern morgen geflogen. Wir haben dann ausklariert, waren einkaufen und sind anschliessend auch ausgelaufen. Jetzt werde ich erst mal das Fruehstueck machen und dann Sibille wecken. Hoffentlich haben wir auf Saint Lucia endlich mal etwas mehr Zeit. Wir muessen dringend Waesche waschen und uns auch mal wieder um die Ela  kuemmern.
Sibille muss sich allerdings zuerst wieder um ihre Kreditkarte kuemmern.


29.01.03 Marigotbay, Saint Lucia
Haben gestern Nachmittag in der Marigotbay den Anker fallen lassen. Zum Einklarieren waren wir etwas zu spaet, das muessen wir gleich nachholen. Eine traumhafte Bucht, in der der Wald direkt am Ufer endet.
Wir sind dann noch zu einer deutschen Yacht aus Neustadt gerudert und bekamen noch ein gekuehltes Bier,
eine nette Unterhaltung und einige Tipps von Nicki und Juergen. Ich will mal versuchen, ein paar Fotos zu machen und mit einem der naechsten Berichte vom Internetkaffee zu verschicken.
 

01.02.03 Rodneybay, Saint Lucia
Auch hier ist es sehr schoen. Etwas mehr Stadt, Strand und Tourismus. Es
gibt eine grosse Marina vor der wir ankern. Hier ist auch der Zielhafen
der ARC-Regatta von den Kanaren in die Karibik. Jetzt haben wir ein paar
Tage Zeit. Sibille konnte mit einer Bank klaeren, dass ihre neue
Kreditkarte hier hingeschickt wird. Darauf warten wir jetzt und koennen
uns die Insel genauer anschauen und etwas am Schiff machen.
 

04.02.03 Rodneybay, Saint Lucia
Gestern haben wir erstmalig den Aussenborder in Betrieb genommen. Er
funktioniert sogar, nur allzu viel Gas kann man nicht geben, da dann das
Heck des Bananabootes zu tief eintaucht und Wasser nimmt. Am besten
funktioniert die Geschichte, wenn ich als Kontergewicht vorne sitze.
Jedenfalls brauche wir jetzt nicht mehr soviel zu Rudern. Vorgestern haben
wir Pigeonisland erwandert und bestiegen. Das ist eine kleine,
geschichtstraechtige Halbinsel noerdlich der Rodneybay mit zwei kleinen
Bergen. Sie liegt strategisch sehr guenstig. Deshalb haben sich auch die
Englaender und Franzosen in den letzten Jahrhunderten staendig darum
gepruegelt. Als ich den hoeheren der zwei Berge erklommen hatte, zeigten
auch die Akkus der Kamera Ermuedungserscheinungen. Zum Glueck hatte ich
Ersatz dabei. Kurz vor Sonnenuntergang konnten wir dann leider vom Bistro
im Jachthafen aus sehen, wie der kleinere der zwei Berge abbrannte. Das
heisst, der Berg war noch da, aber die Baeume und das Grass wohl nicht
mehr. Langsam brannte der Berg


05.02.03 Rodneybay, Saint Lucia
Ruhe an Bord. Sibille macht einen Landausflug und ich versuche meine
Erkaeltung loszuwerden. Gar nicht so einfach, die mag mich wohl. Sitzt mir
schon seit der Atlantikueberquerung in den Knochen. In jedem Laden hier
hat man das Gefuehl schockgefroren zu werden, die Klimaanlagen laufen alle
volle Pulle. Ob man Fieber hat, kann man auch nur schwer feststellen bei
den Temperaturen hier. Fuer alle medizinischen Notfaelle bin ich
ausgeruestet, einschliesslich Beatmungsbeutel, aber ein Fieberthermometer
habe ich glaube ich nicht an Bord. Habe mich gerade eine Stunde hingelegt,
danach waren die Polster durchgeschwitzt. Wird wohl eher am Klima liegen,
denn Gliederschmerzen oder andere Grippesymptome kann ich nicht
feststellen. Nur eine laufende Nase und Husten. So kann man auch
Geburtstag feiern.
Werde gleich noch mal ins eisgekuehlte Internetcaffee gehen und
nachschauen, ob sich inzwischen Interessenten zum Mitsegeln gemeldet
haben. Zum alleine Weitersegeln fehlt mich doch die Lust. Mal sehen wie es
weitergeht.
 

09.02.03 Rodneybay, Saint Lucia
inzwischen haben sich zwei bis drei Interessenten zum Mitsegeln gemeldet.
Mal sehen, wie viel Zeit und Interesse die haben. Einer ist z. Z. auf
Martinique. Vielleicht fahren wir in den naechsten Tagen mal rueber, wenn
wir uns einigen koennen. In den letzten Tagen waren wir mal im Kino in
Herr der Ringe, Teil zwei. Und letzte Nacht ist schon wieder ein Nachbar
ueberfallen und ausgeraubt worden, wie ich gehoert habe. Ich glaube wir
liegen hier zu sehr auf dem Praesentierteller, weil direkt in Ufernaehe.
Wir werden heute etwas weiter in die Bucht und zwischen die anderen
Ankerlieger verholen.

 

14.02.03 Rodneybay, Saint Lucia
Seit gestern ist unsere Crew wieder staerker. Wir sind jetzt wieder mal zu
viert. Ein junges Paar, Anfang 20, Elena und Manuel sind zugestiegen. Sie
wollen nach Suedamerika in den Regenwald. Sind bis zu den Kanaren geflogen
und wollten mit der ARC rueber, haben aber keinen Platz gefunden. Erst
nach 2 Monaten fanden sie ein Schiff und sind jetzt etwa eine Woche hier.
Sie wollen bis nach Trinidad mit uns segeln und dann weiter ueber das
Festland. Derweil warten wir noch besseres Wetter ab, um weitersegeln zu
koennen. Ab Anfang naechster Woche soll es besser werden.
Heute abend soll hier wie jeden Freitag ein Localfest abgehen. Wir wurden
von einem Deutschen darauf aufmerksam gemacht, den ich im Bistro
kennengelernt habe. Der wohnt hier fuer 10 € am Tag bei einem Local und
bleibt im Winter immer zwei Monate in der Karibik.


16.02.03 Rodneybay, Saint Lucia
Das Strassenfest in der Wohnsiedlung, in Deutschland wuerde man ehe
Barackensiedlung sagen, war klasse. Eine Bombenstimmung, super Musik,
alles tanzte vor sich hin und war froehlich. An den meissten Staenden gab
es etwas zu essen und zu trinken und das zu guenstigen Preisen.
Aber mit dem Karneval auf Trinidad sehe ich langsam schwarz. Das Wetter
will uns nicht hier weglassen. Wir lauern auf eine Moeglichkeit,
wenigstens bis nach Bequia zu kommen.

 

20.02.03 Rodneybay, Saint Lucia
Beim letzten Straßenfest hatte ich wohl etwas viel Rumcola genossen.
Irgendwie hatte ich den rechtzeitigen Absprung beim Tanzen verpasst und
hatte mindestens eine Stunde Verspaetung am Dingisteg, wo mich Sibille um
01:00 Uhr abholen wollte. An Bord schlief alles, mir blieb nichts anderes
uebrig, als zum Boot zu schwimmen. Ist ja bald wieder Freitag und
Strassenfest, da klappt es bestimmt besser.
Die letzten beiden Tage bin ich zur Ostkueste an den Atlantik gewandert.
Habe dort eine irre schoene Bucht entdeckt. Musste gleich am naechsten Tag
noch mal zum Schnorcheln hin. Hat sich aber nicht gelohnt, die Wellen
waren zu hoch und brachen staendig. Somit waren zu viele Luftblasen im
Wasser und kaum was zu sehen. Dort gibt es auch eine Bar und gelegentlich
kommen wohl auch Touristen mit dem Bus oder PKW hin. Hauptsaechlich wird
dort wohl geritten. Justin, der Bar- und Pferdebesitzer hat mich fuer
Samstag zur grossen Party eingeladen. Da wird hier Independenceday
gefeiert, und hier wird gut gefeiert, ist aber ein Fussweg von fast einer
Stunde.
Heute morgen beim Fruehstueck ueberraschte uns Sibille mit Ihrer
Entscheidung von Bord zu gehen, was sie auch gleich in die Tat umsetzte.
Ihr wird die Zeit zu knapp und jetzt versucht sie direkt ein Boot nach
Norden bzw. ueber den Atlantik zu finden. Jetzt sind wir noch zu dritt.
Vielleicht schaffen wir den Start dieses Wochenende, der Wetterbericht
sieht wieder mal besser aus und ich habe heute endlich eine Gastlandflagge
gekauft. Auf Barbados war das Wetter auch erst mit setzen der
Gastlandflagge bereit, uns lossegeln zu lassen.


22.02.03 Rodneybay, Saint Lucia
Wieder mal ein Ueberfall hier, diesmal auf dem Strassenfest und das Opfer
war ich. Es herrschte wieder eine Superstimmung und es war sehr voll dort.
Ich habe mich etwa 50 m weit in eine Nebenstrasse begeben, weil es dort
etwas ruhiger war. Das war wohl ein Fehler. Ohne irgendeine Vorwarnung
griffen ploetzlich von allen Seiten Haende in meine Taschen. Eine Tasche
wurde dabei aufgerissen und die darin befindlichen Zigaretten und zwei
Feuerzeuge waren weg. Ich weiss, ich soll ja sowieso nicht rauchen. Das
ging so schnell, kaum waren sie da, waren sie auch schon wieder weg.
Danach kamen einige Frauen zu mir und fragten was passiert sei. Ich
erzaehlte noch, halb so schlimm, nur Zigaretten gestohlen. Nach ein paar
Minuten wurden die Frauen sehr aufgeregt, eine riss mich am Arm mit und
sagte, schnell weg hier. Wir rannten ein Stueck die Parallelstrasse bis
zur naechsten Kreuzung hoch. Dann wollten sie mich in die entgegengesetzte
Richtung vom Strassenfest in eine noch dunklere Ecke schieben. Ein
Ueberfall ist genug dem Gerangel gegen eine Mauer abdecken, bzw. auf dem
Boden liegend mich darauf legen, so dass sie mir beim zweiten Ueberfall
gar nicht stehlen konnten. Nur mein Gesicht sieht ziemlich zerdoetscht
aus. Das Nasenbein schein nicht gebrochen zu sein. Nur einige Platzwunden
mit den entsprechenden Schwellungen. Nach dem Ueberfall brachte mich ein
freundlicher junger Mann wieder zum Strassenfest, welches ich dann, nicht
mehr so begeistert direkt verliess, immer noch die Weinflasche in der
Hand. Die habe ich dem ueberraschten Wachmann von der Marina spaeter in
die Hand gedrueckt. Der war dann noch so freundlich, mir den Waschraum
aufzuschliessen.
Der Ueberfall muss wohl so aehnlich abgelaufen sein wie beim Look auf
Teneriffa, nur den Look hatten sie vollstaendig ausgeraubt und mir so gut
wie nichts. Dafuer sieht mein Gesicht nicht so schoen aus.
Ansonsten ist alles bestens an Bord und wir hoffen immer noch, bald
auslaufen zu koennen.


24.02.03
, 15:30 UTC, Position: N13°11,3 W061°20,6, Kurs 217°, Wind NE-SE
2-6 Boen, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 1,6 kn. Noch 158 Meilen bis zum
Ziel.
Wir sind unterwegs, direkt nach Trinidad und liegen z. Z. vor Bequia.
Gestern Nachmittag sind wir ausgelaufen bei gutem Wetter. Die Nacht war
allerdings nicht so toll. Sehr kraeftiger Wind mit noch kraeftigeren Boen
und Schauern fast von vorne. Habe so gut wie nicht geschlafen. Im Moment
ist es etwas ruhiger aber immer noch boeig.
Wir sind zu viert an Bord. Ralf ist noch am Sonntag morgen hinzugekommen.
Er ist 27 und will auch Richtung Suedamerika. Wir hatten schon eine Weile
miteinander gemailt. Diese Nacht war unser Paerchen durchgehend seekrank,
sodass Ralf und ich weitgehend durchmachen mussten.
Eigentlich schade, dass wir an den Grenadines jetzt vorbeisegeln, nach den
Beschreibungen und von See aus betrachtet sind sie sehr schoen. Ansonsten
ist alles bestens an Bord und wir hoffen auf besseres Wetter.
 

25.02.03 , 16:03 UTC, Position: N11°40,9 W061°48,3, Kurs 176°, Wind E
3-4, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3,1 kn. Noch 62,9 Meilen bis zum
Ziel
Das Wetter hat sich deutlich beruhigt und es ist ein sehr angenehmes
Segeln. Wir liegen z. Z. suedlich von Grenada (noch in Sichtweite) und
haben Kurs direkt auf Trinidad. Die letzte Nacht war auch angenehmer zu
segeln. Wir hatten zwar noch einige Boen, Teufelskerl, die
Windsteueranlage hatte wieder Lust zum Steuern und wir brauchten das Ruder
nicht zu bedienen. Da war auch wieder etwas Schlafen drin. Heute morgen
habe ich auch mal wieder einen Fisch gefangen. Mein erster Barrakuda,
allerdings ein kleiner. Er ist schon bereit fuer die Pfanne. Es sieht so
aus, dass wir einiges zu frueh, also mitten in der Nacht, vor Trinidad
ankommen werden. Der suedwestliche Kanal zwischen den Inseln zur Einfahrt
nach Port of Spain ist ziemlich schmal und es fehlt wieder mal eine
Detailkarte. Wahrscheinlich werden wir wohl draussen mit der Einfahrt
warten muessen, bis es hell wird. An Bord ist alles bestens.

27.02.03 Chaguaramas, Trinidad
Gestern sind wir am Vormittag erst angekommen. Zeitweise hatten wir noch
Wind aus SE, also gegenan. Das hat dann etwas Zeit gekostet. Die
Einklarierung war relativ einfach und wir konnten dazu am Zollpier
anlegen. Anschliessend ging es zum Ankerfeld, das wie erwartet ziemlich
voll ist. Zum Ankern haben wir in der Tat mit suchen und mindestens 10
Ankermanoevern ueber zwei Stunden gebraucht. Sonst hielt der Anker immer
beim ersten Versuch. Wieder mal eine tolle und Insel mit vielen
interessanten Zielen.
Leider ruft mich allerdings eine Mail von vorgestern dringend zurueck nach
Deutschland. Also habe ich den Tag ueberwiegend mit der Organisation
meiner Rueckreise per Flieger verbracht. Immerhin scheint es moeglich zu
sein. In einer von mehreren Marinas, in denen ich Unterkunft fuer die Ela
suchte, kam mir im fahrbaren Kran ploetzlich ein Schiff mit dem Namen
Meerstern entgegen. Der kam mir doch sehr bekannt vor. Bei der
Atlantikueberquerung hatte ich fast taeglich Funkkontakt mit diesem Schiff
bzw. mit Bernhard, der mir bei den oft schlechten Funkbedingungen QSP (mir
den Wetterbericht fuer meine Position vermittelt) gegeben hat. Und siehe
da, der weisse Mann, der dem Boot hinterherlief war tatsaechlich Bernhard.
Da hatte ich wieder mal viel Glueck. Der ist Biologe und segelt schon sein
10 Jahren in dieser Gegend. Er kam direkt aus Guyana. Uebrigens wurde er
dort auch ueberfallen, beraubt und mit dem Messer sogar leicht verletzt.
Zu diesem Thema konnte er auch von St Lucia mit einigen schlimmen
Geschichten diWeiter Infos in Bezug auf Sicherheit und Vorsicht besonders
hier im Karneval bekamen wir vorhin von unserem Wassertaxifahrer, einem
Norweger. Im Karneval scheint es hier auch nicht ohne zu sein. Eine Marina
nimmt fuer die Tage einen Aufschlag von ueber 100 Prozent. Waehrend der
Fahrt nach Port of Spain konnten wir wirklich ueberall die Vorbereitungen
sehen. Ueberall werden Tribuenen aufgestellt und so viele und riesige
Lautsprecherboxen hab ich noch nie gesehen. Noch sind sie zu Bergen
aufgetuermt.

28.02.03 Chaguaramas, Trinidad
Ja, der Karneval dominiert hier seit heute Nachmittag alles. Leider auch
die Auslastung der Flieger. Fast alle sind wegen dem Karneval ausgebucht.
Ich habe zumindest eine Option fuer den Flug nach Deutschland Mitte Maerz
bekommen. Der geht dann von Trinidad ueber Tobago und London. Hier
mindestens 12 Std. Aufenthalt und dann nur mit Rueckflugticket hoffentlich
nach Duesseldorf. Weiteres ist aber erst am Mittwoch nach dem Karneval zu
erfahren. Leider ist die Geschichte auch nicht preiswert, bis auf den Flug
nach Tobago fuer umgerechnet etwa 16 Euro. Wir hatten bis jetzt viel
Rennerei mit der Organisation des Rueckflugs und der Weiterreise meiner
Mitsegler, die unbedingt nach Venezuela wollen. Dahin sind die
Verbindungen auch nicht besonders gut, aber immerhin haben sie nach zwei
Besuchen in der Botschaft schon einmal Ihre Visa erhalten.
Danach wollten wir noch ein paar Koerperfarben fuer den Karneval kaufen.
In dem Geschaeft wurden wir wieder einmal gewarnt. Ihr koennt euch
hoechstens am Montagmorgen von 0400 Uhr bis mittags um 1200 Uhr bemalen,
da ist die dirty Zeit. Sonst fallt ihr zu sehr als Opfer auf. Sonntag
gehen fast alle auf Partys bis 0400 Uhr und danach geht alles auf der
Strasse weiter. Da bemalt man sich, die Haeuser und was weiss ich noch.
Eben die schmutzige Zeit. Aber nur dann. Samstag ist die Endausscheidung
der Steelbands und Sonntag der Koeniginnen und Koenige mit den tollsten
Kostuemen. Jedenfalls hat man uns genau beschrieben wann und wo wir uns
ohne grosse Gefahr aufhalten koennen und wo die besten Plaetze und Partys
sind. Wir werden es hoffentlich ueberleben.

02.03.03 Chaguaramas, Trinidad
Gestern abend besuchten wir die Endausscheidung der Steelbands, eher
Orchester, 14 an der Zahl. Wieder mal einfach gigantisch. Schaetzungsweise
100 Jungens und gelegentlich ein paar Maedels pro Orchester versuchten im
Rhythmus huepfend ihre zwei- bis dreihundert Blechfaesser zu zerschlagen,
so sah es zumindest aus. Heraus kam dabei die bekannte Steelmusik in
beeindruckender Lautstaerke. Drumherum schwangen ein paar Maedels Fahnen,
Banner und am allerbesten ihre Hueften. Das koennen wirklich alle Maedels,
ob jung oder alt, dick oder duenn. Hueften schwingen meine ich. Fahnen
schwenken koennen die Deutschen besser. Auf den Tribuehnen liessen sich
alle von der Musik mitreissen. Fast jeder hatte seine eigene Kuehlbox mit
Getraenken und Lebensmittel dabei. Wir hatten weder Uhr noch sonstige
Wertsachen mit. Nur ein paar TT-Dollar auf die Taschen verteilt. Nach der
Veranstaltung durften wir noch etwas bis zu den Maxi- bzw. Sammeltaxen
laufen. Mit etwas Glueck bekamen wir auch noch eins.

06.03.03 Chaguaramas, Trinidad
Die Kostuemparade am naechsten Abend habe ich dann ausgelassen. Ralf hat
einen Kellner, Daniel hier im Marinarestaurante kennengelernt, der uns
Montagabend nach seinem Feierabend mit in die City nehmen wollte. Daniel
wirkt auf mich tuntenhaft wie im Fernsehen. Leider stellte sich zu seinem
Feierabend heraus, dass er am naechsten Morgen sehr frueh eine Vertretung
uebernehmen musste und somit nicht mitkonnte. Also sind Ralf und ich
alleine los. Das Maxitaxi fuhr auch direkt zum Strassenfest. Wie ueblich
war der Baer los. Nur das Zurueckkommen gestaltete sich etwas schwierig.
Wir wagten nicht durch die Seitenstrassen zur Hauptstrasse zurueckzugehen.
Also blieben wir, bis die Strassenfeger mit dem Aufraeumen begannen. Dann
bekamen wir irgendwie ein Taxi bis zu einem Umsteigepunkt und konnten von
dort mit einem anderen Taxi zurueck. Nach zwei Stunden Schlaf ging es dann
wieder zum Finale in die Stadt. Hier wird jede Karnevalsgruppe ueber
verschiedene Wege durch die Stadt und an verschiedenen Bewertungsstellen
vorMittwoch konnte ich dann auch meinen Rueckflug buchen. Am 13. geht es
los und am 14. 03. komme ich abends in Duesseldorf an. Die Unterkunft fuer
die Ela ist auch geklaert. Dienstag kommt sie aus dem Wasser und bleibt in
der bewachten Marina. Heute muessen wir die Ela noch einmal auf einen
anderen Platz verholen und warten gerade auf den Dockmaster. Hoffentlich
kommt der bald, denn anschliessend wollen wir in den Regenwald zu einem
Kloster fahren.

09.03.03 Chaguaramas, Trinidad
Am Freitag haben wir den Pitchlake besichtigt. Das ist ein natuerlicher
Asphaltsee. Man kann darueberlaufen, es gibt aber auch Stellen, an denen
man in den weichen Asphalt einsinken kann. Teilweise ist er sogar
fluessig. Das Zeug wird hier mit einem Radlader abgebaut und mit Loren zur
Weiterverarbeitung transportiert und dann nach England und Deutschland
geschickt werden. Der See liegt ziemlich im Sueden der Insel. Das war eine
lange Fahrt mit oeffentlichen Verkehrsmitteln. Eigentlich wollte uns ein
Einheimischer, den wir am Tag zuvor im Kloster kennengelernt hatten, durch
die Gegend fuehren, aber leider hat er uns versetzt.
Gestern waere dann fast die Ela abgebrannt. Beim Brotbacken fing der Herd
irgendwie an zu brennen. Ich vermute, das war der Russ mit Petroleum
versetzt. Mit reichlich Wasser konnte ich den Herd dann wieder loeschen.
Das Brot war zwar schoen dunkel aber nicht mehr geniessbar. Dafuer gibt es
heute wieder was zum basteln und putzen.

11.03.03 Chaguaramas, Trinidad
Die vorlaeufig wahrscheinlich letzte Mail von Bord. Die Ela steht auf dem
Trockenen. Und ich versuche sie so halbwegs bei einer Affenhitze
"winterfest" zu machen. Nebenher laeuft noch der elende Papierkram mit der
Marina, der Immigration und dem Customer. Hauptsache es macht Spass. Ralf
ist heute morgen in Kloster gegangen. Nicht wegen mir, er will fuer etwa
eine Woche dort leben. Gestern sind wir noch mit dem Maxitaxi zur
Marakasbay an der Nordkueste gefahren. Meine Schnorchelsachen hatte ich
mit und es hat sich gelohnt. Die meissten Fische kenne ich schon gar nicht
mehr. Viele von denen sieht man in Deutschland in den Seewasseraquarien.
Eine kraeftige Muraene und einige Rochen habe ich auch getroffen.
Hoffentlich habe ich irgendwann mal mehr Zeit zum tauchen hier. Eine
Schande, wenn man das alles verpasst.
Morgen frueh geht es wieder mal zum Ausklarieren und dann weiterarbeiten
am Schiff und Donnerstag geht es hoffentlich mit dem Flieger ueber Tobago,
London und Duesseldorf nach Hause.
Wichtig: bitte ab sofort keine Mails mehr an diese Adresse!!! In
Deutschland bin ich wieder erreichbar unter: sy_ela@web.de

16.06.2003 Duisburg
Anfang Juli 2003 startet eine teilweise neue Crew nach Trinidad um die Weltreise fortzusetzen.
Sind Sie online dabei und lesen täglich die interessanten Neuigkeiten aus dem Logbuch!
Dann auch mit Fotos von Schiff, Crew und Reisestationen.

06.07.03 Chaguaramas, Trinidad
Da bin ich wieder. Nach laengerem Flug von Frankfurt ueber Barbados sind
Gerd und ich am Freitagabend wieder in Port of Spain gelandet. Wir hatten
sogar Glueck und erreichten in Barbados mit etwas Hektik noch einen
frueheren Flieger als geplant. Gerd (47) ist mein neuer Begleiter fuer die
naechste Zeit. Die Regenzeit begruesste uns gleich entsprechend. Es ist
zwar noch genauso warm wie im Maerz, meisst so knapp ueber 30 Grad, aber
hinzu kommt jetzt noch die extreme Luftfeuchtigkeit. Vielleicht gewoehnen
wir uns ja noch dran und hoffentlich auch die Elektronik. An Bord sah es
noch so aus, wie beim Verlassen. Nur an Deck fanden wir einiges an Staub
und leider auch einiges an Rost. Dann wird es wenigstens nicht langweilig.
Gestern abend habe ich erstmals den Funk getestet. Es scheint noch alles
zu funktionieren. Heute schauen wir mal, ob die Mailgeschichte noch
funktioniert. Gestern hatte ich uebrigens gleich Kontakt mit dem
beruehmten Panama Guenter (HP1XVH). Der lebt auf der Insel Contador in
Panama.

08.07.03 Chaguaramas, Trinidad
Wir rennen immer noch wie die Weltmeister nach allen moeglichen Infos
hinterher. Heute waren wir in Port of Spain u. a. in der Botschaft von
Venezuela. Angeblich benoetigten deutsche Staatsbuerger kein Visum. Und
keiner konnte sich erinnern, dass noch im Maerz ein Visum erforderlich
war. Um so besser. Dafuer hat Gerd trotzdem das schoenste Visum, was man
sich ueberhaupt vorstellen kann (sehr bunt und mit Farbfoto) schon in
seinem Pass. Er wollte je nicht auf mich hoeren und hat auf das
venezuelische Konsulat in Hamburg vertraut. Dort hat man ihm versichert,
dass es unbedingt erforderlich ist und ihm dann auch 38 Euro dafuer
abgenommen. Da Gerd sich seit der Ankunft mit Zahnschmerzen plagt,
besuchten wir auch noch einen Zahnarzt. Der diagnostizierte einen
entzuendeten Nerv, verschrieb Antibiotika und morgen beginnt die
Wurzelbehandlung.
Ansonsten gibt es nicht viel Neues. Nachts ist der staendige Kampf gegen
die Muecken angesagt. Achja, Mitsegler haben wir auch schon reichlich
gefunden. Die tauchen auch meisst nachts auf und haben viele Beine.
Gestern abend flog ein aehnlich aussehendes Monster, bestimmt 7 bis 8 cm
lang, direkt von draussen mit einem laut knisternden Geraeusch in die
Achterkajuette. Natuerlich ohne Umwege in meine Koje. Das Biest wollte
mein Laken nicht mehr loslassen. Nach einem laengern Kampf an Deck, konnte
ich dann Laken und Biest voneinander trennen. Das Biest flog ueber Bord
und das Laken wieder in die Koje. Unsere kanadischen Nachbarn meinten, das
Biest heisst "Roach". Habe ich noch nie gehoert.

09.07.03 Chaguaramas, Trinidad
Einen Tag nachdem unsere kanadischen Nachbarn unser fliegendes
Riesenkakerlakenmonster gesehen hatten, fuhr hinter der Wind Psalm, ihrem
Schiff der Wagen einer Spezialfirma vor. Das Schiff wurde Luftdicht
eingepackt und das Schiff von innen zwei Tage unter Giftgas gesetzt. Aber
nicht wegen unserem Monster, wie wir spaeter erfuhren. Sie haben Termiten
an Bord. Waehrenddessen musste die Familie, immerhin 5 Personen, samt
Kombuesenausstattung ausziehen. Tagsueber kampieren sie unter den Schiffen
und nachts werden zwei Igluzelte aufgebaut. Vor der Wind Psalm kam ich
dann noch mit Otto ins Gespraech, der gerade seine ueber 8jaehrige
Weltumseglung vollendet hat. Nach 10 Minuten Unterhaltung viel Otto
endlich ein, dass er Schweizer ist und wir uns doch in Deutsch unterhalten
koennten. Otto ist viel alleine unterwegs, nimmt aber gerne und oft
Maedels mit und hatte natuerlich schoene Geschichten zu erzaehlen. Bald
fliegt er aber auch bis Januar nach Hause, wie die meissten.

12.07.03 Charuaramas, Trinidad
jetzt macht mein Rechner an Bord Probleme. Ich hoffe, wir bekommen ihn
wieder zum laufen. Etwas laeuft er noch. Gestern abend kam der grosse
Absturz nach dem senden von zwei mails.
Gester war auch der grosse Einkauftag. Nachdem wir bisher eigentlich
ueberwiegend Infos gesammelt haben, sind wir dann bei Echo-Marine
gelandet. Der Laden hat zwei deutsche Inhaber und der Michael, einer der
beiden hat uns glaube ich gut beraten. Mit der Entscheidung fuer das
richtige Dingi hatten wir reichlich Probleme, vor allem wegen der
Staumoeglichkeiten. Zudem gibt es eigentlich nicht mehr die einfachen
Schlauchboot mit herausnehmbaren Boden. Michael hat uns dann einfach eins
zum testen anliefern lassen, nachdem er vorher die Moeglichkeiten mit
einfliegen lassen, oder auf der Isla Margarita in Venezuela abholen,
geprueft hatte. Es schein zu funktionieren, dass wir das an Deck fahren
koennen. Andere Staumoeglichkeit geht nicht. Da der feste Rumpf zu gross
ist. Jedenfalls haben wir jetzt ein Dingi vom Feinsten und hoffen es sogar
mitnehmen zu koennen. Antifouling und Farben haben wir dann auch gleich
bei ihm gekauft und anliefern lassen. Zum Glueck alles zollfrei. Abends!
, nachdem wir den Papierkram geklaert hatten, lud er mich dann noch zum
Sundowner ein. Aus einem wurden dann auch mehrere und die Rueckseiten
meiner Rechnungen wurden immer voller mit Tipps von ihm. In der
Zwischenzeit hatte Gerd dann auch die Farben an Deck geschleppt und
verstaut.
So jetzt hoffe ich mal, das mein Rechner an Bord mit seinem Scandisk
fertig ist und sich selbst repariert hat. Wenn nicht, wird es in Zukunft
wohl problematisch mit den Mails von Bord. Aber nur nicht die Verzweiflung
sinken lassen.

15.07.03 Chaguaramas, Trinidad
Es gibt nicht viel Neues zu berichten. Die Arbeiten gehen voran. Langsam.
Sehr langsam. Weniger wegen Regen, es regnet kaum noch. Mehr wegen der
Hitze und Luftfeuchtigkeit. Die Roststellen an Deck werden immer groesser.
Man oeffnet eine winzige Stelle im Lack und darunter eroeffnet sich dann
eine immer groesser werdende Roststelle. Inzwischen sind die Winkel an der
Schiene fuer den Holepunkt fast von Mittschiffs bis zum Heck vom Lack
befreit. Einschliesslich der Stellen, die ich muehevoll noch vor wenigen
Monaten neu gestrichen habe. Vielleicht habe ich auch etwas falsch
gemacht. Jetzt werde ich es mal ohne Zinkbehandlung vor dem Lackieren
versuchen und auch mal ohne vorheriges entfetten. Schlimmer kann es ja
kaum werden. Die Farbe von Jotun, einem schwedischen Hersteller soll
jedenfalls genial sein, wie mir Michael versicherte und in der
Berufsschifffahrt wird wohl auch direkt auf den Stahl gestrichen. Aber
erst mal fertig entrosten. Heute wurde uns die letzte gemischte Farbe
geliefert.
Dem Zahn von Gerd geht es wohl auch schon besser. Heute war er noch mal
zur letzten Behandlung beim Zahnarzt und kann Mittwoch endlich die
Antibiotika absetzen.
Gestern morgen, beim Einkaufen in einem Supermarkt sahen wir das Regal mit
den Alkoholika mit Plastikfolien abgedeckt mit einem Schild: kein Verkauf
von Alkoholika.
Bei der Rueckfrage an der Kasse wurde uns erzaehlt, dass Alkohol erst ab
18.00 Uhr wieder verkauft wird. Seltsam. Mittags in der Bar unserer Marina
das gleiche. Hinter der Theke waren alle alkoholischen Getraenke hinter
Plastik versteckt. Spaeter bei Michael in seiner Firma fanden wir dann ein
Schild, dass ab 14.30 Uhr das Geschaeft wegen Wahlen geschlossen wird.
Michael erzaehlte uns von irgendwelchen Kommunalwahlen und wir ihm dann,
dass deshalb wohl kein Alkohol verkauft wird. Er machte ohne Antwort auf
dem Absatz kehr und kontrollierte seine Vorraete im Kuehlschrank fuer
seinen taeglichen Sundowner immerhin schon um 16.00 Uhr. Beruhigt kam er
zurueck. Hatte wohl nicht an das Alkoholverbot bei Wahlen gedacht.

Chaguaramas, Freitag, 1.08.03
Regentag
Nachdem sich die Klagen ueber zu wenige Berichte haeufen, nutze ich mal
den Regentag.
Soviel gibt es nichts zu berichten und Arbeit habt ihr in Deutschland
hoffentlich selbst genug, was wollt ihr noch darueber lesen. Also,
Unterwasserschiff ist mit 4 Anstrichen (einmal Primer und dreimal
Antifouling) fertig. Einige Lackausbesserungen auch. Hat man eine Stelle
ausgebessert, findet sich gleich die naechste. Hatte ich schon von dem
Problem mit der Windsteueranlage berichtet? Beim Versuch dieselbe
abzuschmieren, fand sich ein defektes Teil. Mein Hilferuf nach Deutschland
wurde von mehreren Stellen aufgenommen und bearbeitet.
Alle mit dem gleichen Ergebnis, das wir auch von hier aus per Internet
erzielten. Der schwedische Hersteller ist wohl in die USA umgezogen. Er
antwortete auch freundlich auf eine Mailanfrage und teilte mit, dass vor
ein paar Monaten das letzte Ersatzteil dieser Art verkauft worden sei und
dass er erst gegen Ende des Jahres wieder eine Serie bauen lassen wird.
Gleichzeitig empfahl der, das Plastikteil in einer Schlosserei aus Bronze
nachbauen zu lassen. Wir hatten hier schon einen Nachbauauftrag,
allerdings in Kunststoff, erteilt und konnten den Auftrag noch rechtzeitig
aendern auf Bronze. Nach mehrmaligem Hin und Her und ausprobieren, scheint
der Nachbau jetzt zu funktionieren. Bleibt nur noch das Abschmieren der
Windsteueranlage, des Propellers und noch einige Kleinigkeiten zu
erledigen.
Zwischendurch hatte ich mich auch an das Auswaschen eines Kissen gewagt,
das schon ziemlich klebrig und von den erschlagenen Muecken
blutverschmiert war. Hat wunderbar geklappt. Dann wagte ich mich an das
zweite Kissen, auf dem ich dann unter der Dusche einen Indianertanz
vollfuehrte. Auf dem Rueckweg von der Dusche zum Schiff, das schwere
Kissen schleppend, entdeckte ich tatsaechlich einen Reisverschluss an dem
Ding. Warum erzaehlt mir keiner vorher, dass man so einen Bezug auch
abmachen und einzeln waschen kann. Das Kissen, im Gegensatz zum ersten,
war wohl ein Federkissen. Jetzt ist es mehr ein Matschklumpen. Das war
wohl eher eine Vernichtungsaktion als eine Reinigung. Dafuer habe ich
jetzt einen sauberen Kissenbezug. Was man nicht alles so beim Segeln
lernt.
Hurra, Montag am 4. August fliegt endlich Bodo ein. Er hatte sich auch
intensiv an der Ersatzteilsuche beteiligt und ueberlegte schon, wie er
eine komplette neue Windsteueranlage in den Flieger bekommt. Ich hatte
wohl zu kraeftig ueber viel Arbeit Hitze gejammert. Aus Mitleid hat er uns
gleich fuer 4 Tage in ein Hotel mit Klimaanlage zur Erholung eingeladen.
Immerhin goennt er sich am Montag erst mal eine Nacht in einem solchen
Hotel, bevor er mit den angedrohten zwei Schrankkoffern an Gepaeck an Bord
kommt.
Heute ist hier Feiertag. Die Emanzipation wird gefeiert. Deswegen kann ich
mich erst Montag um einen Krantermin bemuehen. Vorher habe ich mich nicht
gewagt, da ich zumindest die Windsteueranlage in Ordnung haben wollte. Vom
schwankenden Dingi aus, ist das alles nicht so einfach. Die Hoffnung
steigt, dass wir endlich naechste Woche von unserem Hochsitz (wie Bodo
sagt) ins Wasser kommen und neue Ziele ansteuern koennen.

Chaguaramas, Freitag, 8.08.03
Wir sind im Wasser und die Ela schaukelt am Steg. Das ist schon viel angenehmer. Nicht mehr so heiss, nachts keine Muecken mehr, schoene Aussicht auf den Strand und das Ankerfeld und keine Leiter mehr klettern. Inzwischen haben wir einen Lieferanten fuer hoffentlich sauberes Petroleum aufgetrieben. Den muessen wir am Samstag anrufen, bis dahin will er Behaelter besorgt haben und uns 20 Gallonen liefern. Fuer unseren letzten Großeinkauf haben wir auch einen Supermarkt ausgemacht, der die Ware anliefert. Wir hoffen jetzt, etwa am Montag auslaufen zu koennen. Naechstes Ziel sind die Los Testigos. Eine kleine venezuelische Inselgruppe nicht weit von der Isla Margareta.
Bodo ist inzwischen eingetroffen und heute verlaesst er sein Luxushotel und wird jetzt den Bordluxus geniessen. Gestern hat er schon mal geuebt und hier gespuelt. Die meissten, alleinreisenden aelteren Herren geniessen hier einen anderen Luxus und sind in staendiger Begleitung eines huebschen, braunen Maedels. Aber wir doch nicht. Obwohl unser Juengster aus der Altherrenrunde doch schon heftig unter Sam..-Koller leidet. Erstaunlich wie weit und schnell man in diesem Alter noch den Kopf mit hervorstehenden Augen, staendig in alle Richtungen drehen kann.
Meine gewaschenen Kissen sind bis auf das Sitzkissen inzwischen trocken. Leider ist der Geruch nicht besonders. Habe ich doch aus Deutschland den tollen Tipp mit dem Waeschetrockner bekommen und gestern in der laundry ein Schild "no cushions" also keine Kissen entdeckt. Ich gehe mal davon aus, das nur die Waschmaschinen gemeint sind und werde es mal mit dem Trockner versuchen.
Dann hoffen wir mal, dass zumindest in Deutschland die Hitzewelle nachlaesst.

Islas Los Testigos, Venezuela, Mittwoch 13.08.03
In der Tat, wir sind wieder gesegelt. Dienstag Nachmittag sind wir endlich
gestartet und heute Mittag auf der Inselgruppe Los Testigos vor der Insel
Testigos Grande (eine Insel mit zwei Bergen) vor Anker gegangen. Die
Segelei war klasse. Mit 2 Knoten Strom von hinten und 2 bis 3 Windstaerken
ebenfalls raum und kaum Wellen, da kann man nicht klagen. Ausserdem hatten
wir auch noch die ganze Nacht Beleuchtung vom Vollmond. Die Crew muss
allerdings noch eingewiesen werden und Gerd war die ganze Zeit seekrank,
da waren nur zwei Stunden Schlaf fuer mich drin. Nach einigen
Schwierigkeiten mit der Ankerwinsch, die nicht so wollte, liegen wir jetzt
vor einem schoenen Sandstrand mit Palmen und einzelnen Haeuser dazwischen.
Dann ging die Roedelei mit dem neuen Dingi los. Hat alles geklappt und
eine Probefahrt habe ich auch schon gemacht. Ist was anderes als in dem
wackeligen Bananaboot. Inzwischen haben wir 4 Windstaerken und die
Windmuehle arbeitet auch kraeftig und liefert den Strom fuer einen
gekuehlten Sundowner. Leider gibt es hier keine Moeglichkeit offiziell
einzuklarieren. Also sind wir illegal hier und hoffen, dass uns keiner
vertreibt.
PS: nach dem Abendessen: das war ja super, Fleisch, Kartoffeln,
Moehrengemuese und Gurkensalat. Und das alles auf einem Brenner, weil der
andere wieder mal nicht wollte. Da hat sich selbst Bodo uebertroffen, denn
eigentlich war gestern so was auf See geplant. Aber der seekranke Gerd
winkte nur ab, Bodo ging es wohl auch nicht so gut und schlug dann leise
vor, eine Dose Kartoffelsuppe aufzumachen. Aber die war auch ganz
lecker.

Islas Los Testigos, Venezuela, Sontag 17.08.03
Beim ersten Landgang, mit Paessen im Rucksack, erfuhren Gerd und ich, dass
der Militaerposten (die einzige amtliche Person hier) auf der Nachbarinsel
Iguana sitzt. Also erst mal ein kleiner Strandspaziergang. Vor einer der
Huetten stand Benjamino, ein Fischer, den wir auch ansprachen. Zuerst lud
er uns zu einem Drink ein. Oh Wunder, er hatte eine Flasche Anis aus
Mallorca. Echt lecker. Inzwischen wissen wir, das ist wohl eines der drei
Getraenke, die man hier kaufen kann. Wir fragen nach Marianne, eine
Hollaenderin, die hier mit einem Fischer leben soll. Marianne ist fuer ein
paar Monate auf einer anderen Karibikinsel aber dafuer ist ihr
Fischerfreund Llano in der Naehe und wird sofort geholt. Es wird zu viert
weitergetrunken. Die Verstaendigung wird immer besser, dank Anis und
meinem Sprachcomputer, der bewundert wird. Wir werden eingeladen, gleich
mit zum Fischen rauszufahren. Und werden eine halbe Stunde spaeter
tatsaechlich von der Ela abgeholt. An Bord des 6 m Fischerbootes neben
unseren zwei Freunden nAlso ins Wasser und mein Fischer stellt fest, es
ist unmoeglich die Leine aus dem Propeller zu loesen. Mir gelingt es ohne
Probleme, ich loese die Leine von der Palme und hole sie ein. Beim ersten
Start des Motors mit der Zugleine war Benjamino mitsamt Leine rueckwaerts
ins Boot geflogen. Jetzt war die Startleine leider unauffindbar. Also
wieder den Anker rauss und Benjamino verschwindet, scheinbar um Hilfe oder
eine neue Leine zu besorgen mit der Bemerkung: eine halbe Stunde. Daraus
werden mindestens zwei, die ich wartend im Boot verbringe. Da ich
klatschnass bin wir mir langsam auch kalt. Laut pfeifend mache ich auf
mich aufmerksam und tatsaechlich bewegt sich nach einer Weile etwas bei
der Huette. Benjamino kommt zurückgewankt und versucht mit einem Surfbrett
vom Strand zum Boot zu paddeln. Faellt natuerlich ins Wasser. Irgendwann
schafft er es und faellt wie ein Fisch ruecklinks ins Boot. Wieder wird
die Startleine vergeblich gesucht und Benjamino schwimmt wieder an Land.
Nach einer Weile folge ich ihm, Am Nachmittag kommt Benjamino schwimmend
zu uns und bittet um Hilfe, weil sein Radio nicht mehr funktioniert, die
Kinder hatten damit gespielt. Gerd und ich folgen dem Hilferuf und fahren
rueber zu seine Huette. Gleich bekommen wir eisgekuehltes Polarbier in die
Hand gedrueckt und laufend frisch gegrillter Fisch wird serviert. Seinem
Autoradio koennen wir leider nicht helfen. Wir stellen fest, dass die
Sicherung bereits ueberbrueckt war und vermutlich durch Kurzschluss im
Inneren was zerstoert wurde. Macht nix, es sammeln sich wieder einige
Leute, der nie endende Biervorrat wird dezimiert. Zwischendurch fuhr ich
noch mal zur Ela zurueck um meine Elektrokiste zu holen und packte auch
gleich zwei Flaschen Anis ein. Zwei von vieren, die ich ueberhaupt bis zur
Ela gebracht hatte. Die blieben aber verschlossen und wir schafften es,
uns rechtzeitig wieder abzusetzen. Nicht ohne einige Abschiedsfotos und
einer grossen Abschiedszeremonie.

Isla Margarita, Venezuela, Mittwoch 27.08.03
Nicht viel passiert bis jetzt. Bodo zaubert gerade wieder in der Kombuese,
da schreibe ich mal was. Wir haben uns auf einen anderen Ankerplatz
verholt. Wieder einmal wegen der Sicherheit. Nachdem uns einige,
vorwiegend Deutsche gewarnt hatten, dass wir im von Banditen bevorzugtem
Bereich ankern und dann noch eine benachbarte Yacht ueberfallen wurde und
der Eigner mit der Machete am Arm verletzt wurde, war die Entscheidung zum
Verholen nicht schwer. Jetzt liegen wir etwa 100 m weiter westlich mitten
in einer deutschen "Wagenburg". Natuerlich ist von den Deutschen auch
schon ein Wachdienst organisiert. Jede Nacht geht ein andere Yacht Wache.
Es haben sich auch noch Hollaender und Schweizer dazugesellt. Neuerdings
ist das ganze Ankerfeld in drei Bereiche eingeteilt, indem jeweils eine
Yacht wacht. Die Wachhabenden verstaendigen sich auf Kanal 73 und mit
Lichtsignalen untereinander. Alarm wird auf Kanal 72 gegeben, den alle
anderen Yachten nachts abhoeren sollten. Man fuehlt sich auf jeden Fall
viel sicherer. BoLetztens haben wir am Strand ein hollaendisches
Restaurant gefunden. Etwas teurer, aber eine sehr gute Kueche. Fuer eine
hervorragende Rinderlende mit allem drum und dran habe ich etwa 7 bis 8
Euro gezahlt. Am naechsten Tag war ich dann noch mal alleine da und bekam
Kontakt zu einer hollaendischen Gruppe. Verrueckt die Hollaender, fliegen
fuer 14 Tage zweimal 9 Stunden nach Margarita und dann von ihrem Hotel aus
noch mal jeweils eine halbe Stunde mit dem Taxi zu einer hollaendischen
Kneipe. Wie die Deutschen auf Mallorca. Mit einem anderen Hollaender kam
ich auch ins Gespraech. Der kannte mich schon, nur ich ihn nicht. Er hat
eine deutsche Frau aus Duisburg-Wedau und ihm oder besser seiner Frau ist
die Ela schon auf den Kapverden aufgefallen (vor allem wegen Heimathafen
Duisburg). Hatte dort auch mit Look im Internetcafe gesprochen und uns
auch auf Trinidad gesehen.
Dann haben wir noch versucht einen Benzinkanister zu ergattern. Unser
Tourenleiter Raugel erklaerte sich sofort bereit einen fuer uns zu kaufen
und ihn zu fuellen. Benzin kostet hier etwa 10 bis 15 Eurocent den Liter.
Hat er auch prompt erledigt. Nur dicht war das Ding nicht. Eine
Umtauschaktion brachte das gleiche Ergebnis. Bin mal gespannt, wie das
weitergeht. Waere doch schade, bei den Benzinpreisen nur mit 5 Litern fuer
unser Dingi weiterzufahren, zumal es auch viel zuwenig ist. Man kann ja
nicht ueberall nachtanken.

Isla Margarita, Venezuela, Dienstag, 02.09.03
Wir sind immer noch hier. Das heisst, nicht mehr alle. Bodo hat es vorgezogen, doch von hier aus einen Flug nach Aruba zu nehmen, von wo er seinen Rueckflug gebucht hat. Die naechsten Stationen sind unsicher mit Flugmoeglichkeiten und zu den ABC-Inseln ist es noch ziemlich weit. Dadurch haben wir jetzt Zeit und ueberlegen gerade, vielleicht doch noch das Festland zu besuchen. Wir haben einige Empfehlungen bekommen und es waere schade, das links liegen zu lassen. Hier in der Bucht liegen eine ganze Menge Yachten, die grossenteils laenger bleiben, um die Hurykanesaison abzuwarten und dann wieder nach Nordosten zu gehen. Hier ist das Leben wirklich guenstig. Bei den Benzinpreisen hatte ich im letzten Bericht noch uebertrieben. 5 Liter kosten an der Tankstelle 500 Bolivar, das ist etwa 5 ct pro Liter.
Allerdings ist das Leben hier nicht nur preiswert, sondern leider auch etwas eintoenig. Es gibt nur einen bewachten Dingisteg und der ist nur bis etwa 24 Uhr bewacht. 50 Meter weiter gibt es eine Kneipe und etwas weiter noch ein Restaurant. Weiter sollte man sich im Dunkeln lieber nicht entfernen. Hoechstens mit einem Taxi. Aber dann muss man rechtzeitig zuruecksein, solange das Dingi noch bewacht wird. Am anderen Strand, wo das hollaendische Lokal ist, gibt es keinen Dingisteg und somit noch nichtmal die Moeglichkeit das Dingi anzuschliessen. Man hat das Dingi vom Restaurant im Auge, kann sich aber auch nicht weiter wegbewegen. Also fahren wir tagsueber mal in die Stadt zum einkaufen, Internet und essen und sind abends in unserem Gefaengnis.
Im Moment macht uns das auch nicht viel aus, denn die Grippe hat uns wieder erwischt. Gerd hat damit angefangen und einige Tage bedenklich hohes Fieber, inzwischen hat es mich auch erwischt. Ich hoffe nicht ganz so schlimm.

Isla Margarita, Venezuela, Dienstag, 09.09.03
Die Schweinshaxe war super und auch die anderen Essen wie Sauerbraten,
Schnitzel, Gulasch usw. Die Amerikaner und Kanadier bekamen gleich von
Anfang an Schunkellaune und versuchten Rheinlieder anzustimmen. Nach dem
Essen waren alle so vollgegessen, da liess das schnell nach. Wir waren so
etwa 30 Segler. Jetzt sind wir ja schon eine Weile hier, und man lernt
eine Menge Leute kennen. Hier ankern bestimmt an die 80 Yachten, sind auch
einige Deutsche, Schweizer und Oesterreicher dabei. Ein Deutscher oder
Schweizer ist wohl schon seit einigen Jahren hier haengen geblieben und
schlaegt sich mit Reparaturen und aehnlichem durch. Er hat fuer uns einen
alten Aussenborderspiegel gefunden und will uns daraus ein Brett
zurechtschneiden, damit wir unseren Aussenborder beim Segeln an der Reling
fahren koennen. Bei der letzten Tour hatte ich ihn liegend gelagert, was
der Aussenborder uns ziemlich uebel genommen hat.
Sonst gibt es nicht viel besonderes zu berichten. Vorgestern habe ich
ueber dem Strand das erstemal 4 wilde Aras kreischend fliegen sehen. Ich
dachte zuerst, die sind aus dem Zoo ausgebrochen, aber die leben wohl hier
und einen Zoo gibt es bestimmt nicht. Anstelle der Schwaene, fliegen und
schwimmen hier die Pelikane herum.
Die organisierten Nachtwachen auf den Schiffen funktionieren ganz gut. Wir
haben auch schon eine hinter uns. Urspruenglich sollte auch ein
Polizeiboot nachts ueber Funk erreichbar sein, aber wie man hoerte, sind
leider die Batterien fuer das Funkgeraet der Polizei leer und es ist damit
nicht mehr erreichbar.

Isla Margarita, Venezuela, Donnerstag, 25.09.03
Auf der ganzen Insel, vielleicht sogar in ganz Venezuela ist kein
richtiger Benzinkanister aufzutreiben und das im Land des
Benzinparadieses. Unsere Notkanister (meisst Wasserkanister) fuer
Petroleum sind schon groesstenteils kaputt und einiges Petroleum in der
Bilge. Jetzt haben wir angefangen 2 ltr Colaflaschen zu sammeln und
hoffen, dass die benzintauglicher sind und etwas laenger halten.
Das Essen, nicht nur in Jackys Restaurant (wo wir meisst essen) gut und
guenstig. Rumsteak mit Pommes und Salat z. B. gut 3,00 Euro. Seit zwei
Wochen sehen die Pommes etwas anders aus und werden als Chips serviert.
Frank, ein Oesterreicher, der hier vor einigen Jahren, wie viele andere
Europaeer auch haengengeblieben ist, betreibt hier ein Hotel und erklaert
uns: unsere Kartoffelchips bestehen nicht aus Kartoffeln, sondern sind
gruene Kochbananen. Den Unterschied haben wir nicht bemerkt. War wohl auch
Absicht, denn sie werden weiterhin als Pommes serviert. Im Einkauf kosten
die wohl auch nur einen Bruchteil der Kartoffeln.
Vor ca 400 bis 500 Jahren brachten die Europaeer reichlich Glasperlen als
Tauschobjekte in die Karibik. Jetzt werden diese wieder an die Europaeer
von vielen Strassenhaendlern zurueckverkauft. Die finden wohl auch ihren
Absatz, bei den vielen Glasperlenhaendlern. Ein interessanter
Wirtschaftskreislauf.
Morgen wird es wieder Ernst. Um 8 Uhr geht es zum Impfen in die Klinik.
Unsere kanadischen Bootsnachbarn von der Windborne III haben fuer die
Segler hier eine Gruppenimpfung gegen Gelbfieber organisiert. In der
allmorgendlichen Funkrunde haben sie es verbreitet und es haben sich
bestimmt 25 bis 30 dafuer gemeldet. Hoffentlich kann ich dort gleich meine
Hepatits B Immunisierung nach drei Impfversuchen in Deutschland testen
lassen.
Die aerztliche Versorgung hier in Venezuela soll sehr gut sein. Wir haben
schon einige Leute hier getroffen, die sich hier haben operieren lassen
oder Zahnbehandlungen haben durchfuehren lassen. Ein Hollaender erzaehlte
mir, dass er extra zum Lasern seiner Augen hierher geflogen ist. Die
Behandlung soll 500 USD kosten, wohl ein Bruchteil der Kosten wie in
Europa.

Isla Margarita, Venezuela, Donnerstag, 02.10.03
Die Gelbfieberimpfung ist erledigt. Wir waren fast 30 Leute bei der Impfung. Ich bin dann vom Hospital zu fuss zurueckgegangen und traf dann am Dingisteg ein paar deutsche Segler, die auch bei der Impfung waren. Hast du dir auch einen Stempel fuer den Impfpass geholt? Wurde ich gefragt. Natuerlich nicht. Ich weiss ja gar nicht, was die mir dort erzaehlt haben. Hier spricht kaum jemand Englisch. Mein Spanisch wird zwar langsam etwas besser, aber dafuer reichte es nicht. Die Leute sind auch erst auf der Strasse von Kollegen auf den Stempel angesprochen worden und noch mal zurueckgegangen. Ich wollte ja sowieso mein Blut noch auf Antikoerper von der letzten Hepatitis B Impfung testen lassen. Also noch mal hin und nach einigen Irrwegen bekam ich auch meinen Stempel. Fuer den Test allerdings habe ich mir dann ein privates Labor ausgesucht. Das geht wohl schneller und besser, wurde mir gesagt. Jetzt hab ich nur noch das Problem mit positiv und negativ. Im Ergebnis steht: Antigeno de Superficie Hepatitis B NEGATIVO. Toll. Der Arzt soll erzaehlt haben, das ist in Ordnung so und die Impfung war erfolgreich. Look, der Wirt in der hollaendischen Kneipe erzaehlte mir auch, alles ok, er haette selbst das gleiche Ergebnis vor der Monaten gehabt. Ich verstehe allerdings, Antigeno - Negativo, also keine Antigene und die sollten doch vorhanden sein nach einer Erfolgreichen Impfung. Bin also noch unsicher, obwohl mir jeder erzaehlt, das ist ok. Vielleicht kann mir noch jemand aus Deutschland was dazu erzaehlen? Der Dieter vielleicht?
Wie so viele Andere, hat es Gerd wohl auch jetzt gepackt. Gestern eroeffnete er mir beim Fruehstueck, er bleibt auf der Isla Margareta und sucht sich eine Wohnung. Heute morgen ist er schon ausgezogen. Bin mal gespannt, ob er seinen Entschluss durchhaelt. Ich
glaube er geht das ein bisschen naiv an. Erst mal muss er von der Crewliste gestrichen werden und dafuer braucht er ein Ticket ins Ausland. Mit dem Touristenvisum wird er nicht so weit kommen. Vielleicht kann ihm ja Angela helfen, die deutsche Frau, die im Nachbarort Pampadar eine Gaststaette mit deutscher Kueche, ein Lebensmittelgeschaeft und eine Pension betreibt. Dort will er wohl erst mal bleiben. Sie sucht fuer ihr Geschaeft dringend einen Partner und vor allem einen deutschen Koch. Mit Bakschisch oder wie das heisst und den richtigen Bekannten, ist hier sicherlich alles moeglich.
Ich warte dann wieder erst mal ab. Hab ja Zeit. Und fahre dann vielleicht mit Rudi von der Inspiration unserem Nachbarn erst mal Richtung Puerto la Cruz. Rudi ist auch alleine an Bord, segelt schon laenger in dieser Gegend herum und kennt hier schon fast jede Bucht.

Isla Margarita, Venezuela, Montag, 06.10.03
Leider ist der Kaffee morgens nicht mehr fertig, wenn ich aufwache, aber
ansonsten kann man es auch alleine hier gut aushalten. Gestern am Sonntag
ist Famientag und Strandtag der Einheimischen. Alle Tische in der
Strandhuette besetzt mit Dominospielern und ich mittendrin. Hab ja schon
viele Jahre nicht mehr Domino gespielt, ist aber auch nicht allzu schwer.
Gewoehnungsbeduerftig und immer wieder lustig fuer die Mitspieler, es geht
links herum und nicht im Uhrzeigersinn. Komisch, wo man doch hier sogar
auf den Strassen Rechtsverkehr hat.
Habe mich jetzt endlich entschlossen, ein neues Sonnensegel zu bestellen.
Das dauert auch wieder etwa zwei Wochen, weil der Segelmacher ordentlich
ausgebucht ist, aber ich habe ja Zeit. Die will ich auch nutzen, mir
vielleicht noch eine Harpune und eine neue Brille zu besorgen. Entweder
sind die Glaeser meiner Brille schwaecher geworden oder meine Augen. Fuer
die kleinen Zahlen und Texte reicht es nicht mehr.
Gerd habe ich auch wiedergetroffen. Er hat sich inzwischen ein Flugticket
nach Trinidad besorgt. Das wird er mir noch samt Pass kopieren. Laut Juan,
unserem Hafenmeister muessten die Unterlagen reichen, damit Gerd bei
meinem Ausklarieren aus Venezuela problemlos aus meiner Crewliste
gestrichen wird.
Ansonsten gibt es nichts Neues.

Isla Margarita, Venezuela, Samstag, 11.10.2003
Das Entsetzen einiger Mitsegler hat mich heute doch mal veranlasst, auch
meine Taucherbrille wieder aufzusetzen und das Unterwasserschiff zu
begutachten. Schreck lass nach, die Ela hat ja wirklich schon fast Wurzeln
geschlagen. Selbst die Schraube sieht aus wie ein Blumenstrauss, trotz
Antifoulinganstrich. Alle anderen Stellen ohne Antifouling wie Zinkanoden,
der Geber des Fischfinders oder der Geber der Logge sehen nicht besser
aus. Auch die Ankerkette sieht eher wie eine Liane aus. Bisher hatte ich
gelegentlich mal den Wasserpass ohne Taucherbrille bearbeitet und von
Bewuchs befreit. Auch eine lustige Geschichte. Die Tiere und Pflanzen, die
ich da muehsam abgekratzt hatte fuehlten sich wohl ploetzlich haltlos und
suchten sich den naechstbesten Halt. Da bot sich zuerst mein Koerper an.
Ueberall hatten sich winzige, vermutlich Tiere angesaugt und zurueck an
Deck konnte ich mich auch erst mal abkratzen. Da Gerd aus dem Vorschiff
ausgezogen ist, liegt der Wasserpass am Heck noch tiefer als vorher
ungeschuetzt Leider wollen meine teuren Verbraucherbatterien wohl auch
nicht mehr so, wie ich es mir wuensche. Jetzt versuche ich die Spannung
mal hoeher zu bringen, indem ich jeden zweiten Tag die Maschine zum laden
laufen lasse und hoffe, dass sie sich wieder erholen. Zum Segeln habe ich
kaum Diesel verbraucht. Habe immer noch den teuren Diesel von Santa Lucia
im Tank. Wird sich aber bald aendern. Den Dieselpreis kann man hier ja zum
Glueck kaum in Pfennigen ausdruecken.

Isla Margarita, Venezuela, Dienstag, 22.10.2003
In den letzten Tagen war der Praesident auf der Insel. Nicht zu
uebersehen, der Hubschrauberverkehr und eine Demonstration auf der Fahrt
in die Stadt. Der Taxifahrer erzaehlt auf meine Frage hin, hier wird fuer
den Praesidenten demonstriert. Ausser auf den Testigos, habe ich keinen
Einheimischen getroffen, der besonders begeistert vom Praesidenten Chaver
ist. Sehr viele Menschen sind hier arbeitslos und ein Sozialnetz scheint
es hier nicht zu geben. Keine Arbeit, kein Einkommen. Kein Geld, keine
medizinische Versorgung. Eine Taxifahrerin wurde, schwerverletzt nach
einem Unfall gerade ein Tag im Hospital versorgt. Nach Hause musste sie
mit dem Taxi. Der Kollege durfte sie heraustragen, da sie nicht laufen
konnte. Der rechte Oberarm, gebrochen, war nur notduerftig verbunden und
wurde nicht behandelt. Inzwischen sind die gebrochenen Teile des
Oberarmknochens nebeneinander angewachsen. Waehrend, wie schon erwaehnt in
Privatkliniken eine hervorragende und sehr preisguenstige Versorgung
gewaehrleistet ist. Das ist der Vorteil, wenn man sich etwas
laenger an einer Stelle aufhaelt. Man lernt ganz andere und sehr
interessante Dinge kennen. So hatte ich auch Gelegenheit, inzwischen drei
Privatwohnungen zu sehen. Ich glaube, selbst in der schoensten dieser
Wohnung wuerde kein Deutscher einziehen.

Isla Margarita, Venezuela, Mittwoch, 29.10.2003
Letzten Samstag war die Inselrundfahrt mit einheimischen Fuehrer.
Interessante Landschaft, ueberwiegend mit grossen Kakteen bewachsen wie in
den mexikanischen Filmen. Schoene Straende und Berge gibt es auch. Bevor
ich den Wagen gemietete, beobachtete ich den doch etwas chaotisch
erscheinenden Verkehr. Ganz habe ich bei den Verkehrsregeln nicht
durchgeblickt. Mein Eindruck an normalen Kreuzungen war, dass etwa 80
Prozent links vor rechts fahren aber im Stadtverkehr bleibt fast jeder an
jeder Kreuzung erst mal stehen, um die Lage zu beobachten. Das hab ich
dann auch so gemacht, schien mir die sicherste Regel. Geheuer war mir
dich Sache nicht, selbst zu fahren. An den Kreuzungen muss man oft die
Ampeln suchen. Jedenfalls hat es bestens und unfallfrei funktioniert. Im
nachhinein habe ich jetzt von Frank erfahren warum man hier so viele
vorsichtig fahren. 70 Prozent fahren wohl ganz ohne Fuehrerschein und
Fahrschulen gibt es keine. Den Fuehrerschein erlangt man mit einer
schriftlichen Pruefung von 10 Fragen zum Heute war ich wieder mal in einer
Klinik. Jetzt hat mich zum dritten mal eine Ohrenentzuendung erwischt. Die
ersten beiden konnte ich mit Panotilen selbst in den Griff bekommen.
Wahrscheinlich hab ich das Zeug aber zu frueh wieder abgesetzt. Jetzt hat
es meinen aeusseren Gehoergang ordentlich erwischt. Gestern abend war er
auf einmal ganz zugeschwollen mit den entsprechenden Schmerzen. Also,
vamos zum HNO. Der hat mein Ohr erst mal behandelt und mir einige
Medikamente verschrieben, von denen ich nur ahnen kann wofuer. Ausserdem
darf ich eine Woche nicht mehr ins Wasser. Somit verschiebt sich der Start
wieder und das Unterwasserschiff kann wieder ordentlich austreiben.

Isla Margarita, Venezuela, Freitag, 31.10.2003
Vor gut einer Woche wurde hier eine deutsche Yacht ueberfallen. Diesmal ganz anders. Namen und Schiffsnamen lass ich mal lieber weg. Der Segler wurde durch Klopfen geweckt und als der den Kopf aus dem Niedergang steckte, sah er in die Muendung einer Pistole. Er hatte keine Change, war seine gesamte Barschaft einschliesslich Karten los und behielt dafuer nur eine Beule und eine Rippenprellung zurueck. Ein derartiger Ueberfall ist hier noch nie passiert. Es gibt aber einige Erklaerungen dafuer. Der Segler ankerte am aeussersten Rand des Ankerfeldes und hatte wohl heufiger von den verschiedensten Damen Besuch. Diese bezahlte er fuer die Damen gut sichtbar aus einer kleinen, gutgefuellten Kiste, in der er seine gesamte Barschaft und Papiere aufbewahrte. Etwas leichtsinnig. Dies erzaehle ich eigentlich nur wegen einer anderen Geschichte. Dieser Ueberfall veranlasste meinen neuen deutschen Nachbarn sein Schiff mitten ins Ankerfeld, also direkt neben mir zu verholen. Gestern abend sass ich noch in der Plicht, um auf meinen 22-Uhr-Pillentermin zu warten, als mein Nachbar mit seinem Dingi nicht von der Landseite sondern seltsamerweise von der Seeseite her zu seinem Boot fuhr. Er war nicht allein sondern in Begleitung einer Chica. Sein Boot keine 20 m von mir entfernt. Die Chica versuchte nach einigem hin und her das Boot ueber die Heckleiter zu entern. Versuchte, wohlgemerkt. Mit einem leisen Schrei verschwand sie im Wasser, nicht ohne sich am Skipper festzuklammern und diesen mitzunehmen. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sich beide auf das Schiff retten konnten, stuertzte ich ganz schnell in die Kajuette, um erst mal abzulachen. Nach einer kurzen Orientierung an Bord und Entledigung der nassen Klamotten verschwanden beide in der Kajuette. Kurz darauf erschien mein Nachbar wieder mit einer Lampe bewaffnet und suchte an Deck und im Dinge verzweifelt alles ab. Diesmal hatte er nicht nur meine gemeine Schadenfreude sondern auch mein Mitleid. War wohl etwas wichtiges verlorengegangen. Eine viertel Stunde spaeter erschien die verzweifelte und stark angetrunkene Chica an Deck, schaute sehnsüchtig zu mir herueber (ich rauchte gerade) und verlangte nach einer Zigarette. Klar, konnte sie eine Zigarette von mir haben, nur wie? Mein Dingi war schon sicherheitshalber hochgezogen. Meinem armen Nachbarn blieb nichts anderes uebrig, als zu mir rueberzufahren und ein paar Zigaretten abzuholen. Dabei erzaehlte er mir in Kurzfassung (die Langfassung hat er mir vor eine Stunde bei einem Bier erzaehlt), dass beide wohl etwas zu viel getrunken hatten und abgestuerzt seinen (durfte ich ja beobachten, hab ich aber nicht verraten) und dass dabei auch die Zigaretten im Wasser gelandet und verschwunden sind (die Erklaerung fuer die verzweifelte Suche an Deck). Wir wuenschte uns jedenfalls noch gegenseitig eine vergnuegliche Nacht. Die hatte ich. Vor Lachen kam ich bestimmt eine Stunde nicht in den Schlaf. Heute morgen, als er das Maedchen an Land brachte, kamen beide noch vorbeigefahren und bedankten sich recht herzlich. War nicht noetig, jetzt habe ich eher ein schlechte Gewissen wegen meiner Schadenfreude. Wie er mir heute erzaehlte, war die Sache gar nicht so ungefaehrlich. Das Maedel konnte naemlich nicht schwimmen und er musste, geschickt wie er war, sowohl das Maedel ueber Wasser halten, als auch sein Dingi vor dem Abtreiben schuetzen. Er wusste ja nicht, dass ich die Sache beobachtet hatte und direkt haette helfen koennen.

Isla Margarita, Venezuela, Sonntag, 16.11.2003
Mein linkes Ohr will dem rechten wohl nicht nachstehen und erfreut mich
inzwischen auch mit einer Entzuendung. Scheint nicht so schlimm zu werden
aber schwimmen und vor allem tauchen ist erst mal wieder out.
Eine gute Nachricht: ich habe ein neues Crewmitglied gefunden. Oder besser
angeheuert. Auf Empfehlung von einigen deutschen Yachten habe ich Yoceline
fuer eine Weile angeheuert. Sie ist 39 und arbeitet viel auf Schiffen. Bei
Yogi, ein Berliner der viel Chartergaeste hat, war sie 3 Jahre an Bord.
Gerade hat sie ein Angebot von einem deutschen Schiff bzw. Kapitaen fuer
die Kombuese abgelehnt, die einen Film, wenn ich richtig verstanden habe
ueber Delphine drehen wollen. Ansonsten faehrt er wohl viel Charter fuer
die deutsche Meeresforschung. Glueck gehabt, hoffentlich. Die
Personalkosten sind hier ja auch nicht allzu hoch. In erster Linie muss
ich wohl fuer den Lebensunterhalt aufkommen. Guenstig fuer mich, dass
Yoceline gerade ihr Apartment gekuendigt hat, weil der Ventilator nicht
funktioniert und nicht repariert wird. Waere aber auch nicht allzu teuer
geworden. Sie zahlte etwa knapp 40 Euro dafuer im Monat. Ich war mit im
Apartment. Der Ventilator ist tatsaechlich lebensnotwendig. Ein winziges
Zimmer mit BaJetzt muss ich aber bald tatsaechlich hier den Absprung
schaffen. Inzwischen laeuft diese Woche mein Visum aus und ich habe
gehoert, dass die Visa nur noch zentral in Caracas verlaengert werden.
Juan, von der Marina meint aber, dass er es hier verlaengert bekommt.
Zweimal hat er mich schon vertroestet, aber jetzt soll ich Montag morgen
wieder mit dem Pass und 50000 Boliviers (knapp 25 Euro) erscheinen. Diesel
muss ich auch noch bunkern, der Tank ist fast leer. Ich werde mir das
Bunkerboot leisten, obwohl der Dieselpreis dreimal so hoch ist wie an der
Tankstelle. Etwa 6 ct der Liter, normalerweise etwa 2 ct an der
Tankstelle.

Isla Margarita, Venezuela, Freitag, 21.11.2003
Jubel, ich habe tatsaechlich Kanister bekommen. Das Bunkerboot hatte
unerwartet einige nagelneue, brauchbare Kanister an Bord. Habe gleich zwei
von den vorhandenen drei 8 ltr. Kanistern fuer Benzin und im meiner
Begeisterung gleich noch zwei 30 ltr. Kanister fuer Diesel gekauft. Davon
hatten sie auch nur drei. Jetzt weiss ich allerdings noch nicht, wo ich
die verstauen soll. Das war wohl ein Gluecksfall, wie die Leute vom
Bunkerboot erzaehlten. Kann sein, dass es Monate wieder keine Kanister
mehr gibt. So ist es hier auch mit anderen Waren. Mal gibt es Eier in
Mengen, mal ist nirgendwo ein Ei aufzutreiben. Genauso mit Mehl oder
Zucker. Frank erzaehlte, die Zwiebeln sind inzwischen teurer als Fleisch
und das Wasser ist teurer als Diesel. Waffen werden hier auch angeboten,
was das Herz begehrt. Nach einer schlaflosen Nacht habe ich mich dann doch
entschlossen das mir angebotene Jagdgewehr und die 45iger Magnum nicht zu
kaufen. Verfuehrerisch ist, die Waffen sind nicht illegal und man kann sie
offiziell einklarieren. Leider bekomme ich in letzter Zeit keine Verbindung mehr
fuer die Mails ueber Funk. Das scheint aber nicht an mir sondern an der
amerikanischen Amateurfunkstation mit der ich immer gute Verbindungen
hatte, zu liegen. Hoffentlich wird das wieder besser, denn langsam werden
auch die Wetterbericht wieder fuer die Weiterfahrt interessant.

Isla Margarita, Venezuela, Samstag, 29.11.2003
Fast haette der Start fuer heute geklappt, dann kam leider vorletzte Nacht ein Sturm. Hat ordentlich und lange geweht und geregnet. Hier im Ankerfeld gab es keine Probleme bis auf Schlafmangel. Alle Anker hielten. Der Wind wehte zum Glueck bestaendig aus ENE, so dass wir hier einigermassen geschuetzt vor den Wellen lagen. Der Schwell baute sich erst spaeter richtig auf. Da dann nicht mehr soviel Wind und somit nicht soviel Druck auf die Ankerkette war, ruckte die Kette nicht so stark in den Anker. Ein Großteil der Karibik war betroffen, konnte man in der Funkrunde am naechsten Morgen hoeren. Ein Schiff hat 43 Knoten Wind (Windstaerke 9)gemessen. Statt der Startvorbereitungen, wurde dann etwas Schlaf nachgeholt. Im Wetterbericht konnte ich ein paar Stunden vorher nichts von dem Sturm erkennen. Inzwischen bin ich startklar, aber fuer morgen wurde wieder ein kraeftiger Wind angesagt. Erst mal abwarten. Komisch, drei Monate so gut wie nichts, dann will man endlich starten, kommt gleich ein Sturm.
Letzten Mittwoch kochte Yoceline eine Paella. Beim Kauf der Zutaten auf dem Fischmarkt wunderte ich mich schon ueber die Menge des maritimen Ungeziefers. Als mein groesster Topf dann randvoll mit Paella war, wunderte ich mich noch mehr, wer das alles essen sollte. Kein Problem, wie ich anschliessend erfuhr, waren wir zur Geburtstagsparty von Lilli am Strand eingeladen und die Paella war als Ueberraschung fuer alle gedacht. Lilli kenn ich schon laenger, sie verkauft T-Shirts und Shorts am Strand. Ich hab auch schon eine Shorts bei ihr gekauft. Die Naehte hielten allerdings nicht lange. Also, die Paella ins Dingi und vamos a la playa. Die Party war genauso, wie man sich eine Strandparty in der Karibik unter Palmen vorstellt. Es gab eine Menge eisgekuehltes Polarbier und neben der Paella, die bei allen gut ankam, eine gehaltvolle Suppe. Das Fleisch darin bestand leider aus purem Fett, das ich anstandshalber auch noch runtergewuergt habe. Aber mit dem kalten Bier gings. Zwei Jungens mit einer Gitarre machten Musik. Andrea, eine vermutlich Deutschkanadierin war mit ihren Soehnen auch da, sodass ich mal wieder Deutsch hoeren und sprechen konnte. Ansonsten wurden auch viele Witze erzaehlt. Klasse, anstandshalber lacht man mit und Yoceline war so freundlich, sie mir zu uebersetzen. Natuerlich auch auf Spanisch, sodass ich ueber jeden Witz zweimal lachen durfte aber leider keinen verstanden habe. Als die Biervorraete zur Neige gingen, wurde gesammelt und es ging weiter.

Isla Coche, Venezuela, Dienstag, 2.12.2003
Kaum zu glauben, aber der Anker haelt uns jetzt vor der Insel Coche. Der
Wecker haette gar nicht und 05.30 Uhr klingeln brauchen. Es war eine
schnelle Fahrt und nur 21 Meilen Distanz. Es blaest wie vorhergesagt ganz
ordentlich. Schaetze 5 bis 6 Windstaerken. Der Anker haelt hervorragend
auf etwa 3m Wassertiefe. Habe mir wohl einen Sonnenbrand geholt. Hab nicht
mehr dran gedacht, mich zu schuetzen. Aber da man normalerweise die Sonne
eigentlich meidet wie die Pest, ist man auch nicht allzu sehr
vorgebraeunt. Morgen heisst das Ziel Peninsular de Araya.

Peninsular de Araya, Venezuela, Mittwoch, 3.12.2003
Um 15.00 Uhr fiel der Anker vor Penisular de Araya. Ein hervorragender
Toern mit wieder 5 bis 6 Windstaerken aus ENE. Heute schwammen wieder mal
eine Menge Delfine eine Weile um die Ela. Inzwischen hat der Wind deutlich
nachgelassen. Dafuer regnet es. Ganz angenehm, nicht staendig der Sonne
ausgesetzt zu sein. Wir sind jetzt ziemlich nahe am Festland, wo
eigentlich jeden Abend die Gewitter durchziehen. Peninsular de Araya
gehoert eigentlich schon zum Festland. Morgen heisst das Ziel Puerto la
Cruze. Etwa noch 35 Meilen. Dann ist erst mal schon wieder Segelpause
angesagt. Oelwechsel und einige andere Arbeiten stehen an.

> Puerto la Cruz, Venezuela, Mittwoch, 10.12.2003
> Zwei Stunden schoenes Segeln, dann drehte moderate ENE-Wind langsam auf E und dann SE und liess fast ganz nach. Keine Change, ohne Motor Puerto la Cruz noch im Hellen zu erreichen. Also Motor an und ab dafuer. Nach 10 Minuten Motorfahrt verabschiedete sich der elektrische Autopilot. Er Vorrichtung zum Ein- bzw. Auskuppeln liess sich nicht mehr bewegen und steuern wollte das Ding auch nicht mehr. Der Autopilot war nicht mehr auszukuppeln. Direkt mit dem Hauptruder verbunden blockierte er dasselbe. Aufatmen, mit leichter Gewalt liess sich das Ruder wenigstens noch bewegen. Nach 4 Stunden rudergehen in der prallen Sonne erreichten wir Puerto la Cruz. Da konnten mich auch die vielen Delfine unterwegs nicht mehr aufheitern. Immerhin konnte Yoceline unterwegs die Hafenverwaltung ueber Funk erreichen. Die kamen uns mit einem Dingi entgegen und halfen uns beim Anlegen und festmachen. Ich fuerchte, hier wird es keine Ersatzteile und schon gar keine Fachwerkstatt geben. Jetzt liegen wir neben zwei anderen deutschen Schiffen, die mir wenigstens mit einigen Infos weiterhelfen konnten.
> Am naechsten Abend wurden alle Segler von der Hafenverwaltung fuer anderthalb Stunden zum kostenlosen Trinken mit Livemusik (vermutlich afrikanischem Ursprungs) eingeladen. Da war das Restaurante sehr voll und die Stimmung entsprechend gut aber die naechste Katastrophe liess nicht lange auf sich warten. Yoceline telefonierte am naechsten Tag mit ihrer Familie brach am Telefon schreiend und weinend fast zusammen. Ihr Schwager und sein Bruder sind in der Nacht beide auf der Strasse erschossen worden. Wenn ich richtig verstanden habe, aus einem fahrenden Auto ohne erkennbaren Grund. Beide Familienvaeter um die 40 Jahre alt. Ich wollte auch nicht weiter nachfragen. Jetzt war dringender Familienbesuch angesagt und ich konnte mich nicht davor druecken. Etwa einen Monat zuvor war ein Sohn einer der Getoeteten, etwa 16 Jahre alt mit einem Bauchschuss angeschossen worden. Die Schuss- und Operationsnarben durfte ich spaeter besichtigen. Vor einem Jahr wurde ein Bruder von Yoceline erschossen. Gegen 22.00 Uhr trafen wir bei der Familie in Valencia ein. Etwa 40 bis 50 Personen waren in Haus, im Garten und auf der Strasse vor dem Haus anwesend. Trotz der traurigen Umstaende wurde ich von allen begruesst und freundlich aufgenommen. Lieber haette ich mich verdrueckt. Einer der wenigen Stuehle wurde mir zugewiesen und ein Kaffee in die Hand gedrueckt. Nach einer Weile schleppte mich Yoceline mit dem Wort "looky" ins Haus. Im Eingangsraum, vermutlich Wohnzimmer waren einige Leute und Kinder tobten herum. Ich dachte mir nichts Boeses lief hinter ihr her und stand ploetzlich vor den beiden Saergen mit den ausgestellten Leichen. Schock. Ein Sichtfenster im oberen Sargbereich liess den Blick auf die natuerlich aussehenden Leichen zu. Die Saerge wurden weinend umarmt und gekuesst und liebkost. Daneben standen einige Leute mit einer Flasche Bier in der Hand und unterhielten sich gelassen. Das war etwas zuviel fuer mich, ich machte auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder nach draussen auf die Strasse. Nach einer Weile fuhr ein Auto mit einer gigantischen Musikanlage vor und beschallte die ganze Umgebung. Lokale Musik, keine Trauermusik. Jetzt brach die Witwe, Schwester von Yoceline schreiend auf ihrem Stuhl zusammen. Es war, wie ich erfuhr, die Lieblingsmusik ihres Mannes. Langsam kam Fiestastimmung auf. Reichlich Bier stand zur Verfuegung und ich wurde bestens versorgt. Draussen wurde viel erzaehlt, gelacht und gelegentlich geweint. Die Kinder spielten froehlich herum. Und ich wurde immer verwirrter. Gegen 4 Uhr morgens konnte ich mich ins Hotel verdruecken. Es waren immer noch etwa 40 Leute anwesend einige schliefen schon, entweder im Stuhl oder auch neben den Saergen. Zum Glueck hatte ich vorher fuer mich auf ein Hotelzimmer bestanden. Am naechsten Tag war Beerdigung angesagt und ich musste wieder hin. Gleiche Szene wie am Vorabend nur einige Leute etwas mueder. Alle in normaler Strassenkleidung. Nach zwei Stunden herumhaengen in der Hitze erschien ein Priester und einige Leute gingen mit ihm zu den Leichen. Jetzt wurde das Weinen und Jammern lauter. Das dauerte wieder etwa zwei Stunden. Dann wurde das Weinen ploetzlich zum Schreien. Zwei Leichenwagen waren vorgefahren und die Leichen sollten aus dem Haus. Der Vater der beiden flehte die Leute an, die Leichen doch wenigstens noch einen Tag im Haus zu lassen. Natuerlich nicht moeglich bei der Hitze. Langsam verstand ich die Zeremonie. Solange die Leichen noch im Haus waren, gehoerten sie zur Familie und es wurde mit ihnen froehlich gefeiert. Jetzt wurden sie aus der Familie gerissen. Die Kinder riefen nach ihren Vaetern als sie ins Auto gebracht wurden. Auf dem Friedhof verdrueckte ich mich wieder in den Hintergrund. Leider kein guter Platz fuer etwas Abstand. Nach und nach wurden die schreienden Kinder und ein Bruder der beiden direkt neben mich gebracht. Der Bruder lief mit eine halbvollen Flasche Whisky schreiend und verwirrt ueber den Friedhof. Wieder wurde die Lieblingsmusik lautstark abgespielt. Als der Priester mit der Beerdigung beginnen wollte und die Musik ausgestellt werden sollte, randalierte der Bruder und liess keinen an die Musikanlage. Spaeter schafften es dann zwei Leute, ihn mit sanfter Gewalt vom Auto wegzubringen und die Musik wenigsten leiser zu stellen.
> Ich habe lange ueberlegt, davon zu berichten. Mit Sicherheit habe ich nicht die richtigen Worte gefunden und das alles zu beschreiben. Die ganze Zeremonie dauert genau 9 Tage. Solange haelt man sich im Haus der Familie auf. Yoceline und ich sind dann am naechsten Tag (Dienstag) mit dem Bus zurueckgefahren. Eine interessante Abwechselung fuer mich. Unter anderem ging es durch Caracas. Eine irre Stadt. So viele Hochhaeuser hab ich noch nie auf so einem riesigen Gebiet gesehen. Viel faszinierender fand ich dann den Dschungel, Regenwald oder wie immer der auch heisst. Stundenlang ging die Fahrt durch den Wald und ueber die Berge. Leider war die Sache nur vom Bus aus zu besichtigen und keine Tiere zu sehen.

Puerto la Cruz, Venezuela, Dienstag, 18.12.2003
Es gibt Hoffnung fuer den defekten Autopiloten. Eine Elektronikfirma hat
es geschafft, das Teil zu zerlegen und festzustellen, dass der Zahnriemen
fuer den Antrieb gerissen ist. Und sie haben Hoffnung, einen neuen
irgendwoher einfliegen zu lassen. Inzwischen habe ich auch schon den
Oelwechsel geschafft. Sogar an die hinterste Batterie bin ich
herangekommen, um festzustellen, das der Saeurestand viel zu niedrig ist.
In Trinidad ist es mich nicht gelungen, mich soweit in den Motorraum zu
quetschen. Schaetze mein verringerter Bauchumfang hat es moeglich gemacht,
soweit vorzudringen.
Mein neustes Problem ist die englische Sprache. Nach ueber zwei Monaten
fast ausschliesslich Spanisch zu hoeren und zu sprechen, schafft mein
gequaeltes Gehirn nicht mehr die Umstellung auf englisch. Ich bekomme
keinen Satz mehr heraus, selbst die Zahlen fallen mir nur noch auf
spanisch ein. Leider reichen meine Spanischkenntnisse nicht fuer eine
fachliche Konversation mit der Werkstatt. Vorgestern habe ich mit zwei
Amerikanern Poolbillard gespielt, auch mit denen konnte ich nicht mehr
richtig sprechen. Wenigstens funktioniert das Verstehen noch
einigermassen. Von dem Symptom hat mir letztens schon ein junger
Hollaender, der 4 Sprachen spricht, berichtet. Es dauert immer ein paar
Tage, bis es wieder funktioniert.

Puerto la Cruz, Venezuela, Donnerstag, 25.12.2003
Feliz Navidar, mary christmas, frohe Weihnachten an alle zu Hause.
So schallt es auch von Schiff zu Schiff hier in der Marina. Viele Schiffe
sind geschmueckt und haben diese bunten Lichterketten teilweise bis ins
Top gezogen. Die Einheimischen lieben die Knallerei. Fast wie Sylvester
wurde gestern hier geknallt. Eigentlich hoert man das ganze Jahr die
Knallerei und man hofft, dass es nur Knallkoerper sind. Zu Weihnachten
wird dann viel mehr geknallt auch mit Raketen. Die Steigerung soll dann
hier Sylvester sein. Gestern Abend essen in der Marina. Es war brechend
voll. Nach dem Essen kam dann jemand auf die Idee, Weihnachtslieder zu
singen. Die Franzosen fingen an, die Amerikaner folgten, die Hollaender
liessen sich auch nicht lumpen und der Wirt sang auch noch auf spanisch.
Ich glaube ich war der einzige Deutsche und zu meiner Schande muss ich
gestehen, dass ich die deutsche Fahne nicht hochgehalten habe und mich vor
dem Vorsingen gedrueckt habe. Fuer die Amerikaner scheint die ganze
Veranstaltung mehr Karnevalcharakter zu haben. Viele trugen einen roten
Kopfschmuck aehnlich der Nikolausmützen oder einem Hirschgeweih.
Ich warte noch auf mein Ersatzteil, dem Zahnriemen
meines Autopiloten. Morgen soll ich erfahren, ob das Ding endlich
unterwegs ist. Kann doch nicht so lange dauern mit dem Flieger. Inzwischen
bin ich mit der Motorwartung fertig. Hab mich sogar unter den Motor gewagt
um das Getriebeoel zu kontrollieren. Nur an die Dieselfilter hab ich mich
immer noch nicht getraut. Jetzt ist wieder mal entrosten und streichen
angesagt. Hier im ruhigen Hafenwasser hab ich die Change, auch am Rumpf
einiges auszubessern. Ich freu mich aber schon wieder auf die einsamen
Inseln, die draussen auf mich warten.

Puerto la Cruz, Venezuela, Donnerstag, 01.01.2004
Und heute wuensche ich ein frohes, glueckliches Neues Jahr (bei einigen
kann es ja nur noch besser werden). Nach der vielen Knallerei im Vorfeld,
haette ich mindestens mit dem Laerm einer Schlacht gerechnet. Aber zum
Jahreswechsel hoerte man nur eine kleine Steigerung mit einigen
zusaetzlichen Raketen. Bei einigen Knallern hatte ich aber eher den
Eindruck der Detonation einer Bombe. Auf den Strassen sah man relativ
wenig Leute. Kein Vergleich mit dem Volksfest auf den Kapverden vor einem
Jahr, wo fast ausschliesslich Seenotsignale abgefeuert wurden. Dazu war es
hier die letzten zwei Tage ziemlich windig und fast durchgehend bewoelkt.
Zumindest war das neu fuer mich.
Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben, besonders zum Jahreswechsel, aber
fuer mein Ersatzteil sehe ich hier nicht mehr viel Hoffnung. Aber
vielleicht liegt es ja auch an den Feiertagen und ich bekomme in den
naechsten Tagen doch noch einen positiven Bescheid. Gerd hat mir gemailt,
dass der amtliche Wechselkurs der Bolivares zum 01.01. angepasst werden
soll. Vielleicht wird dann das Geldtauschen auch etwas einfacher und
guenstiger.

Puerto la Cruz, Venezuela, Sonntag, 04.01.2004
Ich kann tatsaechlich Regen machen. In Deutschland und auf Teneriffa hielt
ich es noch fuer Zufall, aber jedes Mal wenn ich die Farben fuer das Boot
anmische ziehen Regenwolken auf. Das wuerde mit Sicherheit auch in der
Wueste funktionieren. Es gibt noch mehr neue Erkenntnisse fuer mich und
die Welt. Der Rost schert sich einen Dreck darum, ob Zink den Stahl
schuetzen soll oder nicht und was die Hersteller behaupten. Er rostet
munter unter dem Zink weiter. Hauptsache es macht Spass. Habe dem Rost
trotzdem eine neue Schicht Zink fuer den ersten Appetit angeboten. Wird
wohl nicht lange dauern, bis er sich wieder sehen laesst. Nach der ersten
Farbschicht habe ich dann tatsaechlich direkt eine dicke Rostbeule
entdeckt und habe beschlossen, sie bis zum naechsten Angriff auf den Rost
zu uebersehen. Funktioniert aber nicht mit dem Uebersehen, jedes Mal wenn
ich jetzt dort vorbeikomme, strahlt mich die Rostbeule froehlich an.

Puerto la Cruz, Venezuela, Freitag, 09.01.2004
Nachdem ich so langsam die Hoffnung auf mein Ersatzteil aufgegeben habe,
genauso wie die Hoffnung, mein Handy mit all meinen Daten wieder in
Betrieb nehmen zu koennen und ich mit dem Rost und der Farbe vorlaeufig
fertig bin, haben wir uns heute einen Ausflug in die Berge an einen Fluss
gegoennt. Endlich mal wieder etwas Natur. Im Fluss jagten viele Menschen
nach Fischen. Entweder mit einer winzigen Harpune oder mit dem Netz. Es
waren genau die Fische, die man bei uns in vielen Suesswasseraquarien
findet. Die scheinen auch zu schmecken. Wir sind mit oeffentlichen
Verkehrsmitteln hingekommen. Eine Busfahrt kostet etwa 20 ct, egal wie
weit. Beim Umsteigen zahlt man neu.


Puerto la Cruz, Venezuela, Mittwoch, 14.01.2004
Da die Ausreise hoffentlich kurz bevorsteht, habe ich mich nach dem Ausklarieren erkundigt und siehe da, kein Mensch hier kennt die angeblich neue Regelung, dass man jetzt, wie in den meissten anderen Laendern auch in irgendeinem Einklarierungshafen einklarieren kann und in einem anderen Hafen ausklarieren kann. Ich hatte schon vorher von der neuen Regelung gelesen und Juan, der Hafenmeister auf Margarita hat es mir genauso erklaert. Nutzt mir leider nix, wenn hier kein Mensch diese Regelung kennt. Man wollte mich direkt zurueck nach Margarita schicken. Nach einigem Hin und Her habe ich dann wenigstens jemanden gefunden, der mir die Reise erspart und nur die Papiere hin- und herschickt. Kostet natuerlich wieder Zeit und Geld. Aehnlich die Sache mit meinem Ersatzteil. Einmal ist es angeblich beschaffbar, dann wieder nicht. Inzwischen sind es drei Unternehmen mit denen ich verhandele. Das letzte Angebot, Lieferung in etwa 20 Tagen habe ich dankend abgelehnt. Wer weiss, ob das stimmt. Irgendwann muss es ja mal weitergehen. Jetzt hoffe ich auf Bonaire den Zahnriemen zu bekommen. War eine ziemliche Rennerei in den letzten Tagen. Dazu kommt noch das Einkaufen. Ab hier, wird es Richtung Westen wohl immer teurer und man versucht natuerlich Vorraete anzulegen. Jetzt hoffe ich, wenn meine Papiere rechtzeitig zurueckkommen, am Montag oder Dienstag auslaufen zu koennen.

Cayo Borracha, Samstag, 24.01.2004
Die Deutschen sind doch sehr beliebt in Venezuela, zumindest bei den Haien. Vor etwa einem Jahr wurde ein Deutscher am Strand der Isla Margarita angegriffen und vor drei Tagen wieder ein Deutscher kraeftig in den Hintern gebissen am Playa Colorada bei Puerto la Cruz. Eine Woche vorher habe ich noch dort im Wasser geplanscht. Jetzt ist der Strand gesperrt. Das ganze erzaehlte mir der Zahnarzt, den ich kurz vor der Abreise noch besuchen durfte. Ein Inlett war mir herausgefallen ein Tag vor dem Start. Leider hielt das Ding keine 24 Stunden und ich durfte den Zahnarzt gestern noch mal besuchen. Fuer den letzten Besuch wollte er etwa 18 Euro kassieren, aber Yoceline hat ihn dann noch um 25 Prozent heruntergehandelt. Wir konnten dann erst um drei Uhr auslaufen. Unterwegs wurde dann die Maschine waermer als ueblich und qualmte kraeftig. Der Qualm kommt wohl, so vermute ich vom Fett und Oel meiner letzten Wartung. Wir fuhren mit etwas erhoehter Drehzahl um noch im Hellen anzukommen. Mit reduzierter Drehzahl ging die Temperatur wieder zurueck fast zur Normaltemperatur. Wieder mal raetselhaft fuer mich. Kann es am Thermostat liegen oder am Diesel oder an dem verbrannten Fett? Kuehlwasser ist genuegend vorhanden. Vorher habe nie eine Veraenderung der Betriebstemperatur feststellen koennen.
Beim letzten Buechsenlicht erreichten wir dann noch eine tolle Bucht auf der Insel Borracha (heisst betrunkene Frau) in der wir alleine im klaren Wasser ankern und heute Nachmittag wollen wir zur Isla Tortuga auslaufen.

Isla Tortuga, Sonntag, 25.01.2004
Diesmal mit dem ersten Tageslicht erreichten wir den Ankerplatz vor der Isla Tortuga. Die Fahrt war doch etwas anstrengend. Kraeftiger Nordwind bei NW-Kurs liess uns hart am Wind segeln. Belohnt wurden wir mit dem Anblick einer Postkarteninsel umgeben von tuerkisfarbenem Wasser. Anders als die bergige Insel Borracha ist diese Insel total flach. Die mondlose Nacht mit etwas Bewoelkung war sehr dunkel und die Insel war nicht zu sehen. Selbst das Radar zeigte kein Echo. Die Maschine lief wieder anstandslos, allerdings habe ich sie maximal eine Stunde laufen lassen mit normaler Drehzahl. Morgen ist noch ein Ruhetag mit Erkundung der Insel und des Wassers angesagt, dann soll es Dienstag weitergehen zu dem Korallenatoll Los Roques.

27.01.2004, 22:30 UTC, Position: N11°20,5 W065°52,5, Kurs 308°, Wind NE 3-4, 2/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,1 kn. Noch 61 Meilen bis zum Ziel Los Roques
Wir sind wieder unterwegs. Haben heute das letzte frische Brot gegessen. Das Obst geht auch zur Neige. Das Frischfleisch ist zu Ende und die Angel schleppen wir bisher vergeblich hinterher. Hoffen morgen frueh die Los Roques zu erreichen. Wider Erwarten haben wir halben Wind und koennen wunderbar segeln. Gelegentlich bringen einige Wolken kraeftige Boeen. Alles bestens an Bord.

Los Roques, Mittwoch, 28.01.2004
Eine schnelle Fahrt. Meine Kalkulation kam gerade so hin. Bei Sonnenaufgang waren wir 2 Meilen vor der Einfahrt ins Atoll. Hier sieht wirklich alles wie im Traum aus. Allerdings die Einfahrt war ein Alptraum. Und ich hatte mich so bemueht und viele Wegepunkte durch die Korallen bis zum Ankerplatz gemacht. Nichts stimmte. Entweder funktionierte das GPS nicht richtig oder die Seekarten stimmen nicht oder meine Navigation war falsch. Einen oder zwei Wegepunkte falsch kann ja passieren, aber alle? Bis jetzt konnte ich mich selbst in der dunkelsten Nacht auf das GPS verlassen aber diesmal konnte ich in der nicht unerheblichen Brandung keine Durchfahrt entdecken. Vielleicht 30 oder 50 m vor der vermeintlichen Einfahrt nur Brandung. 200 m weiter konnte man die Yachten im ruhigen Wasser ankern sehen. Nichts wie wieder zurueck. Andere Einfahrt, neue Navigation, die gleiche Brandung. Wieder zurueck ins tiefe Wasser. Diesmal Navigation bis hinter das Atoll zu einer weiteren Einfahrt. Hier war ruhiges Wasser und die Einfahrt viel groesser. Auch hier stimmte nichts von meiner Navigation. Wegepunkte und Kurse fuehrten ueber Land. Aber hier konnte man wenigstens nach Sicht einlaufen und den Ankerplatz doch noch erreichen. Wirklich unglaublich schoen hier. Aber erst mal ausschlafen, Dingi fertig machen und morgen wird erkundet.

Los Roques, Donnerstag, 29.01.2004
Woouuuhh, unter Wasser sieht es hier nicht schlechter aus. Endlich mal tauchen, wie ich es mir in der Karibik vorgestellt habe. Von der Ela bin ich die 200m bis zum Riff geschwommen und ueber den Strand zum Aussenriff gewandert. Im noch knietiefem Wasser glaubte ich im uebervollen Aquarium zu schwimmen. Fische in allen Farben. Langsam habe ich mich im flachen Wasser mit starkem Gegenstrom zum Aussenriff vorgearbeitet. War etwas schwierig, als die Brandung bis zu mir vordrang. Aber ich war zu neugierig und habe mich weiter vorsichtig vorgearbeitet. Immer ein Auge auf die Wellen vor mir. Wenn eine grosse Welle kam, schnell eine tiefere Stelle suchen, damit ich nicht an den Korallen verletzt wurde. Bis es dann tiefer wurde. Wirklich beeindruckend der Fischreichtum. Das ist ja auch ein Nationalpark hier und angeln und harpunieren verboten. Nur die Korallen sahen eigentlich alle ziemlich leblos aus. Irgendwann traf ich dann einen Barrakuda von etwa 1,50m. Wir beobachteten uns gegenseitig. Jeder hatte Appetit auf den anderen. Der Rueckweg ueber das flache Wasser war etwas schwieriger, da ich die Brandung hinter mir nicht sehen konnte. Eine Welle erwischte mich und wirbelte mich durch die Korallen. Glueck gehabt, keine Verletzung an den scharfen Kanten.

Los Roques, Samstag, 31.01.2004
Ich schaetze, ich habe die Fotos gestern etwas zu klein gemacht um Neid zu erwecken. Beim naechstenmal besser nur eins, dafuer etwas groesser. Gestern sind wir mit dem Dingi zur Hauptinsel gefahren. Konnten dort endlich unseren Muell entsorgen und tatsaechlich auch einkaufen. Entgegen dem Cruising Guide ueber Venezuela und Bonaire (gar nicht so alt, von 1997 und 2002 neu aufgelegt) kann man hier doch einkaufen. Es muss wohl einen Bauboom gegeben haben. Es gibt mehrere Geschaefte, einige Restaurants und allein drei Tauchschulen hab ich gesehen. Laut Fuehrer kann man lediglich in der Tauchschule Wasser und irgendwo auch Diesel bekommen. Alle Waren, wie Lebensmittel und natuerlich Baumaterial werden in kleinen Booten zum Strand gebracht und auf grossen Handkarren weitertransportiert. Am Strand wurde auch frisch angelandeter Fisch verkauft. Fuer Tun wollte der Fischer etwa 2 Euro pro Kilo haben. Aber leider verkaufte er den Fisch nur komplett. Der kleinste wog gute 6 Kilo. Ein bisschen viel fuer uns. Dann hatte er doch Mitleid und schenkte uns zwei kleine Fische und irgendwelche Reststuecke. Bestimmt auch 1 bis 2 Kilos. Die Insel hat sogar einen kleinen Flugplatz und ein paar Berge, die einen irren Ausblick auf das Atoll gestatten (siehe Foto, falls was zu erkennen ist). Gerade war ich noch mal am Riff, 200m vor der Ela schnorcheln. Diesmal nicht bis ganz nach draussen in die Brandung. Das letzte Erlebnis hat mir gereicht. Auch im maximal knietiefen Wasser faszinierende Fische in vielen Farben. Die meissten nicht allzugross. Doch ploetzlich tauchte vielleicht 5 Meter neben mir wieder ein Barrakuda von bestimmt 1,50m auf. Der passte genau wie ich kaum zwischen Wasseroberflaeche und Grund. Wieder gegenseitiges Beobachten. Erst als ich langsam auf ihn zugeschwommen bin, vergroesserte er den Abstand. Beim Zurueckschwimmen zur Ela hielt mich noch die Guardia National auf und erzaehlte etwas von Gefahr und ich sollte hier nicht rumschwimmen. So genau hab ich sie nicht verstanden. Ich vermute aber nicht, dass mit der Gefahr (hier brach der Funkkontakt zusammen)

Cayo de Agua, Los Roques, Sonntag, 1.02.2004
Cayo de Agua, eine winzige Insel am Westende der Los Roques mit ein paar Palmen, Mangroven und ein paar anderen Baeumen und Straeuchern. Ich habe mich lieber fuer zwei kurze Tagestoerns entschieden, als fuer einen laengeren Nachttoern. Ausserdem sieht man eine Insel mehr. Hier ist es wesentlich einsamer. Die Insel ist unbewohnt und in der Naehe ankern nur zwei andere Schiffe. Morgen wollen wir noch hier bleiben und uns die Insel und das Wasser ansehen. Bei einem kurzem Schnorchelausflug, in erster Linie, um den Anker zu pruefen, habe ich gesehen, hier leben auch wesentlich mehr Korallen.

Cayo de Agua, Los Roques, Sonntag, 1.02.2004
Heute habe ich mir die Insel etwas genauer angeschaut. Hier gibt es viel Grass, dass aehnlich wie unsere Kletten Fruechte traegt. Nur sind die viel haerter und dringen sofort in die Haut ein, aber da muss man durch. Habe einige Moevenkolonien beim Brueten beobachtet. Allzu aengstlich sind die nicht. Man kann bis auf Armeslaenge ran. Dann dominiert aber mein Respekt vor den langen und spitzen Schnaebeln, die einem drohend entgegengestreckt werden. Ich wollte auch nicht zu sehr stoeren, aber an einigen Stellen musste ich mitten durch die Kolonie. Bin dann ueber eine schmale Sandbank bis zum anderen Teil der Insel gewandert. Die Sandbank wurde von beiden Seiten leicht von den Wellen ueberspuelt und ich wurde an die Geschichte vor etwa 2000 Jahren erinnert, wo viele Leute durch das geteilte Meer wanderten. Einen kleinen Leuchtturm gibt es hier auch. Der scheint ziemlich neu zu sein. Die aeltesten eingeritzten Namen waren von 11. 2002. Ein komischen Gefuehl, ganz alleine auf der Insel rumzuwandern. Aber immerhin, Fussspuren waren noch zu sehen und etwas Wohlstandsmuell auch. Seit ich wieder an Bord bin, schwimmen viele Schildkroeten hier herum und strecken ihre Koepfe aus dem Wasser. Ob die wohl zum Eierlegen gekommen sind? Ich meine mich zu erinnern, dass die Zeit dafuer im August ist. Ansonsten blaest es ganz ordentlich hier. Die Insel ist so flach, dass sie keinen Schutz vor dem Wind bietet, lediglich die Wellen werden vom Riff abgehalten. Immerhin, jetzt sind die Batterien immer voll.

Islas Las Aves, Dienstag, 3.02.2004
Eine andere Inselgruppe. Vor knapp zwei Stunden ist der Anker gefallen. Imponierend war wieder die Einfahrt in das Riff, aber das Wasser war klar genug um die untiefen Stellen rechtzeitig zu entdecken. Es war eine kleine Slalomfahrt aber problemlos. Hier ankern jetzt insgesamt 5 Yachten. Die Baeume erscheinen riesig zwischen den Mangroven. Morgen muessen wir erst mal sehen, wie man an Land kommt, da die Mangroven bis ins Wasser mit ihren dichtem Wurzelgeflecht stehen. Nach dem Handbuch muss es hier viele Voegel zu beobachten geben. Mal schauen. Leider hat heute wieder kein Fisch angebissen und es gab Fleischkloebse aus der Dose mit Nudeln. Habe direkt mal ein Foto vonhier angehaengt.

Islas Las Aves, Mittwoch, 5.02.2004
Heute gab es Fisch. Gekauft, fuer 3 Dollar vom Fischer. Ein Barsch. Und
eine Geburtstagstorte, hergestellt aus Keksen, Bananen, Sahne, Milch und
Mehl ist auch schon vorbereitet. Es blaehst hier immer kraeftiger. Heute
waren auch einige ordentliche Schauer dabei. Hatte heute erstmalig in der
Karibik Funkverbindung nach Deutschland mit Rolf (DL0IMA) von Intermar auf
14313 um 1630 UTC. Der hat wohl eine Superantenne. Ich konnte ihn fast in
UKW-Qualitaet hoeren. Er mich leider nur sehr schwach. Aber immerhin hat
er mir noch das Wetter gemacht und fuer die naechsten Tage noch
kraeftigeren Wind bis 30 Knoten aus Ost angekuendigt. Auf dem Atlantik
soll es noch heftiger wehen.
Gestern flog eine zweimotorige Militaermaschine fast in Masthoehe zwei mal
ueber uns und die Insel hinweg mitten durch die Vogelschwaerme. Die Voegel
konnten zum Glueck noch alle ausweichen. Wir sind mit dem Dingi auf der Fahrt
zum Fischer durch die Mangroven gefahren. Die haengen voll von Voegeln,
wenn man die nur kennen wuerde. Verschiedene Arten, mit Entenfuessen oder
Krallen, mit blauem Schnabel und anderen Farben. Die fliegen bis auf
Armeslaenge an einen heran und schauen einem ins Auge. Erwarten wohl
Futter. Auch konnten wir mit dem Dingi bis auf kuerzeste Distanz an die
Mangroven heranfahren, ohne das die Voegel nervoes wurden.

Islas Las Aves, Freitag, 5.02.2004
Zwei Fische habe ich heute geschossen. Wusste ich doch noch von frueher, kommt man mit der Harpune, halten die Biester einen groesseren Abstand. Ohne Harpune kann man sie fast streicheln. Bin zuerst zwischen den Mangroven geschnorchelt und habe da die beiden Franzosen vom Nachbarboot getroffen, die mit gleicher Absicht im Wasser waren. Einer lag gerade mit dem ganzen Koerper auf den Mangrovenwurzeln und stocherte mit seiner Harpune im Wasser. Zurueck kam er mit einer kleinen Languste. War aber seine erste, wie er mir erzaehlte. Am Vortag hatten sie zwischen den Mangroven einen Barrakuda geschossen, der wohl auch sehr gut war. Er gab mir noch einige Tipps, wo man Fische finden kann und erzaehlte, dass die beiden auch Richtung Panama wollen und als naechstes nach Cartagena in Kolumbien. Sind ja auch mein Ziele. Ich hielt mich dann nicht an die Tipps und bin ins etwas tiefere Wasser zwischen den noch lebenden Korallen getaucht. Mit schnellerem Erfolg. Ich war schon wieder im Dingi auf der Rueckfahrt, als die beiden immer noch nach Fisch suchten.

Islas Las Aves, Samstag, 7.02.2004
Was man so vom Wetter hoert laesst einen doch glatt den Aufenthalt hier
verlaengern. In den naechsten Tagen soll es mit guten 6 Windstaerken und
entsprechendem Schwell blasen. Heute morgen haben alle anderen Yachten
fluchtartig die Insel verlassen. Wir waren den ganzen Tag alleine hier,
sind zum Strand (etwa 3m breit) zwischen den Mangroven gefahren und haben
erst mal einige Tampen gereinigt. Die waren total bewachsen vom Aufenthalt
in Puerto la Cruz. Da hatte ich einen Platz fuer Riesenyachten und
brauchte fast alle Tampen. Gerade ist aber wieder eine italienische Yacht
eingelaufen. Jetzt muss ich mich beeilen. Es kommt wohl wieder eine dicke
Regenfront auf uns zu und ich will mal wieder mit Regenwasser duschen.
Unser Suesswasser zum Duschen ist jetzt rationiert.

Islas Las Aves, Sonntag, 8.02.2004
Heute morgen hatten wir Besuch von einer Delfinschule. Erste mal, dass ich
sie in einer Lagune im flachen Wasser gesehen habe. Wir haben direkt die
Kamera, Flossen, Brille und Schnorchel ins Dinge gepackt und sind
hinterher. Waren viele Babys dabei. Die waren auch neugierig, aber die
Muetter waren nicht auf unsere Naehe erpicht und hielten Distanz.
Anschliessend sind wir wieder bei den Fischern gewesen. Diesmal an Land.
Die haben ein kleines Camp mit einigen Haengematten dort. Sie fangen hier
den Fisch und etwas groessere Boote bringen sie zum Verbraucher. Fuer uns
war kein frischer Fisch vorhanden. Yoceline entdeckte in der Sonne
getrockneten Fisch und war begeistert. Endlich was anderes. Fuer mich sah
der nicht gerade appetitlich aus. Der Fischer wollte ihn uns schenken, wir
haben ihm aber 2 Dollar dafuer gegeben. Als Zugabe schenkte er uns dann
noch das Fleisch einer grossen Schnecke. Das sind die, auf deren Gehaeuse
Toene geblasen werden. Zurueck an Bord riss Yoceline gleich ein Stueck von
dem rohen, gesalzenen Fisch ab zum probieren. Der schmeckt tatsaechlich
salzig und super gut. Ein bisschen zaeh in diesem Zustand. Daraus wurde
dann Pasta al la Marinera, die nicht weniger gut war. Satt in der Plicht
sitzend kam ein Fischerboot zu uns und bot uns frischen Fisch an. Cola
wollten sie dafuer zum tauschen. Die war mir zu schade. Sie bekommen ein
Tetrapack Fruchtsaft und sechs Scheiben Knaeckebrot und waren gluecklich.
Jetzt haben wir wieder frischen Fisch fuer zwei Tage und noch reichlich
von dem getrockneten.

Islas Las Aves, Montag, 9.02.2004
Tolles Wetter heute, alle 1 bis 2 Stunden geht ein Regenfront mit Boeen
bis ueber 30 Knoten durch und das soll noch bis Donnerstag so bleiben.
Wenn man wenigstens das Wasser auffangen koennte, aber es kommt nur
waagerecht angeflogen. So hat man wieder mal etwas Zeit zum lesen.

Islas Las Aves, Dienstag, 10.02.2004
Eine Geschichte habe ich noch vergessen. Als wir Sonntag bei den Fischern waren, haben wir uns auch noch die Umgebung angeschaut. Als wir zurueckkamen, kletterte gerade ein Fischer hoch oben in einem Baum herum. Was machst du da oben? musste Yoceline wissen. Telefonieren, war die Antwort. Seltsame Telefonzellen haben die, dachte ich und glaubte mehr an einen Scherz. Oder wollte er vielleicht Rauch- oder Trommelsignale an andere Fischer geben? Schliesslich haben ja 80 Prozent der Bevoelkerung, wie Yoceline auch, Indianerblut in den Adern. Yoceline wollte auch gleich rauf zum telefonieren. Es war ein moderner Indianer, der, oben angekommen ein Handy herausholte. Leider bekam er aber kein Netz. Yoceline verabredete sich mit ihm fuer den naechsten Tag am Leuchtfeuer, das auf einem hohem Gittermast angebracht ist. Gestern war es allerdings zu stuermisch und regnerisch. Also sind wir heute noch mal hingefahren. Leider war der Fischer nicht mehr da. Heute blaest es nur noch um die 20 Knoten und es ist sonnig, aber fuer die naechsten 2 Tage soll es wieder ruppig werden.

Bonaire, Montag, 16.02.2004
Am Mittwoch haben wir uns dann mittags in die Bucht der Fischer verlegt,
um in der Nacht nach Bonaire starten zu koennen. Von dort aus war es nicht
schwierig aus der Lagune zu kommen. Die meissten Riffe hatten wir hinter
uns und brauchten nur noch auf ein Riff an steuerbord und eins voraus
achten. Von den Fischern konnten wir uns noch einen ordentlichen Fisch-
und Schneckenvorrat ertauschen. Die Schnecken waren schon getrocknet und
somit haltbar. Fuer einen Barakuda und einen roten Barsch wollten sie
unbedingt unsere letzte Flasche Orangenlimonade haben. Was man nicht alles
hergibt, fuer die armen Fischer. Kurz nach 24:00 Uhr Ortszeit sind wir dann
ausgelaufen. Der anfangs noch moderate Wind entwickelte sich dann doch
noch zu einer kraeftigen Briese. Die Wellen spielten verrueckt. Seegang
etwa bis 3m mit Kreuzseen aus zwei Richtungen. War eine schoene
Schaukelei. Aber schnell waren wir mit bestimmt ein bis zwei Knoten Strom.
Bonaire kann man suedlich kommend kaum ausmachen. Es ist hier flach wie in
Holland. Das tollste, hier gibt es tatsaechlich Ersatzteile fuer mich.
Habe VA-Schrauben fuer die Aussenborderbefestigung gefunden, Ersatzbirnen
fuer die Lampen und Scheerstifte fuer den Aussenborder sollen in drei Tagen
hier sein.

Bonaire, Freitag, 20.02.2004
Riesige Kakteen, wilde Esel, die nachts auch an der Uferpromenade
spazieren, Flamingos, vereinzelt bunte Voegel, Salzberge und vieles mehr
konnten wir auf unserer Radtour bewundern. Und, wie in Holland auch,
staendig den Wind gegenan. Immerhin hatten wir zwei gute Hollandraeder vom
Fahrradverleih zur Verfuegung. Mit meinem Klapprad haette ich viel mehr
Muehe gehabt. Jedes zweite Haus hier hat irgendwie mit Tauchen zu tun.
Unter Wasser, direkt an der Mooring, hat man die schoensten Tauchgruende.
Nur ein bisschen tief zum Schnorcheln. Nach langem Suchen habe ich
inzwischen meine Bleigewichte gefunden. Die Neoprenhose allerdings immer
noch nicht. Aber ich werde mir doch mal die kleine Flasche zum Tauchen
zurechtmachen, um mich mit etwas mehr Ruhe und Zeit unten umzuschauen. Um
die tropischen Fische (wie Papageienfische) zu bewundern, braucht man noch
nicht einmal in das Wasser. Man kann sie zu hauf direkt von der
Uferpromenade im klaren Wasser beobachten.
Gestern war die Besatzung der Angelos zum Essen auf die Ela. Vorher war
mir wieder mal ein Stueck Gold aus den Zaehnen gefallen und ich durfte
heute die junge, huebsche Zahnaerztin bewundern. Sie hat sich sehr
bemueht, aber wohl nicht das optimale Material, hofft aber, dass es haelt.
Zur Kroenung hat sie mir dann noch empfohlen, einen anderen Zahn direkt
ziehen zu lassen. Der Zahn ist ok, nur das Zahnfleisch wird mir wohl immer
mehr zu schaffen machen. Ganz anders als in Venezuela, wo die Aerzte
scheinbar das Wartezimmer (wenn vorhanden) benutzen, um auf einen
Patienten zu warten (das war bei meinem HNO- und meinen beiden
Zahnarztbesuchen immer der Fall), gab es hier wieder wie in Europa ein
volles Wartezimmer mit Patienten. Vielleicht hat man hier auch einfach nur
das Geld, um zum Arzt zu gehen. Dann wuensche ich noch einen schoenen
Karneval nach Deutschland.

Curacao, Sonntag, 22.02.2004
Ein wunderschoenes Sonntagssegeln war die Tour nach Curacao. Eigentlich
wollte ich etwas frueher los, aber mein Wecker hatte keine Lust. Wir waren
mit Otto von der SY Hanna fuer die gemeinsame Tour verabredet. Es war
verabredet, dass ich zuerst starte, aber der Wecker von Otto hatte wohl
mehr Lust. Otto war schneller und mir mindestens immer eine Stunde voraus.
So konnte er mir dann die nicht einfach auszumachende Einfahrt ueber Funk
beschreiben. Wir sind gerade mit den Arbeiten an der Ela zum Ankern
fertiggeworden und zum Einklarieren werde ich wohl erst morgen gehen.
Diese Bucht, genannt Spaanse Water hatte ich mir etwas einsamer
vorgestellt. Aber hier ist eine Marina drin und es ankern hier viele
Schiffe. Viele von denen hat man auch schon frueher gesehen. Mal schauen,
wie es morgen auf der Insel aussieht.

Curacao, Dienstag, 24.02.2004
Willemstad ist ja eine richtige Grossstadt. Alles sehr gepflegt und sauber. Es wird viel hollaendisch, englisch und spanisch gesprochen. Bei der Immigration gab es ein kleines Problem mit Yoceline. Als Venezolanerin darf sie nur insgesamt 14 Tage die niederlaendischen Antillen besuchen und 11 Tage sind schon auf Boniere verbraucht. Eine Verlaengerung soll aber moeglich sein. Nur jetzt im Karneval ist es schwierig, offene Bueros zu finden. Vielleicht morgen. Ein Deutscher hat mir empfohlen, gar nichts zu unternehmen. Er segelt schon 10 Jahre hier in dieser Gegend. Aufgefallen ist er mir, weil er mit 6 Hunden im Dingi hier herumfuhr. Heute waren wir zusammen einkaufen und er bot mir direkt einen Hund an. Er lebt mit 13 Hunden auf dem Schiff. Das ist wohl etwas eng. Er hat vor kurzem noch Nachwuchs bekommen. Otto mit seiner Yacht Hanna ist schon wieder ausgelaufen. Er will direkt Cartagena anlaufen. Vielleicht treffen wir ihn ja dort wieder. Er laesst sich nicht viel Zeit, kaum ist der Anker auf Grund, holt er ihn schon wieder hoch.

Curacao, Freitag, 27.02.2004
Was waren das fuer Zeiten, als ich noch gemuetlich jeden Tag im Buero verbringen durfte. Ich muss mal wieder etwas jammern, damit der Neid in Deutschland nicht zu gross wird. Bis jetzt hatte ich nur Rennerei hinter Ersatzteilen und Verwaltungen hier. Und noch kein Ende in Sicht. Aber dabei habe ich immerhin auch Roggenbrot und leckere Salami wie in Deutschland gefunden. Ein Genuss. Gestern morgen z. B. mit dem Bus zum Einkaufen. Ich hatte gehoert, dort soll es in der Naehe ein Geschaeft fuer Yachtzubehoer geben. Tatsaechlich, aber leider hatten die nix, was ich dringend brauche. Bis auf einen Tipp in einem anderen Geschaeft. Also wieder zurueck zum Dingi und zur anderen Bushaltestelle Richtung Willemstad. Der freundliche Busfahrer nahm mich in der Stadt mit in den Aufenthaltsraum fuer die Busfahrer. Dort wurde diskutiert, wie ich zu dem Geschaeft komme. Der Fahrer dachte mit, empfahl mir ein anderes Geschaeft, das leichter zu erreichen war und brachte mich zu einem Sammeltaxi. Nach einer halben Stunde Fahrt durch die schoene Landschaft standen wir wieder vor dem Geschaeft, wo es nix fuer mich gab ausser dem Tipp mit dem anderen Laden. Also wieder zurueck. Nach viel Fragerei fanden wir eine andere Sammelhaltestelle fuer die Sammeltaxen. Dort fanden wir auch das richtige Taxi zu diesem Laden. Wunderbar, ich hatte unter anderem nach 12 V Neonroeren gefragt und das Geschaeft war ein Lampengeschaeft mit allen Lampen, die man sich nur wuenschen kann, nur keine fuer 12 V. Also wieder in den naechsten Bus und zurueck. Dachte ich. Der Bus fuhr leider nur zum Flughafen und nach einer halben Stunde waren wir wieder bei unserer Ausgangshaltestelle. Wieder viel Fragen und dann ging es mit dem Sammeltaxi wieder in die Stadt, wo gerade unser Anschlussbus nach Spanish Water, wo die Ela liegt weg war. Eine Stunde warten und bei Sonnenuntergang erreichten wir wieder die Ela mit dem Erfolg viel Landschaft und Leute gesehen zu haben. Aehnlich war die Suche nach dem kolumbianischem Konsulat.

Curacao, Montag, 1.03.2004
Die Neonroeren habe ich bekommen. Jetzt warte ich nur noch auf die Teile
fuer den Aussenborder. Auch der Verwaltungskram ist erledigt, bis
natuerlich wieder auf das Ausklarieren. Und dann warte ich noch auf
besseres Wetter. Fuer die suedliche Karibik sind bis 35 Knoten Wind
angekuendigt und besonders auf meiner Strecke nach Cartagena bis 4 m
Wellen. Da wartet man doch gerne. Es warten auch noch zwei andere Deutsche
Yachten mit mir. Die wollen aber direkt bis zu den San Blas Inseln, die
schon zu Panama gehoeren. Heute war sogar ein kleiner Dingiausflug mit
etwas Schnorcheln drin. Schoen, aber nicht so beeindruckend wie auf
Bonaire. Vielleicht war es auch nicht die richtige Stelle.

Curacao, Dienstag, 2.03.2004
Jetzt warte ich nur noch auf besseres Wetter, sprich weniger Wind.
Ersatzteile fuer meinen Aussenborder gibt es nicht, hat heute meine
telefonische Nachfrage ergeben. Leider hat er keine Ersatzteilliste mit
den notwendigen Nummer und kann somit nichts bestellen. Sein Lieferant in
Florida hat auch keine. Immerhin hat er sich mehrfach entschuldigt und
gesagt, wie leid es ihm tut. Vielen Dank, aber das hilft mir auch nicht
weiter. Hoffnungen auf Panama hat er mir gemacht. Und ich hoffe, dass noch
etwas Zink auf der Anode ist, was leider nicht so aussieht. Der
Wetterbericht, den man hier bekommt, sagt jeden Tag das gleiche. Fuer die
naechsten zwei, drei Tage, vor allem westlich der ABC-Inseln Wind bis 8
Windstaerken und inzwischen Wellen bis 15 Fuss, um die 5 Meter. Spanish
Water ist zum Glueck nur durch einen schmalen Kanal mit der See verbunden.
Hier kommt keine Welle rein.

Curacao, Mittwoch, 3.03.2004
Gerade war ich an Bord der Capella, ein deutsches Schiff mit Draga, seiner
neuseelaendischen Frau und der kleinen, noch 4jaehrigen Tochter. Das
Schiff ist auch eine Skorpion II, hat aber einen ganz anderen Innenausbau.
Ein sehr interessanter Vergleich fuer mich. Und ich habe wieder viele
Tipps bekommen. Drago ist von Beruf Bootsbauer und kennt sich aus.

Curacao, Samstag, 6.03.2004
Habe mich heute auf Anraten von Drago an die Kraftstofffilter begeben. War
wohl auch noetig. Aus dem Vorfilter habe ich allerdings nicht alle Luft
herausbekommen. Eine Blase blieb immer drin, obwohl ich reichlich Diesel
gepumpt habe, der jetzt die Bilge erfreut. Scheint aber nichts zu machen,
jedenfalls laeuft der Motor schon ueber eine Stunde ohne zu murren.
Letzte Tage war ich wieder mal bei der Immigration. Jetzt haben sie gleich
die Paesse dabehalten und mir eine Woche Verlaengerung gegeben.
Hoffentlich laesst der Wind bis dahin nach.

9.03.04, 18:09 UTC, Position: N12°05,8 W068°60, Kurs 285°, Wind E 4, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,9 kn. Noch 470 Meilen bis zum Ziel Cartagena, Kolumbien
Der Anker ist wieder oben und wir sind ausgelaufen mit Ziel Kolumbien. Hoffentlich bleibt das Wetter so, denn die Ostkueste von Kolumbien ist vor allem wegen der Wellen ziemlich gefuerchtet. Wir machen einen grossen Umweg moeglichst weit weg von der Kueste im tiefen Wasser wegen der Wellen. So wird es in den Handbuechern empfohlen. Gestern sind schon zwei deutsche Yachten, u. a. die Capella Richtung Panama ausgelaufen. Wir brauchten noch etwas Zeit zum Ausklarieren und Einkaufen. Hat aber alles wunderbar geklappt. Gestern, bei der Happy Hour in der Sarafundybay haben wir noch einige Leute kennengelernt und davor noch das hollaendische Schiff  Topas. Gries, die Bordfrau lud uns an Bord ein und wir lernten Lutz ihren Mann kennen. Lutz ist Deutscher und stammt aus Duesseldorf. Sie sind schon viele Jahre unterwegs und wollen jetzt wieder ueber Kuba in die USA, wo sie vor einigen Jahren schon waren. Lutz arbeitet zwischendurch mal ein paar Monate als Berufskapitaen.

10.03.04, 18:09 UTC, Position: N12°37 W071°34, Kurs 252°, Wind E 3, 3/8
Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,0 kn. Noch 320 Meilen bis zum Ziel
Cartagena, Kolumbien
Habe mich doch entschlossen, ein Abkuerzung zu nehmen und dichter unter
Land zu segeln, weil ich gestern abend im Pazifik Island Netz von Drago
gehoert habe, sein Wetterfrosch haette ihm die Abkuerzung empfohlen.
Leider hatte ich gestern keine Funkverbindung fuer die Mails bekommen und
somit auch kein Wetter. Bis vor kurzem hatten wir eine Superfahrt mit viel
Strom zeitweilig bis 3 Knoten. Jetzt ist der Strom leider weg und wir sind
viel langsamer. Auch der elektrische Strom ist fast zu Ende und ich werde
wohl heute noch motoren muessen. Meine Dreifarbenlaterne ist leider kaputt
und die anderen Leuchten brauchen das Dreifache an Strom. Da muss ich wohl
mal wieder in den Mast klettern. Ein Problem kommt selten allein, die
Ankerwinsch will da auch nicht nachstehen. Ich hatte Muehe, den Anker
hochzubekommen, aber ein bisschen hat sie noch gearbeitet.

11.03.04, 18:09 UTC, Position: N12°00 W073°25, Kurs 252°, Wind ENE 5 bis 6, 2/8
Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,9 kn. Noch 185 Meilen bis zum Ziel Cartagena,
Kolumbien
Jetzt erwischt mich wohl doch noch der Starkwind. Habe gestern schon so was
laeuten hoeren und eine Mail an Intermar geschickt. Die haben mir gerade
Starkwindgefahr mit 25 bis 35 Knoten Wind in Kuerze angekuendigt. Konnte auch
erstmals live das sogenannte Hallo um die Sonne bewundern, was wohl kraeftigen
Wind bedeutet. Habe direkt den Kurs weiter aufs offene Meer geaendert. Das war's
dann mit meiner Abkuerzung. Gleichzeitig bei der Wetterinfo bis auch ein Fisch
an. War wohl ein sehr grosser. Es machte nur kurz ratsch und weg war mein teurer
Koeder und das Stahlvorfach mittendurch. Jetzt werde ich erst mal das Schiff
noch etwas absichern.
21:30 UTC: tatsaechlich, direkt nach der Ankuendigung fing es auch kraeftig an
zu blasen. Die Wellen schaetze ich jetzt auf 2,50 m. Aber bei unserem
derzeitigen Kurs kein Problem. Die fliegenden Fische scheinen das Wetter
besonders zu moegen. Die schwirren nur so durch die Luft. Faszinierend zu
beobachten. Nur nachts sehen sie wohl schlecht. Da werde ich morgen frueh
bestimmt eine Menge an Deck einsammeln koennen. Vorgestern morgen habe ich schon
zwei gefunden.

12.03.04, 20:39 UTC, Position: N10°41,7 W075°34, Kurs 195°, Wind NE 6, 0/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 6,1 kn. Noch 32 Meilen bis zum Ziel Cartagena, Kolumbien
Die Wettervorhersage hat uns real voll getroffen. Wir hatten Wellen bestimmt bis 5 m Hoehe. Nur mit dem kleinsten Vorsegel waren wir noch zu schnell und die Ela begann die Wellen herunterzusurfen. Dabei legte sie sich dann gern auf die Seite und war nicht mehr zu steuern. Weder die Findfahne, der Autopilot noch ich schafften es. Gleichzeitig flog alles moegliche durch die Gegend. Am schlimmsten waren die vollen Benzinkanister, die ich in der Plicht festgebunden hatte. Einer lief dann auch noch aus, waehrend ich nicht vom Ruder wegkam. Einen konnten wir dann in der Backskiste verstauen, den anderen habe ich gleich ueber Bord geworfen. Das Segel musste runter, aber schwierig ohne zu steuern. Dann fiel mir noch das Beidrehen ein. Hatte ich noch nie gemacht, aber es funktionierte gut und die Ela lag relativ ruhig im Wasser. Ich konnte das Vorsegel bergen und dann erst mal unter Motor weiter, bis es hell wurde. Nachts konnte man manche Brecher schon von weitem andonnern hoeren. Im Hellen hab ich dann das Sturmsegel gesetzt und es ging gut weiter. Die Ela war nicht mehr so schnell und die Windfahnensteuerung schaffte es meistens alleine. Inzwischen haben Wind und Wellen etwas nachgelassen und jetzt ist es nicht mehr weit. Leider kommen wir wieder mal nachts an. Mal versuchen, ob ich den Bericht rauskriege. Das Funkgeraet hat wohl auch einige Spritzer Salzwasser abbekommen und es spielt verrueckt.
Nachtrag 14.03.04: sind gut in Cartagena angekommen und liegen in der Marina Club Nautico. Habe noch keine Zeit gefunden, weiterzuberichten und will jetzt noch mal versuchen, ob das Funkgeraet jetzt funktioniert.
Weiterer Nachtrag 15.03.04: habe bis jetzt noch keinen Kontakt bekommen auf dem Funkgeraet.

Cartagena, Kolumbien, Mittwoch, 17.03.2004
Das Funkgeraet macht wieder einen normalen Eindruck, doch eine Verbindung
habe ich bis jetzt noch nicht bekommen. Vielleicht liegt es auch an der
Antennenverbindung, die total durchgerostet ist oder auch an der Umgebung
mit vielen Hochhaeusern rundherum. Die Einfahrt in den Hafen bei Nacht war
auch ganz interessant. Etwa eine Stunde vorher haben wir ueber Seefunk
versucht den Club Nautico zu erreichen, es meldete sich die
Hafenverwaltung und bot Hilfe bei der Einfahrt an. Die war auch bitter
noetig. Es ist alles betonnt und befeuert aber auch ein Irrgarten bei
Nacht. Wir wurden von Tonne zu Tonne geleitet und nach fast zwei Stunden
Fahrt waren wir in der Naehe des Ankerplatzes. Ein riesiges, geschuetztes
Gebiet hinter einigen Inseln. Der Funkoperator versprach uns unterwegs
auch noch eine kleines Geschenk von Maria. Ich hielt ihn fuer etwas
verrueckt und schenkte dem keine weiter Beachtung. Ich war ja froh,
endlich im Hafenbereich zu sein. Vor den Hochhausfronten haben wir uns
dann doch noch verfranst und wussten nicht mehr weiter. Der Operator
versprach ein Boot zu schicken. Das war auch 5 Minuten spaeter da und
fuehrte uns zum Ankerplatz. Kaum war der Anker auf Grund, stand Maria an
Bord und ueberreichte uns eine Kleinigkeit zum Essen und einen
eisgekuehlten Fruchtsaft. Maria ist die Ehefrau vom Funkoperater, stellte
sich heraus. Wir waren echt geruehrt von diesem Empfang in Kolumbien. Ganz
uneigennuetzig war der tolle Empfang doch nicht, stellte sich spaeter
heraus. Am naechsten Morgen wollte Maria wieder vorbeischauen und uns beim
Einklarieren unterstuetzen. Das tat sie dann auch puenktlich. Vorher
wurden wir noch von einem anderen Motorboot freundlich begruesst und uns
das Ein- und Ausklarieren fuer 50 US-Dollar angeboten. Wir verzichteten
dankend und warteten auf Maria, die dasselbe Angebot fuer 60 Dollar
machte. Da konnte man ja schlecht nein sagen. Anschliessend verholten wir
uns dann in die Marina. Auch alles sehr freundlich. Die Stadt sieht nicht
nur imponierend aus, sie ist auch viel sauberer als Venezuela. Bis jetzt
hat mir aber am meissten imponiert, dass ich hier scheinbar alle
Ersatzteile und was ich sonst noch brauche problemlos bekommen kann. Meine
Teile fuer den Aussenborder habe ich schon. Die Ankerwinsch ist auch
wieder voll funktionsfaehig. Ich hatte es zu gut gemeint mit der Pflege
und das Ding so mit Fett vollgepresst, dass sie nicht mehr richtig lief.
Um die Birne in meiner Dreifarbenlaterne auf der Mastspitze auszutauschen,
brauchte ich jemanden der mich hochwinscht. Schnell wurde jemand fuer mich
bestellt. Das zweite Fall als Sicherung bediente Yoceline. Ich war gerade
ein paar Meter hoch, als mir auffiel, der freundlich Helfer hat keine
Ahnung von Schiffen und schon gar nicht vom Winschen und ich habe keine
selbstholende Wisch, wenn man das Fall loslaesst, geht es rapide abwaerts
mit mir. Ihm jetzt verstaendlich zu machen, dass ich auf halbem Weg wieder
runter wollte war auch nicht einfach, deshalb sagt ich zu mir, da musst Du
jetzt durch und versuchen, sich immer festzuhalten. Ich habe ganz schoen
geschwitzt, nicht nur vor Anstrengung und Hitze, bin aber nach
erfolgreichem Birnenwechsel wieder heil unten angekommen. Auch der
Aussenborder wurde gewartet und macht einen ganz guten Eindruck, das
Getriebe hakte etwas. Testen konnte ich ihn allerdings noch nicht. Sogar
sauber erscheinendes Petroleum habe ich bekommen. Meine Liste ist aber
noch lang und ich moechte mir auch noch einiges von der sehr interessanten
Stadt anschauen und natuerlich wieder mal einen Zahnarzt.

Cartagena, Kolumbien, Sonntag, 21.03.2004
Ich habe den Eindruck, dass Cartagena andere Staedte nicht nur im Angebot
an Historie uebertrifft sondern vor allem auch an Laerm und Verkehr. Bei
einer Stadtrundfahrt konnten wir einiges besichtigen. Alle sprachen
Spanisch und der Fuehrer erzaehlte nur fuer mich alles noch einmal in
Englisch. Leider so schnell und unverstaendlich, dass ich immer nur einige
Brocken Spanisch oder Englisch verstand. Nach jedem spanischen Vortrag
suchte er nach mir und die gesamte Busbesatzung deutete zu mir. Am Schluss
besichtigten wir noch die Bearbeitung von Smaragden zu Schmuck. Auch hier
ein spanischer Vortrag. Meine Mitreisenden vergassen mich nicht und baten
die Lady, alles noch mal in Englisch zu erzaehlen. Wieder mal durfte ich
eine Zahnarztpraxis besichtigen. Meine Goldfuellung die in Puerto la Cruz
zweimal neu eingesetzt wurde hatte sich wieder selbstaendig gemacht. Die
Praxis warb mit Englisch- und Deutschkenntnissen. Die Zahnaerztin sprach
allerdings nicht Deutsch, sie war lediglich mit Manfred, einem Deutschen
verheiratet. Der wurde auch sofort angerufen und erzaehlte mir am Telefon,
dass er auch hier der Transocean Stuetzpunktleiter ist und gleich
vorbeikommt. Das tat er auch, aber ich sass schon auf dem Behandlungsstuhl
und war den Umstaenden entsprechend sprachlos. Alles war geklaert, ein
neues Stueck Gold muss eingebaut werden. Am Mittwoch soll es fertig sein.
Als ich mit der Behandlung fertig war, war Manfred auch schon wieder
weg.

Cartagena, Kolumbien, Sonntag, 21.03.2004.
Heute hatten wir Besuch von zwei Indios aus dem
Hochland. Vater und Sohn sind an die Kueste gereist, um einige
Handarbeiten zu verkaufen. Morgen geht es wieder in die Berge, die ueber
5000 m hoch sind. Yoceline war zu neugierig ob der seltsamen Kleidung,
sprach sie an und lud sie ein. Obwohl sie einige der Yachtis hier vom
Verkaufen und Gespraechen her kennen, waren sie noch nie auf einer
Segelyacht und machten grosse Augen. Der Vater vermutete im Inneren nur
Segel und Taue und war begeistert, als er die Einrichtung wie Kocher,
Toilette und Kojen sah. Noch mehr wunderte ihn, das sogar ein Motor
eingebaut war. Begeistert erzaehlte er von der Schoenheit seiner Heimat.
Leider aber fuer Touristen nicht ganz ungefaehrlich wegen der Guerilla.

Donnerstag, 25.03.04.
Mein Zahn ist wieder mit frischem Inkagold gefuellt.
Es gibt doch nicht alles so einfach hier zu kaufen. Die Sandalen qualmen
immer noch. Die Suche nach Reservebirnen und Spezialfarbe gegen den Rost
war bisher vergeblich. Nach vielem Fragen und Suchen, es gibt hier sogar
Spezialgeschaefte fuer Motorfilter, aber mit Motornummern koennen die nix
anfangen, wurde fuer die Oelfilterbeschaffung ein arbeitsloser Mechaniker
beauftragt. Nach zwei Stunden kam er tatsaechlich mit drei neuen
Oelfiltern zurueck. Ich hoffe, die passen auch. Gestern abend haben wir
dann endlich Manfred wiedergetroffen. Der hatte viele Tipps und Ideen,
vielleicht finde ich doch noch was. Ein anderes Problem sind meine
Funkgeraete. Auf einem amerikanischen Nachbarschiff sahen wir einen
Experten an der Antenne arbeiten. Der wurde gleich angesprochen, meine
Geraete zu pruefen. Sowohl das eingebaute, wie auch das Reservegeraet sind
nach seiner Aussage kaputt. Den Antennentuner hat er auch heute
mitgenommen zum pruefen. Hoffentlich stimmt das alles, was er mir
erzaehlt. Zumindest sieht er glaubwuerdig aus und hat versprochen, bis zum
Wochenende die Geraete fertig zu haben.

Cartagena, Kolumbien, 31.03.04
Drei Tage haben wir, Enrique der Funktechniker und ich, auf der Ela
gebastelt. Zuerst waren die Funkgeraete kaputt, dann sollte es der Tuner
sein, dann die Antenne, dann das Steuerkabel zum Tuner. Ich weiss immer
noch nicht genau, was es eigentlich war aber es scheint wieder zu
funktionieren. Die Verbindung ist immer noch nicht gut, aber das kann auch
an den schlechten Bedingungen hier in Cartagena liegen. Eine
Schiffsreinigung ist auch noch im Gange. Jetzt sieht man abends
gelegentlich die empoerten Kakerlaken nach Futter suchen. Die werden auch
gleich bedient, mit einem Giftspray.
Der Verkehr hier in der Stadt ist wirklich atemberaubend. So viele
oeffentliche Autobusse habe ich noch nie gesehen. Ohne Uebertreibung sind
glaube ich mehr Busse als Pkws auf den Strassen und die Strassen sind voll
wie auch die Busse. Dann gibt es noch eine Menge Taxen, selbst Mopeds
werden als Taxi benutzt. Langsam wird die Weiterfahrt zu den San Blas
Inseln vorbereitet.

Cartagena, Kolumbien, 02.04.04
Gestern goennten wir uns die Besichtigung des Botanischen Garten nicht weit von der Stadt entfernt auf einem kleinen Berg. Ein Taxifahrer brachte uns zum richtigen Bus und sprach gleich mit dem Schaffner uns am Ziel herauszulassen. Gar nicht so einfach hier allein schon den richtigen Bus zu finden. Tausende von diesen bunten Dingern fahren hier herum und sehen fuer mich alle gleich aus. Bei uns sagte man Schaffner fuer den Busbegleiter. Neben dem Kassieren der Fahrpreise hat er noch einige andere Aufgaben. Er steht meisst in der offenen Tuer und sucht waehrend der Fahrt nach potenziellen Fahrgaesten, die oft laut rufend zur Mitfahrt eingeladen werden. Sportlich muss er auch sein, den der Fahrer haelt hoechstens fuer die Fahrgaeste kurz an. Der Schaffner springt vorne aus der Tuere rauss und hinten wieder rein, alles waehrend der Fahrt. Auch andere Leute springen waehrend der Fahrt auf wie zB fliegende Haendler im wahrsten Sinne des Wortes. Sie druecken zuerst jedem Fahrgast wie ein Praesent die Ware wie Plaetzchen, Bonbons oder anderes in die Hand. Dann wird eine kurze, laute Rede ueber die Vorteile dieser Ware gehalten. Anschliessend sammelt er wieder die Ware bzw. das Geld dafuer ein. Unser Schaffner hatte vergessen uns in Parknaehe auf das Aussteigen aufmerksam zu machen. Aber eine Frau vor uns hatte aufgepasst. Gleichzeitig sagte sie mir Bescheid und schrie dem Fahrer zu, zu halten. Haltestellen gibt es keine. Die Fahrgaeste sagen dem Fahrer, wann sie rein oder rauss wollen. Der haelt dann auch, wennes sein muss in der zweiten Spur oder mitten auf eine Kreuzung bei dem wahnsinnigen Verkehr um Fahrgaeste ein- oder auszuladen. Entdeckt er einen willigen Fahrgast geht er im fliessenden Verkehr wild in die Bremsen. Hier muss jeder hoellisch aufpassen, deswegen passiert wohl auch relativ wenig.Wir stiegen aus und durften etwa zwei Kilometer durch die Landschaft wandern bis zum Parkeingang. Wir waren die ganze Zeit die einzigen Gaeste im Park. Ein Zettel mit hunderten von Pflanzennamen wurde uns in die Hand gedrueckt. Viele Pflanzen sind mit kleinen Nummerschildern versehen, um sie anhand des Zettels identifizieren zu koennen. Ein mit Betonsteinen gepflasterter Weg fuehrt durch den Dschungel. Mich zieht es ja immer eher etwas abseits der gepflegten Wege und wir folgten spaeter einem der vielen kleinen Trampelpfade. Schnell waren die Nummernschilder verschwunden. Einer meinerFehler war, zu glauben, der Park waehre rundherum eingezaeunt. Wir stiessen auf eine kleine Huette im Dschungel. Eine Frau rief uns schon von weitem eine Warnung vor dem Hund zu, der neben der Huette lag. Erst da fiel mir auf, dass wir wohl den Park verlassen hatten. Nichts wie wieder zurueck. Soweit waren wir gar nicht gelaufen, aber alle Trampelpfade und der dichte Dschungel sahen gleich aus. Wir hatten uns verlaufen. Es dauerte nicht lange, dann tauchte Hilfe auf. Ein wildaussehender Reiter, eine Machete in der Hand tauchte zwischen dem Gruen auf. Ein zweiter Mann aus einer anderen Richtung. An jeder Hand zwei riesige Hunde und noch zwei freilaufende, insgesamt sechs Hunde. Ich vermute Mastinos. Gross etwa wie Doggen nur viel breiter. Und freundlich sahen weder die Hunde noch die Maenner aus. Der Mann mit den Hunden hielt zum Glueck etwas Distanz. Dem Reiter konnten wir klar machen, dass wir verirrte Parkbesucher sind, er sah auch den Zettel in unserer Hand. Mit der Machete zeigte er uns den Pfad Richtung Park. Es waren vielleicht noch 50 m bis zum betonierten Parkweg. Dann verschwanden Maenner wie Hunde wieder. Ich wunderte mich nur, was arme Bauern mit so vielen riesigen Hunden hier anfangen. Erst spaeter erfuhr ich den Grund. Unser Ausflug war gar nicht so ungefaehrlich. Hier wird nicht lange gezimpert mit ungebetenen Besuchern auf einer Haciendar. Es gibt hier viele Banditen, die Kuehe, Pferde oder sonst was stehlen. Die beiden Maenner waren wohl Arbeiter auf einer solchen Haciendar hier im Dschungel.

Cartagena, Kolumbien, 04.04.04, fast fertig zum Auslaufen.
Eigentlich sollte es heute schon losgehen, aber Maria, unsere Agentin erzaehlte, am Wochenende arbeitet die Hafenverwaltung nicht. Also einen Tag warten, dafuer weniger Stress. Die Papiere hatte sie schon. Dann tauchte gestern eine Angestellte von Maria auf und meinte fuer 10 Dollar mehr, geht auch alles am Wochenende. Toll, der Hafen war schon bis Montag bezahlt und die Planung umgestellt.
Trotzdem war es mir 10 Dollar wert, alle Papiere schon vorher in Haenden zu haben. Und tatsaechlich, heute morgen tauchte Caesar, der Ehemann von
Maria und der Funkoperater, der uns per Radio in den Hafen gelotst hatte, mit der Angestellten auf und brachte uns alle Papiere. Er will auch noch
seinem Freund, einem Englaender in Panama mailen, damit wir dort gut betreut werden. Yoceline hat sogar angefangen neue Bezuege fuer die
Sitzkissen zu naehen, die hoffnungslos immer mehr zerfallen. Da wird dann erstmalig die Supernaehmaschine von Bodo, der bestimmt zur Zeit mit seiner
neuen Harley Davidson die deutschen Strassen unsicher macht, zum Einsatz kommen.

05.04.04, 22:35 UTC, Position: N10°13 W076°05, Kurs 256°, Wind NW 5 bis 6, 1/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 5,7 kn. Noch 161 Meilen bis zum Ziel San Blas Inseln, Panama
Wieder mit etwas Verspaetung ausgelaufen. Aber nicht meine Schuld. Das Dingi vom Club Nautico zum rausschleppen war nicht fertig. Die beiden Stege sind so eng aneinander und die Festmacherleinen laufen kreuz und quer durch den Hafen, da wollte ich meine Schraube nicht drin haben. Nach dem Wetterbericht soll der Wind 3 bis 4 haben und spaeter noch schwaecher werden. Aber der Wind kuemmert sich nicht sonderlich um den Wetterbericht und legte schnell zu. Seit langem war das Gross mal wieder laenger im Einsatz. Habe es aber vor einer Stunde geborgen, weil es nicht nur kraeftig weht sondern auch immer wieder kraeftige Boeen kommen. Die staendig veraenderten Druckverhaeltnisse aendern den Trimm so stark, dass die Windfahne ueberfordert ist und staendig das Ruder korrigiert werden muss. Wir fahren ja keine Regatta und in der Nacht ist es eh angenehmer nicht staendig auf die Segel und den Kurs achten zu muessen oder womoeglich auf Vorschiff zum Segelwechseln oder bergen. Ausserdem sind wir trotzdem wieder zu schnell und werden, wenn der Wind nicht deutlich nachlaesst wieder in der Nacht ankommen. Etwas Strom haben wir wohl auch noch mit uns. Nachts in die San Blass zu laufen ist auch nicht empfehlenswert. Wie ich gehoert habe, sind die meissten Seekarten bis auf 2 oder 3 Meilen dort sehr ungenau. Da drehe ich lieber in gebuehrendem Abstand, wegen dem Strom bei und warte die Nacht auf See ab. Aber bis dahin haben wir ja noch einen Tag Zeit.

06.04.04, 20:03 UTC, Position: N09°52 W077°36, Kurs 256°, Wind NW 4, 2/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3,6 kn. Noch 68 Meilen bis zum Ziel San Blas Inseln, Panama
Der Wind hat etwas nachgelassen. Genau richtig bis jetzt, um morgen Vormittag ankommen zu koennen. Wir fahren immer noch nur mit dem kleinsten Vorsegel. Die ganze Nacht war toll vom Vollmond beleuchtet. Obwohl spaeter zeitweilig eine durchgehende Bewoelkung auftrat. Genau auf unserem Kurs wurden wir von einem Kreuzfahrer in geringem Abstand ueberholt. Beleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Drei weitere Schiffe konnten wir in der Nacht in größerer Entfernung ausmachen, waehrend sich heute am Tag kein Schiff mehr blicken liess. Auch die Delfine haben sich seit laengerem rar gemacht. Lediglich die fliegenden Fische und ein paar Voegel sieht man gelegentlich. Dann sah ich noch einen schlanken, etwa 70 cm langen Fisch, kein fliegender Fisch, ca. 4 m hoch senkrecht aus dem Wasser steigen und in einer steilen Parabel kopfueber wieder eintauchen.

San Blas Inseln, Panama, 07.04.04
Nach einer ruhigen Nacht mit reduzierter Segelflaeche viel um 09:45 Uhr der Anker. Der Himmel ist seit gestern Abend ziemlich dicht bewoelkt. In der Nacht fielen sogar ein paar Tropfen Regen. Gestern abend in der Pazifik-Island Funkrunde mit Guenter meldete sich noch Rene von der Yacht Niali aus dem Pazifik mit einer Info fuer mich. Rene hatte mitgehoert, dass fuer heute morgen der Landfall in den San Blas geplant war und teilte mir noch seine Wegepunkte fuer die Ansteuerung und die Einfahrt mit. War doch sehr beruhigend, als ich spaeter feststellte, dass sie mit meinen ausgewaehlten Wegepunkten gut uebereinstimmten. Einer lag nur 0,2 Meilen neben meinem. Also sind meine Karten wohl doch sehr genau. Beim Landfall begruesste uns aber dann doch ein auf dem Riff liegendes Wrack einer Segelyacht. Man muss bei der Einfahrt schon sehr genau hinschauen, um die zahlreichen Korallen unter der Wasseroberflaeche zu umfahren. Man koennte meinen, man waere in Urlaub, wenn man die vielen, tollen, kleinen Palmeninseln mit weissem Sandstrand sieht und davor ankert. Ein Postkartenpanorama. Kaum war der Anker auf Grund, paddelten die ersten Indios in einem alten Kanu auf uns zu. Sie waren nicht mit Pfeil und Bogen oder Speeren bewaffnet, auch nicht mit Fruechten oder Fischen um sie zu tauschen oder zu verkaufen. Lediglich mit einem Quittungsblock, schon auf 5 Dollar ausgestellt fuer eine Woche ankern. Na ja, hab schon unverschaemtere Leute gesehen. Yoceline fragte gleich nach Caracol, dem Schneckenfleisch dieser grossen Schneckengehaeuse, die ueberall den Touristen zum Verkauf angeboten werden. Zurueck in Europa werden die Schneckengehaeuse dann am Flughafen vom Zoll beschlagnahmt, weil sie wohl unter Naturschutz oder Artenschutz stehen. In der Karibik liegen diese Gehaeuse, abseits von den Touristengegenden ohne Uebertreibung tonnenweise am Strand als Abfall. Der Indio erzaehlte, kein Problem, lediglich die Langusten haben jetzt Schonzeit, selbst fuer die Indios und brachte uns zwei Stunden spaeter das Fleisch von 6 fris (Abbruch der Übertragung)

San Blas Inseln, Panama, 8.04.04
Keinen Fisch gesehen, habe ich gestern erzaehlt? Muss ich
korrigieren. Bin heute mit dem Dingi zum Schnorcheln zuerst zum Riff von
innen gefahren. Enttaeuschung im Vergleich zu den anderen Inseln. Dann
ging es zur Riffeinfahrt. Die Vielfalt der anderen Inseln war hier auch
nicht zu finden, aber immerhin konnte ich zwei Fische fuer die Pfanne
schiessen. Auf der Ela wurden sie gleich ausgenommen. Ich arbeitete etwas
am Herd, waehrend Yoceline noch eine Runde schwimmen wollte. Ein schriller
Schrei liess mich an Deck rasen. Yoceline stand ganz oben auf der Leiter,
zeigte schockiert ins Wasser und schrie immer wieder Tiburon, was soviel
heisst wie Hai. Tatsaechlich, unter dem Dingi am Heck bewegte sich ein
grosser, schwarzer Schatten, schaetze laenger als 2 m. Yoceline stand auf
der untersten Sprosse, als ihr der bewegliche Schatten auffiel. Nach ihrer
Erzaehlung ist sie die Leiter in einem Satz raufgesprungen. Ich griff
sofort zu meiner Taucherbrille. Yoceline erfasste wieder die Panik. Erst
meine Erklaerung, dass ich nur vom Dingi aus in Wasser schaue, beruhigte
sie etwas. Der Fisch sah vorne etwas breit fuer einen Hai aus, haette auch
vielleicht ein Rochen sein koennen. Es war ein Hai. Etwa 1,50 m unter mir
suchte er nach den Fischresten, die wir kurz vorher ueber Bord geworfen
hatten. Ich denke aber, dass war kein gefaehrlicher Hai fuer Menschen. Der
gehoert zu der Sorte, die nur den Grund nach Nahrung absuchen. Zwar sehr
gross, sah er doch harmlos aus. Nach 20 Minuten gesellte sich ein zweites
Exemplar etwa gleichgross dazu. Sie umschwammen etwa eine Stunde lang die
Ela auf der Suche nach Leckerbissen. Spaeter sind wir noch mit dem Dingi
zu einer der vielen Kokosinseln gefahren und entdeckten im 2 m tiefem
Wasser noch einen grossen Manta. Leider hatte ich keine Taucherbrille bei.
Also, es gibt doch Fische hier.

San Blas Inseln, Panama, 10.04.04
Die Haie besuchen uns jetzt oefter. Im Moment schwimmt auch
wieder einer unter der Ela. Gestern hab ich auch einen beim Schnorcheln im
vielleicht 1 m tiefem Wasser zwischen den Korallen gesehen. Ich war wieder
mit der Harpune unterwegs. Der Kollege Hai war etwas kleiner als die
vorherigen, etwa meine Groesse. Jetzt entdecke ich auch immer mehr von
diesen tropischen Fischen, auf die jeder Aquarianer stolz ist. Hatte schon
ein paar vor der Harpune, aber dann doch Hemmungen so einen schoenen
Kaiserfisch oder aehnliches zu schiessen. Heute habe ich wieder drei
Fische geschossen. Einer war etwas groesser, vielleicht 7 Kilo. Er hatte
sich in einer Hoehle versteckt und war von meinem Pfeil in seinem Koerper
gar nicht begeistert. Ich konnte mit langem Arm den Pfeil mit tobendem
Fisch dran in der Hoehle greifen. Beim Versuch ihn rauss zu ziehen brach
der Pfeil ab. Toll, ich hab nur den einen. Einen Reservepfeil konnte man
mir nicht verkaufen, da nicht vorhanden. Aber den Fisch hab ich trotzdem
bekommen. Auf Inzwischen hat sich auch Rene (ein Schweizer) von der Yacht
Nyali wieder gemeldet. Er ist nicht im Pazifik sondern auch in den San
Blas. Wir konnten uns ueber UKW unterhalten. Er versteht nicht, dass ich
hier so schnell wieder weg will. Ist ja wirklich ein Paradies hier. Heute
bekommt er Gaeste und will dann am Montag auch zu unserer Insel kommen. Er
hat mir noch einige schoene Inseln hier empfohlen. Mal sehen, wie es
weitergeht.

San Blas Inseln, Panama
13.04.04 Wir sind heute weitergesegelt zur Insel Porvenir, die auch zu den San Blas Inseln gehoert. Hier kann man auch einklarieren, wurde gesagt. Der Anker ist vor einer Stunde gefallen. Mein Jammern hoert nicht auf. Vorgestern wollten wir mit dem Dingi eine andere Insel besuchen, etwas Fisch und ein paar Kokosnuesse ernten. Beim Betanken des Dingimotors lief das Benzin gleich wieder unten rauss. Der Benzinhahn ist kaputt und der Motor im Moment nicht zu gebrauchen. Jetzt ist rudern angesagt. Nicht so toll mit dem Schlauchboot gegen den Wind. Das haben wir gestern festgestellt. Ein Amerikaner kam mit seinem Dingi vorbei und lud uns zu einer Strandparty ein, die jeden Montag von den Yachtis veranstaltet wird. Die Einladung wurde spaeter noch ueber Funk wiederholt. Jeder bringt etwas zu Essen und zu trinken mit. Und ich durfte zur Insel rudern. Es waren so um die 30 Leute mit ihren Dingis aus der Umgebung gekommen. Amerikaner, Englaender, Italiener, Franzosen, Oesterreicher, Hollaender, Yoceline aus Venezuela und ich als einziger Deutscher. War sehr interessant und ganz lustig. Auch die vielen verschiedenen Speisen. Mit den Zahnaerzten habe ich es wohl. Wen treffe ich auf der Party wieder? Meine junge, huebsche, hollaendische Zahnaerztin von Bonaire. Sie erkannte mein Gebiss und mich gleich, waehrend ich eine weile ueberlegen musste, woher ich sie kenne. Sie segelt mit ihrem Lebenspartner und Freunden bis zu den Galapagos und will dann mit dem Rucksack und ihrem Freund durch Suedamerika reisen. Wir werden jetzt sehen, schnell nach Colin zu kommen. Dort wird dann wieder nach Ersatzteilen gesucht. Ich denke ich werde mich auch nach einem neuen, etwas staerkern Dingimotor umschauen. Die soll es dort zollfrei und sehr guenstig geben, hat mir Rene von der Nyali erzaehlt. Den haben wir heute auf See getroffen. Er war in der Gegenrichtung unterwegs und wir haben uns etwas ueber Funk unterhalten.

San Blas Inseln, Panama
14.04.04 Porvenir besteht eigentlich nur aus einer kleinen Piste fuer kleine Flugzeuge. Daneben ein sogenanntes Hotel, ein paar Kokospalmen, einige Huetten und noch ein Verwaltungsgebaeude. Hier kann man Einklarieren, wenn jemand da ist. Einen Polizisten hab ich auch gesehen. Ein Beamter der Emigration war auch da und hat unsere Paesse gestempelt. Nur der Hafenkapitaen, der die Papiere fuer das Schiff ausstellt, war nicht da. Um 12 Uhr sollte er kommen. Wir hatten noch etwas Zeit und am Pier loeschte ein kleines Frachtschiff, eine ehemalige GFK-Motoryacht, seine Ladung. Wir wurden fuer einen Dollar eingeladen, mit zur Nachbarinsel zu fahren, um dort etwas einzukaufen. Darauf waren auf engstem Raum viele Indianerhuetten aufgebaut. Zwei, drei Geschaefte waren auch darin untergebracht. Ein Steinhaus war die Schule. Wiedermal sehr interessant, nur hatte Yoceline vergessen zu klaeren, wie wir wieder zurueckkommen. Unser Frachter fuhr nicht wieder zu unserer Insel. Irgendwann fanden wir dann einen Indianer, der uns freundlicherweise zurueckbringen wollte. Selbstverstaendlich mit einem kleinen Einbaum. Der drohte, als wir zu dritt drin sassen zuerst zu kentern, dann zu sinken, als noch Wellen dazukamen. Es kamen doch einige Bedenken wegen der Papiere und der Kamera in meinem Rucksack auf. Schnell wieder zurueck an Land und ein groesseres Kanu gesucht, aber keins gefunden. Der Bruder unseres Indios hatte mehr Mut, oder besser gesagt wir, denn wir starteten einen zweiten Versuch mit dem gleichen Einbaum. Ich wurde als schwerster an die tiefste Stelle, mit dem Hintern im Wasser gesetzt. Dann ging es tatsaechlich etwas besser und wir schafften die Ueberfahrt. Diesmal fuer 5 Dollar, da ich die 3 Dollar, die der Indianer verlangte nicht klein hatte. Jetzt hoffen wir, den Hafenkapitaen oder wer immer uns die Papiere fuer die Ela ausstellen kann bald zu sehen, damit es nach Colon weitergehen kann. Der Mann der Emigration sagte, dass ist unbedingt erforderlich.

Colon, Panama
22.04.04 Lange nichts mehr von mir hoeren lassen. Da faengt gleich wieder mein Jammern an. Hatte wirklich keine Zeit. Mit Glueck haben wir im vollen Yachthafen, dem Panama Kanal Yachtclub einen Liegeplatz bekommen. Kaum festgemacht, draengte uns ein Mann zum Einklarieren und begleitete uns auf allen diesen Wegen. Die Emigration musste noch einmal aufgesucht werden. Die ist direkt im Yachthafen. Anschliessend wurden die vielen Papiere kopiert. Dann mussten noch Passfotos gemacht werden und damit fuhren wir zur Hafenbehoerde. Es stellte sich heraus, dass unser Begleiter ein Taxifahrer war. Er nahm 30 Dollar fuer seine Muehe, die waren es mir aber auch wert. Wieder viele Papiere ausfuellen. Unser Taxifahrer organisierte hier auch direkt einen Termin mit dem Vermessungsbeamten der Kanalgesellschaft fuer den naechsten Morgen. Jedes Schiff wird vor der Durchfahrt vermessen. Und organisierte auch die von der Kanalgesellschaft geforderten 4 Leinen von etwa 40 m und die vorgeschriebenen 10 Fender (Autoreifen). Die normalen Fender halten den Belastungen in den Schleusen nicht stand. Die naechsten Tage ging es wieder auf die bekannte Suche nach Ersatzteilen und einen neuen Aussenbordmotor. Der Stecker fuer den Stromanschluss passte nicht. Dann hab ich einfach die Draehte so in die Steckdose gesteckt und festgebunden. Am naechsten Morgen sah ich einen Typen mit langen grauen Haaren und ebenso langem Bart an meinen Draehten herumfummeln. Ich hielt ihn fuer einen Amerikaner. Er fand meine Installation gut und wollte die Draehte seiner Kabeltrommel ebenfalls mit reinstopfen. Wir unterhielten uns eine weile, bis ein Amerikaner fuer den der Grauhaarige Edelstahlschweissarbeiten ausfuehrte, mich fragte, ob nicht die deutsche Fahne an meinem Schiff weht und warum wir uns nicht auf deutsch unterhalten. Mein Gespraechspartner heisst Ali, kommt aus Essen und ist schon vier Jahre mit seinem Schiff hier in Panama. Jetzt will er aber bald weiter. Er war auch gleich so freundlich meinen gebrochenen Harpunenpfeil zu schweissen. Er hat mi (Abbruch der Übertragung)

Colon, Panama, 2.05.04
Es ist soweit. Morgen frueh haben wir den Termin fuer die Kanalpassage. Ueber die Webcam in der Kanalschleuse kann man uns sogar live in Deutschland sehen. Bis heute hat der Spass (Stress) nicht nachgelassen. Allein die Probleme mit der Visacard haben mich bestimmt 100 Dollar Telefongebueren und noch viel mehr Nerven gekostet. Trotzdem funktioniert dasDing immer noch nicht. Gestern kam sogar noch eine Steigerung, denn jetzt funktioniert sie auch nicht mehr zum bargeldlosem Einkauf, was bisher noch wenigstens der Fall war. Die Banken und Automaten hier koennen sich nicht der Meinung meiner Bank anschliessen, dass alles in Ordnung ist. Gestern war noch ein Grosseinkauf geplant. Zufaellig trafen wir unseren Taxifahrer wieder, der uns beim Einklarieren schon behilflich war. Zum Glueck, denn er erzaehlte uns gleich, das wir auch noch nach Panama City ausklarieren muessen. Davon hatte ich nichts gewusst. Das Beste, am 1. Mai hat hier fast alles geschlossen. Unser Taxifahrer rief die Beamten der Behoerde zu Hause an. Dann wurde fuer uns das Buero mit drei Personen besetzt. Nach einer Stunde hatten wir dann unsere Papiere fuer 20 Dollar overtime und wieder 30 Dollar fuer unseren Taxifahrer, der uns dann noch zum Supermarkt fuhr. Der hatte wenigstens geoeffnet. Inzwischen ist die Ela mit Vorraeten so vollgebunkert, dass die normale Wasserlinie nicht mehr zu sehen ist. Und morgen sind wir mit 6 Personen an Bord. Vier Personen fuer die Leinen, der Skipper und der Lotse sind notwendig. Um 4 Uhr muessen wir startklar am Ankerplatz liegen, dann kommt der Lotse an Bord und los geht es. Hoffentlich schafft die Ela noch die als Minimum vorgeschriebenen 5 Knoten Fahrt, sonst sind die naechsten Probleme schon vorprogrammiert. Heute regnet es wieder in Stroemen. Bestimmt haben wir morgen Glueck und auch noch schoenes Wetter fuer die Kanalfahrt. Drei neue Verbraucherbatterien habe ich mir auch geleistet. Philip, ein Amerikaner half mir beim Einbau und tatsaechlich hatte ich wieder mal Glueck und er erzaehlte mir, er haette sogar noch einen Benzinhahn fuer meinen kleinen Aussenborder. Der war zwar auch kaputt, aber in seiner Werkstatt konnten wir ihn wieder mit Gewindeschneider und Epoxyprimer hinbekommen.

Panama City, Panama
5.05.04 Hallo Pazifik, Karibik ade. Wir liegen an einer Mooring vom Balboa
Yachtclub in Panama City. Die Amerikabruecke direkt vor uns. Sie verbindet
Alaska mit Feuerland. Am Montag erinnerte um 2.15 Uhr der Wecker an den
Tag der Amerikadurchquerung in eine neue Welt. Mit unserem Nachbarpaar als
Linehander legten wir um 3.30 Uhr ab und fuhren zum Ankerfeld. Hier holten
wir noch Louis als 4. Linehander von seinem Boot ab und gingen vor Anker.
Um 5.30 kam dann das Lotsenboot und brachte uns Carlos, unseren Lotsen an
Bord. Wir hatten schon viele Geschichten von knurrigen Lotsen, die
ueberwiegend schlafend die Passage durchfuehren und sich verwoehnen
lassen, gehoert. Entsprechend skeptisch waren wir bei seiner Ankunft.
Unser Carlos nicht. Er war gut drauf und gab staendig seine knappen,
praeziesen Anweisungen. Beim ersten Schimmer von Tageslicht waren wir
schon in der ersten Schleuse. Vorher wurden wir mit zwei anderen Yachten
zu einem Paeckchen zusammengeschnuert. Ein Kat in der Mitte. Das Fahren im
Paeckchen ging erstaunlich gut mit den Anweisungen der drei Lotsen. Die
Maschinen vom Kat mussten am meisten arbeiten und die Maschinen der
Yachten aussen wurden ueberwiegend zum steuern eingesetzt. Hinter der ICE
MUSIC, einem grossen Containerschiff wurden wir mittig, an jeder Seite
zwei Landleinen im Schleusenbecken durchgeschleust. Und das ganze dreimal
hintereinander bis zur Hoehe des Gatunsees. Hier wurden die Yachten wieder
getrennt und ELA als langsamste Yacht sollte versuchen, bei den anderen
mitzuhalten. Der See mit seinen vielen Inseln boten einen tollen Anblick.
Oben in den Baeumen konnten wir verschiedene Affen herumturnen sehen und
das Zirpen und Laermen der Natur uebertoente oft die Motorgeraeusche. 90
Jahre ist hier das Wasser schon gestaut und immer noch sieht man die
Leichen vieler Baeume mitten im See aus dem Wasser ragen. Der Kanal ist
mit seinen 80 Kilometern etwas kuerzer als der Nordostseekanal und mir kam
die Fahrt relativ kurz vor. Kein Wunder bei der Aussicht. Irgendwann wurde
ich dann angewiesen, das letzte aus der Maschine herauszuholen. Das erste,
was herauskam, war etwas Oel am Zylinderkopfdeckel und die Temperatur
erhoehte sich etwas. Die Maschine hielt aber durch und die Anstrengung war
vergeblich. Die beiden anderen Yachten waren schon in der Schleuse, als
wir ankamen. Mit dem naechsten Dampfer durften wir nicht schleusen, der
hatte alle Gefahrenklassen, die man sich nur wuenschen konnte. Als wir
spaeter in der Nachbarschleuse lagen, war sogar hier das Rauchen verboten.
In der Schleuse lagen wir diesmal vor einem chinesischen Frachter. Ich
durfte die Art der Durchschleusung waehlen. An der Schleusenwand oder
mittig. Vorher hatte ich gelesen, dass beim Festmachen an der
Schleusenwand bei den starken Stroemungen Gefahr fuer Rigg und Schiff
besteht. Also entschied ich mich fuer mittig und Carlos nickte
anerkennend. Jetzt durften auch alle meine Linehander arbeiten. Vier
Schleusenarbeiter warfen uns zielsicher jeweils eine Wurfleine an Deck,
mit der dann unsere Leinen an Land geholt wurden. So wurden wir in der
Mitte der Schleuse, eingeklemmt zwischen Schleusentor und dem riesigen
Chinesen hinter uns geschleust. In der Nachbarschleuse fuhr ein
Kreuzfahrer ein. Das sah gigantisch aus. Ich fotografierte nach oben zu
dem Riesen und viele Fahrgaeste fotografierten nach unten zu unserem
Winzling. Nach Oeffnen des Tores heisst es nix wie rauss. Der Chinese
hinter uns wartet nicht und sehen kann der uns direkt vor seinem Bug
sowieso nicht. Ab in die naechste Schleuse. Hier wurde es einfacher, denn
ein Schlepper fuhr vor uns ein und wir konnten bei ihm laengsseits gehen.
Gegen 15.00 Uhr konnten wir dann an der Mooring im Yachtclub festmachen.
Der liegt direkt neben dem Fahrwasser. Man kommt sich vor wie in Cuxhaven
vor Anker auf der Elbe. Hier gibt es keine Moeglichkeit, mit dem Dingi an
Land zu kommen. Es faehrt aber Tag und Nacht ein Wassertaxi. Jetzt heisst
es wieder neue Stadt, orientieren, suchen und hoffentlich finden. Die
Stagreiter meiner Arbeitsfock muessen erneuert werden und noch ein paar
Kleinigkeiten fehlen. Die Stadt soll aber sicherer sein als Colon und
einen guten Gemuesegrossmarkt soll es hier auch geben. Das erzaehlte mir
gestern Drago von der Capella. Die sind vorgestern schon auf den Galapagos
angekommen.

Panama City, Panama
11.05.04 Es ist schon komisch, da gibt es in Deutschland ein Fruchtsaftgetraenk, dass mir nie sonderlich geschmeckt hat. In Venezuela in der Auslage der Theke eines Restaurants fielen mir immer wieder haessliche Fruechte auf. Aehnlich alter, gelber Aepfel, die verschrumpelt und etwas angefault sind. Ich sass mit dem Oestereicher Frank, einem Hotelbesitzer auf Margarita und Wolfgang, deutscher Arzt mit einem Katamaran am Tisch. Sie empfahlen mir ein erfrischendes Getraenk mit der Bezeichnung Paichita (so spricht es sich aus und wird auch glaube ich so aehnlich geschrieben). Im Deutschen sagt man dazu wohl Passionsfrucht, erzaehlten sie. Hatte ich wenigstens schon mal gehoert. Bei der Zubereitung kamen diese haesslichen Fruechte zum Einsatz. Die Kerne und das Fruchtfleisch aus der fast holen Frucht werden herausgekratzt und mit viel Eis und etwas Zucker in einem Mixer verarbeitet. Ein herrlicher, suesssaeuerlicher Geschmack. Inzwischen habe ich die Fruechte oft an Bord. Das wurde mein Lieblingsgetraenk. Die kann man auch direkt mit dem kleinen Loeffel auskratzen und essen. Hier in Panama gibt es diese Fruechte auch, hab ich vorhin noch gekauft. Hier kennt man aber nicht die Bezeichnung Paichita sondern hier heissen sie Maracuja. Da viel mir wieder dieses Fruchtsaftgetraenk in Deutschland ein.
Viel einfacher mit dem Suchen von Ersatzteilen ist es hier auch nicht. Inzwischen habe ich hier einen Freund Frederico, wie er sagt. Auch Taxifahrer und kennt sich dementsprechend aus. Als erstes brachte er mich zu Fuss zu einem Segelmacher direkt am Landungssteg. Vorher hatte ich viele Leute gefragt und nach einem solchen hier gesucht. Ich bekam die Auskunft, den gibt es in Colon, wo ich herkomme und auch keinen fuer meine Stagreiter gefunden hatte. Kein Problem sagte der Segelmacher, morgen um 1600 Uhr fertig. Eine Stunde spaeter kam er mit dem Wassertaxi und Frederico zu mir an Bord und sagte als erstes Problem. Meine Stagreiter hatte er trotz intensiver Suche mit dem Taxi nicht gefunden, nur viel teurere. Ich durfte noch mal nachschiessen und das Problem war beseitigt. Frederico sagte mir noch, wenn der noch mehr Geld haben will, gib ihm nichts mehr. Das Segel war puenktlich fertig und die Stagreiter angebracht. Tatsaechlich wollte er mehr Geld haben fuer Taxifahrt und andere Dinge, wie er mir aufzaehlte. Vorbereitet wie ich war, lehnte ich eine Nachzahlung mit strengen Worten ab und er gab sich gleich traurig zufrieden. Zur Kontrolle zog ich das Segel auf der Ela noch mal hoch. Es war leider nicht mehr weiss sondern grossenteils oelverschmiert. Tags darauf strahlte der Segelmacher mich an Land an und fragte, ob alles in Ordnung ist. Mama Huebo fluchte ich ihn an. Das ist der schlimmste spanische Fluch von den zweien, die ich kenne. Uebersetze ich lieber nicht, ist nicht jugendfrei. Er versprach mir sofort, das Segel wieder mit Wasser zu waschen, aber ich hatte seine Werkstatt unter freiem Himmel und auf oelverschmiertem Boden gesehen und verzichtete.
Immerhin, die wichtigsten Sachen habe ich inzwischen mit Hilfe von Frederico zusammen. Guenter, der das Pazifik Island Netz fuer ueberwiegend deutschsprachige Yachten auf der Amateurfunkfrequenz 14135 khz betreibt, versprach mir auch Unterstuetzung. Er sitzt auf der Insel Contadora, die zu den Perleninseln im Golf von Panama gehoert. Er gab mir seine Telefonnummer, die ich heute schon nutzen musste, als ich wieder zum Einkaufen mit Frederico unterwegs war. Ausserdem hat er mich nach Contadora eingeladen. Ist nur eine Tagesreise von hier entfernt und wird wohl mein naechstes Ziel sein.
Vorher darf ich aber noch auf meine Kaution von der Kanalgesellschaft warten. Die Gesellschaft oder die Bank ist nicht in der Lage, das Geld auf mein Konto zu ueberweisen. Ich darf mir Ende naechster Woche das Geld bar abholen. Seit letzter Woche ist Yoceline erst mal wieder nach Venezuela gereist. Vielleicht kann ich mir hier endlich noch mehr sehenswertes ansehen. Einige historische Gebaeude und einen neuen Park mit einheimischen Tieren in der frueher gesperrten amerikanischen Kanalzone hat mir Frederico schon gezeigt.

Panama City, Panama
27.05.04 Da habe ich ja wieder lange nichts von mir hoeren lassen. Nach ein paar ruhigeren Tagen traf am Samstag Yoceline wieder am Flughafen ein. Der Einreisebeamte musste wohl seine Urlaubskasse aufbessern und drohte, sie mit dem naechsten Flieger zurueckzuschicken, wenn er nicht schnell 100 Dollar bekaeme. Mein Freund Frederico regelte das alles unauffaellig und Yoceline durfte raus. Sie hatte wohl auch einigen Stress in Venezuela zu bewaeltigen. Zuerst wollte sie einen neuen Pass haben, wie viele andere auch in Venezuela. Aufgrund der politischen Situation dort ein aeusserst schwieriges und ebenfalls teures Unterfangen. Hier war noch mehr Schmiergeld erforderlich. Waehrend einer Familienfeier ging sie mit ihrer Tochter und einem anderen Maedchen nachts spazieren. Prompt wurden sie von mehreren Maennern ueberfallen, mit Pistolen bedroht und ausgeraubt. Der Tochter wurde die Fuenf-Dollar-Armbanduhr und dem anderen Maedchen der Guertel geraubt.
Am Samstag waren wir noch mit Frederico und seiner Frau in einer Disco, am Montag wieder mal Grosseinkauf, verstauen und ausklarieren und Dienstag sollte es frueh losgehen. Alle wollten, nur die Ela nicht. Nach einem kleinen Ansatz vom Anlasser ruehrte sich nichts mehr. Wieder an Land, wurde ein Mechaniker bestellt und Frederico tauchte auch wieder auf und sagte, dass er auch einen besorgt. Der erste bestellte Mechaniker ist bis heute nicht aufgetaucht, aber Frederico kam nach einer Stunde mit einem Mechaniker im Schlepp angeduest. Der hat zuerst die Batterie ausgebaut und zum Pruefen mitgenommen, dann seltsamerweise die Lichtmaschine. Danach fummelte er am Anlasser und versuchte ihn mit Hilfe eines Kabels und kraeftigen Stromstoessen wiederzubeleben. Er meinte jetzt waere er in Ordnung und baute alles wieder ein. Ein Startversuch brachte aber kein besseres Ergebnis trotz weiterer Stromstoesse. Jetzt wurde der Anlasser ausgebaut und mitgenommen. Ich rief am naechsten Tag Frederico an um zu erfahren, warum er nicht wie verabredet wiedergekommen ist und erfahre von groesseren Problemen mit dem Anlasser. Da hat es wohl drinnen geschmort. Aber als das Ding dann wieder eingebaut wurde, arbeitete er einwandfrei. Hoffentlich bleibt es so. Da hatte ich ein riesen Glueck im Unglueck, dass die Geschichte hier vor dem Start passiert ist und nicht irgendwo vor dem Einlaufen. Heute sitzen wir immer noch in Panama City und planen den Start zu den Las Perlas Inseln fuer morgen.

Isla Contadora, Las Perlas, Panama
30.05.04 Ich hatte nicht bedacht, dass der neue Auslauftermin auf einen Freitag fiel. Gustav hat schon immer gesagt, Freitags auslaufen bringt Unglueck. Wir waren wieder klar zu auslaufen, diesmal lief der Motor sogar aber die Ela wollte wieder nicht. Die Feststellschraube fuer das Ruder liess sich nicht loesen, selbst mit meiner groessten Zange nicht. Da viel mir nur noch aufmeisseln ein. Leider wurde dabei der Mechanismus zum festsetzen des Ruders zerstoert. Der ist Vorraussetzung fuer die Benutzung der Windsteueranlage. Es muss irgendwie anders gehen. Mit dem Autopiloten kann ich das Ruder auch festsetzen. Wir haben noch mal schnell Wasser und Diesel vollgebunkert und ab gings Richtung Las Perlas. Aber die Ela wollte immer noch nicht richtig. Der Motor kam nur mit Muehe auf die Drehzahl fuer die normale Marschfahrt und dann wurde er auch noch heiss. Wieder etwas Panik, aber zurueck wollte ich auf keinen Fall. Also dachte ich mir, vielleicht ist etwas Bewuchs an Schraube und Rumpf. Also rauss aus dem Fahrwasser und rein ins Wasser. Siehe da, die Schraube war so bewachsen, dass sie fast nur noch einen Klumpen darstellte. Und diese Muscheln lieben wohl das teure Antifouling. Der Rumpf war auch ordentlich voll. Nach einer halben Stunde hatte ich das Groebste beseitigt und weiter gings. Jetzt wollte die Ela auch und der Motor lief wieder normal. Fast durchgehend hatten wir Regen und unterwegs konnte ich noch das Zentrum eines Gewitters umfahren. Aber Wind hatten wir kaum, lediglich in Gewitternaehe und spaeter gegenan. Das erstemal, dass ich durchgehend motort habe. Wir kamen zeitig bei den Las Perlas an und der Anker viel um 1535 vor Contadora. Wirklich eine traumhafte Inselgruppe. Dicht bewaldet, die meissten Haeuser vom Feinsten. So auch Guenters Bungalow, den wir am naechsten Morgen besuchten. Seit einem Jahr stehen wir ja schon in Funkkontakt. Von seiner Terrasse blickt man wundervoll aufs Meer und einige andere Inseln. Nachdem uns sein Hausdiener Nelson hereingelassen hatten, begruessten uns zuerst seine 4 Dalmatiner. Im Garten leben auch noch ein kleiner schwarzer Panter und ein Ozelot. Guenter, ein Koelner, der hier schon 22 Jahre lebt, fuehlt sich sauwohl hier. Spaeter kam noch ein Amerikaner dazu, dem Guenter mit seiner Funkanlage geholfen hat. An meiner Anlage hatte er auch schlimme Hintergrundgeraeusche auszusetzen. Das haben wir dann nachmittags per Funk getestet und herausgefunden, mein Kuehlschrank verursacht einige Stoerungen aber noch schlimmere Stoerungen werden wohl durch meinen Kompass ausgeloest. Leider haengt der zusammen mit beiden GPS-Geraeten und dem Echolot an einem Stromkreis und laesst sich waehrend der Fahrt nicht einfach mal ausschalten. Da muss ich mal nach der Stromversorgung des Kompasses suchen und vielleicht einen zusaetzlichen Schalter einbauen. Den neuen Dingimotor konnte ich auch testen. Der laeuft super und jetzt macht das Dingifahren richtig Spass, da geht die Post ab. Nachdem ich heute morgen eine neue Befestigung fuer den Dingimotor angebaut habe, sind wir dann zu einer kleinen Insel geduest. Dort wollte ich etwas Fisch holen. Die Fische waren auch da, aber diesmal wollte die Harpune nicht. Unglaublich, der Spass mit den Problemen laesst nicht nach.

2.06.04, 15:00 UTC, Position: N07°48 W079°28, Kurs 149°, Wind SW 2-3, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3,3 kn. Noch 878 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Nachdem mir Gestern nach dem halben Bericht der Rechner abgestuerzt ist, heute ein neuer Versuch. Gestern morgen sind wir bei stroemendem Regen Richtung Galapagos gestartet. Erst kein Wind, dann guter halber Wind, dann wieder kein Wind und alles bei Regen. Kurz nach dem Start durfte ich den naechsten Schaden verbuchen. Die Windsteueranlage will auch nicht mehr und keine Change auf See, daran was zu aendern. Genauso wie die Dreifarbenlaterne im Top, die sich schon wieder verabschiedet hat. Der Pazifik, die Ela oder irgend jemand hat was gegen mich. Jetzt werde ich wohl nicht viel Schlaf bekommen. Immerhin am Wind haelt die Ela alleine Kurs, ist doch schon was. Ein GPS will auch nicht mehr so richtig. In der letzten Nacht hatte ich viel Spass. Staendig wechselnde Winde von 0 bis 6 Windstaerken aus verschiedenen Richtungen. Segel runter, anderes Segel rauf und 10 Minuten spaeter wieder andersherum. Da kann man ja wirklich Sport zu sagen. In Naehe einer Insel liess der Wind ganz nach und die Gegenstroemung trieb uns Richtung Insel. Da kamen dann auch noch zwei Motorstunden hinzu. Im Moment sind Wetter und Wind gut, nur der Wind kommt leider genau gegenan. Guenter hat mir ja schon erzaehlt, dass vor zwei Jahren eine Yacht 30 Tage bis zu den Galapagos gebraucht hat. Den Rekord will ich nicht unbedingt brechen.

3.06.04, 19:00 UTC, 3. Seetag. Position: N06°52 W079°47, Kurs 209°, Wind SW 4-5, 5/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 4,0 kn, Etmal 44. Noch 819 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Endlich wieder guten Wind, leider ziemlich boeig, dass ich im Moment viel Ruder gehen muss. Viele Stunden lagen wir in der Flaute, auch in der schoenen Vollmondnacht. Hatte gestern wieder einen Verlust zu verbuchen. Meine gute Puetz ging beim ausgelassenen Duschen mit frischem Meerwasser ueber Bord. Und das mir, wo ich immer so auf die Puetz aufgepasst habe. Gelegentlich lassen sich mal wieder Delfine sehen. Leider ging noch kein Fisch an die Angel. Koennte mal langsam einer anbeissen, das Frischfleisch ist zu Ende. Hier ist relativ wenig Wind, kein Wunder, wir naehern uns schliesslich den Kalmzonen. Dafuer haben gestern einige Yachten Richtung Marquesas und Tuamotus einen auf die Muetze bekommen, bis 40 Knoten Wind wurden im Pazifik-Island-Netz gemeldet. Die Capella mit Felicitas und Drago sind schon kurz vor den Marquesas und wuenschten uns auch eine gute Fahrt. Die haben das gleiche Schiff und wollen nach Neuseeland.

5.06.04, 15:50 UTC, 5. Seetag. Position: N05°11 W080°28, Kurs -°, Wind 0, 8/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 0,0 kn, Etmal 79. Noch 710 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Wir duempeln wieder mal in der Flaute mit Regen. Haben verdammt viel Flaute und wenn wir Wind haben, ist er meisst auch nicht optimal. Viel Motoren ist auch nicht drin, haben schon jeden Tag 3 Motorstunden und damit reicht der Diesel garantiert nicht, wenn es so weitergeht. Zumal die schoenen neuen Batterien irre schnell wieder leer sind. Habe kaum noch Navigationsgeraete an, um Strom zu sparen. Dafuer hatten wir letztens einen irren Sonnenuntergang gleichzeitig mit dem Vollmondaufgang. Beide standen etwa 5 Grad ueber der Kimm und strahlten um die Wette. Es sah aus, als haetten wir zwei Sonnen. Einen Fisch haben wir auch noch nicht gefangen, dafuer hat aber ein Fisch unseren schoensten Koederfisch geschnappt und abgerissen. Gestern hatten wir mal Wind. Vor dem Sonnenaufgang waren wir eingekreist von Gewittern und lagen in der Flaute. Mir war klar, eins wuerde uns bestimmt erwischen und habe vorsorglich die Segel geborgen. Das Gewitter war schon durch, erst da bekamen wir eins auf die Muetze, mit ich schaetze bis zu 40 Knoten Wind. Danach ging er auf 6 Windstaerken runter und ich konnte die kleine Genua III setzen, fuer eine halbe Stunde. Dann wieder runter damit die Genua 3 angeschlagen und das Gross rauf. War ganz schoen beschaeftigt und zu muede, noch einen Bericht zu verfassen. Letzte Nacht hatten wir wieder eine Begegnung mit der 3. Art. Vermute es waren drei U-Boote. Es waren nur weisse Blitze als Navigationslicht zu sehen und die bewegten sich mal schnell und mal gar nicht. Ein kleines stark beleuchtetes Boot duempelte auch in der Naehe natuerlich direkt auf unserem Kurs. Jetzt hoffen wir weiter auf Wind.

6.06.04, 17:25 UTC, 6. Seetag. Position: N04°45 W080°53, Kurs 274°, Wind SSW3, 4/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3,5 kn, Etmal 52. Noch 679 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Schoenes Wetter im Moment um 1225 Uhr Ortszeit und seit einigen Stunden konstanten Wind aus SSW. Immerhin ist Bewegung im Schiff, aber Richtung Ziel machen wir nicht viel gut. Das sieht man schon am Etmal von 52 SM und an der Distanz zum Ziel, die sich seit gestern nur um 31 Meilen verkuerzt hat. Ich versuche im Moment etwas mehr West zu machen, da die Pilot Charts dort etwas Stroemung in unsere Richtung verkuenden. Vielleicht erwische ich ja diesen Strom. Zu weit West ist allerdings auch nicht gut, dann laegen die Galapagos spaeter direkt suedlich von uns und da waeren Strom und Wind gegenan. Lange kein Schiff mehr gesehen, bis auf letzte Nacht... gegen 0100 entdecke ich zwar bei bedecktem Himmel aber der Mond brachte immer noch etwas Licht, eine unbeleuchtete Segelyacht ziemlich nahe auf Gegenkurs. Wir fahren auch unbeleuchtet, haben nicht genug Energie. Nur zum Laden der Batterien lass ich den Motor auch nicht laufen, hoechstens mal ein bis drei Stunden in der Flaute. Ein seltsamer Kurs fuer eine Yacht bei diesem Wind, die braucht ja nicht zu kreuzen. Wo wollen die wohl hin. Mein Scheinwerfer reichte nicht, sie zu beleuchten. Dafuer habe ich dann meine Segel angeleuchtet, damit die mich wenigstens sehen. Aber vielleicht schlafen die ja auch. Kurze Zeit spaeter sehe ich noch eine 2. und dann noch eine 3. unbeleuchtete Yacht. Ziemlich verrueckt, denke ich, wenn die so nahe beieinander unbeleuchtet in gleicher Richtung fahren. Im Nachhinein war ich wohl verrueckt. Jetzt bin ich ueberzeugt, das waren nur Phantasiegebilde. Auf dem grossen, einsamen Meer in dieser Gegend gleich drei Segelyachten zu treffen ist ziemlich unwahrscheinlich. Aber nach dem Gesetz der selektiven Gravitation, was besagt, dass immer die Marmeladenseite eines Brotes auf den Boden faellt, doch moeglich. Harald Schmidt hat mal versucht, in einer seiner Sendungen in einem Feldversuch, dieses Gesetz nachzuweisen. Ist ihm allerdings nicht ueberzeugend gelungen. Ich erinnere mich allerdings an eine Begegnung mit gleichzeitig zwei anderen Schiffe auf dem weiten Atlantik. Beide waren etwa auf Kollisionskurs mit mir. Egal. Immer noch keinen Fisch gefangen.

7.06.04, 18:25 UTC, 7. Seetag. Position: N04°15 W081°05, Kurs 210°, Wind WSW3, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 2,8 kn, Etmal 40. Noch 649 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Langsam, sehr langsam geht es weiter. Musste heute doch fuer 2 Stunden motoren, um die Batterien zu fuellen, obwohl etwas Wind war. Immer noch keinen Fisch gefangen. Wahrscheinlich haben die Wale alle weggefangen. Vor 20 Minuten sind hier viele Wale aufgetaucht. Auf einem groesseren Gebiet verteilt. Die schwimmen wohl nicht so dicht beieinander wie die Delphine. Allzu gross waren die wohl nicht. Schwer zu schaetzen, da immer nur ein kleiner Teil des Koerpers, angefangen vom Kopf bis zum Schwanz aufgetaucht ist. Es waren auch einige kleinere, fast weisse eher hellgraue Exemplare dabei. Vielleicht die Babys. Der Anblick entlohnt doch einiges fuer das schlechte Vorwaerts kommen. Ist aber normal auf dieser Strecke in der tropischen Konvergenzzone. Regen, Flaute, Boeen und Winde aus allen moeglichen Richtungen.

8.06.04, 17:55 UTC, 8. Seetag. Position: N03°20 W081°14, Kurs 210°, Wind SW 4, 7/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3,8 kn, Etmal Logge defekt. Noch 599 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Jetzt haben wir seit einem Tag einen guten SW von 4 und konnten ein ordentliches Stueck Sued machen. Leider will die Logge nicht mehr richtig. Sie hakelt etwas. Wahrscheinlich hat sich irgendetwas im Raedchen verfangen. Und das GPS habe ich kaum an, um Strom zu sparen. Aber 50 Meilen haben wir uns seit gestern dem Ziel genaehert und bei weitem nicht auf direktem Kurs. Also duerfte das Etmal wesentlich hoeher sein. Hoffentlich steht der Wind weiter durch. Der hat auch die Vorteile zuerst Sued zu machen und das ich hart am Wind segeln kann. Dann steuert sich die Ela alleine und ich brauche nicht viel Ruder zu gehen. Die grip files sagen ausserdem, dass weiter suedlich der Wind zwar schwaecher wird aber auch etwas westlicher einfaellt. Das waere nicht schlecht. Die grip files sind kein richtiger Wetterbericht, sie sagen aber Windstaerke und -richtung und Druckverhaeltnisse auf einer Karte fuer die naechsten drei Tage voraus und sollen nur von einem Computer stammen und nicht von einem Meteorologen bearbeitet worden sein. Ich empfange sie fast taeglich ueber das Airmailprogramm. Sonst nichts Neues auf der Ela.

10.06.04, 17:50 UTC, 10. Seetag. Position: N02°49 W083°02, Kurs 250°, Wind S 4, 3/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3,8 kn. Noch 487 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Seit einiger Zeit haben wir Suedwind und koennen fast direkten Kurs anliegen. Sehr gut. Vorletzte Nacht hatten wir wieder ein besonderes Erlebnis. Es war bewoelkt, der Mond noch nicht aufgegangen und somit dunkel wie im Baerenarsch. Die Ela zog eine Leuchtspur von bestimmt 30 Metern durchs Wasser. Verursacht vom Plankton oder kleinen Tierchen. Ploetzlich sah ich weitere Leuchtspuren auf die Ela zuschiessen und darunter hertauchen, wie Torpedos. Gesehen habe ich nur die Leuchtspuren, aber das waren Delfine. Das Schauspiel hatte mindestens Spielfilmlaenge. Beim Leuchten mit dem Scheinwerfer konnte man kleine Tiere, oder besser Leuchtpunkte aus dem Wasser springen sehen. Vielleicht war das ein Malzeit fuer die Delfine, den sie jagten wie verrueckt hin und her. Spaeter frischte der Wind deutlich auf und ich konnte wieder mal Segelwechseln. Dabei stellte ich einen Riss im Vorsegel fest. Die Naht war aufgerissen. Beim Motoren gestern konnten wir das dann wieder flicken. War eine schoene Schufterei mit den Segeln, reichlich wechselnde Winde und laufend Segelwechseln, einmal 4 Stunden am Stueck, einschliesslich flicken. Dann flog noch in der Nacht der Verklicker vom Top. Langsam reicht es mit den Verlusten. Vielleicht hat man mir einen boesen Fluch auferlegt. Mir fielen die Perlenkette und die Kette mit alten Muenzen ein, die eine Kunaindianerin an Deck hatte liegen lassen. Sie war mit dem Kanu gekommen und wollte Sachen verkaufen. Ich vermutete ein Geschenk, oder vergessen. Vielleicht hat sie mir damit auch einen Fluch durch einen Schamanen auferlegt, weil ich nichts gekauft hatte. Habe schon viele schlimme Sachen von den Schamanen gehoert und wollte auf einmal die Ketten nicht mehr an Bord haben. Sie wurden direkt im Pazifik versenkt und eine halbe Stunde spaeter bedankte sich Rasmus mit einer kraeftigen Briese, die uns ordentlich auf die Seite gelegt hat. Dann kommt noch das neuste Problem hinzu. Letzte Nacht stellte ich Dieselgeruch fest und fand in der Bilge einige Liter davon. Konnte unterhalb der Hochdruckpumpe <abgebrochener Funkkontakt>

11.06.04, 20:50 UTC, 11. Seetag. Mittagsposition: N02°10 W083°54, Kurs 2570°, Wind SW 4, 4/8 Bewoelkung, Geschwindigkeit 3,8 kn. Noch 394 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Vielen, vielen Dank fuer die Ratschlaege und Tipps zum Motorproblem. Das hat natuerlich meinen Tagesablauf bestimmt. Zigmal habe ich alles im kalten Zustand untersucht aber nichts gefunden. Jetzt habe ich vor einer Stunde den Motor nach 2 Stunden laufen noch mal abgesucht und wieder keinen Dieselaustritt gefunden. Langsam keimt die Hoffnung auf, dass das ein Fehlalarm war. Bei dem Seegang und dem Regen ist auch das eine oder andere Wasser ins Schiff gelangt. Vielleicht hat sich das mit dem Bilgenoel und etwas Diesel vermischt und durch das Schaukeln den Dieselgeruch verstaerkt. Hoffe ich jedenfalls. Werde auf jeden Fall die Sache verschaerft beobachten. Mir ist wohl noch aufgefallen, dass an einer Befestigungsschraube fuer den Ventildeckel und an der Entlueftung im Ventildeckel etwas Oel austritt. Das hatte ich vor meinem Start schon mal und durch einen der letzten neuen Ventildeckel, die es in Deutschland noch geben soll, behoben. Anziehen der Schrauben, habe ich damals gelernt nutzt nichts. Im Gegenteil, dadurch verzieht sich der Deckel und die Dichtung wird auch noch undicht. Aber damit kann ich leben, wenn es nicht schlimmer wird. Jetzt habe ich auch die Zielinsel geaendert. Auf Ratschlag von Guenter in der abendlichen Funkrunde, soll ich besser San Cristobal anlaufen. Dort gibt es auch einen Funkamateur. Er ist Oestereicher, heisst Herbert, lebt dort, kennt sich bestens aus und ist hilfsbereit. Urspruenglich wollte ich Santa Cruz anlaufen.

12.06.04, 18:45 UTC, 12. Seetag. Mittagsposition: N01°47 W085°08, Kurs 257°, Wind S 3, 7/8 Bew, Geschw 3,8 kn. Noch 318 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Heute nacht hatten wir Besuch an Bord. Er kam in der Abenddaemmerung angeflogen und liess sich auf der Bugreling nieder. Irgendein Seevogel, entengross und hellbraun. Nach dem Federputzen schlief er tatsaechlich auf dem sehr bewegten Vordeck. Heute morgen wollte ich ein Foto machen und wartete, das es heller wurde, aber vorher verabschiedete er sich leider. Danach entdeckte ich ein Schiff direkt voraus. Es war nicht in Fahrt und stellte sich als Fischerboot namens GALICIA heraus. Ich musste doch tatsaechlich ausweichen. Das Boot war mit einer Bugleine vermutlich an einem Treibnetz befestigt.
Erstaunlich, je naeher wir dem Aequator kommen, desto kaelter wird es. Abends ziehe ich schon eine lange Hose und ein dickes Sweatshirt an und habe noch eine dicke Decke in der Plicht. Vielleicht liegt es ja am nicht fernen Winter. Sind ja nur noch wenige Meilen bis zur Suedhalbkugel und dort ist ja Winter. Den Motor habe ich heute auch noch einmal untersucht und wieder etwas Feuchtigkeit unter der Hochdruckpumpe gefunden. Ich vermute fast, dass das vielleicht Kondenswasser ist, was sich dort sammelt und mich in die Irre gefuehrt hat. Frage an die Experten: ist das moeglich oder wahrscheinlich? Denn nachdem der Motor gelaufen hatte und noch warm war, war dort noch alles trocken.


13.06.04, 18:20 UTC, 13. Seetag. Mittagsposition: N01°08 W086°32, Kurs 257°, Wind S 3-4, 7/8 Bew, Geschw 4,1 kn. Noch 226 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Im Westen nichts Neues. Seit ich die Ketten der Kuna Indianerin im Pazifik versenkt habe, laeuft es besser. Wir kommen sogar schneller vorwaerts. Wenn es so weitergeht, rechne ich mit dem Landfall in der Nacht zum Mittwoch oder besser am Tag. Diese Nacht wieder ein Fischerboot gesichtet. Diesmal etwas weiter entfernt und gelegentlich begleiten uns einige Seevoegel. Und ein Nachtrag. Zwei Stunden, nachdem ich diese Mail vorbereitet hatte, liess sich wieder ein freundlicher Wal ganz in der Naehe blicken.

14.06.04, 19:35 UTC, 14. Seetag. Position: S00°00,8 W088°14,4, Kurs 235°, Wind S 3, 8/8 Bew, Geschw 5,1 kn. Noch 102 Meilen bis zum Ziel Galapagos, Ecuador
Haben gerade den Aequator gesehen und ueberquert. Sieht toll aus, der Aequator. Und ich haette nie gedacht, dass es hier so kalt sein kann. Seit einigen Tagen wird es immer kaelter. Ich vermutete schon, dass es auf der Suedhaelfte schneit. Das tut es nicht. Habe natuerlich genau auf dem Aequator das Aequatorwasser mit einer Puetz eingefangen. Damit wurde dann die Aequatortaufe vollzogen. Das Wasser ist auch eiskalt. Eben der Humboldtstrom. Jetzt hoffe ich, dass wir noch morgen vor dem Dunkelwerden ankommen. Habe die Maschine vorhin 3h40m mitlaufen lassen, nicht nur zum laden auch zum schnelleren Vorwaertskommen. An der noch warmen Maschine konnte ich unter der Hochdruckpumpe wieder Fluessigkeit ertasten. Klar und Bernsteinfarben. Schien mir diesmal aber eher Oel zu sein. Habe sogar einen Geschmackstest gemacht. Aber woher soll dort klares sauberes Oel herkommen? Der Oelverlust an der Ventildeckelschraube und an der Entlueftung im Deckel wird auch etwas heftiger, aber noch kein Problem. Habe die Schraube zur Abwechslung mal leicht geloest. Vielleicht ist sie zu fest angezogen und verzieht den Deckel. Sonst alles bestens auf der kalten Suedhalbkugel.

17.06.04, San Cristobal, Galapagos
Wie immer nach dem Ankerfall ist wenig Zeit zum schreiben. Das Schiff muss klar gemacht werden, Dingi mit Motor ins Wasser, einklarieren, orientieren usw. Wir sind noch am 15. Seetag gut im Hellen angekommen. Wir mussten noch einige Meilen gegen Wind und Strom motoren. Eindrucksvoller als die Natur, haette uns auch eine Theatervorstellung die Insel nicht praesentieren koennen. Bei voll bedecktem Himmel mit teilweise Regen und Nebel und es war eiskalt, war nach Sonnenaufgang nichts von der nahen Insel zu sehen. Lediglich auf dem Radarschirm konnte ich sie erkennen. Dann rissen die Wolken nach und nach auf und ploetzlich waren Teile der Insel von der Sonne angestrahlt. Zur Begruessung kamen eine Menge Wale und Delfine in unsere Naehe und auch ein Seehund oder -Loewe oder -Baer tauchte direkt hinter der Ela auf und wir schauten uns verdutzt in die Augen. Auch eine Schildkroete liess sich spaeter direkt neben dem Dingi sehen. Phantastisch, das was wir bisher von der Insel gesehen haben. Die Leute hier, einschliesslich Polizei bei der Einklarierung und der Hafenkapitaen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Den Herbert haben wir auch schon gestern getroffen und er will mir bei einigen Problemen helfen. Eine Inselfuehrung hat er uns auch schon angeboten. Dafuer muessen wir aber mindestens noch zwei weitere Personen finden, damit sich der Mietwagen lohnt. Die, ich sag mal Seeloewen, schwimmen zu hauf hier herum, liegen am Strand oder auch abend auf der Promenade. Zwei haben es sich heute bei mir im Dingi gemuetlich gemacht. Viele Boote der Einheimischen haben Stacheldraht als Reling, um diese Tiere von den Booten abzuhalten. Diese Echsen hab ich allerdings noch nicht getroffen. Jetzt geht es erst mal an die Problembeseitigung.

25.06.04, San Cristobal, Galapagos
Jetzt muss ich mich aber mal wieder melden. Ich hoffe, die Fotos sind angekommen. Inzwischen habe ich noch ein paar Fotos zum Versenden vorbereitet und diesmal sind auch Eidechsen dabei. Herbert hat uns sehr gut hier unterstuetzt und auch die Insel gezeigt. Leider war das Wetter eher wie in Deutschland mit viel Regen und Nebel. Eine tolle Flora und Fauna hier. Es gibt verschiedene Vegetationszonen bis zu einer Hoehe von 700 Metern. Auch Landwirtschaft wird betrieben. Fuer die Kuehe hat man zwei Meter hohes Gras angepflanzt. Die Brombeeren haben sich hier zu einer Seuche entwickelt. Und ueberall wachsen die tollsten Fruechte. Wir haben einen riesen Beutel mit Orangen und anderen Fruechten, deren Namen ich nicht kenne, an Bord mitgebracht. Fast jede Insel hat seine eigene Landschildkroetenrasse, die sich unabhaengig von einander entwickelt haben. Als wir dann die Vulkan- oder Lavaeidechsen am Strand besucht haben, riss endlich wieder der Himmel auf und die Sonne kam durch. Kleine Exemplare davon hab ich auch schon hier im Hafen gesehen. Ich hab mich auch mal aufgerafft, eine halbe Stunde in dem kalten Wasser hier zu schnorcheln. Wieder tolle und andere Fische gesehen. Leider mussten wir die meisste Zeit wieder mit Problembeseitigung verbringen. Herbert war dreimal im Mast. Wir haben festgestellt, dass sowohl die Birne im Mast, wie auch meine Reservebirne einen Wackelkontakt haben und das Kabel zu kurz und stramm verlegt wurde. Um das zu beseitigen, muss bestimmt der Mast gelegt werden. Aber Herbert hat noch einige LEDs gefunden und mir daraus eine super sparsame Lampe gebastelt. Meine alte Birne, wenn sie mal leuchtete brauchte etwa 2 Ampere und die LED-Lampe weniger als ein hundertstel, etwa 14 Milliampere. Die kann ich bedenkenlos immer brennen lassen. Oben im Mast hat Herbert leider schon wieder das naechste Problem entdeckt. Eine Litze des Vorstags ist gebrochen. Das ist der Edelstahldraht, der meinen Mast aufrecht haelt. Das grenzt schon wieder an einen Notfall. Mit einem geschwaechten Vorstag kann ich schle<abgebrochener Funkkontakt>

27.06.04, Santa Cruz, Galapagos
Wir sind auf Santa Cruz. Die 43 Meilen waeren eine tolle Ueberfahrt bei
Halbwind geworden, haette mich nicht staendig die Angst um den Mast
geplagt. Ich hatte nur die kleine Arbeitsfock und ein Reff im Gross, aber
auf halber Strecke habe ich sicherheitshalber das Gross geboren und kurz
danach auch die Fock, als es etwas auffrischte und ich meinte, eine
weitere Litze des Vorstags waere gebrochen. Aus der Literatur hatte ich
die Vorstellung von ein paar Haeusern auf der Insel und viel Natur. Es ist
aber ein Touristenort wie jeder andere. Der Hafenkapitaen war sehr
freundlich und fuhr mit uns direkt noch zu dem Mechaniker Heime. Der kommt
Montagmorgen um sich die Sache anzusehen. Hier liegt jedes Boot
zusaetzlich mit Heckanker. Die haben berechtigte Angst, bei dem Schwell
hier aus der Koje zu fallen. Also musste ich auch einen Heckanker
ausbringen. Alles ganz schoen schaukelig, vor allem, wenn man mit dem
Dingi und dem schweren Aussenborder hantieren muss. Auf San Cristobal habe
ich noch vergessen, einige Schwi<abgebrochener Funkkontakt>

05.07.04, Isabela, Galapagos
Gestern haben wir die 48 Meilen bis Isabela, der groessten Insel der Galapagos
noch bei Tageslicht geschafft. War wieder eine schoene Tour. Neben den vielen
Delfinen schwamm diesmal ein grosser Manta zwei Meter neben der Ela her. Der
Landfall war ziemlich beeindruckend. Neben den grossen Brechern faehrt man vor
dem Wind in die Bucht. Erst am Ende findet man hinter einer kleinen
vorgelagerten Insel Schutz. Hier liegt man sehr ruhig. Lediglich zwei Segelboote
sind hier und zwei Marineschiffe. Der Rest sind ein paar Fischerboote. Hier
sieht es so aus, wie ich mir die Galapagos vorgestellt habe. Kaum war der Anker
im Wasser, schwamm ein Hai vorbei und sah sich die Flagge an. Wie schon
festgestellt, bevorzugen die ja wohl Deutsche. Ich war aber noch nicht im
Wasser. Was macht man wohl, wenn man vor Anker geht? Reparieren. Habe heute den
ganzen Tag zur Abwechslung mal wieder den Kocher repariert. Deshalb waren wir
noch nicht einmal an Land. Ein Marineboot lud heute per Lautsprecher alle Leute
zu Haibesichtigung ein. Ich hab nur den Kocher besichtigt. Auf Santa Cruz fand
ich wenigsten noch Zeit, die beruehmte Charles Darwin Station zu besichtigen.
Eine Besichtigungstour haben wir auch noch gemacht und einige Vulkankrater,
natuerlich Schildkroeten und den Tunnel besichtigt. Der Tunnel, ein ehemaliger
Lavastrom ist zwei Kilometer lang und gross wie ein U-Bahntunnel. Yoceline wurde
noch zu einem Tanzwettstreit von einer Inselbewohnerin in einer Bar
aufgefordert. Auf Nachfrage gab sie zu, das sie professionelle Tanzlehrerin ist.
Das liess sich Yoceline nicht zwei mal sagen. Aber nachdem Yoceline die ersten
Taenze, wie immer mit den besten Taenzern hingelegt hatte, verdrueckte sich die
Herausforderin klammheimlich. Auf San Cristobal hatte man in der Diskothek extra
jemanden losgeschickt, um einen guten Taenzer fuer sie zu holen. Und die
Soldaten, mit denen sie dort getanzt hatte, erkannten sie laut rufend auch auf
Santa Cruz wieder.

07.07.04, Isabela, Galapagos
Wir sind immer noch hier. Eigentlich sollte es heute los gehen Richtung Suedsee,
aber wieder wollte die Ela nicht weg. Wieder war alles startklar. Bei der
Oelstandkontrolle fiel mir die Riemenscheibe der Wasserpumpe auf. Sie stand
nicht richtig gerade. Weitere Pruefung ergab, sie war total locker. War mir
nicht moeglich, die Scheibe abzubauen, also wieder die Suche nach einem
Mechaniker mit Hilfe der Kapitanerie und wieder Dingi ins Wasser. Der Mechaniker
baute gleich die komplette Wasserpumpe mit aus und meint, irgend eine
Gummischeibe ist innen kaputt. Da soll wohl auch der Thermostat drin sein.
Jedenfalls glaubt er fest daran, bis morgen wieder alles funktionsfaehig zu
haben. Diese Tour wird mehr und mehr zur Tortour. Jetzt haben wir dafuer
Gelegenheit, die Blaufusstoelpel, jedenfalls haben sie blaue Fuesse und die
Fregattvoegel beim Fischen zu beobachten. Die Blaufusstoelpel stuerzen sich aus
20 bis 30 m Hoehe wie ein Pfeil ins Wasser. Oft nur einen Meter neben der Ela.
Da kann man ganz schoen erschrecken, wenn man sie nicht vorher sieht. Gestern
war ich auch mal im Wasser. War aber sehr trueb, da hab ich eben nur den Rumpf
von einem langen, gruenen Bart rasiert. Und eine Vulkantour haben wir gestern
auch noch geschafft. Beeindruckend der riesige Krater. Man konnte wegen des
Nebels allerdings nicht zuviel sehen. Dafuer war die Landschaft mindestens
genauso interessant. Mitten im dichten Dschungel findet man ploetzlich eine Kuh
oder ein berittener Trupp bewaffneter Naturparkarbeiter taucht im Nebel auf. Wie
sie erzaehlten, jagen sie verwilderte Schweine und Ziegen, die die Natur
schaedigen.

08.07.04, 22:58 UTC, 1. Seetag. Position: S01°08 W091°15, Kurs 263°, Wind SSW 1,
5/8 Bew, Geschw 3,8 kn. Noch 2975 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Auf in die Suedsee. Heute haben wir die Ela loseisen koennen, nachdem der
Mechaniker die Wasserpumpe wieder eingebaut hatte. Der Mechaniker war ganz
begeistert. Ich etwas weniger, als ich sah, dass die Riemenscheibe immer noch
leicht eiert. Er meinte, auf den Marquesas solle ich alle Innenteile der Pumpe
erneuern lassen oder noch besser, eine neue Pumpe einbauen lassen. Hier gibt es
die Teile nicht oder zu irren Preisen mit noch laengeren Wartezeiten. Er konnte
leider nur improvisieren. Jedenfalls laeuft die Maschine wieder und wir sind
gestartet. Heute hatten wir auch erstmals richtigen Sonnenschein und leider sehr
wenig Wind. Und inzwischen hat der auch noch so ungluecklich gedreht, dass er
fast gegenan kommt. Vielleicht sind das auch noch die Landeinfluesse. Wenig Wind
haben zur Zeit auch die anderen Yachten, die unterwegs zu den Marquesas sind,
haben wir gestern noch in der Funkrunde gehoert. Nach dem Auslaufen, ich war
gerade auf dem Vorschiff beim Segelsetzen, sehe ich backbord voraus ploetzlich
weisse Brandungswellen. Schreck lass nach, da duerfte nach den Karten eigentlich
nur Wasser sein. Ein paar Sekunden spaeter sehe ich an der Stelle einen grossen
Wal springen. Der kam tatsaechlich bis zur Schwanzflosse senkrecht aus dem
Wasser und fiel dann mit einer grossen Welle wieder zurueck. Whoouuu, so was
habe ich vor langer Zeit mal im Fernsehen gesehen und jetzt live. Das ganze
machte er noch zwei, drei mal. Dieser Anblick entschaedigt doch von einigen
Strapazen. Spaeter sah ich noch einen weiteren Wal in der Naehe blasen.

09.07.04, 22:47 UTC, 2. Seetag. Position: S02°09 W092°25, Kurs 213°, Wind SE 3,
1/8 Bew, Geschw 4,7 kn. Noch 2881 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Endlich mal wieder ein fast wolkenloser Himmel, obwohl es immer noch ziemlich
frisch durch den Humboldstrom ist. Der Wind war schwach und wechselhaft, dass
ich schon dachte, die Findfahnensteuerung will nicht mehr. Aber es lag wohl an
den staendig wechselnden Bedingungen. Seit zwei Stunden haben wir einen
ordentlichen SE und kommen auch dank des Stromes gut voran. Waere ja toll, wenn
wir schon den SE-Passat erwischt haben. Ich habe vor, bis etwa 3 Grad Sued nach
Sueden vorzuhalten, um hoffentlich sicher den Passat zu erwischen und dann
Richtung Ziel zu steuern. Sonst ist nicht viel passiert. Nachts schossen wieder
die Torpedos (Delfine) mit einer schwachen Leuchtspur um die Ela und vorhin
reckte eine Schildkroete ihren Kopf nach der Ela.

10.07.04, 20:20 UTC, 3. Seetag. Mittagsposition: S02°48 W093°43, Kurs 263°, Wind
S 5, 4/8 Bew, Geschw 6,3 kn. Noch 2801 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Eine Stunde vor Morgengrauen frischte der Wind ordentlich auf, eigentlich zu
viel fuer meine volle Sonntagnachmittagbeseglung. Bis zum Hellwerden wollte ich
mit dem Reffen warten. Tatsaechlich wurde mir die Entscheidung noch vor
Sonnenaufgang abgenommen. Es blies zu kraeftig, wir hatten ordentlich Lage und
die Ela war kaum steuerbar. Eine gute Stunde Kampf kostete es mich, bis das
Vorsegel gewechselt und Reff II im Gross war. Beim Segeln mache ich alles
alleine. Man braucht eine Hand um sich festzuhalten, eine fuer das Fall, eine um
das Segel reinzuziehen damit es nicht ueber Bord geht und eine um das Segel
runterzuziehen. Ich muss immer oefter an den Erdmann denken, der freiwillig ein
vielfach Haerteres durchgemacht hat. Jedenfalls lief die Ela nach dem Reffen mit
weniger als der halben Segelflaeche mit gleicher Geschwindigkeit, liess sich
wieder wunderbar von Teufelskerl, der Windsteueranlage steuern. Der kraeftige
Wind liess mich wieder an die Warnung von Cornell denken, der in seinem Buch
hier ein Seegebiet beschreibt, dass man moeglichst meiden sollte. Der Wind
laesst im Moment sowieso nichts anderes zu, also versuche ich dieses Gebiet zu
meiden und versuche erst 95 West zu erreichen, um dann direkt die Marquesas
anzusteuern.

11.07.04, 23:30 UTC, 4. Seetag. Position: S03°25 W096°24, Kurs 261°, Wind SSE 3,
2/8 Bew, Geschw 5,9 kn. Noch 2641 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Das zu meidende Seegebiet liegt hinter mir, habe es nur etwas tangiert. Das
Wetter ist jetzt wesentlich stabiler mit super Segelwind und wie erwartet
guenstigem Strom. Ulrich, der mich immer wieder mit Wetterberichten verwoehnt,
schrieb mir gestern, dass wir den Passat schon erreicht haben. Konnte ich
gestern noch nicht so richtig glauben, weil die Bewoelkung doch sehr anders war.
Grosse durchgehende Wolkenflaechen bis zur Kimm und dann wieder genau so grosse
wolkenlose Flaechen. Aber gerade hat sich auch die richtige Passatbewoelkung
eingestellt. Im Pazifik soll der Passat ja nicht so bestaendig sein, wie im
Atlantik. Wir werden sehen.

12.07.04, 21:35 UTC, 5. Seetag. Position: S04°03 W098°11, Kurs 265°, Wind SSE 2,
2/8 Bew, Geschw 4,8 kn. Noch 2549 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Der Wind ist schwaecher geworden, aber bestaendig und es wird wieder waermer,
auch das Wasser. Blauer Himmel, blaues Meer. Es gibt wieder Fliegende Fische.
Diese Nacht ist wieder einer an Deck gelandet. Und was mich erstaunt, auch ein
Tintenfisch, ein Kalamar mit 10 Armen glaube ich. Wusste gar nicht, dass die
auch fliegen koennen. Ist schon der zweite, den ich an Deck gefunden habe. Beim
ersten dachte ich noch, ein Vogel haette ihn vielleicht fallen lassen. Haben
seit heute wieder eine neue Bordzeit. UTC 7. Ansonsten alles bestens, bis auf
dass ich heute schon zum zweiten Mal die Maschine zum Laden laufen lassen musste.
Ich mach ja wirklich alle Verbraucher aus, bis auf die Kuehlbox. Ach ja, nachts
fahre ich wieder mit Licht. Ist doch beruhigender und da die Diodenbirne ja
eigentlich so gut wie keinen Strom braucht, kann man sich das doch erlauben.

13.07.04, 23:30 UTC, 6. Seetag. Position: S04°30 W100°30, Kurs 261°, Wind SE
3-4, 2/8 Bew, Geschw 5,9 kn. Noch 2379 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Habe vorhin das Gross geborgen. Der Wind wurde zu kraeftig, dass die Ela immer
wieder aus dem Ruder lief. Jetzt ist sie zwar einen Knoten langsamer, aber
dafuer faehrt die Ela alleine und das Rigg wird weniger belastet. Habe heute
schon wieder Keramikteile an Deck vom Isolator des Achterstags gefunden. Bei der
Vorstagreparatur wurden die beiden Achterstagen so weit geloest, dass die oberen
Isolatoren beim Seegang zusammengeklatscht sind. Jetzt ist zu befuerchten, das
der Isolator irgendwann ganz zerbricht. Da das Achterstag meine Antenne ist,
kann ich dann nicht mehr senden und keine Mails mehr empfangen. Aber vielleicht
haelt das Ding ja auch durch. Habe heute das erste mal die Angel ausgebracht, da
das Frischfleisch aufgebraucht ist. Wir hatten auch gleich zwei Bisse. Der erste
war eine schoene, grosse Dorade. Ich konnte sie noch sehen, bevor sie mit dem
Drilling auf und davon ist. Der Stahlring, mit dem der Drilling befestigt war,
ist gebrochen. War auch schon etwas aelter. Und anstatt auf die neuen bunten
Tintenfischkoeder zu beissen, hat die Dorade den Mannesmannstahl bevorzugt. Das
ist der Koeder, den mir der Kurt vor vielen Jahren mal zum Dorschfischen
gebastelt hat. Eigentlich sollte der nur als Gewicht dienen. Den zweiten Biss
konnte ich auch nicht an Bord bekommen. Diesmal ging auch nichts verloren ausser
dem Fisch.

14.07.04, 23:40 UTC, 7. Seetag. Position: S04°56 W102°47, Kurs 253°, Wind
SE 3-4, 2/8 Bew, Geschw 6,5 kn. Noch 2241 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva,
Marquesas
Nach knapp 6,5 Tagen haben wir ein Viertel der Strecke hinter uns. Damit
kann man zufrieden sein. Gestern abend nach Sonnenuntergang gingen einige
grosse Wolkenfelder mit Regen und Boeen durch. Die bescherten mir eine
unruhige Nacht mit vielleicht zwei Stunden Schlaf. Dafuer ging vor einer
Stunde ein Baracuda an unsere Angel, puenktlich mit dem Ende der
Frischfleischversorgung. Der reicht fuer zwei Tage.

16.07.04, 22:52 UTC, 9. Seetag. Position: S05°42 W106°41, Kurs 257°, Wind SE 3,
2/8 Bew, Geschw 6,1 kn. Noch 2002 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
15.07.04 Wieder in der Nacht die Boeen mit Schauern. Aber es geht weiter. Gegen
Mittag wieder ein Biss an der Angel. Der herangeholte Fisch ein Dorade. Etwas
tiefer im Wasser konnte ich vier oder fuenf weitere Doraden sehen, die die
Kollegin beobachteten. Beim Hochziehen riss sich die Dorade los. Schnell wieder
die Angel ins Wasser. Sie war noch keine drei Meter vom Schiff entfernt, der
naechste Biss. Eine andere, etwas groessere Dorade hatte sich das Recht
erkaempft, als erste in der Pfanne zu landen. Diesmal wollte ich sicher gehen
und benutzte den Unterfangkescher, um sie aus dem Wasser zu heben. Das Ergebnis,
ein Knaeul von Netz, Haken, Angelschnur und Fisch. Egal, die Dorade oder
Goldmakrele war an Bord. Etwa 7 Kilo schwer. Das Schiff sah kurze Zeit spaeter
wie ein Schlachtschiff oder besser eine Schlachtbank aus und ein Plastikeimer
musste sein Leben lassen. Danach gab es den Baracuda von gestern. In der
Funkrunde behauptete Guenter, es gaebe keine Baracudas im Pazifik. Na schoen,
dann ist es eben ein Seehecht oder was anderes. Spaeter meldete sich Drago von
der Capella und widersprach. Er lebt mit seiner Familie in Neuseeland und dort
gibt es sehr wohl Baracudas.
Habe gestern keinen Funkkontakt fuer die Emails bekommen und konnte
somit nichts senden und empfangen. Vielleicht klappt es ja heute. Die
Tagessensation ist nicht etwa, dass wir in Kuerze die ersten 1000 Meilen hinter
uns bringen, sondern dass es mir gelungen ist, aus dem alten Mehl, gekauft noch
auf Teneriffa, zwei wunderschoene Sauerteigbrote zu backen. Die Hefe dazu hat
Bodo angeschleppt.

17.07.04, 23:20 UTC, 10. Seetag. Position: S06°05 W108°49, Kurs 2254°, Wind ESE
3, 2/8 Bew, Geschw 6,4 (Motor) kn. Noch 1873 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva,
Marquesas
Heute war die Ela kein Schlachtschiff und auch keine Backstube, sondern eine
Naehstube. Noch vor dem Fruehstueck mit dem herrlichen Brot entdeckte ich einen
ordentlichen Riss in der Genua I. Da habe ich den ganzen Tag dran genaeht. Jetzt
bin ich ziemlich stolz auf meine Naht. Trotzdem muessen wir schon wieder Motoren
wegen der Batterien.

19.07.04, 21:42 UTC, 12. Seetag. Position: S06°32 W113°07, Kurs 274°, Wind ESE
4, 2/8 Bew, Geschw 5,4 kn. Noch 1615 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Um 01:00 Uhr vorletzte Nacht kreuzte ein grosses Schiff unser Kielwasser in
groesserer Entfernung mit Kurs NE. Nach der Festbeleuchtung haette es ein
Kreuzfahrer sein koennen. Ich habe es ueber Funk angesprochen, aber niemand
meldete sich. Vielleicht sind die nur digital ueber Kanal 70 erreichbar. Spaeter
in der Nacht gegen vier Uhr sehe ich zwei weitere Schiffe noerdlich von mir.
Koennten Fischer gewesen sein. Eins fuhr etwa in meine Richtung. Ich schaltete
das Radar ein und ging wieder nach oben, da sah ich nur noch ein Schiff. Wieder
am Radar, hatte sich das Geraet wieder ausgeschaltet. Es braucht 180 Sekunden
zum Warmlaufen. Ich schalte es erneut ein und nach wenigen Sekunden schaltet es
wieder ab. Danach war es zu nichts mehr zu bewegen und meldete sich krank. Die
Leuchtdiode am Schaltpaneel leuchtete auch nach dem Ausschalten nicht mehr nach,
wie vorher ueblich, vermutlich durch einen aufgeladenen Kondensator. Am
Nachmittag bekommen wir dann wieder eine ordentliche Briese von bestimmt 6
Windstaerken. Ich hatte wohl zu laut getoent, wie stolz ich auf meine Naht war.
Rasmus wollte mir wohl einen Gefallen tun und mir eine zweite, groessere Naht
goennen. Tatsaechlich riss das Segel von unten bis oben auf. Soviel Meter Garn
habe ich gar nicht zum Naehen. Seitdem steht die Genua III ordentlich. Die ist
aus festerem Tuch. Das ganze passierte so waehrend meiner Sendezeit fuer die
Mails. Deshalb viel die Mail gestern aus. Um die Drei vollzumachen, brach danach
dann noch der Griff vom Toilettenabflussventil ab. Das kann man aber noch mit
einem Schraubenschluessel bedienen. Erfreulich war dann vor zwei Stunden wieder
ein Walbesuch. Er schwamm naeher als einen Meter neben der Ela her und drum
herum und war 5 bis 6 Meter lang. Eine halbe Stunde erfreute er uns.

21.07.04, 00:10 UTC, 13. Seetag. Position: S06°41 W115°31, Kurs 258°, Wind SE 3,
5/8 Bew, Geschw 5,2 kn. Noch 1472 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Bergfest. Heute haben wir die halbe Strecke geschafft. Sonst keine besonderen
Vorkommnisse und nix weiter kaputt gegangen. Der Wind ist ziemlich wechselhaft.
Mal weht er mit etwa 3 Windstaerken aus SE, dann kommen wieder Wolkenbaenke und
es weht mit bis zu 6 Windstaerken mehr aus E.

21.07.04, 23:51 UTC, 14. Seetag. Position: S06°54 W117°32, Kurs 260°, Wind ESE
4, 2/8 Bew, Geschw 5,0 kn. Noch 1351 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Wieder keine besonderen Vorkommnisse. Mussten heute mal wieder 3 Stunden
motoren, ohne die Schraube mitlaufen zu lassen. Der Wind ist gut nur der Strom
nicht ausreichend. Neben den Wetterinfos von Ulrich, ueber die ich mich immer
sehr freue, bekomme ich jetzt auch oefter Wetterinformationen von Intermar aus
Deutschland. Aber die Verbindung ist meisst so schwach, das ich so gut wie nicht
gehoert werde. Lediglich meine Bestaetigungen, drei mal Roger, Roger, Roger
werden aufgenommen, so dass man weiss, ob ich verstanden habe und dass ich QRV
bin. Den Kontakt habe ich per Email aufgenommen. Per Mail schicke ich jetzt auch
regelmaessig einen Positionsreport nach Intermar. Wie ich gehoert habe, kann man
auf der Internetseite von Intermar die Standorte der einzelnen Yachten
verfolgen. Ich glaube die heisst: intermar-ev.de Soweit ich mitbekommen habe,
wird sogar der Funkverkehr mit den Yachten hoerbar im Internet wie Radio
ausgestrahlt. Klingt sehr interessant. Einmal waren die Bedingungen auch so gut,
das ich mit anderen Yachten in Europa sprechen konnte und von einem Urlauber am
Vierwaldstaetter See angesprochen wurde. Die Verbindung war zumindest
verstaendlich. Ich bin jetzt immer um 0700 UTC auf 14313 QRV. Vielleicht hoere
ich ja mal jemanden von L20.

22.07.04, 22:16 UTC, 15. Seetag. Position: S07°14 W119°29, Kurs 264°, Wind
ESE 4, 2/8 Bew, Geschw 5,0 kn. Noch 1233 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva,
Marquesas
Die Funkverbindungen, auch fuer die Emails werden immer schlechter. Heute
ist Fisch- und Angelpause angesagt. Nachdem ich gestern abend mit dem
leckersten Fischmenue neidisch auf das Marmeladenbrot von Yoceline
geschaut habe, ist mindestens ein Tag Fischpause angemessen. Yoceline hat
schon einen Tag vorher aufgegeben. Dafuer haben wir seit vorgestern einen
neuen Sport entdeckt. Fliegen jagen. Normalerweise versuche ich die
Biester direkt nach dem Auslaufen auszurotten. Dann hat man auf See Ruhe.
Aber nicht nur die Leute auf den Galapagos sind freundlich, heute gibt es
die letzten frischen Papayas, die uns der Mechaniker auf Isabela geschenkt
hatte. Auch die Fliegen von Galapagos haben uns zum Abschied irgendwo
freundlicherweise einige Eier hinterlassen. Und die Biester sind alle
gleichzeitig geschluepft. Wir hatten eine ordentliche Fliegenplage. Im
Moment sehe ich gelegentlich nur noch eine ganz vorsichtige
herumfliegen.

24.07.04, 23:15 UTC, 17. Seetag. Position: S07°37 W123°44, Kurs 269°, Wind E 3,
1/8 Bew, Geschw 5,8 kn. Noch 979 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
16. Seetag. Heute ist es erstmals richtig warm. Viel Sonne mit einigen
Passatwolken (Kumulus) und relativ wenig Wind. Heute vermisse ich die zerrissene
Genua I. Wenigstens konnte ich sie heute Stueck fuer Stueck in der Sonne
trocknen, da keine Schauer und keine Gischt waren. Jetzt habe ich die Genua II
ausgebaumt, weil der Wind fast direkt von hinten kommt. Bin trotzdem mit der
Geschwindigkeit zufrieden. Gestern sind zwei der fuenf mir bekannten Yachten,
die zu den Marquesas segeln, angekommen. Sugarcane (Zuckerruebe) und Oliveoil
(Olivenoel), eine amerikanische und eine englische Yacht. Oliveoil hat 31 Tage
fuer die Ueberfahrt gebraucht. Jetzt sind nur noch Bluedeep und Atair meines
Wissens unterwegs. Bluedeep hat noch etwa 500 Meilen und Atair hat sich gestern
entschieden, wegen der unguenstigen Bedingungen von Panama aus nicht Galapagos
sondern direkt die Marquesas anzulaufen. Die sind also noch weit hinter uns. Ich
dachte schon, wir waeren die letzten. Aber vielleicht werden wir ja auch noch
ueberholt. Scheint eine groessere Yacht mit internationaler Besatzung zu sein,
die nach Neuseeland ueberfuehrt wird. Klaus, der deutsche Skipper erzaehlte
gestern, dass er immerhin 800 ltr. Diesel verbraten kann. Das reicht bestimmt
fuer die halbe Strecke.
17. Seetag. Gestern habe ich keine Funkverbindung bekommen und konnte die Mail
leider nicht loswerden. Zu Intermar hatte ich auch laenger keine brauchbare
Funkverbindung. Selbst Guenter meldete sich gestern nicht fuer die
Pazifik-Funkrunde. Habe mich nur etwas mit Drago von der Capella unterhalten.
Die sind in Tahiti. Seit zwei Tagen ist es richtig schoen warm und fast
wolkenlos bei moderatem Wind. Sonst gibt es nichts Neues.

26.07.04, 00:38 UTC, 18. Seetag. Position: S07°55 W125°58, Kurs 257°, Wind E 3,
1/8 Bew, Geschw 4,8 kn. Noch 844 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Ich glaub ich muss mich noch kuerzer fassen. Gestern bekam ich zwar noch eine
sehr schwache Funkverbindung, aber bei den eingehenden Mails wurde sie wieder
unterbrochen. Ausser frischem Brot gibt es eh nichts Neues.

29.07.04, 00:06 UTC, 21. Seetag. Position: S08°506 W131°35, Kurs 263°, Wind SE
5, 2/8 Bew, Geschw 5,1 kn. Noch 510 Meilen bis zum Ziel Nuku Hiva, Marquesas
Ich hoffe jetzt, mit dem Strom bis zu den Marquesas auszukommen, ohne Motor.
Fast immer ist alles Elektrische ausgeschaltet. Was fuer eine Nacht. Um zwei Uhr
ging es richtig los. Mit Wind, ich schaetze bestimmt 7 und Regenboeen. Squalls
nennt man diese Erscheinungen wohl. Ich durfte mit der ausgebaumten Genua II
kaempfen, sie runterholen und danach die Genua III setzen. Als ich fertig bin
ist auch der erste Squall fertig und der Wind fast 0. Nach einer Weile folgt
aber schon der naechste und ich darf im Regen sitzen und der Windfahnensteuerung
helfen. Im Moment blaest es ordentlich und ohne Squall.

1.08.04, 01:00 UTC, 24. Seetag. Position: , Kurs 263°, Wind ENE 3, 0/8
Bew, Geschw 4,0 kn. Noch 109 Meilen bis zum Ziel Hiva Oa, Marquesas
Mit Glueck koennen wir den Landfall noch morgen vor dem Sonnenuntergang
schaffen. Aber leider wird der Wind immer schwaecher und den Motor koennen
wir zur Unterstuetzung nicht einsetzen. Ansonsten werden wir die Nacht
morgen noch draussen bleiben und vor der Ankerbucht kreuzen. Bin schon
sehr gespannt, wie der Landfall ohne Motor so ablaeuft. Ich hoffe aber,
ihn notfalls ein paar Minuten laufen lassen zu koennen. Heute hat sich der
Wind beruhigt und die Sonne scheint fast ungestoert. Nur die Wellen
schaukeln uns noch kraeftig. Dazu gab es die letzte Dose Sauerkraut, die
ich bis jetzt hueten konnte.

2.08.04, 01:40 UTC, 25. Seetag. Position: S09°50 W138°57, Kurs 273°, Wind
ENE 3, 2/8 Bew, Geschw 4,0 kn. Noch 6 Meilen bis zum Ziel Hiva Oa,
Marquesas
Seit einiger Zeit segeln wir vor der Suedkueste von Hiva Oa. Ein
herrlicher Anblick nach so langer Zeit und dann noch eine so schoene
vulkanische gruenbewachsene Insel. Wir haben nur noch ein paar Meilen,
aber die Sonne geht auch gleich unter. Habe heute morgen noch alles an
Segel gesetzt und wir segeln den ganzen Tag schmetterling um rechzeitig
hier zu sein. Ich kann noch nicht sagen, ob ich den Landfall wage oder bis
morgen warte. Wird sich aber gleich rausstellen.

4.08.04, Hiva Oa, Marquesas
Umgeben von hohen, gruenen Bergen liegen wir in einer herrlichen Bucht vor
Anker. Hoffentlich bekomme ich hier Funkverbindung. Wir haben den Landfall noch
am Abend gewagt. Die Anfahrt war etwas aufregend, in eine grosse Bucht mit
raumen Wind und ohne verlaesslichen Motor zu segeln. Wer weiss, ob wir da ohne
Motor wieder raussgekommen waeren. Es war nichts zu sehen ausser Felsen und
Brandung. Wir mussten weit hineinsegeln, bis wir hinter einem Berg die Einfahrt
in die Bucht entdeckten. Dann war der Wind weg. Also Segel runter und beten,
dass der Motor durchhaelt. Hat er. Wir sind bis in die Bucht rein und entdeckten
noch andere Segler. Anker runter und Motor aus. Dunkel war es auch schon. Der
Anker hielt. Leider liegen wir etwas unguenstig im verbotenen Ankerbereich, weil
hier auch mal eine Faehre oder so was festmacht. Aber erst mal keine Change zum
verholen. Wieder alle sehr freundlich und zuvorkommend. Ein bisschen Lauferei
beim Einklarieren. Bekamen aber gleich die Adresse und Telefonnummer des
scheinbar einzigen Mechanikers. Nix wie hin. Sein Schwager spricht nur
Franzoesisch und macht uns klar, der ist bis Oktober nicht auf der Insel. Dann
muss ich mich wohl selbst an den Aus- und Einbau der Pumpe wagen. Aber erst mal
muss ich sie haben. Wir werden sehen.

8.08.04, Hiva Oa, Marquesas
Wirklich beeindruckend schoen diese Insel mit ihrer Flora. Gestern Nachmittag
kamen ein paar Trommler hier zum Kanuclub (die paddeln mit diesen
Auslegerkanus). Zwei Tage wurde das kleine Clubhaus vorbereitet. Dann kamen
vielleicht 20 Gaeste und es wurde getrommelt und einige Jungens tanzten dazu. Da
kam richtige Suedseestimmung auf. Der Club ist direkt in der Ankerbucht, hat
einen kleinen Anleger fuer die Dingis und direkt daneben Wasseranschluss und
Dusche im freien. Hervorragend fuer uns. Hatten gestern morgen gleich den
grossen Waschtag eingelegt. Dann wurden uns wieder einige Papayas geschenkt. Bei
einer kleinen Wandertour heute konnten wir noch einige Fruechte ergaenzen, wie
verschiedene Limonenarten und fussballgrosse Pampelmusen. Jetzt habe ich noch
etwas Zeit fuer einige Arbeiten und warte sehnsuechtig auf die Wasserpumpe, die
fuer Mittwoch oder Donnerstag avisiert ist.

11.08.04, Hiva Oa, Marquesas
Hoch lebe Frankreich. Ich werde nicht mehr ueber die Franzosen schimpfen und
fast sogar den Atomkram von ihnen vergessen. Ich hatte die Wartezeit auf das
Paket z. B. genutzt, um den Kerosintank zu reinigen, da der Kocher ja letztens
schon mal bei Seegang verstopft war. Dazu wurde der Tank ausgebaut und das
Petroleum gefiltert. Beim Wiedereinbau konnte ich die Petroleumleitung nicht
mehr anschliessen, da die Ueberwurfmutter (heisst das glaube ich) gebrochen war.
Natuerlich ein Spezialteil, von dem ich keinen Ersatz hatte. An der Tankstelle
machte man mir nicht viel Hoffnung auf Reparaturmoeglichkeit. Also ab zur
Militaerstation. Hier war man sehr bemueht und durchsuchte alle Kisten nach
einer passenden Schraube. Leider erfolglos. Man wollte aber weiter suchen, auch
im Ort in den Geschaeften. Ich sollte spaeter wiederkommen. Wieder kein Erfolg.
Inzwischen war ein grosser Versorgungsdampfer eingelaufen und meine Freunde vom
Militaer hatten zu tun. Am naechsten Tag wieder hin. Man hatte vergeblich
versucht die Schraube zu schweissen. Ist wohl eine Kupferlegierung, wie die
Leitung auch. Aber die Jungens gaben noch nicht auf und sagten, sie seien um 12
Uhr am Pier und schauen sich die Sache an Bord an. Puenktlich waren sie auch
noch und sahen sich das Dilemma an. Sie hatten noch Dieselleitungen von einem
Motor mitgebracht und siehe da, diese Ueberwurfmuttern passten. Jetzt musste die
Leitung zersaegt werden, damit die Mutter aufgeschoben werden konnte. Sie hatten
auch einen kraeftigen Schlauch zum Ueberschieben und Verbinden der Leitung
mitgebracht. Nach zwei Stunden funktionierte der Kocher wieder. Geld wollten sie
keines und freuten sich mit uns, dass das Ding wieder funktionierte. Zwei
Flaschen Rum haben sie dann doch noch angenommen. Die sind hier auch ein
Vermoegen wert. Zwischendurch war ich auch noch bei der Post, um nach meinem
Paket zu schauen. Hier war es sehr voll und jeder Bearbeitungsvorgang dauert
seine angemessene Zeit. Keine Change fuer mich zu warten, da ich mit dem
Militaer verabredet war. Ich sah aber einige aufgebaute Pakete, nur mein
schoenes, gelbes Paket war darunter nicht zu entdecken. Morgen ist auch noch ein
Tag. Wir werden das Schiff schon schlachten oder das Schwein schon schaukeln.
Oder wie hatte mich Werner noch getroestet?

12.08.04, Hiva Oa, Marquesas
Auch heute ist kein Paket angekommen. Aber es gibt ja noch mehr Tage. Bis zum
Ort sind es etwa 3 Kilometer. Man muss vom Dingisteg um die ganze Bucht laufen.
Aber zum Glueck ist die Tankstelle der Insel direkt hier in der Naehe und ein
weiteres Glueck ist, die Leute sind sehr freundlich und fast jeder nimmt einen
im Auto mit. Auch ist fast jedes Auto ein Pickup, so dass auf der Ladeflaeche
fast immer Platz ist. Jeden Abend geht hier in der Bucht die Post ab. Puenktlich
mit Sonnenuntergang brodelt das Wasser von den kleinen Fischen, die staendig aus
dem Wasser springen, etwa 20 cm lang und sehen etwa aus wie kleine Hechte. Und
an vielen Stellen brodelt es oft so kraeftig, dass ich anfangs nachts nervoes
wurde und dachte, da waeren Brandungswellen in unmittelbarer Naehe. Inzwischen
wissen wir was es damit auf sich hat. Im Licht meines Handscheinwerfers sieht
man oft die beruehmten dreieckigen Flossen aus dem Wasser ragen. Richtig, Haie
beim Abendessen. Die Soldaten erzaehlten, vor kurzem ist auch schon mal eine
Hand vom Dingi aus oder ein Fuss erwischt worden. Das Wasser ist hier sehr
trueb, da ein Fluss hier in die Bucht muendet. Man sieht keinen Meter weit,
konnte ich beim Schnorcheln feststellen. Jetzt haben wir allerdings das
Schwimmen eingestellt und den Rumpf werde ich wohl auch nicht mehr hier
reinigen.

16.08.04, Hiva Oa, Marquesas
Jetzt heisst es warten, glauben und hoffen, dass das Paket endlich ankommt. Iris
machte mir die aufmunternde Mitteilung, dass das Paket verschollen ist. Auf ihre
Anfrage bei DHL hin, konnte man es nur bis nach Papete in Tahiti verfolgen. Auch
heute war nichts bei der Post. Dort kennt man mich inzwischen und ich ernte
immerhin mitleidige Blicke. Auch die Polizeibeamten fragten heute nach dem
Befinden und die Soldaten winken froehlich, wenn sie an mir vorbeifahren. Das
Wetter ist auch schoen, aber die richtige Freude kommt nicht auf. Ein Norweger,
der hier mit seiner Familie und seinem Kat ist, troestete mich mit den Worten,
er habe in Mexiko auf ein Paket vier Wochen gewartet, das vier Tage unterwegs
sein sollte. Sein Ersatzteil war nicht das Problem, man hatte noch etwas
hinzugepackt und das gefiel dem Zoll wohl nicht.
Nachtrag: ich komme gerade von der Mole, wo ich einen meiner Soldatenfreunde
getroffen habe, sogar den, der etwas Englisch spricht. Ihm habe ich, wie
natuerlich jedem, mein Leid geklagt. Er erklaerte sich sofort bereit, morgen
frueh um 10.00 Uhr mit mir zur Polizei zu gehen, die wiederum den Zoll in Papete
auf Tahiti anrufen koennen, um nach dem Verbleib meines Paketes zu forschen. Er
erzaehlte mir, das alle Pakete, die dem Zoll in die Haende fallen, dort 20 Tage
liegen bleiben. Immerhin eine Hoffnung, dass das Paket irgendwann mich doch noch
erreicht.

17.08.04, Hiva Oa, Marquesas
Die Jagd geht weiter, nach dem verschollenen Paket. Wie versprochen fuhr der
franzoesische Soldat, den Namen kann ich mir unmoeglich merken, mit uns zur
Polizei. Haetten die Leute hier doch nur in der Schule aufgepasst und eine
anstaendige Sprache gelernt. Dann waere alles einiges leichter. Aber dafuer sind
sie um so hilfsbereiter. Nach einiger Diskussion, an der sich auch noch ein
franzoesischer Segler, der grade zum Einklarieren da war und sogar etwas
spanisch sprach, beteiligte, waren sich alle einig. Wir mussten zur Post und von
dort aus jemanden anrufen. Unser Soldat brachte uns hin und diskutierte mit dem
Leiter. Nach zwei Telefonaten fand er die richtige Stelle. Ich vermute ein
Auslieferungslager der DHL. Wenn ich alles richtig verstanden habe, liegt das
Paket dort friedlich vor sich hin. Auf die Idee, es auszuliefern kommt hier
keiner. Der Adressat muss sich schon melden und erzaehlen, dass er es auch an
die angegebene Adresse geliefert haben moechte. Mein Einwand, dass die Adresse
doch auf dem Paket steht, wurde nicht anerkannt. Das ist ja eine Yacht und die
ist mobil. Die koennte ja auch woanders sein. Eine gewisse Logik kann man nicht
absprechen. Die haben sicherlich einige Erfahrung mit Yachten gemacht. Komisch
finde ich diese Praxis aber doch etwas. Immerhin steht ja DRINGEND auf dem
Paket. Aber das koennte ja auch bedeuten, dass sich der Empfaenger schnell bei
dem Unternehmen meldet. Wir sind so verblieben, dass die Post die Ankunft des
Paketes beim Militaer ankuendigt und mein Freund dann ueber die Bucht zur ELA
bruellt, dass es da ist. Ich hoffe nur noch, dass ich auch alles richtig
verstanden habe. Nur die Verzweiflung nicht sinken lassen.

19.08.04, Hiva Oa, Marquesas
Man glaubt es kaum, das Paket ist angekommen. Ich hatte gestern Nachmittag noch
auf der Post nachgefragt und das nette Maedel, ziemlich korpulent und meisst mit
einem Blumenkranz um Hals oder Kopf geschmueckt, vertroestet mich wieder mal auf
vielleicht morgen. Nach ein paar Einkaeufen latsche ich vollgepackt wieder am
Postgebaeude vorbei, da kommt mir das Maedel von der Post strahlend mit dem
Paket winkend entgegen und uebergibt es mir. Die 200 polynesischen France fuer
die Auslieferung, etwa 2 Dollar stundet sie mir bis zum naechsten Tag. Das Paket
ist immer noch eingeschweisst, trotzdem fehlt die versprochene Wurst. Ich
vermute nicht, dass sie gestohlen wurde, sondern vernichtet. Sonst ist alles da.
Super. Heute stelle ich fest, dass es eine andere Pumpe ist. Ich hatte eine
Pumpe mit Oelschmierung und die neue ist eine wartungsfreie. Ist sicherlich
besser, aber hoffentlich passt auch alles. Leider war die beigefuegte Dichtung
zerrissen. Da habe ich mir erst mal heute morgen eine neue geschnitzt. Der
Ausbau der alten war auch nicht so einfach. Der Monteur auf Isabela muss das
Ding eingeklebt haben. Aber bis zur Daemmerung habe ich es geschafft, die neue
Pumpe einzubauen. Der Rest wird morgen erledigt. Hoffentlich ist alles dicht und
funktioniert. Und was noch klasse ist, das Paket war mit alter Zeitung
aufgefuellt. Einfach super, mal wieder was aus der Heimat zu lesen.

20.08.04, Hiva Oa, Marquesas
Um 09.30 Uhr Ortszeit startete ich dem Motor mit der neuen Wasserpumpe. Alles
lief zwei Stunden wunderbar rund und war dicht. Vorher musste ich allerdings die
neue Riemenscheibe wieder gegen die alte austauschen. Die neue Riemenscheibe hat
einen kleineren Durchmesser. Jetzt koennen endlich die Vorbereitungen zur
Weiterfahrt beginnen.

24.08.04, 01:04 UTC, 2. Seetag. Position: S10°27 W139°35 Kurs 210°, Wind NE 1,
3/8 Bew, Geschw 1,8 kn. Noch 485 Meilen bis zum Ziel Kauehi, Tuamotus
Den Absprung haben wir noch am Sonntag geschafft. Nichts wie weg, von dieser
schoenen Insel. Die Warterei war zu nervig, um noch Lust fuer einen laengeren
Aufenthalt auf den Marquesas zu haben. Obwohl wir sicherlich die schoensten
Ankerbuchten verpasst haben. Beim Verlassen der Inseln konnten wir zumindest
noch einige wunderschoene Buchten mit Sandstrand entdecken. Jetzt warten die
Korallenatolle der Tuamotus auf uns. Wie es aussieht, koennen sie noch einige
Zeit warten, denn jetzt spielt der Wind verrueckt. Wenn er ueberhaupt blaest,
kommt es aus den verschiedensten Richtungen. Ich arbeite staendig an den Segeln
und am Ruder. Aber wir kommen voran, wenn auch sehr langsam und der Motor
arbeitet wieder super, wenn er darf.

25.08.04, 02:00 UTC, 3. Seetag. Position: S10°51 W139°54 Kurs 217°, Wind
wechselnd 0-2, 8/8 Bew, Geschw 0,5 kn. Noch 455 Meilen bis zum Ziel Kauehi,
Tuamotus
Langsam geht es weiter. Das letzte Etmal nur 30 sm. Dafuer bleibt staendig viel
Arbeit am Segel. Laufend aus anderen Richtungen fuer eine halbe Stunde, dann
wieder zwei Stunden Flaute. Habe vorhin wieder eine offene Naht, vielleicht 10
cm, in der Genua II entdeckt und die Naht erst mal mit Tape gesichert.
Vielleicht haelt es noch ein paar Tage. Wir haben jetzt auch relativ viel Regen.
Heute morgen konnte ich eine wunderbare, erfrischende Regendusche nehmen. Die
Wetteraussichten fuer die naechsten Tage sind auch nicht viel besser. Gestern
habe ich tatsaechlich wieder Kontakt mit Intermar bekommen und Klaus hat mir das
Wetter gemacht. Lag aber diesmal sehr falsch mit seiner Prognose fuer heute. Er
hatte mir SW, genau gegenan mit 5 bis 7 Knoten angekuendigt. Der Wind kam aus
allen anderen Richtungen, nur zum Glueck nicht gegenan. Den Klaus konnte ich
nicht direkt hoeren. Carlo, auf Teneriffa lebend, hatte eine gute Funkverbindung
mit mir und hat mir die Prognose weitergesagt. Carlo sitzt glaube ich 600 oder
700 m hoch auf einem Berg und hat immer super Funkbedingungen in alle Welt.

25.08.04, 23:58 UTC, 4. Seetag. Position: S11°22 W140°50 Kurs 226°, Wind SW 4-5,
3/8 Bew, Geschw 4,9 kn. Noch 394 Meilen bis zum Ziel Kauehi, Tuamotus
Jetzt bolzen wir gegen einen kraeftigen SW-Wind an und machen dabei gute Fahrt.
Am fruehen Morgen brieste es endlich auf und kurz darauf drehte der Wind auf SW.
Ziemlich genau gegenan. Hatte noch meine ausgebaumte Genua II stehen. Die musste
schnell runter und gegen die Genua II gewechselt werden. Ist immer wieder ein
schoener Kampf mit dem Spinnakerbaum. Das letzte Etmal waren immerhin schon 55
Meilen. Jetzt, wo die Genua II im Sack ist, ist die offene Naht nachzunaehen.
Sie ist zum Glueck bei dem Wind nicht weiter aufgerissen.

27.08.04, 01:03 UTC, 5. Seetag. Position: S12°48 W141°59 Kurs 214°, Wind SW 4,
2/8 Bew, Geschw 5,3 kn. Noch 283 Meilen bis zum Ziel Kauehi, Tuamotus
Wir haben jetzt schon Tahitizeit, UTC -10. Diese Zeit hatte ich schon beim
Auslaufen von Hiva Oa eingestellt, da auf den Tuamotus auch diese Zeitzone ist.
Die geografische Zeitzone der Marquesas ist UTC-9. So hatte ich dort auch meine
Uhr eingestellt. Ich wunderte mich immer wieder, dass sowohl die Uhr auf der
Post, wie die auf der Bank eine halbe Stunde nachgingen. Glueckliche Menschen,
dachte ich, Zeit spielt hier keine Rolle. Auch hatte ich mich ja mehrfach mit
den Soldaten fuer eine bestimmte Uhrzeit verabredet. Hat immer funktioniert.
Nachdem ich ausgelaufen war, erzaehlte mir Drago von der Capella ueber Funk von
der seltsamen gesetzlichen Ortszeit auf den Marquesas, die eine halbe Stunde vor
der Tahitizeit liegt. Gesetzliche Zeiten werden schon mal aus praktischen
Umstaenden anders als die geografische Zeit festgesetzt, aber von einer halben
Stunde Versatz habe ich noch nie gehoert. Zumal die Verwaltung auch franzoesisch
ist. Hauptsache es macht Spass. Bei der gegenan Bolzerei gestern hoerte ich das
Hauptruder der Ela dumpf schlagen. Da scheint irgend wie ein Spiel drin zu sein.
Und damit der Spass nicht aufhoert, lief auch noch Seewasser durch das Deck.
Bei der Stampferei bekamen wir doch viel Wasser an Deck. Nach diesem Leck muss
ich erst mal suchen. Und mein Zweitanker, ein CQR, festgebaendselt am Bugkorb
fing an, in den ueberkommenden Wellen um sich zu schlagen. Dem scheint das
Seewasser nicht mehr zu schmecken. Ich musste ihn noch fester fesseln. Eine
erfrischende Arbeit. Inzwischen hat der Wind etwas nachgelassen und auch
oestlicher gedreht, so dass wir nicht mehr so hart am Wind segeln muessen.

28.08.04, 02:07 UTC, 6. Seetag. Position: S14°20 W143°33 Kurs 220°, Wind SW 4,
2/8 Bew, Geschw 5,4 kn. Noch 147 Meilen bis zum Ziel Kauehi, Tuamotus
Seit gestern ist der Wind sehr gut und wir haben ein angenehmes Segeln. Jetzt
zeichnet sich der Landfall fuer morgen nacht ab. Nachts ist es allerdings nicht
angeraten in ein Korallenatoll einzulaufen. Ausserdem kann man nur bei
auflaufendem Wasser einlaufen, da sonst der Gegenstrom zu stark ist. Ich habe
zwei Seekartenprogramme mit Gezeitenprogrammen und mir die Tidenzeiten fuer
unsere voraussichtliche Ankunft herausgeschrieben. Leider unterscheiden sich die
Zeiten um etwa 2 Stunden. Ein Programm bietet die Zeiten auch in einer Tabelle
mit UTC-Zeit an, die wiederum von den Tidenkurven abweichen. Dafuer passen sie
aber umgerechnet auf Ortszeit zum anderen Programm. Ganz schoen verwirrend. Vor
einer Stunde hatte ich wieder Funkkontakt mit der Capella, die auch das C-Map
Programm haben und auch schon Erfahrung damit gemacht haben. Die haben mir
Vergleichsdaten genannt und jetzt hoffe ich mich auf C-Map verlassen zu koennen
und Tsunamis Tidenkurven vergessen zu koennen. Ab jetzt ist aufpassen in den
Tuamotus angesagt. Die Inseln sind so flach, dass man sie erst sieht, wenn man
fast schon drauf ist. Und nachts sieht man meisst noch weniger. Zum Glueck haben
wir die ganze Nacht fast Vollmond, wenn die Wolken das zulassen.

29.08.04, 01:17 UTC, 7. Seetag. Position: S15°57 W144°56 Kurs 210°, Wind SW 4,
2/8 Bew, Geschw 5,4 kn. Noch 25 Meilen bis zum Ziel Kauehi, Tuamotus
Mit 4 bis 5 Windstaerken kommen wir schnell voran und das Wetter ist auch sehr
gut. Gelegentlich erwischt uns noch die volle Breitseite einer brechenden Welle.
Das knallt wie ein Donnerschlag, die Ela wird etwas zur Seite geschleudert und
ordentlich mit Seewasser begossen. Das wird aber weniger. Vor ein paar Stunden
haben wir die erste kleine Insel der Tuamotus, Taiaro gesichtet. Da wir viel
Zeit haben, neugierig sind und nicht zuletzt um die Navigation zu pruefen, bin
ich bis auf 3 Seemeilen herangesegelt. Sieht schon vielversprechend aus. Und vor
10 Minuten konnte ich schon etwas von unserem Zielatoll Kauehi ausmachen. Wir
werden erst mal weiter Richtung Einfahrt segeln. Vielleicht kann man schon was
erkennen. Nur reinfahren werden wir nicht koennen. Wir haben dann auslaufendes
Wasser und kurze Zeit spaeter wird es dunkel. Da ist die Einfahrt auch nicht
empfehlenswert. Innerhalb des Atolls muessen wir dann auch noch mal ca 8 Meilen
bis zum Ankerplatz zuruecklegen und dabei muss man besonders auf Untiefen und
Korallenbaenke achten, die in keiner Karte verzeichnet sind. Entweder wir warten
draussen auf den naechsten Morgen oder wir segeln zum naechsten Atoll. Mal
sehen.

29.08.04, Kauehi, Tuamotus
Wir liegen vor Anker. Nachdem das letzte Sonnenlicht verschwunden war, fanden
wir die Einfahrt ins Atoll. Mit angemessenem Abstand drehte ich dann
schulmaessig bei, aber mit 5 Windstaerken trieben wir immer noch zu
schnell. Dann holte ich die backstehende Genua III runter und wir trieben vor
Top und Takel, wie es so schoen heisst. Das war zwar etwas schaukeliger, aber
wesentlich langsamer. So verbrachten wir die Nacht vor der Insel. Gegen 5 Uhr
setzte ich dann wieder das Segel, um zur Einfahrt zurueck zu kreuzen. Wie das so
ist, mit dem Kreuzen und einem Schiff nicht mit den besten Amwindeigenschaften
kam ich schnell die Idee auf, mit dem Motor zu unterstuetzen. Der Motor lief zu meiner
Freude einwandfrei, nur als ich den Antrieb zuschaltete, passierte nichts. Keine
Fahrt voraus. Schreck lass nach, was war wieder los? Konnte ja nur das Getriebe
sein, diesmal. Rueckwaerts funktionierte es, nur vorwaerts passierte nichts. Ich
kam schon auf die witzige Idee, rueckwaerts einzulaufen. Meine Nachforschungen
im Maschinenraum brachten mich auch nicht weiter. Der Getriebehebel fuer Vor-
und Zurueck bewegte sich vorschriftsmaessig. Die naechste Idee, weiter nach
Tahiti segeln und sich reinschleppen lassen. Ich sass in der Plicht und
gruebelte nicht ganz froehlich vor mich hin. Dann sah ich, dass der Autopilot
noch eingekuppelt war. Ordentlich, wie ich selten bin, kuppelte ich ihn aus und
stellte fest, dass das Ruder voll nach Backbord gedreht war. Jetzt ging mir,
sogar nach Sonnenaufgang noch ein Licht auf. Ruder geradeaus, Antrieb auf Fahrt
voraus und wir machten wieder Fahrt. Das war das ganze Problem und der ganze
Schreck. Der Autopilot hatte getillt und nachdem er das Ruder voll Backbord
gedreht hatte, jeden weiteren Versuch eingestellt. Mit querstehendem Ruder und 5
Windstaerken gegenan bekommt man natuerlich keine Fahrt ins Schiff. Und bei dem
windverursachten Laerm hoert man auch nichts vom Ein- oder Auskuppeln. Mit einer
Stunde Verspaetung waren wir in der Einfahrt. Selbstverstaendlich bei
auslaufendem Wasser. Vielleicht hab ich nur die Tidendaten der umliegenden
Bezugspunkte falsch interpoliert. Das war schon in der Schule bei Gustav nicht
meine Staerke. Wir waren aber kurz vor Tidenwechsel, denn die Einfahrt war doch
noch moeglich. Das Wasser brodelte wie kochendes Wasser und zeigte
furchteinfloessende Strudel. An der engsten Stelle brachten wir es noch auf 1,4
Knoten voraus und nach einer halben Stunde waren wir drin. Dann noch mal zwei
Stunden bis zum malerischen Ankerplatz. Sieht aus, wie im Urlaub. Wir fanden ein
kleines Dorf, sogar mit kleiner Kirche am Strand und ankern jetzt dort im
weissen Sand zwischen einigen Korallenbloecken. An Land geht es erst morgen,
erst mal ist ausruhen angesagt. Die Energie reichte aber noch fuer einen kleinen
Blick unter Wasser, auch um den Anker zu kontrollieren. Sieht schon
vielversprechend aus.

31.08.04, Kauehi, Tuamotus
Gestern reichte die Zeit fuer einen kleinen Inselbesuch. In den verstreuten
Haeusern und auch draussen waren nicht viele Menschen zu sehen. Die Insel ist
ueberwiegend mit Kokospalmen bewachsen und davon leben die Leute wohl
hauptsaechlich. Wir haben sogar einen kleinen Laden gefunden. Die Inhaberin
oeffnete ihn extra fuer uns, so dass wir ein paar Kleinigkeiten fuer viel Geld
erwerben konnten. Gemuese und Obst, ausser Kokosnuessen scheint es hier nicht zu
geben. Aber wunderschoen ist es trotzdem. Heute sind wir nicht vom Schiff
gekommen. Arbeit ist wieder angesagt. Die Genua habe ich genaeht und die Stellen
gefunden, wo das Wasser an Deck eingedrungen ist. Wer hat mir eigentlich gesagt,
es dauert viele Jahre bis das Schiff durchgerostet ist? Die Wanten sind an einer
aufgeschweissten VA-Schiene befestigt und jeweils am vorderen Ansatz der Schiene
ist die Schweissnaht durchgerostet, an einer Stelle fingerdick. Habe ja schon
lange nicht mehr ueber den Rost gejammert. Heute habe ich den ganzen Tag Rost
geklopft und ich versuche nur die schlimmsten Stellen auszubessern. Wie ich die
Loecher dauerhaft verschließen soll ist mir ein Raetsel. Das muesste geschweisst
werden und dafuer muesste auch die halbe Inneneinrichtung ausgebaut werden. Ich
werde mit etwas Metallknete grob die Loecher verschliessen und dann versuchen
mit Epoxy die Sache abzudichten. Von innen rostet der Spass natuerlich weiter,
da komme ich nicht dran. Vorher versuche ich mit Phosphorsaeure den Rost
weitgehend zu entfernen. Und dann versuche ich noch einen Farbaufbau. Da bin ich
wieder einige Tage beschaeftigt, aber wenn ich mal aufblicke, habe ich eine
wunderschoene Aussicht.

06.09.04, Kauehi, Tuamotus
Die Arbeit ist erledigt. Zumindest die wichtigsten Roststellen sind vorlaeufig
beseitigt. Bin mal gespannt, ob der neuste Trick mit der Phosphorsaeure und dem
Epoxy funktioniert. Die schoene Aussicht auf die Landschaft und das Meer
entschaedigt doch fuer vieles. Einfach irre, die bunten Farben der Fische.
Trotzdem glaube ich, wir haben nicht die beste Stelle zum Schnorcheln erwischt.
Die Leute sind superfreundlich und winken immer strahlend. Nur mit der Sprache
hapert es. Ich frage mich, wovon die Leute eigentlich leben. Hier werden Perlen
verkauft und die Kokospalmen bringen Arbeit. Fischer habe ich keine gesehen. Die
Fische in der Lagune kann man wohl nicht essen wegen der Ciguatera. Das ist ein
Gift, das die Fische mit bestimmten Algen aufnehmen. Auch die Raubfische
uebernehmen das Gift mit ihren Opferfischen. Seltsam finde ich hier die vielen
Autos auf der winzigen Insel. Es gibt keine ausgebaute Strasse. Die Zeiten haben
sich geaendert. Die klassischen Kanus habe ich auch nicht gesehen. Selbst die
Kinder paddeln auf alten Surfbrettern. Eigentlich wollte ich noch das Atoll
Fakarava hier besuchen, das wird aber aus Zeitmangel gestrichen und wir werden
direkt Tahiti anlaufen.

08.09.04, 02:45 UTC, 1. Seetag. Position: S15°57 W145°14 Kurs 269°, Wind E 1-2,
1/8 Bew, Geschw 1,8 kn. Noch 270 Meilen bis zum Ziel Tahiti
Weiter geht's bei schwachem Wind und Seegang gleich 0. Gestern sind wir noch
einmal mit dem Dingi in der Lagune zu einem anderen Strand gefahren. Einfach
traumhaft sieht hier alles aus. Allerdings wenn man sich nicht bewegt, nerven
die Fliegen. Haben eine gruene Kokosnuss geerntet und Kokosnusswasser getrunken.
Dann noch etwas schnorcheln. Leider wird Yoceline etwas hysterisch wenn sie
einen Hai sieht, selbst wenn sie im Dingi sitzt. Dann war fuer mich das
schnorcheln auch schnell zu Ende. Die der Ausfahrt aus der Passage vor zwei
Stunden war wieder faszinierend mit der Stroemung und den Wasserwirbeln. Dabei
ist das Wasser glasklar. In der Passage war es 12 m tief und man konnte den
Grund und die Korallen hervorragend sehen.

09.09.04, 01:40 UTC, 2. Seetag. Position: S16°27 W146°44 Kurs 230°, Wind SE 4-5,
3/8 Bew, Geschw 6,1 kn. Noch 179 Meilen bis zum Ziel Tahiti
Noch in der Nacht frischte der Wind auf und seitdem machen wir sehr gute Fahrt
bei halben Wind. Wenn es so weitergeht, erreichen wir Tahiti in der Nacht zum
Freitag. Ab Freitag soll der Wind auch staerker bis unangenehm werden. Ich hatte
gestern abend noch Funkkontakt mit Carlo auf Teneriffa, der mir die
Wettervorhersage von Klaus in Deutschland weitervermittelte, da ich Klaus nicht
direkt hoeren kann. Und das bestaetigt die Wetterinfo von Ulrich, der sie mir
vorher schon gemailt hatte. Ansonsten alles in Butter auf dem Kutter.

10.09.04, 01:07 UTC, 3. Seetag. Position: S17°19 W149°04 Kurs 236°, Wind SE 5-6,
6/8 Bew, Geschw 6,7 kn. Noch 33 Meilen bis zum Ziel Tahiti
Tahiti ist noch nicht in Sicht, aber nicht mehr weit. Wie erwartet werden wir
Tahiti im Dunkeln erreichen, ich glaube aber, dass eine Einfahrt moeglich ist.
Es schein alles gut befeuert zu sein. Und hier endlich wieder richtig mit gruen
auf der Steuerbordseite. Wir hatten eine irre schnelle Fahrt und ein Etmal von
142 Meilen. Das sind im Schnitt fast 6 Knoten. Die Wellen haben sich auch dem
Wind angepasst und sich kraeftig entwickelt, um 3 Meter mit gelegentlich
brechenden Kaemmen. Die sind dann auch neugierig auf solch ein schnelles Schiff,
schauen gerne gelegentlich in die Plicht und sind erfrischend. Leider konnte ich
gestern, bei Sonnenuntergang wieder einen Schaden feststellen. Diesmal ist es
die Genua 3, mein Segel fuer kraeftigen Wind. Ein Stagreiter ist ausgerissen und
haengt nur noch an dem durchgefuehrten Drahtseil. Mangels anderem Segel und
weiter auffrischendem Wind musste ich es trotzdem setzen. Hat sich bis jetzt gut
gehalten. Jetzt hoffen wir auf einen guten Landfall und etwas Windschutz hinter
der Insel.
Nachtrag: der Landfall ist geschafft. Wir liegen direkt an der Promenade der
Grossstadt Papete und haben gerade gefruehstueckt. Die Einfahrt war im Gegensatz
zu Anfahrt sehr einfach. Ploetzlich im Schutz der Inselberge waren Wind und
Wellen sehr moderat. Die Einfahrt sehr gut befeuert, einschliesslich Richtfeuer
und gut zu sehen. Sogar im Hafen haben wir dann noch die Marina gefunden, obwohl
hier kaum Boote drin liegen. Die meissten ankern wohl, was wir eigentlich auch
vorhatten, aber das Ankerfeld ist weiter weg in der Naehe des Flughafens.

12.09.04, Papete, Tahiti
Wir liegen noch in Papete, werden aber morgen zum Ankerfeld verholen. Dort ist
die Aussicht viel schoener und noch kostenlos. Hier haben wir die Zeit, den
Wasseranschluss und den Strom genutzt, um der Ela eine ordentliche
Suesswasserwaesche zu goennen. Es passt sogar mein europaeischer Stecker in die
220 V Steckdose. Vom Hafenmeister, anderen Seglern und auch vorher schon ueber
Funk sind wir hier vor Einbruechen gewarnt worden. Man kann sich nicht weit vom
Boot entfernen. Vater und Sohn von der Olive Oil, der amerikanischen Yacht, die
wir erstmals in Panama getroffen haben, haben wir auch wiedergesehen. Gestern
traf ich ihn vorm Internetcafe und er nahm mich und meine Genua gleich mit zum
Schiffsausruester. Ist hier alles weit entfernt. Er liegt vor Anker, kennt sich
hier aus und macht das alles mit dem Dingi. Leider ist der Segelmacher woanders.
Anschliessend fuhr ich mit ihm (Namen hab ich leider vergessen, er ist Franzose
und der Sohn Amerikaner) im Dingi zum Ankerfeld. Mit der Yacht ist das bestimmt
eine Stunde Fahrt und man muss unterwegs ueber Funk mit dem Flughafen Kontakt
aufnehmen und sich eine Genehmigung holen, um zum Ankerfeld hinter dem Riff zu
fahren, weil die Flugzeuge so tief fliegen, dass man Angst um die Flugzeuge oder
den Mast hat. Von dort bin ich dann mit dem Bus zurueck nach Papete gefahren.

13.09.04, Papete, Tahiti
Endlich liegen wir wieder vor Anker. Das ist viel schoener. Man hoert hier statt
des Strassenlaerms die Brandung am Aussenriff und sieht mehr von den gruenen
Bergen der Insel und vom Meer. Heute haben wir zur Westseite der Insel verholt
und den Flughafen passiert. Erstmalig habe ich mich beim Tower eines Flughafens
einchecken muessen und direkt die Genehmigung zur Durchfahrt erhalten. Das
Rollfeld wurde von beiden Seiten passiert und der Tower hielt Kontakt mit uns,
waehrend der Flugbetrieb weiterging. Die Disziplin der Autofahrer auf der
Strasse ist auch beeindruckend. Es gibt kaum Ampeln in der Stadt, aber viele
Zebrastreifen. Trotz durchgehendem rollenden Verkehr musste ich nicht einmal am
Strassenrand stehen bleiben. Naehert man sich dem Uebergang auf zwei Meter,
halten sofort die Autos, sogar auf der vierspurigen Strasse an. Eine
Ampelkreuzung hab ich auch gefunden, nur keine Signale fuer Fussgaenger. Hier
hielten die Autos kaum fuer Fussgaenger und man hatte seine Probleme, die
Strasse dort zu ueberqueren.

14.09.04, Papete, Tahiti
Wir haben die Atair hier vor Anker getroffen. Zuletzt hatte ich von ihr bei der
Pazifikueberquerung gehoert. Sie war lange nach uns von Panama gestartet und
haben wegen der unguenstigen Bedingungen die Galpagos ausgelassen. Klaus, der
Skipper erzaehlte mir, dass sie erst dieses Jahr um Frühjahr von Cuxhaven
gestartet sind und bald in Neuseeland sein muessen. Die waren fast nur unterwegs
und haben auch die Karibik nonstop bis Panama durchquert. Klaus kennt sich von
frueheren Reisen aber hier gut aus und hat mir einige Tipps gegeben. Morgen
abend sind wir an Bord der Atair und erfahren genaueres. Den
Trans-ocean-Stuetzpunkt habe ich auch angerufen. Der ist zugleich auch der
Segelmacher hier und wir haben fuer morgen um 11 Uhr eine Verabredung.

18.09.04, Papete, Tahiti
Die Atair ist auch ein Stahlschiff, 15 Jahre alt und wirklich keine Spur von
Rost. Klaus ist etwas aelter, war Marineoffizier hatte dort seinen eigenen
Minensucher und ist insgesamt laenger als ein Jahr auf der Gorch Fock gefahren.
Obwohl er einen GPS an Bord hat, navigiert er ausschliesslich mit dem Sextanten.
Zink gehoert nicht auf den Rumpf eines Stahlschiffes, habe ich wieder gelernt.
Da haftet die Farbe nicht drauf. Hab ich schon gemerkt. Es muss direkt nach dem
Sandstrahlen einen Epoxyprimer bekommen. Klaus will nicht mehr in Deutschland
leben und hat ein Haus in Neuseeland. Dorthin hat er mich eingeladen und will
mich bei den Restaurierungen am Schiff unterstuetzen. Er kennt dort einige
Fachleute.

19.09.04, Papete, Tahiti
Wieder erschallen die Trommeln vom Ufer. Den Klang liebe ich ja so. Aber es sind
weder Kriegstrommeln noch Klaenge fuer Festlichkeiten der Einheimischen oder
Begruessungszeremonien sondern die Klaenge kommen von den Hotels und sind fuer
die Touristen. Trotzdem nicht schlecht. Gestern sind wir zur Happy Hour auf
Empfehlung von der Olive Oil zum Dingisteg vom Intercontinental Hotel gefahren.
Pech, die Happy Hour war gerade vorbei und ein Bier fast unbezahlbar, Glueck, es
war Wochenende und es fand eine Trommel- und Tanzvorfuehrung der Einheimischen
statt. Sie versuchen tanzend und trommelnd die Landung von Kapitaen Blight von
der Bounty darzustellen. War auch sehr beeindrucken, natuerlich hatte ich keine
Kamera mit.
Als Gastgeschenk bekam ich immerhin noch eine kleine Sommergrippe. In letzter
Zeit bekomme ich kaum noch Funkkontakt fuer die Emails. Ausser nach Neuseeland.
Und die Station wirft mich seit einiger Zeit immer wieder rauss, mit der
Bemerkung, ich solle es spaeter noch mal versuchen.

22.09.04, Moorea, Gesellschaftsinseln
Mein Segel ist repariert. Auf Tahiti konnten wir noch einen
landwirtschaftlichen Markt besuchen. Einem Volksfest etwas aehnlich. Es
wurden nicht nur Fruechte und aehnliches verkauft sondern auch z. B. die
Perlenherstellung erlaeutert und gezeigt und Tiere vom Wellensittich bis
zum grossen Rind ausgestellt. Dort gab es auch Verkaufsstaende fuer lokale
Speisen. Wir haben es probiert. Aehnlich einem Fondueteller war ein
Plastikteller mit den verschiedensten Sachen gefuellt. In der Mitte etwas
von der Riesenschnecke, Fleisch- und Fischgerichte eine gekochte Wurzel,
Gemuese und ein fester, suesser Brei aussen herum. Besteck ist unbekannt.
Hier isst man mit den Fingern wie beim Ritteressen. Geschmack ist gut bis
gewoehnungsbeduerftig.
Heute haben wir Tahiti verlassen und haben nach Moorea verholt. Diese
Insel wirkt noch schoener auf mich. Wir liegen in der Cook Bay zwischen
steilen, hohen, gruenen Bergen im klaren, gruenerscheinenden, tiefem
Wasser. Faszinierende Schoenheit. Der Anker liegt ueber 10 m tief. Und das
Wasser ist ruhig wie der Wambachsee. Ich hoffe, dass hier zwischen diesen
Bergen noch Funkkontakt moeglich ist.

28.09.04, 22:07 UTC, 1. Seetag. Position: S17°29 W150°03 Kurs 250°, Wind S 2-3,
1/8 Bew, Geschw 3,9 kn. Noch 1387 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Ja, Moorea hat mir noch besser gefallen als Tahiti. Wir waren etwas wandern und
ich etwas schnorcheln. Immer wieder faszinierend die Natur. Dann haben wir Karen
und Horst von der Flow kennengelernt und hatten ein gemeinsames Abendessen an
Bord der Flow, ein oesterreichisches Schiff. Karen kommt allerdings aus
Kalifornien. Ganz lustig, vier Nationen trafen sich und es wurden drei Sprachen
gesprochen. Spaeter haben dann Horst und ich fast drei Tage am Computer
gebastelt. Jeder hatte was fuer den anderen, aber am meissten habe ich
profitiert und deshalb ist meine Festplatte auch fast voll. Dadurch wurde unsere
geplante Abfahrt zwei Tage verschoben. Hans, von der Tomcat, einem anderen
deutschen Schiff, habe ich auch noch besucht. Er ist im Moment alleine unterwegs.
Jetzt sind wir schon fast auf der Flucht vor der nahenden Hurrikansaison und
muessen einige interessante Ziele auslassen. Ich habe den Kurs auf Tonga
abgesetzt. Eine ordentliche Distanz. Etwa auf halber Strecke passieren wir die
Cook Inseln.

30.09.04, 02:38 UTC, 2. Seetag. Position: S17°37 W151°43 Kurs 252°, Wind E
3, 2/8 Bew, Geschw 4,2 kn. Noch 1291 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Langsam erreichen wir die suedliche Grenze des SE-Passat. Man kann schon
leicht die Auswirkungen der Tiefdruckgebiete erkennen. Urspruenglich hatte
ich vor, die Cook-Inseln suedlich zu passieren, habe mich dann aber doch
fuer die noerdliche Route entschieden. Sie ist glaube ich minimal laenger,
aber das Wetter etwas sicherer und bestaendiger, weil doch mehr im Passat.
Gestern hatte ich noch mal Funkkontakt mit Horst, der in eine andere
Ankerbucht von Moorea verholt hat. Sonst alles in Butter auf dem Kutter.

01.10.04, 01:15 UTC, 3. Seetag. Position: S17°42 W153°30 Kurs 245°, Wind E 3-4,
4/8 Bew, Geschw 4,8 kn. Noch 1188 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Ich tue mich immer schwer, mit der Entscheidung, den Motor nur zum Laden bei
gutem Wind laufen zu lassen. Habe das gerade wieder auf morgen verschoben. Die
Spannung liegt bei 11,6 V, aber die Kuehlung arbeitet noch. Die schaltet sich
etwa bei dieser Spannung automatisch ab. Das Wetter ist wechselhafter geworden
und wir hatten auch heute schon einige Schauer bei wechselnder Windstaerke. Zum
dritten Schauer hatte ich das Gross ausgebreitet, um Wasser aufzufangen. Seitdem
regnet es natuerlich nicht mehr.

01.10.04, 21:30 UTC, 4. Seetag. Position: S17°46 W155°02 Kurs 254°, Wind NE 1-3,
6/8 Bew, Geschw 5,8 kn. Noch 1100 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Die letzte Nacht spielte mir Rasmus einige Streiche. Ich wurde um 23 Uhr geweckt
von einem in der Kajuette herumfliegenden Buch und anderen fliegenden Teilen.
Der Wind hatte aufgefrischt und um etwa 80 Grad von E auf S gedreht. Mit meiner
ausgebaumten Genua hatte ich erst mal keine Change zur Korrektur. Gerade wollte
ich mich aufraffen, das Segel umzuschiften, da dreht der Wind wieder zurueck und
laesst nach. Fuenf Minuten spaeter wieder das gleiche Spiel. Diesmal war ich
gefasster und wartete gelassen ab. Seltsam, das war kein Squall, keine
Kumuluswolken zu sehen, eigentlich eher Altostratus und die Winddrehung erfolgte
auch nicht in die erwartete Richtung noerdlich. Vielleicht waren das
Auswirkungen einer nahen Insel. Die naechste Insel, Bora Bora lag aber fast 70
Meilen im Sueden. Von dort habe ich vor Wochen von fuerchterlichen Fallwinden
gehoert, die einigen Booten schwer zu schaffen machten. Keine Ahnung, ob sich so
was 70 Meilen weit auswirkt. Jedenfalls legte ich mich wieder in die Koje und
bemerkte bald an der Stellung des Mondes, den veraenderten Wellenbewegungen und
hoeren konnte man es auch, die naechste Kursaenderung durch den Wind. Rasmus
gefiel nicht, dass ich liegen blieb und schickte mir zur Erfrischung die
Breitseite eines Brechers, der ueber Deck ging und seinen Weg durch das Luk im
Deck bis auf meinen Ruecken und in die Koje fand. Immerhin nahm er etwas
Ruecksicht, denn das Wasser war nicht kalt. Es trieb mich dann doch aus den
Federn, zumal der Wind nicht zurueck drehte, fuerchterlich pfiff und das Segel
knallte.
Ich brauchte eine Weile, bis ich begriff, dass der Wind nicht gedreht hatte,
sondern dass Rasmus mir mit einer kraeftigen Welle das Ruder trotz Arretierung
verdreht hatte. Wir hatten angeluft und ich brauchte nur das Ruder etwas
zurueckdrehen.
Der Rest der Nacht verlief dann stoerungsfrei. Inzwischen haben wir allerdings
eine Passatstoerung mit schwachem NE und vielen Wolken. Die Situation habe ich
genutzt und habe die Maschine ohne viele Bedenken mitlaufen um die Batterien zu
laden

03.10.04, 00:50 UTC, 5. Seetag. Position: S18°00 W156°34 Kurs 247°, Wind ENE 2,
2/8 Bew, Geschw 3,2 kn. Noch 1012 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Leider konnte ich gestern die Mail nicht versenden, da wir ein Gewitter kurz vor
der Abenddaemmerung hatten. Das war eine riesige Wolkenbank, die sich von N nach
S ueber den gesamten Horizont erstreckte. Ich ging weiter noerdlich, weil die
Wolke dort nicht ganz so bedrohlich dunkel aussah. Habe vorher noch den Spibaum
geborgen und dann Augen zu und durch. Bei der Annaeherung hatten wir wenig Wind
und kurz vor Erreichen der Wolkenbank veraenderte sich die Farbe des Meeres in
violett. Sah beeindruckend aus. Dann fing das Meer an zu kochen. Das Gewitter
war wohl kurz zuvor mit wechselnden kraeftigen Boeen darueber weggezogen. Die
Wellen waren eigentlich keine Wellen mit einer Richtung, es bildeten sich viele
kleine Wellenberge mit Gipfeln, die dann wieder in sich zusammenfielen und an
anderer Stelle neu wuchsen. Dann kam der Wolkenbruch mit reichlich Wind. Das
Vorsegel hatte ich weiter aufgefiert, um den Druck zu verringern. Dafuer
flatterte und knatterte es ordentlich. In dem Regen wurden die Wellen
richtiggehend platt gedrueckt. Irgendwann ging ich dann nach unten, machte alles
dicht und liess die Ela machen. In der Kajuette war es schoen warm und der Laerm
drang kaum ein. Nach zwei Stunden waren wir unbeschadet durch. Jetzt ist es
wieder sonnig und sehr ruhig. Heute morgen war das Segel noch o. k. aber es muss
doch gelitten haben, denn gerade habe ich wieder einen kleinen Riss notduerftig
mit Tape gesichert.

04.10.04, 02:03 UTC, 6. Seetag. Position: S18°02 W158°08 Kurs 267°, Wind
NNW 0-4, 8/8 Bew, Geschw 3,2 kn. Noch 923 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Hoffentlich haben wir bald die Passatstoerung hinter uns. Wieder vor
Sonnenuntergang erwischte uns die naechste Gewitterwolke. Diesmal ging ich
sie mit einer anderen Taktik an. Nicht nur der Spibaum wurde geborgen
sonder auch alles Segel und der Motor angeworfen. Ich wollte das arg
strapazierte Segel schonen. Dann wieder Augen zu, Autopilot an, runter in
die Kajuette und durch. Der Wind war nicht so kraeftig und weniger Regen
hatten wir auch, dafuer blitzte es fast ununterbrochen. Unterbrechen
musste ich gerade die Schreiberei und versuchen die Ela wieder auf Kurs zu
bringen, aber der Wind ist fast 0. Gegen 24:00 Uhr waren wir durch und das
Segel wieder gesetzt. Kurz nach 02:00 hatten wir das naechste Gewitter und
die gleiche Prozedur. Hauptsache es macht Spass. Hatte heute morgen wieder
Funkkontakt zur FLOW. Die sind inzwischen zu einer anderen Insel
weitergesegelt und wollen spaeter Bora Bora noch besuchen. Danach wollen
sie direkt nach Neuseeland segeln. Vielleicht treffen wir sie dort ja
wieder.

05.10.04, 02:48 UTC, 7. Seetag. Position: S17°58 W159°06 Kurs 252°, Wind SE 3,
3/8 Bew, Geschw 4,0 kn. Noch 867 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Letzte Nacht war es kein Gewitter. Um 2300 Uhr wurde ich wach. Der Wind war weg,
der Regen fing gerade an und entwickelte sich zum Wolkenbruch. Ich blieb in der
Plicht und wartete auf den kraeftigen Wind, um dann schnell die Segel zu bergen,
die alle voll gesetzt waren. Der kam aber nicht. So konnte ich mir die Zeit mit
Ela auf Kurs halten, Duschen und ein paar Liter Wasser auffangen vertreiben.
Wobei man kaum die Hand vor den Augen sah, so dunkel war es. Gegen 2400 Uhr war
alles vorbei, die Segel standen noch und wir hatten wieder den Wind aus NNW.
Also wieder in die Koje und den Wecker auf 0300 gestellt. Wach wurde ich
allerdings erst kurz vor 0600. Den Wecker hatte ich ueberhoert. Der muss aber
geklingelt haben, denn die Feder war gut abgelaufen. Wir trieben mit
backstehender Genua zurueck Richtung Osten. Und das schon seit geraumer Zeit.
Die Ela muss kurz nachdem ich in die Koje bin aus dem Kurs gelaufen sein. Da
haben wir fast einen halben Tag verloren. Aber schlimmer waere, wenn irgendwas
kaputt gegangen waere. Was solls. Gestern haben wir seit langer Zeit auch mal
wieder einen Fisch gesehen. Ein groesserer Hai liess seine Rueckenflosse ein
paar Meter neben der Ela sehen. Jetzt haben wir aber die Passatstoerung hinter
uns. Einige Stunden haben wir wieder SE mit den passenden Passatwolken.

06.10.04, 02:13 UTC, 8. Seetag. Position: S18°04 W160°32 Kurs 253°, Wind ESE
3-4, 8/8 Bew, Geschw 4,6 kn. Noch 786 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Heute haben wir die Cook Inseln suedlich von uns passiert. Jetzt sind wir schon
aus dem Schutz der Inseln rauss und haben einen Schwell von 2 bis 3 Meter aus
SE. Die Wellen liegen aber weit auseinander und es geht nur gemuetlich rauf und
runter. Die Nacht dagegen hatten wir kleinere und kuerzere Wellen von hinten,
die uns ordentlich durchgeschaukelt haben. Das Wetter ist noch sehr wechselhaft,
die Windrichtung und staerke aendert sich laufend und wir haben oefter Regen.
Ulrich hat angekuendigt, dass es ab morgen besser werden kann. Gestern abend
hatte ich Kontakt mit einer australischen Funkrunde. Ich wunderte mich ueber so
viele deutschsprechende Oms mit dicken Signalen und Rufzeichen wie VK4DH, der
Adolf, VK4BMI Robert, VK3BWP Bernie, ZL1DYC Hermann. Dann waren da auch noch
einige Stationen aus Deutschland Wie DL1DX der Erwin oder DL6NH der Herbert. Die
Runde nennt sich die VK-Runde und ist jeden Tag ab 0600 UTC auf 14307 QRV. Um
diese Zeit oeffnet sich das Band von Neuseeland nach DL und etwas spaeter von
Australien nach DL. Ich wurde freundlich in die Runde aufgenommen. Von den
deutschen Stationen konnte ich den Erwin aus Frankfurt mit 54 sehr gut
verstehen. Leider konnte er mich nicht so gut aufnehmen. Es war schon witzig,
die Australier und Neuseelaender in den reinsten und verschiedensten deutschen
Dialekten sprechen zu hoeren.

07.10.04, 01:33 UTC, 9. Seetag. Position: S18°15 W162°04 Kurs 254°, Wind ENE 4,
3/8 Bew, Geschw 5,4 kn. Noch 698 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Jetzt haben wir erst die Haelfte geschafft. Die Palmerston Inseln liegen etwa 70
Meilen voraus. Wir hatten noch einiges an Regen. Heute morgen um 4.30 Uhr konnte
ich noch mal duschen und etwas Wasser auffangen. Lange schon konnte ich keinen
Schaden mehr vermelden. Jetzt geht es. Die Membrane der Seewasserpumpe ist
kaputt und wir konnten einiges an Seewasser aufnehmen, weil ein Trottel
vergessen hatte, das Seeventil zu schliessen. Der Trottel war auch noch ich,
besonders aergerlich. Der gleiche Trottel hat ja auch schon vor geraumer Zeit
die Puetz ueber Bord gehen lassen. Zum Glueck habe ich noch ein
Erinnerungsstueck von Udo Raffel an Bord. Der hatte mir einmal einen faltbaren
Campingplastikeimer geschenkt, mit dem ich jetzt fleissig Seewasser zum Duschen
an Bord hole. Schade mit der Wasserpumpe. Es war so bequem, mit der Fusspumpe
direkt Seewasser in die Spuele zu befoerdern.

08.10.04, 03:06 UTC, 10. Seetag. Position: S18°22 W164°22 Kurs 256°, Wind ENE
5-6, 3/8 Bew, Geschw 6,6 kn. Noch 565 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Endlich mal ein Etmal von 119 Meilen. Nicht schlecht. Der Wind hat wie erwartet
aufgefrischt und blaest uns ordentlich voran. Dafuer werden wir jetzt ordentlich
durchgeschleudert. Inzwischen sind die Wellen bald 3 Meter hoch, aber sie werden
auch laenger und jetzt rollt es etwas weniger, dafuer geht es etwas mehr rauf
und runter. Das ist nicht so unangenehm. Ich habe jetzt regelmaessig Kontakt zu
der VK-Funkrunde auf 14307 ab 0600 UTC. Es melden sich auch einige deutsche
Stationen. Vielleicht kann sich auch mal jemand von L20 reinmelden. Ich wuerde
mich sehr ueber einen Kontakt freuen, notfalls per QSP. Wie ich gehoert habe,
drehen die OMs aus DL die Antenne ueber den Nordpol.

09.10.04, 02:37 UTC, 11. Seetag. Position: S18°27 W166°10 Kurs 256°, Wind NE 3,
2/8 Bew, Geschw 3,0 kn. Noch 462 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Ein Etmal von ueber 112, auch nicht schlecht. Aber der Wind hat wieder
nachgelassen und es ist wieder heiss geworden, wie Ulrich schon angekuendigt
hatte und die Ankunft zieht sich wieder hin. Immer noch keinen Fisch gefangen.
Wir hatten schon einige Bisse und zweimal sind die Fische gleich mit dem Koeder
verschwunden. Sind bestimmt alles Riesenviecher, die hier rumschwimmen. Auch
sind keine Delfine mehr zu sehen. Lediglich konnten wir gestern einen fliegenden
Fisch sehen.

10.10.04, 03:51 UTC, 12. Seetag. Position: S18°24 W167°22 Kurs 247°, Wind ESE 3,
3/8 Bew, Geschw 3,0 kn. Noch 394 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Heute hat sich Otto von der Hanna mal wieder gemeldet. Er hat Fiji verlassen und
ist weiter nach Westen unterwegs. Er wird nicht nach Neuseeland gehen. Yoceline
naeht fleissig an der neuen Gastlandflagge. Bodo hat soviel Stoff gekauft, dass
sie sich sogar davon noch ein Kleid genaeht hat. Und immer noch ist reichlich
Stoff da.

11.10.04, 03:26 UTC, 13. Seetag. Position: S18°25 W168°49 Kurs 261°, Wind ESE 3,
2/8 Bew, Geschw 3,2 kn. Noch 311 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Heute konnten wir endlich mit der Angel was an Bord ziehen. Nach einem Fehlbiss
beobachtete ich einen schoenen weissen Seevogel ueber uns. Aus 15 m Hoehe
stuerzte er sich auf unsere nachgeschleppte Angel. Ich konnte ihn nicht
ueberzeugen, es sein zu lassen. Kurze Zeit spaeter tauchte er wieder auf. Sonst
hoert man nicht viel von den Voegeln auf See aber diesmal schrie er laut um
Hilfe mit einer kraechzenden Stimme. Mit Handschuhen und Spitzzange bewaffnet
holte ich ihn dann an Bord. Er wehrte sich nicht sonderlich, sondern schien
wirklich auf Hilfe zu hoffen. Ich konnte ihn auch von dem Drilling an der
Aussenseite seines Halses befreien und nach einem Foto liess ich ihn wieder
fliegen. Ohne sich umzusehen und zu danken verschwand er schleunigst Richtung
Sueden. Und das alles zwischendurch beim Brotbacken. Zwei schoene Brote sind mir
gelungen und ich freue mich schon darauf.

12.10.04, 03:46 UTC, 14. Seetag. Position: S18°27 W171°05 Kurs 263°, Wind SE 4,
5/8 Bew, Geschw 5,6 kn. Noch 183 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Im Moment reiten wir ueber die verrueckten Wellen, wie ein Cowboy erstmals auf
einem nicht eingerittenem Pferd. Wir hatten einige Stunden ordentlichen Wind,
bestimmt 20 oder mehr Knoten und die Wellen kommen aus zwei Richtungen. Jetzt
sind es vielleicht noch 15 Knoten. Eigentlich wollte ich wieder die ganze Zeit
auf das kleinere Segel wechseln. Jetzt passt die Windstaerke aber wieder. Wenn
wir gut voran kommen, koennen wir es uebermorgen mit dem Landfall schaffen. Es
ist wieder soweit. Eines meiner vielen Goldstuecke im Mund wollte wieder ans
Tageslicht. Jetzt kann ich hoffentlich die naechste Zahnarztpraxis im
Koenigreich Tonga testen. Hatte heute erstmals Kontakt zu einer neuen Funkrunde.
Der Leiter heisst Winfried und seine Yacht Anna Maria. Hier habe ich wieder
viele bekannte Yachtnamen gehoert, die uns meisst voraus sind. Unter anderem
habe ich auch wieder von der Ironlady gehoert, die wohl die Torresstrasse schon
hinter sich hat.

13.10.04, 02:20 UTC, 15. Seetag. Position: S18°30 W172°52 Kurs 242°, Wind SSE
5-6, 8/8 Bew, Geschw 5,9 kn. Noch 81 Meilen bis zum Vavau, Tonga
Jetzt blaest es kraeftig aus SSE, fast aus S und wir segeln am Wind. Alle
Wetterprognosen gingen eher von SE bis E aus. Egal, wir kommen sehr gut voran
und werden morgen frueh wohl Tonga erreichen. Wird auch mal wieder Zeit Land zu
sehen. Vorhin umkreisten acht kleinere Seevoegel, vielleicht Seeschwalben meinen
Koeder und pickten immer wieder danach. Sie waren aber vorsichtig und nix ist
passiert. Mir steht gleich noch ein Segelwechsel bevor und dann hoffe ich, dass
ich noch etwas Schlaf in der Nacht bekomme.

13.10.04, Vavau, Tonga
Gut angekommen. Ab heute morgen um 0100 Uhr, wagte ich nicht mehr zu schlafen.
Wir hatten noch 15 Meilen bis zur Insel und 36 Meilen bis zum Ziel. Ich hab ja
schon mal den Wecker verschlafen, nicht auszudenken, wenn der Wind uns dann auf
die Insel treibt. Der Wind mit Staerke 5 bis 6 wechselte auch zur Bestaetigung
staendig die Richtung und es war auch schon ein indirekter Lichtschein der Insel
am Horizont zu erkennen. Noch im stockdunkeln naeherten wir uns den Inseln und
ich hielt respektvoll etwas Abstand. Als wir zwischen den Inseln einfuhren, war
es dann Hell. Wieder ein beeindruckendes Bild, nicht nur, weil wir so lange kein
Land mehr gesehen hatten. Die Vavau-Gruppe sind einzelne, bewaldete, mit
Steilkueste aus dem Wasser ragende Inseln und Inselchen. Trotz bedecktem Himmel
musste ich einige Fotos machen. Die Navigation der Seekarten, sowohl aus Papier,
als auch der elektronischen fuehrte ueber Land. Ich bin aber vorher schon von
Winfried gewarnt worden. Die Anlegestelle zum Einklarieren war mit zwei Yachten
belegt und alle Moorings in der Naehe auch. Nach langem Suchen fanden wir dann
auf der anderen Seite der Bucht eine freie Mooring, hoffentlich keine Private.
Dann das Dingi ins Wasser und zur Emigration und zum Custom. Die Emigration
stempelte auch nach der ueblichen Routine und 40 Dollar extra fuer ein Visum
fuer Venezulaner unsere Paesse. Der Custom, Zoll, war nicht so leicht zufrieden
zu stellen. Wir muessen doch noch zum Einklarierungspier, damit Beamte von drei
Dienststellen das Schiff besichtigen koennen. So was haben wir zum ersten mal,
laesst sich aber nicht vermeiden. Morgen frueh haben wir um 0830 am Pier zu
sein. Jetzt erst mal etwas schlafen und hoffen, morgen rechtzeitig wach zu
werden.

15.10.04, Vavau, Tonga
15. oder 16. Oktober, dass ist die Frage. Wir sind jetzt nahe der Datumsgrenze
(UTC - 12 Stunden), aber erreichen sie erst bei 180°. Geografisch haben wir noch
den 15. Oktober. Beim Einklarieren wunderte ich mich am 13., dass der Stempel im
Pass den 14. angab. Am naechsten Tag fragte ich den Beamten vom Gesundheitsamt
bei der Schiffskontrolle. Hier hat man die Uhr tatsaechlich eine Stunde
vorausgestellt und damit liegt man zeitlich ueber der Datumsgrenze und somit
einen ganzen Tag bzw. 25 Stunden weiter. Ich hatte so was schon gelesen mit der
Begruendung, dass man in Tonga den Tourismus zum Jahreswechsel als erstes Land
im neuen Jahr ankurbeln wollte. Ganz schoen verwirrend. Wir haben hier auch
wieder alte Freunde mit dem grossen hollaendischen Gaffelschoner getroffen.
Zuletzt in Panama gesehen. Da war noch meine Zahnaerztin Silvia aus Curacao an
Bord. Inzwischen ist sie wieder in Holland. Auch mehrere deutsche Segler sind
hier. Gestern kam Werner mit seiner Frau von der Antaia zur Begruessung. Die
leben schon ueber 10 Jahre hier in der Gegend und besitzen sogar ein Grundstueck
in der Vavau-Gruppe auf der Insel Hunga. Vielleicht besuchen wir sie bald. Hier
ist ueberhaupt viel los. Zwei grosse Charterunternehmen gibt es auch und viele
Segler, fast wie in Holland.

20.10.04, Vavau, Tonga
Der Zahnarztbesuch ist erledigt. Ein Taxifahrer brachte mich zum Hospital, wo
die einzigen Zahnaerzte hier praktizieren. Das Hospital sieht nicht gerade
vertrauenerweckend aus. Ich bin vorgewarnt worden. In der Hauptstadt soll es
sogar einen deutschen Zahnarzt geben, aber solange wollte ich nicht warten.
Letzte Woche war eine Gruppe deutscher Zahnmedizinstudentinnen hier, um sich im
Zahnziehen zu ueben. In Deutschland werden kaum noch Zaehne gezogen und so
muessen die Tonganer fuer die deutschen Studenten ihre Zaehne opfern. Ich hatte
einige Stunden Zeit, mir das Hospital und die Umgebung anzuschauen. Ich hatte
die Losnummer 19 gezogen und die Nummer 9 war gerade in Behandlung. Vorzimmer
und Praxis in einem Raum und meisst stand die Tuere zum Flur wegen der
Belueftung offen. Wie um jedes Haus, laufen auch hier einige Schweine und
Huehner frei herum. Es wurde nicht langweilig. Als mein Gold wieder an seinem
Platz sass, erzaehlte mir der Zahnarzt, dass es wohl nicht lange halten wuerde.
Er hatte wohl nicht den richtigen Kleber, ich soll spaetestens in Neuseeland
wieder zum Zahnarzt. Viele Maenner laufen in schwarzen Wickelroecken herum und
viele Leute binden sich noch zusaetzlich eine haessliche Strohmatte um den
Bauch.
Inzwischen haben wir auch einige Yachtis kennengelernt. Darunter auch Ivan, ein
deutscher Einhandsegler, der aus Prag stammt. Der will mir in Neuseeland die Ela
schweissen. Jetzt heisst mein Ziel in Neuseeland wieder Whangarei, wie zuerst
geplant und nicht mehr Opua. Dort soll es eine relativ guenstige Werft geben.

24.10.04, Vavau, Tonga
So habe ich mir das vorgestellt. Wir liegen vor einer kleinen, gruenen Insel vor
Anker im klaren Wasser mit wunderbarer Aussicht. Direkt vom Schiff schnorchelt
man in einer anderen, bunten Welt. Ich staune immer wieder ueber die
Farbenvielfalt der Fische. Leider sind viele Korallen abgestorben. Wie ich
gehoert habe, erreichte die Wassertemperatur vor ein paar Jahren ueber 30 Grad.
Das war selbst fuer die Korallen zuviel und ein Hurrikane soll ihnen den Rest
gegeben haben.
Heinz, ein deutscher Einhandsegler mit seiner Triklas ist gestern mit uns zu
diesem Ankerplatz gefahren. Er fuhr mit seinem Dingi zur Insel an einen kleinen
Strand, der nur teilweise vom Schiff einsehbar ist. Er blieb sehr lange dort und
ich wunderte mich, was es dort Interessantes gibt. Wir folgten nach einiger Zeit
und entdeckten ein tolles Gebaeude, dass sich wunderbar in die Natur einpasste,
ueberwiegend wurde Bambus und Holz verwendet. Dort sass Heinz auf der Terrasse
und genoss ein kaltes Bier. Der Eigentuemer stellte sich gleich mit seinen
Leuten vor. Es handelt sich um ein Hotel, dass mit kleinen Gebaeuden ueber die
Insel verteilt ist. Es soll erst in drei Wochen eroeffnet werden. Der
Eigentuemer ist ein amerikanischer ehemaliger Rockmusiker, der sich hier
zurueckziehen will. Er produziert aber noch einige bekannte Musiker. Von den
aufgezaehlten Namen war mir sogar einer oder zwei bekannt. Allerdings verzichtet
er nicht auf Medienrummel. Heute soll ein groesseres Fernsehteam vorbeikommen.
Er erzaehlte, dass die Amerikaner hier auf einer Nachbarinsel eine taegliche
Fernsehshow drehen wollen, in der Kandidaten das Ueberleben auf einer kleinen,
einsamen Insel versuchen sollen. Der Sieger soll 4 Millionen Dollar erhalten.
Aber wenn die Kamera aus ist, wird bei ihm im Hotel gefeiert.
Ich muss auch sagen, der Zahnarzt von Tonga versteht etwas von seinem Fach. Er
hatte mir ja angekuendigt, dass mein Gold nicht lange im Zahn haelt und er hatte
recht. Etwa 24 Stunden hielt die Sache. Ich habe von einem deutschen Zahnarzt
auf Tangatapu, der Hauptinsel gehoert. Vielleicht finde ich den ja bald.

25.10.04, Vavau, Tonga
Endlich habe ich einen Tauchpartner. Mit Heinz war ich gestern am Hausriff des
Hotels schnorcheln. Heute sind wir mit dem Dingi zu einer Hoehle auf einer
anderen Insel gefahren. Da wir die Hoehle zuerst nicht fanden, gingen wir erst
mal dort schnorcheln, fuhren dann langsam an der Kueste der Insel zurueck und
fanden dann die Hoehle. Der Eingang ist gerade breit genug, um mit dem Dingi
hineinfahren zu koennen. Drinnen erweitert sie sich dann erheblich. Sie ist
bestimmt ueber 10 m hoch und 20 m breit. Einige Schwalben und Fledermaeuse leben
darin. Sieht toll aus. Anschliessend ritten wir gegen den seit drei Tagen mit 20
bis 25 Knoten kraeftigen Wind zurueck. War eine ruppige und feuchte
Angeleinheit.

27.10.04, Vavau, Tonga
Die letzten zwei Tage habe ich ueberwiegend mit Naehen der Genua II
verbracht. Heinz hat mir mit ein paar Flicken Segeltuch ausgeholfen. Heute
haben Heinz und ich das kleine Dorf Talihau besucht. Ein Einheimischer war
mir behilflich, meinen Abfall loszuwerden. Anschliessend lud er uns auf
einen Kaffee in sein Luckys Beach Houses ein. Dort trafen wir seine Frau.
Gisela aus Duisburg. Sie betreiben eine kleine Fruehstueckspension direkt
am Strand. Sie haben sogar eine kleine historisch nachgebaute
Gaestehuette. Gisela ist vor 20 Jahren auch mal um die Welt gesegelt und
hier vorbeigekommen.

28.10.04, Vavau, Tonga
Heute habe ich beim Schnorcheln mit Heinz einen grossen Zackenbarsch entdeckt.
Habe leider zu lange ueberlegt, ob ich ihn schiessen soll oder nicht. Dann war
er in seiner Hoehle verschwunden. Der haette fuer drei Personen mindestens eine
Woche gereicht. Fuer morgen haben wir uns entschlossen, mit Heinz direkt nach
Tongatapu weiter zu segeln und keinen Stop in der Haapai-Gruppe mehr zu machen.
Das sind etwa 175 Meilen, hoffentlich knapp zwei Tage Richtung Sueden.

29.10.04, 23:15 UTC, 2. Seetag. Position: S20°24 W175°15 Kurs 202°, Wind ESE 4,
6/8 Bew, Geschw 4,0 kn. Noch 47 Meilen bis Tongatapu, Tonga
Nachdem uns Winfried von der Anna-Maria uns gestern morgen den Wetterbericht
gegeben hatte, sind wir ankerauf gegangen. Es blies etwas kraeftiger als
vorhergesagt bis etwa 30 Knoten. Schauer hatten wir auch. Laut Winfried sind wir
in einem Trog, der von der ITC ausgeht. Es war zuviel Gischt in der Luft,
deswegen traute ich mich nicht, den PC auszupacken. In der Nacht liess der Wind
dann auf etwa 15 Knoten nach. Wir passierten ziemlich nahe zwei Vulkankegel, die
noch aktiv sein sollen. Konnte aber nicht sehen, dass die noch arbeiten. Wir
hatten zwar Vollmond aber volle Bewoelkung. Nur gelegentlich kam der Mond mal
durch. Dann waren die Umrisse der Vulkane zu sehen. Mit Schlafen war wieder
nicht viel, da es hier von kleinen Inseln und Riffen nur so wimmelt. Leider
werden wir wieder nachts ankommen und muessen draussen warten. Heinz ist etwa 15
Meilen hinter uns. Ich glaube das erste mal, dass die Ela schneller ist als ein
anderes Schiff. Heute morgen raste ein riesiger Fisch auf meinen Koeder zu. Den
Fisch sah ich nicht, nur die Bugwelle oder besser die Rueckenwelle. Ein Hai oder
Delfin war es nicht, sonst haette man die Rueckenflosse gesehen. Zum Glueck hat
der nicht angebissen. Gestern, wir hatten gerade den Anker oben, sah ich zum
erstenmal auch eine Seeschlange. Sie war schwarzweiss kariert und etwa 1,5 Meter
lang. Sah gefaehrlich aus, aber die sollen ja nicht beissen. Hoffentlich wissen
die das auch.

31.10.04, Tongatapu, Tonga
Um 1015 Uhr viel der Anker vor Nukualofa, der Hauptstadt von Tongatapu und
Tonga. Wie immer heisst es erst mal ausruhen. Noch in der Nacht habe ich vor der
Nordinfahrt zur Insel beigedreht. Von dort sind es immerhin noch 10 Seemeilen
durch die Riffe zum Ankerplatz. Gegen 0500 erzaehlte mir Heinz, er braucht noch
zwei Stunden bis zur Einfahrt. Also trieben wir weiter mit zwei Knoten weg von
der Einfahrt. Nach einer halben Stunde holte ich dann das backstehende Segel
dicht, um wieder heranzukreuzen. Heinz war eine Weile nicht ansprechbar, da er
vergessen hatte, das Funkgeraet auf Kanal 16 zurueck zustellen. Als er sich dann
meldete, erzaehlt er froehlich, dass er kurz vor der Einfahrt sei. Jetzt musste
ich erst noch wieder herankreuzen. Egal, jetzt liegen wir vor dem Hafen vor
Anker, muessen das Schiff noch aufklaren und das Dingi ins Wasser bringen.

02.11.04, Tongatapu, Tonga
Kurz nach uns lief auch wieder der hollaendisch aussehende Schoner mit unseren
Freunden ein, die wir schon seit den San Blas kennen, die seinerzeit meine
hollaendische Zahnaerztin aus Bonaire an Bord hatten. Zur Zeit ist nur noch die
Familie an Bord, die Eltern, ich glaube Englaender mit den drei kleinen
Toechtern von 5 bis 9 Jahren. Als das Dingi im Wasser war, fuhren wir erst mal
zur Begruessung rueber. Sie hatten mehr Anglerglueck und einen grossen Fisch
gefangen, von dem wir gleich vier dicke Koteletts bekamen. Ueber Funk hatten wir
Kontakt mit Paul von Trans-Ozean aufgenommen. Der bot sich gleich an, Heinz und
uns mit seinem Auto abzuholen, die Formalitaeten zu erledigen und uns die Stadt
zu zeigen. Anschliessend lud er uns zum Abend zu einem Sundowner in sein Haus
ein. Er holte uns wieder mit seinem Auto ab. Er besitzt eine Solaranlagen und
Sanitaerfirma, hat sich aber ueberwiegend zur Ruhe gesetzt. Wir waren kaum in
seinem schoenen Haus, da fuhr auch schon ein grosser Bus vor und die
Polizeiblaskapelle stieg aus. Welch ein Empfang. War aber wieder nicht fuer uns.
Das Nachbarhaus, ein Gaestehaus, hatte die Prinzessin von Tonga fuer eine Feier
gemietet und sie musste natuerlich angemessen begruesst werden. Ein Teppich
wurde auch ausgerollt und die Strasse gefegt. Der Prinz, ihr Bruder und
Premierminister war auch eingeladen. Ueberall Sicherheitskraefte und Polizei.
Vom Balkon aus hatten wir den besten Einblick. Ueblicherweise werden die
Mitglieder des Koenigshauses mit der Nationalhymne begruesst. Selbst in der
Kirche wird der Koenig jedes Mal damit begruesst. Die Prinzessin verschwand
schnell im Haus, dann Nationalhymne, dann hoerte man viele Reden. Anschliessend
gab es ordentliche Marschmusik. Spaeter spielte auch noch eine Tanzkapelle. Es
war so laut, dass wir uns im Haus fast anschreien mussten und die
Schaeferhuendin des Hauses sich hinter dem Sofa verkroch. Heute haben wir auch
schon ein Visum fuer Neuseeland beantragt. Es weht ganz ordentlich und einige
Yachten, die gestern Richtung Neuseeland ausgelaufen sind, haben schnell wieder
kehrt gemacht.
Habe ja schon lange nicht mehr ueber Probleme gejammert. Jetzt scheint das
Auslassseeventil der Toilette nicht mehr zu schliessen. Fuer einen Austausch
muss allerdings das Schiff aus dem Wasser. Hoffe, wir kommen damit noch bis
Neuseeland, andere fahren auch mit offenen Ventilen durch die Gegend.
Andererseits scheint ein grosses Problem behoben. Lange Zeit jammere ich schon
ueber meinen Stromhaushalt und habe sogar in Panama die Batterien erneuert. War
wahrscheinlich gar nicht noetig. Mehr durch Zufall habe ich den Fehler gefunden
und mir im Motorraum fast die Finger an dem grossen Widerstand verbrannt, der
ueberschuessige Windenergie verbrennen soll. Wir haben aber keine
ueberschuessige Energie, also musste irgendwas falsch sein. Die Windmuehle,
ueber deren schwache Leistung ich auch schon lange Zeit schimpfe, scheint
unschuldig. Sie liefert Energie, die der Widerstand dann gleich verbrennt und
nur das Schiff heizt, was in dieser Gegend gar nicht noetig ist. In einem
Sicherungskasten fand ich dann eine Sicherung, die auf den ersten Blick ok war,
deren Kontakte aber korrodiert waren. Jetzt habe ich sie ausgetauscht und bei
dem Wind schon ein paar Tage ausreichend Energie, ohne den Motor laufen lassen
zu muessen. Wahrscheinlich habe ich viele Monate lang viele Liter Diesel nur
wegen dieser bloeden Sicherung verbraucht.

05.11.04, Tongatapu, Tonga
Armin, der deutsche Zahnarzt hat mich auch schon behandelt. Inzwischen habe ich
zwei Termine bei ihm hinter mir und einen weiteren Zwei-Stunden-Termin am Montag
vor mir. Bei ihm muss man sogar Termine machen, obwohl er mich beim ersten mal,
wo uns Paul die Stadt und den Zahnarzt zeigte, gleich behandelt hat. Es laeuft
wunderbar und ohne Hektik bei ihm ab und das beste ist, dass er mir
verstaendlich alles erklaeren kann. Trotzdem kann er nicht alles machen, denn
neues Gold ist erforderlich und das muesste erst in Neuseeland angefertigt
werden. Er gibt mir auch gleich Adressen von Kollegen in Neuseeland mit.
Immerhin wird jetzt alles soweit gesichert, dass es voraussichtlich eine Weile
haelt. Letztens hatte ich hier in der Stadt auch meinen Zahnarzt aus dem
Hospital in Vavau wiedergetroffen und er fragte, ob das Gold noch im Zahn sei.
Ich konnte ihm berichten, dass es wieder im Zahn ist, da ich gerade von Armin
kam.
Damit die Zaehne auch was zu tun haben, sind wir morgen bei Paul und Elke zum
Barbequeue, sprich Grillen eingeladen. Heute waren wir nach dem Einkaufen in
einer tonganischen Imbissbude. Es gab gegrillten Fisch, Yucca und so was wie
einen Fleischgemueseeintropf als Sosse. Yucca ist eine Wurzel, die etwas
aehnlich wie die Kartoffel schmeckt. Das ganze, einschliesslich Limonade fuer 5
Tongadollar, etwa 2,50 Euro. Etwas fettig das ganze, aber nicht schlecht. Dort
lernten wir einen tonganischen Taxifahrer kennen, der uns gleich eine Inseltour
fuer weniger als den halben Preis der offiziellen Anbieter angeboten hat.
Vielleicht schaffen wir es am Sonntag, denn Samstag ist Barbequeue und Montag
muss das Visum fuer Neuseeland abgeholt werden und anschliessend wartet ja der
Zahnarzt.

10.11.04, Tongatapu, Tonga
Zahnarzt ist erledigt, das Visum fuer Neuseeland haben wir auch. Waere alles
bestens, wenn heute nicht ein neues Problem aufgetaucht waere. Mein Funkgeraet
ist kaputt. Ich hatte heute morgen noch Kontakt mit Winfried, der mir spaeter
das Wetterprofil fuer die Tour nach Neuseeland durchgeben wollte. Er rief mich
wieder und ich meldete mich. Dabei muss was kaputtgegangen sein. Ich kann weder
empfangen noch senden. Ansonsten sind alle Funktionen am Geraet noch gegeben.
Vielleicht liegt es auch an der Antenne bzw am Antennentuner. Ich bin ja ein
schlauer Kerl und besitze ein Ersatzgeraet. Das baute ich sofort ein und siehe
da, das Ding geht noch nichtmal an. Habe die Sicherungen innen und aussen
geprueft, alles ok. Konnte sogar Spannung innerhalb des Geraetes messen, aber es
tut gar nichts. Paul von Transocean war sofort bereit, mich zu dem Radioexperten
von Tonga zu fahren. Das ist auch ein Deutscher namens Manfred. Aber helfen
konnte der auch nicht, hatte glaube ich auch keine Lust dazu. Jetzt sieht es
ziemlich hoffnungslos aus fuer mich. Ich kann weder Mails empfangen noch senden
und auch keinen Wetterbericht empfangen. Auf See ist ueberhaupt kein Kontakt
moeglich. Also, wenn Ihr vorlaeufig nichts mehr von mir hoert, braucht Ihr Euch
keine Sorgen zu machen. Ich rechne mit 12 bis 15 Tagen Fahrt nach Neuseeland.
Dann sehen wir weiter.
Am 12.11. soll es losgehen.

Tonga nach Neuseeland
15.11.04, 4. Seetag, wir sind auf S24°58 W178°00 und liegen in einer Flaute. Die
Sonne brennt vom Himmel, aber nachts wird es schon merklich kuehler und der Wind
und das Wasser auch. Heinz mit seiner Triglaw liegt 2 Meilen weiter westlich.
Alle 3 Stunden halten wir Funkkontakt und versuchen in Reichweite zu bleiben.
Heinz hat mir noch einen einseitenbandfaehigen Empfaenger geliehen. Damit konnte
ich meisst auch die Wetterberichte von Winfried empfangen. Heute morgen konnte
ich ihn aber nicht hoeren. Heinz hat ihn mir dann uebermittelt. In der Prognose
wird vor Neuseeland am 25.11.2004 Starkwind erwartet. Waere schoen, wenn wir es bis
dahin geschafft haben. Aber die Wetterprognosen auf 10 Tage sind sowieso sehr
unsicher. Wir muessen halt abwarten, was kommt. Wir haben noch 778 Meilen vor
der Brust. Zusaetzlich zu den Funkgeraeten hat auch der Autopilot seinen Geist
beim Auslaufen aufgegeben. Yoceline bearbeitet mich, die Fotos, die ich von
einem Friedhof gemacht habe, wieder zu loeschen. Sie meint, die Geister sind uns
nicht wohlgesonnen und deswegen geht wohl wieder alles kaputt. Die TO-DO-Liste
und Reparaturliste wird immer laenger fuer Neuseeland. Konnte heute morgen
wieder einen springenden Wal in der Ferne beobachten. Beeindruckend, leider war
er ziemlich weit weg.
18.11.04, 7. Seetag, S27°53, W 179°52, wir naehern uns jetzt endlich der
Datumsgrenze auf 180 Grad, aber das Staunen ueber einen Tag Verlust von einer
auf die andere Sekunde wurde uns ja schon in Tonga vorweggenommen. Die Flaute
liegt hinter uns. Wir haben spaeter noch 10 Stunden motort, um aus dem
Flautenloch rauszukommen. Jetzt haben wir wieder maessige bis gute Winde. Jeden
Tag sieht die Wettervorhersage anders aus. Wir kommen aber voran. Ich versuche
staendig zu bremsen und im Zickzack vor der Triglaw herzufahren, weil sie doch
langsamer ist und wir zumindest den Funkkontakt per VHF nicht verlieren wollen.
Es sind eine Menge Yachten von Fiji und Tonga unterwegs nach Neuseeland.
Ueberwiegend sind mir deutsche Yachten bekannt, die sich auf der Funkrunde mit
Winfried treffen. Beim Auslaufen aus Tonga konnten wir einige Yachten sehen und
auf VHF hoeren, aber jetzt ist nur noch Triglaw zu sehen. Bis gestern
jedenfalls. Seit gestern sind wir zu weit voraus, um sie noch sehen zu koennen.
Nachts wird es jetzt richtig kuehl, wenn der Himmel bedeckt ist auch tagsueber.
Langsam muss ich die warmen Sachen und die Socken auskramen.
20.11.04, 9. Seetag, S 29° 31, E 177° 53, die Datumsgrenze haben wir
ueberfahren. Die letzten zwei Tage wehte es heftig gegenan. Das war eine
ordentliche Bolzerei gegen Wind und Wellen. Wenn der Bug von einer groesseren
Welle ins naechste Tal fiel und eine kurze Welle folgte, donnerte die Welle
gegen das Schiff, dass man meinte, jemand schlaegt mit dem Vorschlaghammer gegen
den Bug. Die Ela wurde von der Mastspitze bis zum Bug durchgeschuettelt. Ich
hatte gerefft, was zu reffen war. Ein Reff in der Arbeitsfock und zwei im Gross.
Als naechstes waere die Sturmfock dran gewesen, war aber dann doch nicht noetig.
Wieder waren wir zu schnell fuer die Triglaw und fuhren staendig an der Grenze
der Funkreichweite mit einer Distanz von etwa 15 SM. Deswegen hielten wir auch
alles zwei Stunden Funkkontakt. Es ging gut. Jetzt hat der Wind nachgelassen.
Wir koennen immer noch nicht den Zielkurs anlegen und kommen weiter westlich.
Andererseits muessen wir suedlich von 30° mit Wind aus allen Richtungen rechnen,
da wir aus dem Passatguertel rauss sind. Ausserdem steht ein Strom nach ESE an,
also auch ziemlich gegenan. Im Moment haben wir noch 432 Meilen zum Ziel. In
drei Tagen ist ein N mit 20 Knoten angesagt. Wenn der kommt, koennen wir uns
endlich die Fahrtrichtung aussuchen, aber bis jetzt stimmte so gut wie gar
nichts von den Wetterprognosen.
25.11.04, Opua, Neuseeland, gestern haben wir um 0300 am Zollpier von Opua
festgemacht. Kurzfristig haben wir wieder einmal das Ziel geaendert und haben
Opua angelaufen. Die Distanz war etwas kuerzer und angesichts des angekuendigten
Sturmes mit 40 Knoten Wind haben wir uns doch fuer den naechsten Hafen
entschieden. Gerade fegt dieser Sturm ueber uns hinweg. Der oertliche
Wetterbericht spricht gerade von bis zu 55 Knoten. Die armen Schweine, die jetzt
noch unterwegs hierhin sind. Selbst vor Anker ist das nicht angenehm. Es gingen
einige Boote auf Drift. Unter anderem wir auch und mussten ein neues
Ankermanoever fahren. Jetzt haelt er hoffentlich. Die Kaltfront dieses
Sturmtiefs hat uns noch auf See erwischt. Diesmal stimmte die Vorhersage fast
auf die Stunde genau und wir waren vorbereitet. Zuerst kamen die Wolken mit den
Squalls (Boeen) und dann der angekuendigte Windsprung genau gegenan. Mit Hilfe
des Motors versuchten wir dann moeglichst schnell Richtung Hafen zu kommen. Das
klassische Rueckseitenwetter dieser Front brachte dann wieder den WSW-Wind und
wir konnten ohne Motor das Ziel mit einer Fahrt von ueber 6 Knoten anliegen.
In der anschliessenden Nacht schafften wir dann problemlos den Landfall. Sau
kalt ist es hier. Ich habe alles warmen Sachen raussgewuehlt, die ich nur finden
konnte. Tagsueber in der Sonne kann es dann wieder heiss werden. Eben Fruehling
und nicht mehr die Tropen. Noch am Zollpier erfuhren wir von der
Thanks-Giving-Feier (so was wie Erntedankfest) im Yachtclub am Abend. Typisch
amerikanisch mit Truthahnessen. Der Laden war brechend voll und wir trafen sehr
viele deutsche Crews. Die meissten verbringen die Hurrikansaison hier. Viele
kannten wir schon persoenlich, andere von den Funkrunden. War eine tolle, bunte
Sache, jeder sprach mit jedem. Heute abend sind wir auf die Flow zur
Geburtstagsfeier von Horst eingeladen.
Am Zollpier wurde jedes Schiff von vorne bis hinten durchsucht. Erst ein Beamter
der Gesundheitsbehoerde, der spaeter dem Zollbeamten einwies, wo Alkohol und
Zigaretten zu finden sind. Alle Frischwaren, wie Kartoffeln, die komischen
Wurzeln, Fleisch und Gemuese ging in den Muell. Sogar die Dose
Fruehstuecksfleisch, die ich noch eine Stunde vorher am Zollpier geoeffnet
hatte, war dabei. Mais, Milchpulver, Honig und eine ganze Menge anderer
Lebensmittel folgten. Im Maschinenraum habe ich noch ne Menge Bohnen gelagert,
die haben sie nicht gefunden. Einige andere Sachen konnte Yoceline noch
verstecken oder den Beamten ablenken und somit retten. Die Beamten waren sehr
freundlich aber unerbittlich. Sogar der Staubsauger musste geleert werden. Dann
konnten wir die gelbe Q-Flagge einholen und vor Anker gehen.

Opua, Neuseeland, 12.12.04
Wird mal wieder Zeit fuer einen kleinen Bericht. Wie immer, ueberhaupt keine Zeit. Erst mal wieder orientieren, wo ist wer und was, Termine machen usw.. Hier scheint wohl alles moeglich an Reparaturen und Ersatzteilen, oder besser fast alles. Mein Autopilot ist wieder repariert. Habe gleich drei neue Zahnriemen bestellt, zwei in Reserve. Nach einem Tag waren sie da. Fuer meine Elektronikprobleme habe ich einen Schweizer gefunden, den Hans. Der kuemmert sich um meine beiden Funkgeraete, das Radar und das GPS. Das GPS ist ok, nur die Antenne kaputt, haben wir schon herausgefunden. Radar und Funkgeraete hat Hans mitgenommen. Hans wiederum habe ich ueber Gerd gefunden, der hier BAY MARINE ELECTRIC betreibt. Inzwischen bin ich aber massiv vor Gerd gewarnt worden, der in erster Linie versucht, Geld aus den Taschen zu ziehen. Habe zuvor schon ein ueberteuertes und nicht ausgereiftes LED-Ankerlicht bei ihm gekauft.
Ich versuche jetzt zuerst alles in Ordnung zu bekommen, was vor Anker erledigt werden kann. Und dann soll es an Land gehen mit den restlichen Arbeiten. Klaus, von der Atair, den wir auf Tahiti kennengelernt hatten, hat mir dort schon empfohlen, in Neuseeland ein Auto zu kaufen. Mit oeffentlichen Verkehrsmitteln geht hier nicht viel und Taxen und Mietwagen sind sehr teuer. Waehrend ein Autokauf relativ guenstig und unkompliziert ist. Die meissten Yachtis kaufen hier ein Auto. Also zogen Heinz und ich auch los zur Auktion in Whangarei, wo es besonders guenstig sein sollte. Wir fuhren morgens mit dem Bus nach Whangarei, etwa 60 km entfernt. Der letzte Bus zurueck fuhr um 1700 Uhr und die Versteigerung begann um 1800 Uhr. Einer von uns musste also mindestens ein Auto ersteigern, um zurueck zu kommen. Die Autos sind vorher anhand einer Checkliste geprueft worden und man kann auch eine Probefahrt machen. Ich konzentrierte mich auf das haesslichste und scheinbar guenstigste Auto. Heinz ersteigerte gleich den ersten Wagen der Versteigerung. Den Zuschlag erhielt er bei 1500 Dollar. Anschliessend kam ein Angestellter der Auktionsfirma und erzaehlte, der Preis ist zu niedrig, der Vorbesitzer wolle mindestens 200 Dollar mehr. Sie einigten sich dann auf den hoeheren Preis. Komische Methoden. Aber wir hatten schon davon gehoert, von den anderen Yachtis. Mein angepeiltes Auto war die Nummer 6 und hatte die Preisvorstellung von 1700 bis 2700 Dollar des Vorbesitzers. Es war schon vorher bei anderen Auktionen nicht versteigert worden, obwohl der Preis bis auf 800 Dollar runterging. Alles ziemlich aufregend, war noch nie bei einer Auktion, dann noch auf Englisch und die Kroenung der neuseelaendische Akzent kaum zu verstehen. Die Versteigerung faengt bei der oberen Preisvorstellung des Vorbesitzers an. Dann geht der Preis runter, bis der erste Interessent steigert. Wenn es weitere Interessenten gibt, wird dann wieder noch oben gesteigert. Meine Nummer 6 ging nur bis auf 1600 runter, kein Interessent und der Wagen wurde nicht verkauft. Das war mir fuer den Wagen zu teuer. Die anderen Wagen hatte ich mir erst gar nicht richtig angeschaut. Spaeter kam dann die Nummer 10, ein Kombi, der relativ gut aussah, Preisvorstellung zwischen 2700 und 3500. War mir eigentlich zu teuer, aber als bei 2000 keiner steigerte, stieg ich dann doch kurz entschlossen ein. Ein weiterer steigerte mit und der Preis ging auf 2200. Einmal versuche ich noch, dachte ich mir und hob die Hand fuer 2300. Und ich bekam den Zuschlag. Natuerlich war dieser Preis auch zu niedrig fuer den Auktionator und er wollte mindestens 2500. Endlich konnte ich auch mal auf tuerkisch machen, ich nix verstehen, ich 2300. Der Angestellte sagte nach einigem Jammern und Bedenken, er muesse zuerst den Vorbesitzer anrufen. Ich stimmte ihm zu. Jetzt merkte er zwar, dass ich ihn sehr wohl verstanden hatte, aber egal. 5 Minuten spaeter bekam ich Bescheid, der Preis sei ok und ich bekam den Wagen fuer 2300. Hinzu kommen noch ein paar Gebuehren. Man bezahlt mit Kreditkarte, zeigt den Fuehrerschein vor, bekommt den Schluessel und kann losfahren. Die Papiere werden zugeschickt.
Es stellte sich heraus, ich hatte einen Subaru Legacy ersteigert. Ich glaube 3 ltr. Hubraum, PS keine Ahnung, Automatic, Klimaanlage, Allradantrieb, Ledersitze und einiges mehr ohne Betriebsanleitung. Der Motorraum vollgepackt bis zum Rand und keine Ahnung was das alles ist. Genau sowenig wie die ganzen Knoepfe und Schalter um den Fahrersitz. Dann haben die noch alles verkehrt eingebaut. Der Fahrersitz mit Lenkrad ist rechts. Irgendwie bekam ich ihn zum laufen und Heinz und ich fuhren zur naechsten Tankstelle. Nach dem Tanken sah ich noch, dass mein Auto ein Turbo ist. Turbo??? kenn ich nur von Diesel und ich hatte Benzin getankt. Es gibt aber wohl auch Benziner mit Turbo und ich habe zum Glueck einen. Irgendwann traf auch Yoceline wieder ein, die sich die Stadt angesehen hatte. In Begleitung von einem Maori, einem Eingeborenen. Hier laufen ja fast nur Weisse rum und als sie dann einen farbigen Eingeborenen sah, verstanden sie sich auf Anhieb. Du Indio und ich Indio, hatte sie zu ihm gesagt und beide gleich Freundschaft geschlossen. Sie waren zusammen Bier trinken, er zeigte ihr seine Wohnung. Jetzt muessen wir ihn bald mal besuchen.
Am naechsten Tag wollten wir noch mal nach Whangarei, um eine Autoversicherung abzuschliessen und weitere Geschaefte und Werften zu erkunden. Heinz hielt noch einmal kurz vor einem Yachtzubehoergeschaeft. Ich nutzte die Zeit, um einige Schalter und Knoepfe in meinem Auto zu erkunden. Wir wollten weiter, und mein Auto sprang nicht mehr an. Irgendwann ging lediglich die Alarmanlage los. Nach einigem Suchen fand ich einen hilfsbereiten Mechaniker. Der stellte schnell fest, dass die Batterie zu Ende ist. Ich hatte wohl auch noch die Klimaanlage und irgendwelche Nebelscheinwerfer eingeschaltet. Jetzt habe ich erst mal einen Inspektionstermin fuer Montag bei ihm gemacht und hoffe, er wird mir dann einiges erklaeren koennen.
Gestern waren wir bei Klaus und Gladis von der Atair eingeladen. Die wohnen ja hier in der Naehe in Russel. Klaus hat eine ehemalige Nussfarm mit 17000 qm gekauft. Ein bewaldetes Hanggelaende, wunderschoen mit Blick auf die See. Der naechste Nachbar ist zwei Kilometer entfernt.

Opua, Neuseeland, 23.12.04
Habe gerade u. a. eines meiner Funkgeraete repariert wiederbekommen. Hoffe jetzt
kann ich wieder meine Mails senden und empfangen. Zum ersten Test erst mal die
besten Wuensche zu Weihnachten und einen Superrutsch ins Neue Jahr. Rase immer
noch laufend hinter allem Moeglichen her und es geht aufwaerts. Habe heute ein
Funkgeraet, das Radar und eine neue GPS-Antenne bekommen und alles funktioniert.
Morgen, Heiligabend haben wir ein paar Leute zum Essen eingeladen und
anschliessend geht es in den Segelclub. Dort ist wohl auch einiges los.

Opua, Neuseeland, 29.12.04
Gerade zieht wieder mal eine Sturmfront ueber uns hinweg und ich musste meine
Arbeit in der Bilge wegen Regen unterbrechen. Da bleibt etwas Zeit zum
Schreiben. Mir sind u. a. eine Gallone Epoxy und 5 Liter Phosphorsaeure
ausgelaufen. Eine schoene Sauerei. Aufgefallen ist es mir bei den
Wartungsarbeiten am Motor. Aber es geht gut weiter mit den Arbeiten. Habe wieder
mal Glueck gehabt und mir ist Guenter von der TAO ueber den Weg gelaufen. Er ist
mit Claudia, einer Brasilianerin unterwegs und ist so ein Bastler, Alleskoenner
und Schwabe. Sein Schiff ist fast mehr Werkstatt als Segelyacht. Als Kroenung
hat er nicht nur alle moeglichen Schrauben und Teile an Bord sondern auch gleich
noch eine komplette Drehbank eingebaut. Inzwischen hat er mir schon meine
Kerosindruckleitung fuer den Kocher hartgeloetet. Nach der Improvisation auf den
Marquesas war die nie ganz dicht und ich konnte auch nur mit wenig Druck
arbeiten. Meinen Aussenborder gewartet, der laeuft jetzt wieder wie geschmiert.
Die Ventile an der Maschine eingestellt und gleich Oelwechsel und Filterwechsel
gemacht. Dabei fiel ihm noch ein Fehler in meinem Wasserkuehlkreislauf, der
inzwischen auch behoben ist, auf. Dann hat er mir noch eine Kabelverbindung von GPS
zum Computer geloetet und das Seekartenprogramm so eingestellt, dass ich jetzt
direkt meine Position auf dem Computer in der Seekarte sehe. Eine tolle
Erleichterung. Heute hat er meinen Luftfilter und meinen CD-Wechsler zum
Reinigen mitgenommen und noch weitere Wunder vollbracht. Nachdem meine Segel
inzwischen weitgehend durch sind, denke ich inzwischen ernsthaft ueber die
Anschaffung einer Rollgenau nach. Das waere auch eine Supererleichterung auf
See, denn dann muss ich bei starkem Wind nicht mehr zum Segelwechseln auf dem
Vorschiff arbeiten. Ein Rollsegel braucht man dann nur passend von der Plicht
aus einzudrehen. Nur die Am-Wind-Eigenschaften werden voraussichtlich
schlechter. Dabei will mich Guenter auch beraten und bei der Installation
helfen. Genug vom Arbeiten.
Einen Tag haben wir uns auch einen Ausflug mit Claudia, Guenter und Heinz
gegoennt und den 1200 Jahre alten riesigen Kauribaum mit ueber 14 m Umfang und
ueber 50 m hoch in seinem Wald besichtigt. Ueberhaupt eine tolle Landschaft, die
auf der Ferne betrachtet sehr an Sueddeutschland erinnert. Von den beruehmten
massenhaften Schafen konnte ich nicht allzu viele entdecken, fast mehr Rinder
und die Strassen sind nicht mit toten Katzen oder Hunden bepflastert sondern
reichlich mit Opossums. Einen Abend waren wir zum Schweinebratenessen bei
Guenter, dem Transoceanstuetzpunktleiter eingeladen. Wir waren 18 Personen,
ueberwiegend von deutschen Yachten. Guenter besitzt ein Haus oben auf einem Berg
und einen grossen Backofen, den er mit Holz befeuert. Dort hat er erst mal eine
Menge Brot fuer uns gebacken und anschliessend sein Schwein, was dann mit
Sauerkraut und Kartoffeln auf die Teller kam.
Einen guten und vor allem gesunden Rutsch ins Neue Jahr und vielen Dank fuer die
vielen Guten Wuensche zu Weihnachten und zum Neuen Jahr.

Opua, Neuseeland, 02.01.05
Ausser viel Arbeit gibt es nicht viel Neues zu berichten. Sylvester hatte ich um
1900 meine Arbeiten in der Bilge beendet. Eigentlich wollten wir mit Claudia und
Guenter nach Russel zur grossen Sylvesterfeier fahren. Russel liegt auf einer
Halbinsel sehr nahe, ist aber nur mit Auto und Faehre guenstig zu erreichen.
Ueber Land muesste man bestimmt 80 km fahren. An der Faehre erfuhren wir, dass
der Betrieb um 2300 eingestellt wird. Also nicht zur Feier. Wir sind dann nach
Paihia, dem naechsten Touristenort gefahren. Alle Gaststaetten waren brechend
voll. In einer davon genehmigten wir uns ein paar Getraenke und schauten uns das
Feuerwerk von Russel auf der anderen Seite der Bucht an. Private Knallerei gibt
es hier ueberhaupt nicht. Nicht ein einziger Knaller, lediglich das
professionelle Feuerwerk von Russel war zu sehen. Hab ich das
schon erzaehlt? Seit dem 10 Dezember ist in allen oeffentlichen Gaststaetten das
Rauchen untersagt. Einige haben, wenn moeglich draussen ein Zelt oder aehnliches
aufgestellt, wo sich die armen Raucher treffen.

Opua, Neuseeland, 09.01.05
Jetzt suche ich nach einem guenstigen Angebot fuer eine Rollgenuaanlage. Habe
vier Laeden abgeklappert und warte jetzt auf die Angebote. Da hier jetzt
Hauptferienzeit ist, tut sich in Neuseeland nicht viel und es zieht sich hin,
bis ich Angebote bekomme. Der Generalimporteur hat wohl auch Ferien. Fuer
morgen, den 10. sind mir Angebote in Aussicht gestellt worden. Wenn das klappt,
muss ich mich noch um ein passendes Segel kuemmern.
Seit langem wird u. a. auf Plakaten fuer eine Regatta in Russel geworben, die
gestern, am Samstag stattfand. Ein grosses Ereignis hier und schon mittags
leerte sich unser Ankerfeld. Wir taten uns mit Claudia und Guenter zusammen, und
fuhren auf der Tao auch nach Russel und dann mit dem Dingi zum hiesigen
Yachtclub. Der Dingisteg war so voll, dass die Dingis in 4er-Reihen angebunden
waren und wir ueber einige Dingis klettern mussten, bis wir den Steg erreichten.
Das Gelaende war noch voller mit Personen. Etwa 1000 wurden erwartet. Wir kamen
gerade rechtzeitig, als das Essen fertig war und aus einem ich schaetze 6 x 2 m
grossem Erdloch ausgebuddelt wurde. Erdofen nennt man das wohl. Komische Sitten,
erst vergraben sie ihr Essen und spaeter buddeln sie es wieder aus, wie die
Hunde oder Eichhoernchen. Es gab eine Menge verschiedenster Muscheln und dazu
eine Schuessel mit verschiedenen Gemuesen und Kartoffeln. Die Plastikschuesseln
waren wohlweisslich dick in moderner Alufolie eingepackt. Schmeckte eigentlich
alles ganz gut, nur die Muscheln waren etwas sandig. Im Clubhaus und in einem
grossen Zelt spielte jeweils ein Band und es kam tolle Stimmung auf. Man traf
nicht nur eine Menge Segler und Haendler wieder, auch einige Maoris fanden sich
ein. War ein interessanter Abend. Um 0100 Uhr waren so gut wie alle Vorraete
weggetrunken und die Getraenkestaende wurden geschlossen. Die Nacht verbrachten
wir dann auf der Tao und fuhren heute morgen, mit vielen anderen Yachten
zurueck.

Opua, Neuseeland, 16.01.05
Jetzt setzt sich hier der Sommer durch. Die Sturmtiefs tangieren fast nur noch
die Suedinsel und hier wird es in der Sonne maechtig heiss. Die Sonne ist auch
sehr aggressiv. Freitag hatten wir einige Stunden an Deck gearbeitet und mein
Gesicht gluehte anschliessend nur noch rot. Ich versuche mir jetzt mal einen Hut
anzugewoehnen. Nachts wird es aber weiterhin saukalt. Das konnten wir gestern
beim grillen auf der Triglaw wieder gut feststellen. Erst wird man selbst in der
Sonne gegrillt und sobald die Sonne fast untergegangen ist rueckt man um den
Grill zusammen.
Mein neues Rollreffsystem ist installiert. Jetzt muss ich mir noch ein neues
Vorsegel dafuer machen lassen und vielleicht kann ich eines meiner alten
Vorsegel auf das neue System als Reserve umschneidern lassen. Das wird wieder
eine Weile dauern. Zum Glueck sind die Preise hier etwas guenstiger als in
Europa und als Yacht in Transit braucht man die Mehrwertsteuer nicht zu zahlen.
Bei der Montage stellte Guenter fest, dass ein Karneel meines Achterstags an bb
gebrochen war. Da musste auch ein neues her und ist schon erledigt.
Jetzt steigt meine Hoffnung, auch mal Zeit fuer die Umgebung zwischendurch zu
haben. Nach der Regatta hier am letzten Wochenende wurde im Radio gemeldet, dass
ein Schiff einen 8 Meter langen Hai gesichtet hat. Scheint aber nicht
alltaeglich zu sein, denn es wurde ein Experte befragt und der spekulierte ob es
sich um einen Walhai, einen Grossen Weissen oder um einen Tigerhai handelte. Wir
haben lediglich einen kleinen Pinguin am Ankerplatz gesehen.
Aktueller Nachtrag: habe vorhin noch versucht ein paar Fotos per Internet zu
versenden, aber der Rechner dort wollte meine Disketten nur formatieren und
jetzt versuche ich schon eine Weile eine Funkverbindung zu bekommen. Vielleicht
klappts ja noch.

Opua, Neuseeland, 21.01.05
Gestern sind Heinz und ich durch die Waelder Neuseelands geritten. Vor ein paar
Tagen haben wir eine Gruppe Franzosen kennengelernt. Die machten tolle Musik mit
Gitarre, Harmonika und Rassel in einem Restaurant. Ein Paar der Franzosen
arbeitet in einem Reitstall und lud uns zum reiten ein. Wir bekamen sogar einen
Sonderpreis fuer 20 Dollar, normal kostet es 50 Dollar. Da unsere Fuehrerin ja
auch Seglerin und nur Aushilfe im Stall ist kennt sie sich nicht besonders aus.
Promt verirrten wir uns im Wald. Das war um so interessanter. Es ging rauf und
runter. Teilweise so steil ging es einmal rauf, dass die Pferde trotz
Allradantrieb mehr rutschten als kletterten. Unsere Fuehrerin ritt mal voraus,
um sich zu orientieren, aber ergebnislos. Also mussten wir wieder zurueck.
Diesen steilen Hang wieder runter. Mir wurde doch etwas mulmig, aber runter
fuehrten wir dann die Pferde zu Fuss, oder besser hielten wir uns eher an den
Pferden fest. Das steilste Stueck uebernahm dann das Maedel die Pferde einzeln
und musste zweimal wieder raufklettern, um die Pferde zu holen. Nach zwei
Stunden fanden wir dann den Stall wieder. War wirklich klasse.

Opua, Neuseeland, 27.01.05
Das inzwischen gute Wetter wird durch ein seltener gewordenes Sturmtief
unterbrochen und es ist seit gestern etwas ungemuetlich. Trotzdem werden
weiterhin die regelmaessigen Regatten durchgezogen. Die Kiwis sind wirklich
segelverrueckt.
Dieses Wochenende findet wieder eine groessere Regatta statt und man hat sogar
auf der Pier ein Festzelt dafuer aufgebaut.
Apropos Segel, mein neues Rollsegel ist bestellt. Soll aber bis Mitte Maerz
dauern. Immerhin bekomme ich vorher mein zur Reparatur abgegebenes Grossegel
zurueck. Ausserdem wird meine Mittelgrosse Genua als Reservesegel fuer die
Rollfock umgenaeht. Von der zerrissenen Genua I kann ich mich jetzt trennen,
leider wohl auch von meiner guten, kraeftigen Arbeitsfock. Heute konnte ich
endlich gutes Petroleum nachkaufen. Das war auch ein laengerer Akt. Wie ich
erfahren hatte, ist das Jetfuell, das Flugbenzin das beste und sauberste
Petroleum. Dafuer musste ich dreimal zum Flughafen in Kerikeri fahren. Gestern
bekam ich dann die Telefonnummer vom Flughafenmanager. Nachdem ich ihn heute
morgen angerufen hatte, konnte ich ihn dann im Tower besuchen und er schloss mir
das Tor zum Flugfeld auf, so dass ich mit dem Auto zur Flugzeugtankstelle fahren
konnte. Dort half er mir dann, meine Kanister zu fuellen. Das Zeug ist sogar
noch preiswerter als das billigste und schmutzige Lampenpetroleum, dass man in
den Laeden kaufen kann.

Opua, Neuseeland, 06.02.05
Leider bekomme ich in der letzten Zeit keine Funkverbindung fuer meine Email
zustande und kann ueber diese Adresse kaum noch was empfangen oder senden. Jetzt
muss ich wohl doch oefter ins Internetcafe. Falls mir jemand zum Geburtstag
gratuliert hat, bedanke ich mich herzlichst und hoffe, dass ich die Mails auch
noch zu lesen bekomme.
Ja, Geburtstag, daran hatte ich meisst nicht gedacht, und wenn, dann nicht
darueber gesprochen. Durch Zufall hoere ich am Freitag im VHF-Radio ein
Gespraech von Bob von der Twix, Englaender oder Kanadier mit, der die Lilli
Belero, uns gut bekannte Englaender Mike und ...(wenn ich mir nur alle Namen
merken koennte) rief und nachfragte, ob sie auch zu der grossen Party am Samstag
von Yoceline und Wolfgang gehen. Es stellte sich heraus, Yoceline hatte schon
seit zwei Wochen alle moeglichen Leute zu einer Geburtstagsparty im Cruising
Club, dem oertlichen Segelclub eingeladen und ich wusste von nix. Toll, dann
wurde erst mal am Samstagmorgen ordentlich eingekauft, vorbereitet und gekocht.
Der Club hatte freundlicherweise die Clubraeume und den professionellen Gasgrill
zur Verfuegung gestellt, weil samstags keine Regatta stattfindet und
normalerweise geschlossen ist. Freitag abend, das bekam ich dann mit, wurden im
Club weiterhin Leute eingeladen. Ziemlich blass erschien ploetzlich Alex, einer
der Franzosen und suchte verzweifelt nach Paolo, dem Partner von Ode, unsere
franzoesische Reitbegleiterin. Ode hatte einen Reitunfall und lag im Hospital in
Kawakawa. Wie ich spaeter erfuhr, war sie etwas unelegant, mit einem
anderthalbfachen Salto ueber dem Hals und Kopf des Pferdes, sozusagen Hals ueber
Kopf abgestiegen und auf dem eigenen Kopf und Ruecken unsanft gelandet. Ich fuhr
mit Alex im Dingi los, um Paolo zu suchen, leider vergeblich. Spaeter tauchte er
dann doch noch auf einem anderen Boot auf und konnte endlich zu Ode ins
Krankenhaus gebracht werden. Die Verletzungen waren nicht allzuschlimm und sie
wurde noch am gleichen Abend entlassen, musste aber das Bett bzw. die Koje
hueten und konnte nicht an der grossen Party teilnehmen. Leider hatte Yoceline
vergessen, Rasmus einzuladen, der sich mit Sturm und viel Regen bedankte. Das
bedeutete fuer mich, mehrfach im Regen mit stuermischen Winden und passenden
Wellen zwischen Ela und Dingisteg hin und herzufahren, bis alles mit Verspaetung
an Ort und Stelle war. Die meissten Leute liessen sich auch nicht vom Wetter von
der Party abhalten. Waehrend im Club aus einem kleinen mobilen CD-Player die
Musik erschallte, durfte ich dann im Regen das Fleisch grillen. Ging aber ganz
gut und es wurde eine feuchtfroehliche Party mit internationalem Flair. Wenn ich
mich recht erinnere waren mindestens Frankreich, Kanada, England, USA,
Neuseeland, Brasilien, Chile, Venezuela, Deutschland und sogar Gelsenkirchen
vertreten. Und das Beste, auch einige Instrumente. Axel von der Ira Ricarda,
Axel, auch ein Deutscher, der in der Marina das Internetcafe betreibt, Paolo und
Alex hatten ihre Gitarren mit, Alex auch noch seinen Kwetschkasten und Axel acht
Mundharmonikas. Rasseln und Trommeln wurden aus verschiedenen
Haushaltsutensilien improvisiert. Das wurde ein supergutes Konzert mit
Profiqualitaet. Alex und Paolo verdienen sich oefter ihr Geld mit Musik im
Restaurant und die anderen spielten auch super, vor allem harmonierte das wilde
Zusammenspiel. Leider hatte ich wegen dem feuchten Klima die Kamera an Bord
gelassen.
Leider bekomme ich in den letzten Tagen gar keinen Funkkontakt mehr fuer die
emails.

Opua, Neuseeland, 14.02.05
Ausser viel Arbeit gibt es nicht viel Neues. Habe heute schon mal die
demnaechst erforderlichen und neu zu kaufenden Seekarten aufgelistet. Und
gestern habe ich mich endlich ueberwunden, meine grosse Genua I zu
zerschneiden. Gerissen war sie ja eh schon und sowieso nicht mehr fuer
meine Rollreffanlage zu gebrauchen. Zwei groessere Stuecke habe ich als
Sonnensegel fuer Vor- und Achterschiff zurechtgeschnitten. Auf einem
Nachbarschiff besitzen sie eine Naehmaschine und reparieren Segel deutlich
guenstiger als der Segelmacher. Die werde ich bitten, mir die Raender
umzunaehen und ein paar Oesen einzusetzen. Jetzt planen wir, in den
naechsten Tagen eine Tour mit dem Auto zur Suedinsel zu machen und das
Schiff erst danach aus dem Wasser zu holen. Waehrend der Tour geht die Ela
dann an eine Mooringtonne. Da liegt sie dann sicherer. Kevin, ein Kiwi
besitzt hier zwei davon und hat mir eine kostenlos angeboten. Das Wetter
spielt hier etwas verrueckt. Aber das war bisher in jedem Land so, wo wir
hinkamen. Ist ja schliesslich ein kleines El Nino Jahr. Mal ist es sehr
sommerlich und dann zieht schon wieder die naechste Front ueber uns
hinweg.

Opua, Neuseeland, 21.02.05
Alles ist vorbereitet fuer die Suedinseltour. Auto ist weitgehend gepackt, Dingi
an Deck, die Ela ist an die Mooring verholt und morgenfrueh will uns Gerhard von
der Ela mit seinem Dingi hier abholen. Wir wollen gleich auch versuchen, in
Auckland ein Visum fuer Australien zu bekommen. Klaus hat uns eine Menge Tipps
fuer die Tour gegeben. Ist ganz schoen gross die Insel und ich weiss noch nicht,
wie lange wir unterwegs sind, vielleicht 3 Wochen. Vorgestern waren wir bei ihm
zu Hause zum Grillen. Ausserdem haben wir schon die weitere Route in den
Indischen Ozean ausgearbeitet. Wenn wir es bis zum Ende des Jahres noch bis
Suedafrika schaffen wollen, bleibt wieder mal nicht viel Zeit zum Besichtigen.
Fiji habe ich direkt gestrichen. Es soll von hier direkt nach Vanuatu und dann
ueber ein Atoll von Neukaledonien nach Cairns in Australien gehen. Danach weiter
in Tagestouren innerhalb vom Grossen Barriereriff zur Torresstrasse.

Opua, Neuseeland, 12.03.05 Teil 1
Wir sind wieder auf dem Wasser an Bord der Ela. Vorgestern Nachmittag sind wir
angekommen. Es waren wieder mal tolle Eindruecke. Leider nicht unvergesslich,
ich haette meinen PC mitnehmen sollen um zwischendurch was zu notieren. Im
Geiste habe ich unterwegs viele Seiten fuer den Bericht formuliert, aber
irgendwie nicht alles speichern koennen. Die Landschaft ist ueberall
beeindruckend und vielfaeltig. Am ersten Tag fuhren wir nur bis nach Auckland
und fanden relativ schnell das Generalkonsulat von Australien. Mit Glueck fanden
wir auch einen Parkplatz mit Parkuhr. Gleich rein, eine Nummer ziehen und
warten. Zwei Schalter waren geoeffnet und viele Leute warteten. Nach einer Weile
fand ich in einer Ecke auch etwa 10seitige Vordrucke fuer Visumantraege. Schon
mal ausfuellen dachte ich mir und konnte gleich feststellen, Passfotos waren
noetig. Natuerlich hatte ich keins mit. Also schnell in die Stadt rennen und
Passfotos machen lassen. Aber wo? Nach einer Weile und viel Gerenne !
fand ich dann eine Moeglichkeit sogar in der Naehe. Stolz komme ich zurueck,
aber leider war meine Nummer inzwischen abgelaufen. Neue Nummer ziehen und
Antraege ausfuellen. Am Schalter stelle ich dann fest, ich haette fuer mich kein
Foto gebraucht und den vielseitigen Antrag auch nicht ausfuellen brauchen. Als
EU-Buerger wurden nur meine Daten registriert, ich habe ein Jahr Zeit mit der
Einreise und ab dann gilt mein Visum fuer 3 Monate. Aber fuer Yoceline war das
nicht so einfach, bis alles zusammen war brauchten wir fast drei Tage und fast
mehr Wartezeit vor dem Schalter, als wir in Australien verbringen werden.
Zurueck am Auto fand ich den freundlichen Willkommensgruss einer Politesse, ich
war knapp 10 Minuten ueber der Zeit und durfte 10 Dollar zahlen. Aber wo wieder?
Und das in dieser hektischen Grossstadt ohne Parkplaetze. Axel hatte uns vorher
ein guenstiges Hotel empfohlen, erst mal dahin. Schnell gefunden, aber wieder
kein Parkplatz. Nach einer Weile dann doch, wir!
konnten einchecken und bekamen einen Parkplatz am Hotel mit Hanglage,
dass ich glaubte, das Auto kippt um. Nach der zweiten Uebernachtung hatte ich
dann alles fuers Visum zusammen, man hatte Mitleid mit mir und ich durfte das
Visum ausnahmsweise am gleich Nachmittag abholen. Die Wartezeit nutzten wir dann
mit dem Besuch des Fernsehturms. Von oben konnten wir dann in wenigen Minuten
die ganze Stadt besichtigen und abhaken. Visum in der Hand und nix wie so weit
wie moeglich weg zu einem Campingplatz, den wir am fruehen Abend erreichten. Die
sind nicht schlecht hier die Campingplaetze. Haben neben Toiletten und Duschen
auch meisst eine grosse Kueche mit einigen Herden, Mikrowelle,
Kuehlmoeglichkeit, Wasserkocher usw..
Fortsetzung folgt..

Opua, Neuseeland, 12.03.05 Teil 2
Das naechste Ziel Tauranga. Dort soll es neben einer schoenen Stadt auch einen
Berg zu besichtigen geben. Aber wieder Stadt, ohne vernuenftige Parkmoeglichkeit
aber mit verruecktem Verkehr. Dort liegt auch die Tao. Aber nix wie wieder rauss
und nach Totorua am gleichnamigen See. Dort gibt es heisse Quellen und Geysire
ein historisch nachgebautes Maoridorf und nicht zuletzt Parkplaetze. Wir konnten
einen Park mit allen Sehenswuerdigkeiten besichtigen und mittags wurde eine
Vorstellung der Maoris mit Begruessung, Musik und Tanz gegeben.
Weiter ging es ueber Taupo, Palmerston North nach Wellington, der Hauptstadt.
Schnell durch, bis zur Faehre. Wir hatten Glueck und bekamen zwei Stunden
spaeter einen Platz auf der Lynx. Ein riesiger Katamaran, der uns mit einer
irren Geschwindigkeit in zwei Stunden und 15 Minuten durch beeindruckende Fjorde
zur Suedinsel nach Picton brachte. Von hier sind wir dann ueber Kaikoura,
Christchurch zum Mount Cook gefahren. Ein Gletscher, 3754 Meter hoch. Ziemlich
oben, am Ende der Strasse gibt es dann die Moeglichkeit zu Wander- und
Klettertouren. Man kann auch einen Fuehrer mieten. Die Routen sind gut
ausgeschildert und man kann nicht nur hier mehrtaegige Touren erwandern. Es gibt
auch immer wieder Schutzhuetten und Toiletten. Wir trafen eine Oestereicherin,
die schon seit einer Woche hier oben rumklettert und wandert. Sogar hier kann
man auf einem kleinen Campingplatz uebernachten. Allerdings gibt es nur eine
Toilette, Wasser und viel Natur. Am Morgen wanderten wir zwei Stunden durch die
Berge und ueber Haengebruecken. Anschliessend wieder ins Auto und nach
Queenstown am Lake Wakatipu. Unterwegs schnell noch an einem reissenden, klaren
Fluss eine Goldmiene besichtigt. Das heisst, wir kamen 1640 an und um 1700 wurde
geschlossen. Wir durften aber noch kostenlos fuer die 20 Minuten rein. Verliefen
uns und sahen nicht viel von der Goldmiene, lediglich eine Menge Touristen beim
Goldwaschen. In Queenstown wird alles angeboten, was das Touristenherz begehrt.
Hier gibt es auch die beruehmte Bruecke, durch die bungispringen beruehmt wurde.
Wir fuhren mit einem historischen Dampfer (man kann sogar den Maschinenraum
besichtigen) von 1911 ueber den See zu einer Hochlandschaffarm. Hier wurde uns
dann die Arbeit von den Schaeferhunden vorgefuehrt und ein Schaf seiner Wolle
beraubt. Nach Tee und Kuchen wurden uns noch die anderen Tiere wie Rotwild und
Hochlandrinder vorgestellt, die hier gezuechtet werden. Der Dampfer bracht uns
wieder zurueck. Er war frueher die einzige Transportmoeglichkeit fuer die
abgelegenen Farmen auf dem etwa 80 km langem See. Es gibt sehr viele, sehr
schoene und sehr grosse Seen hier. Nicht wie bei uns mit einer Strasse und
vielen Hotels und Cafes rundherum. Trotz der Touristen findet man noch fast
unberuehrte Natur. Am Ende des Lake Wakatipu fuhren wir ueber eine unbefestigte
Strasse etwa 20 km in die Wildnis. Dabei mussten wir 5 kleine Fluesse
durchqueren. Das Auto hat zwar Allradantrieb, ist aber nur ein normaler Kombi
mit wenig Bodenfreiheit. Aber wir kamen durch und uebernachteten in einem irre
schoenen Tal an einem ebenso tollen Fluss. Ich machte mich alleine, wie oefter
zu einer kleinen Wandertour auf. Von einem Berg aus sah ich in das einsame Tal
zurueck zu meinem Auto und traute meinen Augen kaum. Zwei Busse standen in dem
Tal und eine Schlange von Touristen wanderte an meinem Auto vorbei, das ich
weit abseits der Strasse am Ende einer Wiese vor einem Wald am Fluss geparkt
hatte. Nach einer halben Stunde kamen die Touristenschlange wieder zurueck aus
dem Wald an meinem Auto vorbei und verschwand wieder mit den Bussen. Am
naechsten Morgen folgte ich auch in Richtung der Touristen und fand nichts als
schoene, wilde Natur, wie ueberall. Der Wald war begehbar bis zu einem Wildbach,
der in den groesseren Fluss muendete. Spaeter kam noch ein Gelaendewagen mit
Touristen. An der Beschriftung auf dem Auto konnte man den Grund erkennen, warum
ausgerechnet hier so viele Leute herkommen. Das nannte sich Safari Lord of the
rings. Hier werden wohl einige Drehorte fuer den Film Herr der Ringe besichtigt.
Auf dem wilden Fluss duesten auch ploetzlich eine Menge Powerboote mit vielen
Touristen ueber das flache Wasser. War aber wirklich klasse dort, was auch die
vielen Muecken fanden, die uns ueberfielen. Am Abend, da war keiner mehr dort,
habe ich dann noch ein Lagerfeuer gemacht, lange alleine daran gesessen und die
Muecken etwas vertrieben. Wirklich romantisch. Zurueck ging es ueber die
westliche Kuestenstrasse an den Gletschern entlang. Leider mit viel Regen und
wenig Sicht. Auf der Nordinsel besuchten wir auf dem Rueckweg noch den 2518
Meter hohen Mount Egmont, der einsam an der Westkueste steht. Ist glaube ich ein
Vulkan und schon von weitem imposant in der umgebenden relativ flachen
Huegellandschaft zu erkennen. Hier fuhren wir auch so hoch es ging mit dem Auto.
Anschliessend wanderte ich zu dem Skigebiet. Ich weiss nicht, wie die Leute im
Winter diesen einsamen Schlepplift erreichen. Es fuehrt nur ein schmaler
Gebirgspfad dorthin. Und der ist noch nicht einmal ungefaehrlich, wie die
Warnschilder verrieten. Es treten oefter Hazards, oertliche Stuerme in den
Bergfalten auf und Lawinen mit Eis und Geroell kommen auch runter. Auf einem
Teilstueck wird empfohlen, bloß nicht stehen zu bleiben und nicht viel
rumzuturnen. Ueber einen Felseinschnitt ist zumindest ein Drahtseil gespannt an
dem ein Lastkorb zur Versorgung der Station haengt. Yoceline war es wieder zu
kalt hier oben und eine Uebernachtung war nicht drin. Weiter ging es moeglichst
schnell durch Auckland. Durch die Stadt fuehrt sogar ein Motorway, eine
Autobahn. Natuerlich mit Stau. Wir erreichten noch einen Campingplatz an der
Kueste in einem Naturreservat. Der war leider mit einer Kette und einem
Zahlenschloss versperrt. Schilder informierten, man soll an dem nebenstehenden
Telefon sich bei einem..., wie heissen die noch? In Kanada werden die Wildhueter
dort auch so bezeichnet.. Egal, jedenfalls hab ich dort angerufen und mir wurde
die Nummer des Zahlenschlosses verraten. Der Wildhueter wollte am gleichen Abend
oder am naechsten Morgen vorbeischauen und die 6 Dollar Gebuehr pro Person
einkassieren. Wir standen auf einer gepflegten Wiese, direkt am Strand in einer
wiedermal superschoenen Bucht. Abends im Dunkeln trat ich mit dem Fuss gegen
etwas weiches, lebendes und zischendes. Erschrocken sprang ich zum Auto und
holte eine Lampe. Das Wesen entpuppte sich als harmloser Igel.
Jetzt sind wir wieder zurueck im alten Trott. Habe schon fleissig Rost an der
Bordwand geklopft und mir ordentliche Rueckenschmerzen eingehandelt. Gleich
werde ich versuchen, einen Zahnarzttermin zu bekommen. Anschliessend habe ich um
1300 Uhr einen TUEF-Termin fuer das Auto, dann muss ich zur Post und die
Gebueren fuer die Registrierung des Autos bezahlen. Und danach will ich
versuchen, einen Krantermin fuer die Ela zu bekommen. Hauptsache es macht wieder
Spass.

PS: komme mal wieder zu nix. Die ELA ist draussen, hat mir einige technische
Probleme bereitet. U.a. musste die Stopfbuchse der Welle rauss und erneuert
werden. Jetzt ist aber dass meisste erledigt und ich hoffe, wir sind naechste
Woche wieder im Wasser.

Opua, Neuseeland, 19.04.05
Seit Freitag schaukeln wir wieder an einer Mooring und vom letzten Bericht bis
gestern habe ich fast ausschliesslich von Sonnenaufgang (es geht auf den Winter
zu und ist nicht mehr allzu frueh, gegen 7 bin ich aufgestanden) bis
Sonnenuntergang an der Ela gearbeitet. Zwischendurch wurde mir auch mal ein Zahn
gezogen. Der tut mir nicht mehr weh. Im Nachhinein weiss ich gar nicht mehr so
genau, was ich die ganze Zeit gearbeitet habe. An Land stellten wir erst mal
fest, dass meine Antriebswelle zu viel Spiel hatte und eine neue Stopfbuchse
hermusste, aber wie? Eigentlich haette die Welle gezogen werden muessen, aber
keiner wollte oder konnte in das enge Loch kriechen und die Welle vom Getriebe
loesen. Man wollte mir das halbe Schiff zerlegen, um den Dieseltank ausbauen zu
koennen und dann endlich an die Verbindung zum Getriebe und der Welle
heranzukommen. Ralf von der Kiwi sagte mir, das geht auch anders und man
kann die Stopfbuchse von hinten ausbohren. Das spart auf jeden Fall viel
Arbeitszeit. Dann hat man einen Spezialbohrer fuer meine Welle gebaut und fast
zwei Tage gebohrt. Hat letztendlich auch geklappt. Angesichts der vielen
Ausbesserungsstellen, habe ich mir eine Flex angeschafft und meinen Kampf mit
dem Rost aufgenommen. In dem Chaos und nicht zuletzt wegen meiner Faulheit
achtete ich leider nicht auf die feinen Rost- und Stahlpartikel, die mit der
Flex und dem Wind ueber das ganze Schiff verteilt wurden. Die rosten natuerlich
froehlich weiter und fressen sich hungrig in den weissen Lack. Jetzt sieht die
Ela etwas gesprenkelt aus. Meine beiden kleinen Loecher an Deck wurden auch
zugeschweisst und verstaerkt. Wasserdicht waren sie allerdings nicht. Nach dem
Abspritzen vom Deck wunderte ich mich ueber eingedrungenes Wasser. Meine
Beanstandung wurde dann einfach mit Silikon abgedichtet. Auch nicht das Gelbe
vom Ei, aber schweissen koenne man die Stelle nicht mehr, wurde gesagt. Nach gut
drei Wochen befoerderte uns der Kran wieder ins Wasser. Schreck lass nach, man
hatte uns direkt aus dem Kran losgeworfen, Maschine halbe Kraft rueckwaerts und
Ruderlegen ging nicht. Mein elektrischer Autopilot hatte sich innerlich etwas
zerlegt und die losen Teile blockierten das Ruder. Mit etwas Glueck trieben wir
neben ein Motorboot und konnten erst laengsseits festmachen. Dort habe ich erst
mal den blockierten Radkranz des Autopiloten abmontiert und wir konnten zum
naechsten Steg fahren. Ein Blick auf die Wellendurchfuehrung zeigte schon das
naechste Problem. Es tropfte ordentlich Wasser ins Boot. Pablo und Ode, unsere
franzoesischen Freunde lagen in der Naehe. Pablo half mir, die abgebrochenen
Teile des Radkranzes des Autopiloten wieder zu befestigen. Ich wagte mich in das
kleine, tiefe Loch und konnte Stueck fuer Stueck die Welle weitgehend abdichten.
Beim Reinigen der Plicht fand ich dann noch ein paar schoene Roststellen. Eine
Stelle war sogar durchgerostet. Die hab ich dann mit Epoxy geflickt. Das waren
nur einige der Probleme, mit mehr will ich Euch nicht langweilen. Mit Ode und
Pablo kamen wir naeher in Kontakt. Ode war ja meine Reitlehrerin und Pablo ist
der Musiker, der u. a. auch auf meinem Geburtstag gespielt hat.
Scheisse, mein Bericht war schon viel laenger, da ist mir der Rechner boese
abgestuerzt, wie noch nie. Bei Tippen ging er ohne Vorwarnung komplett aus und
ein Grossteil des Textes ist weg. Jetzt hab ich keinen Nerv mehr. Spaeter
mehr...

Opua, Neuseeland, 25.04.05
Pablo hatte ein Auge auf mein Bananaboot als Dingi geworfen, dass ich nunmehr
seit zwei Jahren nur noch als Ballast mitschleppe. Ich wollte es ihm schenken
und schlug zum Spass einen Tausch mit seiner Gitarre vor. Wir machten das Dingi
fuer ihn klar und zum ersten mal sah ich mein Dingi unter Segel auf dem Wasser.
Ode und Pablo freuten sich sehr. Gestern kam er tatsaechlich mit einer neuen
Gitarre fuer mich an. Jetzt muss ich auch noch Gitarre spielen lernen. Axel hat
ein paar Lehrbuecher, die ich mir kopieren kann. Ode stammt von Reunion, der
Nachbarinsel von Mauritus. Dort liegt ihr Ziel und bearbeiten uns, auch mit
dorthin zu segeln, ich plane aber eigentlich, die Strasse von Mozambique
zwischen Afrika und Madagaskar herunter zu segeln. Mal sehen, wie es auskommt.
Inzwischen ist die Ela fast segelklar. Die meissten Segler hier wollen wieder
zurueck zu den Inseln in die Suedsee oder maximal bis nach Thailand. Bis
Suedafrika will keiner, ist zu weit.
Klaus von der Atair, der hier in Russel lebt, hat mich eingeladen auf seinem
Schiff fuer eine Saison mit zu den Inseln (Tonga und Fiji) zu segeln und die Ela
hier zu lassen, um dann ein Jahr spaeter weiter zu segeln. Eine sehr reizvolle
Vorstellung. Er kennt die Inseln sehr gut und mit seinem grossen Schiff und den
Rahsegeln eine interessante Sache. Ausserdem koennte ich von ihm viel lernen als
Profi. Er war ja schliesslich mal Kommandant von einem kleinen deutschen
Kriegsschiff und navigiert heute noch fast ausschliesslich mit terrestrischer
Navigation und Sextant. Aber das wuerde ein Jahr kosten. Er uebernimmt jetzt
neuerdings den Posten als Trans-Ocean-Stuetzpunktleider von Russel. Naechstes
Wochenende will er ein Grillfest in seinem Haus veranstalten zum Abschluss der
Saison.

Russel, Neuseeland, 01.05.05
War schoen, das Grillfest bei Klaus. Klaus versorgte uns noch mit einer Menge
Fruechte. Gestern deutete Winfried von der Anna-Maria ein moegliches
Wetterfenster am 3. Mai fuer die Fahrt nach Norden in die Tropen an. Ich muss
noch einiges besorgen, aber vielleicht schaffen wir es bis zum 4. startklar zu
werden. Heute sah allerdings die Wetterprognose nicht mehr so guenstig aus.
Gestern haben wir nach Russel verholt, um hier im Yachtclub einer Rock- und
Soulband zu lauschen. Nicht nur die Musik war klasse, um 0000 Uhr konnten wir
auch Axel von der Ira Ricarda zum Geburtstag gratulieren. Inzwischen sammeln
sich hier in der Bay of Islands viele Yachten, um den baldigen Absprung von
Neuseeland zu schaffen. Es ist voll geworden. Und es wird einem bewusst, wie
viele Freunde wir hier getroffen und kennengelernt haben. Ich weiss immer noch
nicht genau, wo es hingehen soll. Staendig aendere ich das Ziel. Fiji ist ja
schon laenger gestrichen. Jetzt stehen Vanuatu (ehemals Neue Hebriden) und
Neukaledonien zur Auswahl. Vorgestern hatte ich Vanuatu aus dem Plan gestrichen,
um einige Meilen zu sparen und gestern abend erzaehlt mir Marta, eine
Kolumbianerin, die hier lebt, das es bei beiden Zielen problematisch wird mit
dem Visum, in Vanuatu soll es aber einfacher sein. Ganz schoen bloed, man will
und muss los, aber man weiss nicht wohin.

Opua, Neuseeland, 01.05.05
Das Segeln muss ich nach der langen Pause erst mal wieder ueben. Meine neue
Rollfock scheint gut zu funktionieren und steht auch gut, wie ich am Sonntag bei
schwachem Wind erfreut feststellen konnte. Ich musste noch bis Nachmittag
warten, weil vorher kein Wind war. Ingrid und Heinz von der Triglaw bewegten ihr
Schiff auch nach langer Pause. Heinz war entsetzt, weil der Motor heiss wurde
und trotz viel Gas nur gute 3 Knoten Fahrt herauskamen. Ich erinnerte mich, das
gleiche Problem bei meiner Abfahrt von Panama gehabt zu haben und konnte ihn
beruhigen. Gestern ging ich dann ins nicht mehr warme Wasser, etwa 18 Grad und
entkrustete seinen Propeller und befreite etwas das Unterwasserschiff von
reichlich Muscheln und Bewuchs. Jetzt dreht sein Propeller wieder normal. Heinz
hat ja noch sein Auto und fuhr mich gestern anschliessend noch nach Pahia fuer
einige Besorgungen. Wir sind jetzt so gut wie auslaufklar. Der Zoll will sogar
neben umfangreichen Papieren ein Foto des Schiffes zum Ausklarieren haben. Ein
digitales Foto reicht und das habe ich schon abgegeben. Der Dutyfree-Einkauf ist
auch schon geordert. Heute war die Wetterprognose allerdings noch nicht sehr
guenstig. Ich warte noch etwas ab.

07.5.05, 04:55 UTC, 1. Seetag. Position: S35°06 E174°09 Kurs 335°, Wind SE 3,
2/8 Bew, Geschw 3,7 kn. Noch 994 Meilen bis Uvea, Neukaledonien
Richtig, wir sind ausgelaufen vor 3 Stunden. Nachdem es gestern wie verrueckt
geregnet hatte, war die Wetterprognose heute fuer unsere Richtung ganz gut. Es
steht noch etwas Schwell und wir schaukeln ordentlich. Muessen uns erst mal
wieder an das Segeln gewoehnen und ich muss lernen, an welcher Schnur ich wann
zu ziehen habe. Es war ganz schoen voll bei der Emigration, alle wollen los und
fast alle gehen nach Fiji. Bei den vielen Verabschiedungen wurde ich immer
wieder fuer bekloppt erklaert, so schoene Ziele auszulassen. Aber es will auch
kaum ein Boot bis nach Suedafrika. Wir hoffen jedenfalls, dass es bald waermer
wird, wenn wir noch Norden kommen.

08.5.05, 00:09 UTC, 2. Seetag. Position: S34°23 E173°52 Kurs 331°, Wind W 4, 2/8
Bew, Geschw 4,7 kn. Noch 963 Meilen bis Uvea, Neukaledonien
War eine anstrengende Nacht. Erst Wind aus unterschiedlichen Richtungen in
unterschiedlicher Staerke bis hin zu 3 Stunden Flaute. Musste viel mit den
Segeln arbeiten und staendig was aendern. Die ersten Schaeden sind auch schon
aufgetreten. Zuerst loeste sich die Sohle von meinen guten Turnschuhen, dann der
Tampen unter der Stb.-Saling fuer die Gastlandflagge, dann wieder mal Gold aus
meinem Zahn, der erst in Tonga repariert wurde. Die Gastlandflagge konnte ich
mit einem Draht am Bootshaken wieder einfangen, Schuh und Zahn muessen wohl bis
Australien mit der Reparatur warten. Aber jetzt, seit 3 Stunden laeuft es super
und wir kommen vorwaerts, erwarten allerdings spaeter noch eine kleine Front.
Die weltweiten elektronischen Seekarten habe ich ja schon eine Weile an Bord,
aber in Neuseeland haben wir auch die Verbindung vom GPS zum Computer geschafft
und jetzt kann ich direkt meinen aktuellen Standort in der Seekarte ablesen.
Nicht schlecht, aber auf die Papierkarten will ich doch nicht verzichten. Ist
jetzt fast mehr Arbeit, weil ich jetzt die Navigation doppelt auf Papier und im
Computer zum Vergleich mache.

Nachtrag: 09.5.05 3. Seetag. Habe gestern keine Funkverbindung mehr bekommen.
Gestern ging eine Front am Nachmittag durch. Ich beobachtete ihre Annaeherung
und die grossen Regenwolken und kam dabei gar nicht auf die Idee zu reffen. Ich
hatte wohl von einer anderen Yacht, die die Front schon hinter sich hatte, die
Info, das da nicht viel drinsteckt. Erst als die Wolken schon ueber mir waren,
fing ich an zu reffen. Das Gross war kein Problem, habe aber noch nie eine
Rollfock bei Starkwind gerefft. Klingt erst mal einfach, aufrollen. Aber wenn
der Wind drinsteht ist es doch nicht so einfach und ohne Winsch. Die soll man ja
eh nicht benutzen. Mit viel Muehe habe ich es dann doch noch mit Anluven
geschafft. War doch ganz ordentlicher Wind, schaetze 6 bis 7 mit Regen, der mir
zu einer ordentlichen Dusche verhalf. Jetzt haben wir SE mit 15 Knoten, etwa 3
bis 4 und noch ordentliche Wellen die uns durchrollen. Es laeuft aber gut.

10.5.05, 04:00 UTC, 4. Seetag. Position: S31°12 E172°22 Kurs 360°, Wind SE 6-7,
7/8 Bew, Geschw 5,4 kn. Noch 733 Meilen bis Uvea, Neukaledonien
Es fetzt ganz schoen. Die angekuendigten 15 Knoten Wind aus SE werden wohl
leicht uebertroffen. Aber die Richtung stimmt. Ich schaetze auf mindestens 25
bis 30 Knoten. Die See wird auch immer hoeher. Aber die Ela haelt sich jetzt gut
und ich habe mich ueberwiegend in die Kajuette verzogen. War allerdings wieder
ein ordentlicher Kampf mit den Segeln. Bei staerker werdendem Wind hab ich erst
mal ein Reff nach dem anderen ins Gross gebunden und es dann ganz weg genommen.
Das war auch gut so, denn die Windsteueranlage schaffte mit dem Gross nicht den
Kurs zu halten. Dann ging der Kampf erst mal richtig los mit der Rollfock. Meine
Begeisterung von dem Ding hat inzwischen nachgelassen. Da ich keinerlei
Erfahrung mit solchen Segeln habe, mache ich wahrscheinlich auch was falsch beim
Reffen, aber ich glaube auch, die Reffleine ist nicht richtig installiert.
Vielleicht bin ich auch nur zu schwach, denn ich bekomme die duenne Reffleine
nicht von Hand angezogen bei solchem Wind, selbst bei einem Aufschiesser nicht.
Bei den staendigen Reffversuchen dachte ich schon, mir fliegt die Genua oder das
gesamte Rigg weg. Dann war ich es leid und hab die Leine ueber die
Steuerbordschotwinsch gelegt. Ist zwar nicht dafuer vorgesehen und ziemlich
umstaendlich, aber es funktionierte. Jetzt habe ich nur noch einen kleinen
Fetzen Tuch stehen und wir laufen gut. Als naechstes werde ich mir mal die
Installationen auf andern Yachten anschauen. Hab ich bis jetzt nicht drauf
geachtet und es war nie ein Gespraechsthema, da eine Rollreffanlage fuer fast
alle Yachten normal ist. Irgendwann kriege ich das Biest auch noch in den Griff.
Nachtrag: habe wieder keinen Kontakt bekommen, Wir haben jetzt ESE 3 - 4 und
sind auf S30°15 E172°21 am 10. um 2120 UTC.

13.5.05, 00:43 UTC, 7. Seetag. Position: S26°26 E171°16 Kurs 330°, Wind NE 4,
4/8 Bew, Geschw 5,7 kn. Noch 439 Meilen bis Uvea, Neukaledonien
Scheint wirklich ein Problem zu sein im Moment mit den Funkkontakten fuer die
Mails. Habe die letzten Tage andauernd versucht Kontakt zu bekommen und mir
dabei die Batterien total leer georgelt. Deshalb musste ich heute morgen bei
bestem Wind tatsaechlich motoren zum Batterieladen. Gestern hat es ja wenigstens
geklappt. Hoffentlich wird es jetzt besser. Habe mir von Bernhard von der
Meerstern noch ein paar andere Kontaktstationen empfehlen lassen. Die Meerstern
ist unterwegs von Opua nach Fiji und wird wohl heute abend ankommen. Bernhard
und ich funken jetzt fast jeden Abend um 0600 UTC auf 14307 in der VK-Runde
wieder mit. Das sind ueberwiegend deutsche Auswanderer nach Australien, die viel
mit Stationen in Deutschland sprechen. Ist ganz lustig und interessant. Einige
Stationen in Deutschland kann ich sogar aufnehmen, wobei die meissten mich nicht
hoeren. Hatte aber vor einiger Zeit auch schon direkten Kontakt nach
Deutschland. Vielleicht meldet sich ja mal jemand von L20 da rein, wuerde mich
riesig freuen.
Im Moment blaest es ganz ordentlich, weil wir am Wind segeln und es wird wohl
noch etwas haerter, denn der Wind soll in den naechsten Tagen von Ost bis nach
West ueber Nord drehen, also fuer uns voll gegenan, wenn wir auf der Nord- bzw.
Westseite des Hochs liegen.

14.5.05, 00:30 UTC, 8. Seetag. Position: S24°47 E170°06 Kurs 306°, Wind NEN 4,
8/8 Bew, Geschw 5,8 kn. Noch 323 Meilen bis Uvea, Neukaledonien
Es blaest im Moment nicht mehr ganz so kraeftig und es laesst sich etwas
angenehmer segeln. Im Moment zieht wohl eine Front mit Regen durch. Wir hatten
grosses Glueck, dieses Absprungfenster von Neuseeland zu erwischen. Fuer die
Yachten die nicht weggekommen sind, stehen die Prognosen fuers naechste Fenster
schlecht. Man spricht von der naechsten Moeglichkeit eventuell in 10 Tagen. Die
neue Reparaturliste oder TO-DO-Liste waechst auch wieder. Zuerst bekam die
Reffleine des 1. Reffs im Gross einen deutlichen Knacks ab. Vor einer halben
Stunde hatten wir ein Riesenglueck, das haette den Mast kosten koennen. Eine
kurze Winddrehung oder eine grosse Welle liess den Grossbaum schlagen und riss
mit seinem Schlitten an der Travelerschiene die Arretierung los. Das ganze
rutschte dann ueber die Schiene nach Bb und haute die Endarretierung der Schiene
durch. Der Schlitten der Arretierung rutschte rauss, huepfte ueber die Reling
und verschwand in den Tiefen des Pazifik. Der Schlitten des Baums blieb zum
Glueck auf der Schiene. Notduerftig habe ich den Schlitten mit ein paar
Schrauben gesichert, die ich in die Loecher der Schiene verteilt habe.
Anschliessend habe ich den Schlitten zusaetzlich mit einer Leine gesichert. Muss
wohl auch halten bis Australien. Der Wind hat doch glatt auch meine
Radarschuessel schiefgedrueckt. Die war aber eh nicht allzu fest anzuziehen. Da
muss ich mir auch noch was einfallen lassen. Ansonsten alles in Butter auf dem
Kutter. Habe es gestern bei kraeftigem Wind sogar geschafft, die Rollfock
alleine zu reffen. Das ist mir wichtig. War zwar eine irres jonglieren mit der
Reffleine ueber die Schotwinsch aber es ging. Da muss auch noch was umgebaut
werden. Wird nicht langweilig.

15.5.05, 00:16 UTC, 9. Seetag. Position: S24°45 E168°58 Kurs 270°, Wind NNW 3,
3/8 Bew, Geschw 3,5 kn. Noch 295 Meilen bis Uvea, Neukaledonien
Wieder kein Radiokontakt. Nachdem ich gestern mit schreiben fertig war, brieste
es ordentlich in der Front auf, schaetze 25 bis 30 Knoten gegenan. Die Wellen
bauten sich auch entsprechend auf. Ne Menge Wellen brachen am Bug und rauschten
ueber Deck. Irgendwo muss wieder was undicht sein, denn unterhalb der Garage des
Niedergangsluks tropfte es in die Kajuette. Als es weiter zulegte, verkleinerte
ich die Fock auf Handtuchgroesse und nahm das zweifachgereffte Gross ganz weg.
Dann wurde es ertraeglich an Bord. Nur wir kamen nicht mehr vorwaerts. Egal.
Nachdem ich auf der ganzen Reise nur bis max 2 Stunden Schlaf am Stueck hatte,
stellte ich den Wecker auf 3 Stunden, um mich mal auszuschlafen. Nutzte nix, war
trotzdem vorher wach. Wie meisstens, der Wecker braucht kaum zu laermen. Um 6
Uhr konnte ich dann wieder Segel setzten, aber es geht weiterhin gegenan.

15.5.05, 21:09 UTC, 10. Seetag. Position: S24°00 E169°14 Kurs 350°, Wind W 1-2,
1/8 Bew, Geschw 3,9 kn. Noch 260 Meilen bis Uvea, Neukaledonien
Traumhaftes Wetter und leichter Wind. Seit ein paar Tagen ist es auch warm
geworden und die Socken koennen wieder weggepackt werden. Nur Richtung Ziel geht
es jetzt sehr langsam vorwaerts. Habe gerade ueber Radio erfahren, dass die
Schiffe, die illegal einreisen, Probleme bekommen sollen. Jetzt ueberlege ich
wieder mal, das Ziel zu aendern und eine andere Insel anzulaufen. Aber wir haben
noch etwas Zeit fuer die Entscheidung. Ich hoffe, Ulrich hatte am Wochenende
beim Segeln auch so gutes Wetter wie wir jetzt und nicht unser Wochenendwetter.

18.5.05, 00:00 UTC, 12. Seetag. Position: S22°41 E168°24 Kurs 005°, Wind W 2-7,
8/8 Bew, Geschw 3,4 kn. Noch 170 Meilen bis Uvea, Neukaledonien
17.05.05 Wir fahren seit heute morgen unter Motor. Erst Flaute, jetzt Wind auf
die Nase. Seit gestern weiss ich, was variable Winde bedeutet. Das GPS hat
Wollkneuls geplottet. Kaum hatte ich alles eingestellt, drehte der Wind schon
wieder meisst etwa um 60 Grad. Wir sind mehr zurueckgesegelt als vor. Und das
ging die Nacht auch noch durch. Jetzt muss ich doch langsam den Diesel
verbrauchen. Die naechsten Tage soll es auch Gegenwind oder keinen Wind geben.
Ansonsten ist es dicht bewoelkt mit gelegentlichem Regen.
18.05.06 Wir werden gebeutelt, jetzt schon den zweiten Tag. Inzwischen
Gegenwind bis 30 Knoten. Aber die Ela macht sich gut, auch die Rollfock. Hatte
reichlich Uebung damit. Wenn es zu heftig wird und wir auf der Backe liegen,
werden die Bullaugen in der Bordwand zu Unterwasserfenstern und man hat einen
fantastischen Blick in das tiefblaue, klare Wasser. Dann verkleinere ich
allerdings das Segel. Selbst bei den heftigen Winden kann man es dann noch gut
aushalten, nur viel vorwaerts geht es nicht mehr. Teilweise sogar zurueck.
Gestern kam eine Erinnerung an den Film DAS BOOT auf, als wiedermal eine Welle
meinte, das Deck waschen zu muessen. Ich hatte vergessen, dass ich die Luke im
Badezimmer aufhatte. Die befindet sich zwar unter dem Dingi, das an Deck
verzurrt ist, aber die Welle fand ihren Weg. Das Wasser rauschte herein, wie in
dem Film, wenn die Leute bei Sturm in den Turm enterten.

18.5.05, 23:00 UTC, 13. Seetag. Position: S21°56 E167°46 Kurs 316°, Wind SE 2,
6/8 Bew, Geschw 3,8 kn. Noch 76 Meilen bis Lifou, Neukaledonien
Es ist sehr angenehm geworden. Wir haben leichten, raumen Wind und segeln
Schmetterling. Gestern habe ich noch ein paar Stunden motort. Jetzt habe ich
mich entschlossen, die Insel Lifou und den Ort We anzulaufen. Soll seit neuesten
sogar ein Einklarierungshafen sein. Mal sehen, ob wir dort Probleme bekommen,
aber wir brauchen Diesel und Wasser. We koennen wir morgen erreichen. Leider
muessen wir dann bei Nacht durch die Inselgruppe fahren. Zwischen zwei
groesseren Inseln liegen aber einige unbeleuchtete winzige Inseln oder Felsen.
Vielleicht warte ich auch die Nacht ab. Werde es mir noch mal genau auf der
elektronischen Karte anschauen, den eine Detailkarte aus Papier habe ich nicht
von der Gegend. Und so ein Mist, hier wird wieder Franzoesisch gesprochen.

We, Insel Lifou, Neukaledonien, 21.05.05
Ich habe mich gestern abend doch noch entschlossen, durch die Inseln zu segeln.
War etwas spannend und an Schlaf war natuerlich nicht zu denken. Aber die
elektronischen Seekarten sind doch ganz beruhigend, wenn man immer direkt sehen
kann, wo man ist. Die sind hier auch ziemlich genau. Wir sind in einem
tropischen Regenschauer gut angekommen. Es gibt anstelle eines Ankerplatzes eine
neu gebaute, kleine Marina. Der Kapitan der Marina macht auch gleichzeitig die
Zollabfertigung. Das heisst, er schickt die ausgefuellten Papiere per Fax zur
Hauptstadt. Nach zwei Stunden muss eine Bestaetigung zurueck sein, dann darf man
7 Tage bleiben. Besser gesagt, innerhalb von 7 Tagen muss man dann in der
Hauptstadt offiziell einklarieren. Allerdings ist unsere Bestaetigung heute, am
naechsten Tag immer noch nicht zurueck. Wieder ist alles sehr freundlich und
hilfsbereit. Der Kapitan hat uns heute zum Abendessen in sein Haus eingeladen
und wenn ich etwas brauche, faehrt er mich mit seinem Auto. Es ist sehr warm mit
hoher Luftfeuchtigkeit hier und man kann wieder schwitzen, ohne sich zu bewegen.
Jetzt wird erst mal wieder das Schiff fuer die Weiterfahrt klargemacht und dann
wollen wir uns auch etwas umsehen. Das Wasser ist kristallklar und es gibt viel
Fisch.

We, Insel Lifou, Neukaledonien, 22.05.2005
Der Ort We besteht fast nur aus der Kuestenstrasse. Entlang der Strasse stehen
die kleinen Haeuser, eigentlich mehr Wellblechhuetten, aber auch aus Stein oder
Beton. Und so zieht der Ort sich einige Kilometer entlang der Bucht hin und die
Wege sind ziemlich weit. Aber wie in franz. Polynesien kann man sehr gut trampen
und man wird fast sofort mitgenommen. Es gibt auch noch viele dieser runden
Strohhuetten, sag ich mal dazu, die auch noch bewohnt werden. Bei einigen
deutlich erkennbar an der Satelitenschuessel, die direkt daneben eingepflanzt
ist. Ebenso gibt es auffallend viele Kirchen. Mehr Protestanten als Katholiken.
Auf besondere Anfrage von Werner auch noch etwas zu der Freundlichkeit und
Hilfsbereitschaft der Leute. Interessiert ja vielleicht andere auch:
ich kenn die Leute ja erst einen Tag, aber ich denke schon, dass die Leute
durchweg sehr hilfsbereit sind. War ja schon auf den Marquesas so. Eigentlich
fast ueberall, nur nicht in unseren Breiten. Gestern mussten wir zur Bank und
einkaufen. Den Daumen hoch und das erste Auto hielt gleich an. Es war klein und
musste noch halb umgebaut werden, um uns mitzunehmen. Der Typ brachte uns direkt
zur Marina, schenkte uns noch eine Avocado und einen Inselplan, die im Auto
herumlagen. Man machte mich allerdings darauf aufmerksam, dass man hier alles
sehr locker sieht. Eine Verabredung um eine bestimmte Uhrzeit haelt man nicht
unbedingt ein. Es kann auch mal zwei Stunden oder ein Tag spaeter werden. Ist
ganz normal hier. Gut, dass man mir das gleich anfangs erzaehlte. Wenn man sich
drauf einstellen kann, auch kein Problem. Nur mit unserer Mentalitaet wird man
dabei ganz schoen nervoes. Der Hafenmeister organisierte direkt per Telefon eine
Tour, um die Vanilleproduktion zu besichtigen. Wir sollen in einer Stunde
abgeholt werden. Bin mal gespannt, ob das klappt. Ausserdem bot er an, wenn ich
Hilfe brauche, ist er immer da. Und faehrt mich mit seinem Auto z.B. um Diesel
zu holen. Andererseits waren wir verabredet fuer die Zollformalitaeten. Ich
wartete etwa eine Stunde, bis mir jemand erzaehlte, er sei zum Fischen
rausgefahren und kommt erst in ein paar Stunden zurueck. Dafuer erzaehlte er uns
spaeter bei einem Drink an Bord, dass er fuer uns auch Langusten, Fisch und
Muscheln besorgen will. Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit ist echt, denke
ich. Jeder gruesst hier freundlich und winkt und laechelt. So was kennt man bei
uns nicht von Fremden.
Ich glaube Du muesstest Dich hier reichlich umstellen um nicht auszurasten wegen
der Puenktlichkeit. Ist fuer mich auch nicht einfach, aber ich bemuehe mich.

We, Insel Lifou, Neukaledonien, 24.05.2005
Die Vanilletour fand statt. Der Fuehrer war sogar 5 Minuten vor der Zeit da. Wir
fuhren zu einem Hotel und holten noch einen japanischen Touristen zu der Tour
ab. Wir besichtigten einige besonders schoene Stellen dieser Insel. Sie ist
groesstenteils mit tropischem Wald bewachsen. Nach einiger Zeit kamen wir auch
bei der sogenannten Vanilleproduktion an. Ich hatte mir eine Monokultur mit
Vanille vorgestellt. Falsch. Wir parkten am Rand des dichten Waldes und folgten
einem Trampelpfad hinein. Unterwegs zeigte uns der Fuehrer die verschiedensten
Pflanzen. U. a. waren da Vanille, Kakao, Papaya, Annanas, Zitrone und was weiss
ich noch. Auch viele mir als Zimmerpflanzen bekannte Pflanzen wucherten so
herum. Eine kleine Lichtung mit zwei kleinen Huetten war die Farm. Dort wurden
wir von einem Paar begruesst. Der Mann kochte gerade Kaffee mit Vanillegeschmack
fuer uns auf der offenen Feuerstelle. Geerntet wird alles direkt im Regenwald.
Die Nutzpflanzen wahrscheinlich aber auch angepflanzt. War auch eine lustige
Zusammenstellung der Sprache. Nur unser Fuehrer, der Japaner und ich sprachen
etwas Englisch, wir verstanden uns aber praechtig. Anschliessend war ich noch an
der Aussenmole unserer winzigen Marina schnorcheln. Fisch in rauen Mengen und
ungeheurer Vielfalt. Gestern hab ich im Hafen auch mal wieder eine schwarzweiss
gefleckte Seeschlange gesehen.
Zufaellig hab ich gestern abend noch ein Internetcafe gefunden und ein paar
Fotos verschickt. Das ist vielleicht ein Mist. Auf der franzoesischen Tastatur
sind ja viele Zeichen wo anders. Um die aufkommende Ungeduld zu unterstuetzen
war der Rechner auch noch fuerchterlich langsam. Eins dieser kleinen Fotos laden
dauerte mindestens 5 Minuten. Selbst die Mails von Bodo oeffnen dauerte bestimmt
eine Minute. Grausam, ich war froh, als ich wieder draussen war.

26.05.05
Habe alles Mails gestoppt, da ich keinen Kontakt mehr bekomme. Hoffe wenigstens
auf Wetterinfos. Schicke alles spaeter nach. Wir sind gestern ausgelaufen
Richtung Australien und alles ok an Bord.

27.5.05, 00:05 UTC, 3. Seetag. Position: S20106 E165°14 Kurs 299°, Wind S 4, 2/8
Bew, Geschw 6,0 kn. Noch 1257 Meilen bis Cairns, Australien
Wir sind vorgestern bei gutem SE gestartet. Der Hafenmeister verabschiedete sich
von uns und freute sich darauf, uns am Samstag in Noumea, der Hauptstadt auf der
Hauptinsel zu treffen, da er dort zu tun hat und wir offiziell dorthin muessen
zum einklarieren. Tut mir ja leid, in anluegen zu muessen, aber wir verlassen
Neukaledonien illegal und gehen direkt nach Australien. Gestern duempelten wir
den ganzen Tag mit schwachem Wind herum, aber seit heute morgen machen wir gute
Fahrt. Die Hauptinsel ist mit ihren hohen Bergen an BB in Sicht. Der muessen wir
bis zur Nordspitze folgen, das sind noch 200 SM und dann geht es mehr Richtung
West. Wobei wir einige Umwege fahren muessen. Es liegen einige Riffe im Weg.

28.5.05, 23:30 UTC, 5. Seetag. Position: S17°22 E161°59 Kurs 286°, Wind SE 5,
8/8 Bew, Geschw 5,9 kn. Noch 999 Meilen bis Cairns, Australien
Wir haben eine guenstige Windrichtung, nur etwas kraeftig und es soll noch
kraeftiger werden. Wir laufen nur unter gereffter und ausgebaumter Fock. Die
Wellen werden immer groesser, im Moment schaetze ich sie auf 2,5 bis 3 m. Und
wir kommen gut voran, werden nur kraeftig durchgeschaukelt. Vorhin wurde
Yoceline beim Versuch sich etwas zu trinken in ein Glas zu schenken, durchs
Schiff gegen den Navigationstisch geschleudert. Ging aber glimpflich ab, keine
ernsten Verletzungen. Die volle Limoflasche und das Glas schleuderten auch durch
die Messe und entleerten sich, waehrend Yoceline den Flaschenverschluss
verzweifelt in der Hand hielt. Ich bekomme zur Zeit kaum Funkverbindung fuer die
Mails und verbrauche eine Menge Zeit und Energie mit den Kontaktversuchen. Alle
zwei drei Tage komme ich mal durch. Hoffentlich bleibt es wenigstens so.
Deswegen werde ich mich auch kuerzer halten und hoffe im Eingang neue
Wetterinfos zu finden.

30.5.05, 00:30 UTC, 6. Seetag. Position: S17°02 E159°23 Kurs 275°, Wind ESE 6-7,
8/8 Bew, Geschw 6,8 kn. Noch 848 Meilen bis Cairns, Australien
Es blaest und blaest, wir reiten wie verrueckt ueber die Wellen und sind
superschnell. Es ist etwas ungemuetlich, laesst sich aber aushalten. Jetzt
bewaehrt sich die Rollfock, die ich staendig den Windverhaeltnissen anpassen
kann. Obwohl sie ja bekannter Weise nicht so gut geschnitten ist wie eine
klassische Stagreiterfock, sind wir doch insgesamt schneller, weil sie eben
staendig leicht angepasst werden kann. Mit den anderen Segeln wuerde ich
wahrscheinlich schon die Sturmfock fahren und waere wesentlich langsamer.
Inzwischen komme ich auch immer besser mit dem Reffen klar. Zwar improvisiert,
je nach Bug kann ich sie aber ueber die Stb. Oder Bb.-Winsch dichtholen und mit
einer Kombizange fixiere ich die Reffleine, bis ich sie belegt habe, um die
Winschen wieder freizubekommen. Es gibt bestimmt noch elegantere Loesungen.
Leider werden die Funkverbindungen nicht besser und ich brauche immer noch viel
Zeit und Energie, um Kontakt zu bekommen. Bei dem Wind aber liefert zumindest
meine Windmuehle ausreichend Energie.

31.5.05, 01:11 UTC, 7. Seetag. Position: S16°45 E157°00 Kurs 282°, Wind ESE 5-6,
8/8 Bew, Geschw 5,8 kn. Noch 679 Meilen bis Cairns, Australien
Herzlichen Glueckwunsch und alles Gute zum Geburtstag meine liebe Iris. Habe
vorhin in meiner Navigation einen Fehler entdeckt. Jetzt sind es nur noch 679
Meilen bis zum Ziel. Der einzige Vorteil dieses Fehlers. Hatte mich um ein Grad
vertan, sollte eigentlich nicht passieren. Der Wind ist immer noch gut,
eigentlich zu gut, aber dafuer kommen wir gut voran. Leider haben wir schon seit
Tagen keine Sonne, Mond und Sterne gesehen. Die passende Passatbewoelkung waere
auch nicht schlecht. Aber ich will nicht klagen, es klappt alles hervorragend.
Die Wellen sind jetzt bei 3 bis 4 Metern und einige brechen. Davon habe ich
diese Nacht eine herandonnern hoeren. Sehen war nicht drin, stockdunkel. Auf 3
Meter Distanz konnte ich dann die brechende weisse Schaumkrone ahnen. Ich bin
sofort unter die Persenning auf die Luvseite gehechtet und hatte erst mal
Glueck. Die Schaumkrone stieg in die Plicht ein, alles wurde gebadet, nur ich
nicht. Welch ein Glueck, denke ich und nix wie runter in die Koje im Salon.
Leider war die Welle schneller und hatte auch meine warme, jetzt nicht mehr
trockene Koje gefunden. Der Boden schwamm wieder mal. Diesmal keine Fanta sonder
Seewasser. Wie kam das nur rein? Das Oberlicht war geschlossen und trocken. Dann
sah ich den Eingang. Der Bb-Luefter direkt ueber meiner Koje. Den hab ich jetzt
erst mal mit einem Lappen zugestopft. Dafuer ist es jetzt sehr warm und feucht
im Schiff. Bei raumen Wind und gelegentlichen Wellenspritzern, muss auch der
Niedergang ueberwiegend geschlossen bleiben.

1.6.05, 01:12 UTC, 8. Seetag. Position: S16°22 E154°42 Kurs 280°, Wind SE 5-6,
8/8 Bew, Geschw 5,6 kn. Noch 544 Meilen bis Cairns, Australien
Endlich hat heute am Vormittag der Regen etwas aufgehoert und wir koennen den
Niedergang meisst offen fahren. Gestern besuchten uns endlich mal wieder
Delfine. Ein grosser Schwarm. Die sahen etwas anders aus. Keinen spitzen
Schnabel, mehr ein halbmondfoermig abgerundeter Kopf und dunkler, grauschwarz.
Die blieben eine ganze Weile bei uns. Fuer dieses Schauspiel haben wir uns dann
auch nassregnen lassen. Schoen anzusehen, wie die in den Wellenkaemmen oben
auftauchten und dann die Welle runterschossen. Die Wellen sind bestimmt drei
Meter hoch. Manche sprangen auch aus dem Wasser. Die letzten Delfine sahen wir
beim Auslaufen aus der Bay of Islands in Neuseeland. Einen fliegenden Fisch
konnte ich heute auch mal wieder von Deck bergen.

2.6.05, 21:11 UTC, 10. Seetag. Position: S15°46 E151°26 Kurs 265°, Wind SE 5,
8/8 Bew, Geschw 5,0 kn. Noch 352 Meilen bis Cairns, Australien
Gestern, am 2., hier haben wir schon den 3., war ein ereignisreicher Tag.
Deshalb kam ich erst gar nicht zum Versuch zu funken. Das fing schon in der
Nacht an. Der Wind brieste ordentlich auf und entwickelte sich tatsaechlich zu
einem kleinen Sturm. War wohl eine oertliche Stoerung, die von keinem
Wetterdienst gesehen wurde, bestaetigte mir Winfried heute morgen am Radio. Noch
in der Dunkelheit musste ich mehrfach reffen, bis ich schliesslich alles wegnahm
und wir nur noch vor Top und Takel Richtung Norden trieben. Wieder hatten wir
Glueck. Die Windrichtung war fast unveraendert und nicht gegenan, wir hatten
viel freien Seeraum, es war warm und ich brauchte nicht auf dem Vorschiff zu
arbeiten, wegen der neuen Rollfock. Ich konnte sogar den Baum an der Fock lassen
und sie trotzdem einrollen. Ich schaetzte den Wind auf 40 Knoten und war
neugierig. Mit meinem Handgeraet kletterte ich in die Plicht und mass im sitzen
nach. Tatsaechlich, in den Spitzen bis 40 Knoten. Spaeter legte der Wind
unueberhoerbar noch mal einiges zu. Ich schaetze bis 50 Knoten. Die Windstaerke
ging wohl etwa bis 9. Und die Wellen schaetze ich auch in der Spitze von 5 bis 6
Meter. Die Ela hielt sich aber sehr gut. Gelegentlich ging eine brechende Welle
uebers Deck und zwei Wellen stiegen auch in die Plicht ein. Wir bekamen
natuerlich auch einiges Wasser wieder ins Schiff, sogar durch die verstopften
Luefter. Nach einigem Abwarten ging ich dann in die Plicht und steuerte von Hand
vor Top und Takel. Wir machte etwa 4 bis 5 Knoten und ich konnte sogar wieder
auf Kurs gehen. Nach 4 Stunden steuern liess der Wind dann etwas nach, ich
rollte etwas Segel aus, nicht mehr als Handtuchgroesse und die Windsteueranlage
konnte wieder zeitweise uebernehmen. Ich musste allerdings alle paar Minuten
nachhelfen. Gegen Mittag wurden wir von einem Flieger von Custom (Zoll)
ueberflogen. Ich hatte schon von der strengen Ueberwachung gehoert. Er sprach
uns dann auch an und ich musste Schiffsnamen, Land, woher, wohin und
Personenzahl angeben. Ich wurde auch nach Pflanzen und Tieren an Bord befragt.
Die waren sehr freundlich, wuenschten einen guten Landfall und machten noch
darauf aufmerksam, dass ich direkt nach Cairns muesse und nicht irgendwo anders
hin darf. War mal was anderes, mit einem Flieger zu sprechen.

4.6.05, 00:21 UTC, 11. Seetag. Position: S15°29 E149°28 Kurs 255°, Wind SE 5-6,
7/8 Bew, Geschw 4,6 kn. Noch 235 Meilen bis Cairns, Australien
Was ich vergessen habe zu erzaehlen, bei dem Sturm vorgestern lernten einige
Dinge das Fliegen. Selbst Sachen, die immer den gleichen, angeblich sicheren
Platz hatten, wurden fluegge. U. a. auch Yoceline, die in der achteren Stb-Koje
schlief. Sie wurde wach bei der Landung in der Bb-Koje. Beim Anflug der
Landebahn durchschlug sie noch ein Rundholz von Besenstielstaerke, welches das
Leesegel der Bb-Koje halten sollte. Wieder mal viel Glueck und nix passiert. Wir
haben immer noch ordentlichen Seegang und ordentlich Wind. Die Rollfock ist sehr
klein gerefft, weil etwa alle halbe Stunde ein Squall durchgeht. Das ist eine
dicke Wolkenbank, die noch mehr Wind mitbringt. Den noerdlichsten Punkt der
Fahrt haben wir vor zwei Stunden gerundet. Wir mussten einige Riffe umfahren.
Jetzt geht es wieder nach SW. Aber sonst ist alles wohl auf und ich hoffe auf
den Landfall am Montag, wenn wir diese Geschwindigkeit mindestens halten
koennen.

5.6.05, 01:34 UTC, 12. Seetag. Position: S16°12 E147°31 Kurs 250°, Wind SE 4-6,
5/8 Bew, Geschw 6,4 kn. Noch 113 Meilen bis Cairns, Australien
Der Wind ist wechselhaft geworden in Richtung und Staerke. Insgesamt aber ist es
etwas ruhiger, einschliesslich der Wellen. Habe gerade die neue Reparaturliste
fuer die Ela angefangen. Es stehen schon wieder 7 Sachen drauf, Zahnarzt nicht
inbegriffen. Endlich ist die Sonne mal wieder zu sehen. Seit 7 Tagen keine
Sonne. Jetzt koennen wir auch schon mal zeitweise etwas Lueften. Fast ueberall
am Holz hat sich schon der weisse Schimmel ausgebreitet. In der Funkrunde klagt
der Herman aus Neuseeland ueber zu viel Regen, waehrend die Australier ueber zu
wenig jammern. Bin mal gespannt, wie es in Cairns ist. Ausserdem bin ich
fuerchterlich neugierig auf das Grosse Barriereriff. Wir haben noch 76 Meilen
bis zur Riffpassage.

Cairns, Queensland, Australien, 07.06.2005
Wieder mal gut angekommen. Naturgemaess bekam ich vorletzte Nacht bei der
Annaeherung und Passage durch das Riff keinen Schlaf. Es war wieder mal Nacht
bei der Einfahrt ins Riff. Ging aber gut. Die Einfahrt war breit genug und
befeuert. Ueber Radio meldete ich mich pflichtgemaess bei der Trafficcontroll
und spaeter beim Customs an. Ich hatte gelesen, drei Stunden vor Ankunft ist
Pflicht sich anzumelden. Vom Zoll bekam ich den Auftrag, mir einen Liegeplatz
fuer die Ankunft in der Marina zu besorgen. Drei Meilen vor dem Hafen fragte der
Zoll noch mal nach, wann wir denn genau ankommen. Die alarmierten
Behoerdenvertreter nahmen dann auch gleich unsere Leinen entgegen und
ueberfielen uns quasi wie die Fliegen. Fuenf Mann kamen an Bord und begannen
gleich mit der Schiffsdurchsuchung. Das heisst, drei Mann durchsuchten auch mit
elektronischem Geraet und fotografierten alles Moegliche, sogar mein Logbuch und
zwei befragten mich freundlich aber bestimmt. Einer vom Zoll, einer von der
Gesundheitsbehoerde. Alle frischen Lebensmittel gingen neben einigen anderen
Sachen gleich in den Muell. Erstmals musste ich nicht die vielen Papiere
ausfuellen, sondern nur unterschreiben. Einen boesen Fehler hatte ich gemacht,
wurde mir versichert, weil ich mich nicht mindestens zwei Tage vor der Ankunft
beim Zoll angemeldet hatte. Das kostet normalerweise eine Strafe von 6600
Dollar. Ich berief mich dann auf die Anmeldung beim Zollflieger vier Tage vor
der Ankunft auf See. Das zaehlte wohl nicht richtig, aber ich bin dann mit einer
schriftlichen Verwarnung davongekommen und durfte mir heute mein Cruiserpermit
beim Zoll im Flughafen abholen, ohne das ich das Schiff in australischen
Gewaessern nicht bewegen darf. Noch nicht mal innerhalb des Hafens. Ich
erkundigte mich nach der Fahrt zum Flughafen. Der Bus kostet 8 Dollar pro
Person. Man machte mich aber darauf aufmerksam, dass ein Taxi nur 14 Dollar
kostet. Landschaft und Stadt sehen sehr gut aus und ich hoffe bald auf Zeit,
etwas davon erkunden zu koennen.

Cairns, Queensland, Australien, 11.06.2005
Hab ich noch vergessen zu erzaehlen. Erstmalig hat der Zoll nicht nur fast alles
meine Alkoholvorraete gefunden, sondern auch noch unter Zollverschluss gebracht.
Mangels abschliessbarem Schapp wollte man die Flaschen und Zigaretten erst
mitnehmen. Dann waeren sie verloren gewesen, denn dann haette ich zum
Ausklarieren wieder zurueckgemusst. Man erklaerte sich bereit, einen Koffer zu
versiegeln. Jetzt kann ich das Zeug wenigstens mitnehmen.
Hier gibt es wieder Pelikane. Eine andere Art, weiss, nicht schmutzig braun wie
in Suedamerika und der Karibik. Eine Regenwaldtour haben wir auch schon hinter
uns. Sollte eigentlich in deutsch und spanisch laufen, da aber ein deutsches
Paar abgesagt hatte, war ich der einzige Deutsche und musste mich mit englisch
und spanisch begnuegen. Ging aber auch und war wieder mal interessant. Zuerst
konnten wir in freier Natur einiges beobachten. Angefangen mit fleischfressenden
Pflanzen, Voegeln und tatsaechlich Krokodilen. Die konnten wir noch
ausfuerlicher auf einer Krokodilfarm studieren. Unterwegs dorthin hab ich dann
auch das erste Kaenguru gesehen. Ueberfahren und tot auf der Strasse. Auf der
Farm liefen aber auch eine Menge lebend herum. Die bringen bei der Besichtigung
auch eine Show mit Fuetterung von den riesigen Biestern. Ich frage mich schon
lange, wie die aus den harten Panzern Handtaschen und Schuhe machen. Und fragte
dann auch den Vorfuehrer, wie alt die Krokodile sind, wenn sie geschlachtet
werden. Die werden nur drei Jahre alt. Spaeter bekam ich dann auch so eine
zukuenftige lebende Handtasche fuer ein Foto auf den Arm gedrueckt. Das Leder
von den Babys ist tatsaechlich noch weich, haben aber schon ordentliche Krallen,
die ein Spanier zu spueren bekam. Dann haben sie mir auch noch eine bestimmt
zwei Meter lange Schlange um den Hals gehaengt. Die war mir nicht so geheuer,
aber die Schlange und ich habens ueberlebt. Anschliessend ging es in den
Regenwald und natuerlich zu dem unvermeidlichen Wasserfall. Wir durften sogar
schwimmen gehen und ich bekam eine Taucherbrille verpasst. Konnte aber die
versprochenen Schildkroeten nicht entdecken. Nur aus der Ferne konnten wir eine
auf einem treibenden Baumstamm im Fluss sehen. Das Kunsthandwerk kam auch nicht
zu kurz. Wir besichtigten die Produktion von Didgeridoos und Bumerangs. Wir
hatten den ganzen Tag ein volles Programm.

Low Islets, Queensland, Australien, 16.06.2005
Am Dienstag hatten wir noch eine zweite gefuehrte Tour ins Land, diesmal privat.
Wir, vor allem Yoceline hatten uns mit dem spanischen Fuehrer Javier der ersten
Tour angefreundet und mit ihm dann die zweite Tour privat veranstaltet. Wir
konnten einiges mehr von dieser tropischen Gegend sehen und noch mehr
Wasserfaelle. Ganz Australien ist trocken, nur hier ist immer reichlich Wasser
vorhanden. Er lud uns auch noch in sein Haus am Mittwoch ein, leider waren wir
mit Einkaeufen, Waschen und Startvorbereitung ausgebucht und konnten die
Einladung nicht annehmen. Heute ging es schon weiter. Lange vor Sonnenaufgang
schellte der Wecker um rechtzeitig unser 40 sm entferntes Ziel Low Islets zu
erreichen. Anfangs war der Wind zu schwach und ich musste motoren. Spaeter legte
er ordentlich zu und ich durfte wieder reffen. 5 Minuten spaeter wieder
ausreffen und eine halbe Stunde spaeter wieder Motoren. Das ist hier im Grossen
Riff anders als auf offener See. Man muss sein Ziel vor Sonnenuntergang
erreichen, wegen der Korallenkoepfe, die man sonst nicht sieht. Ausserdem muss
man staendig aufpassen und Ausschau halten. Bisher war meine Aussicht bestimmt
zu 98 Prozent nur nach hinten und etwas zur Seite. Bin quasi rueckwaerts durch
die Gegend gesegelt. Ich war mal kurz im Wasser, um nach dem Anker zu schauen.
Es war etwas enttaeuschend die Sicht ueber dem sandigen Ankergrund, aber eine
dicke Schildkroete winkte uns troestend zu.

Mackay Reef, Queensland, Australien, 17.06.2005
Heute habe ich mal eine kuerzere Etappe gewaehlt, nur 20 sm. Wir kamen bei
Niedrigwasser am Mackay Reef an. Nach dem Ankern, direkt wieder ins Wasser. Ich
war ja etwas erschreckt, als ich die vielen Korallenkoepfe sah, durch die wir
hindurch sind. Es ist nur eine winzige Sandinsel zu sehen, inzwischen fast ganz
unter Wasser bei Hochwasser. Bei Ankunft waren noch zwei Touristenboote hier,
jetzt sind wir allein. Unter Wasser sah es diesmal viel interessanter aus. Sogar
eine leckere Languste hab ich gesehen. Sie wollte aber nicht mit an Bord.

Hope Island, Queensland, Australien, 18.06.2005
Es ist immer wieder ein schoenes Kaffeesegeln, wie man so sagt. Moderater SE um
die 10 Knoten und keine nennenswerten Wellen. Nur aufpassen muss man etwas,
wurde mir heute wieder bestaetigt. Ich hatte ja meine taeglichen Etappen auf
etwa 20 Meilen verkuerzt, um den Fahrplan ohne motoren besser einhalten zu
koennen und dabei vom Mackay Reef direkt den Wegepunkt in die vorher geplante
laengere Route eingegeben ohne weitere Kontrolle. Unterwegs schaute ich noch mal
in die Seekarte und entdeckte ein Unterwasserriff auf meiner Route. Ich merkte
mir die Daten zu Kontrolle und schaute auf das GPS. Schreck lass nach, wir waren
fast drauf. Ein Boot mit Anglern in der Naehe und das Echolot mit deutlich
ansteigendem Grund gaben mir die Bestaetigung. Hart Ruderlegen mit backstehenden
Segeln und wir waren schnell wieder im tiefen Wasser. Mackay Reef war nur als
nackter Sandhaufen zu sehen. Vor allem bei Hochwasser nachts war mir das nicht
mehr so ganz geheuer. Man hatte das Gefuehl, auf offener See zu ankern, zumal
die umgebende und schuetzende Riffkante bei Hochwasser annaehernd mit 2 m Wasser
ueberspuelt war und die zwar kleinen Wellen ungehindert auf uns zuliefen. Hope
Island ist nicht viel groesser, aber der Sandhaufen ist bewaldet und von
unzaehligen Voegeln bewohnt. Hier liegen wir geschuetzter. Dafuer ist es unter
Wasser nicht so schoen. Der Grund ist Modder mit einigen Korallen dazwischen und
sehr unsichtig. Da macht das Schnorcheln keinen Spass. Kurz vorm Landfall
landete ein Seevogel auf der Ela. Etwas ungeschickt und toelpelhaft. Daher der
Name, ich meine den Vogel nennt man auch Toelpel. Er rutschte vom Dingikiel in
den Relingdraht und blieb dort mit einem Fluegel haengen. So stand er dann
gelassen bestimmt eine halbe Stunde an Deck, mit einem Fluegel ueber dem unteren
Relingdraht. Spaeter zog er dann den Fluegel wieder an den Koerper und
beobachtet weiter gelassen das Ankermanoever. Dann packte er seinen Kopf unter
den Fluegel und schlief erst mal. Jetzt, ueber 3 Stunden spaeter steht er immer
noch an Deck. Ein Kollege, vielleicht seine Freundin schwamm neben der Ela und
sie schauten sich stumm in die Augen.

Cape Flattery, Australien, 22.06.2005
Die letzten drei Naechte verbrachten wir in Cooktown, der letzten Stadt. Weiter
noerdlich gibt es keine weitere Stadt an Australiens Ostkueste. Es wird einsam.
Wir ankerten in der Endeavourmuendung. Hier hatte Kapitaen Cook seine Endeavour
vor ueber 300 Jahren trockenfallen lassen. Vor der Muendung liegt eine Barre mit
einer Tiefe von nur 1,20m. Bisher konnte ich solche Passagen immer vermeiden,
aber jetzt mussten wir darueber, um noch mal Wasser, Diesel und Lebensmittel zu
bunkern. War auch kein Problem zur richtigen Zeit. Die Flutellen sind hier
seltsam. Einer hohen folgt immer eine weniger hohe. In der Flussmuendung ist
wenig Platz zum ankern und schwoien. Gestern hatten wir bei Niedrigwasser sogar
einmal Grundberuehrung. Auch fuer eine vernuenftige Dingilandung ist man hier
nicht vorbereitet. Cooktown selbst aber ist ein schoener und interessanter Ort.
Ich erwanderte den Botanischen Garten und natuerlich das Cookmuseum, ein sehr
kleines Haus. Dort steht auch das Schild, ohne das Museum gesehen zu haben, darf
man den Ort nicht verlassen. Ich habe es gesehen, es war geschlossen. Heute
konnten wir dann endlich den unfeinen Ankerplatz kurz vor Hochwasser verlassen
und haben Cape Flattery erreicht. Hier ankern wir bei kraeftigen SE-Passat
sicher in einer grossen, bewaldeten Bucht hinter Bergen und vor einem schoenen
einsamen Sandstrand. Die Landschaft aendert sich. Der tropische Wald an der
Kueste lockert sich und man sieht immer mehr dazwischen grellweisse Flecken.
Sieht aus wie Schnee, ist aber Sand.

Lizard Island, Australien, 23.06.2005
Der Passat blaest bestimmt noch mit 6 Windstaerken. So hatten wir eine schnelle
Fahrt fuer die 20 sm nach Lizard Island. Hier ankern 7 Segelyachten und ein paar
Motorboote. Es gibt sogar eine Landepiste. Alles ist hier National Park. Vor
weit ueber 100 Jahren lebte ein Ehepaar mit zwei chinesischen Arbeitern hier.
Waehrend der Mann mit einem Freund zu Fischen war, ueberfielen Aboriginals die
Frau und die Chinesen. Ein Chinese wurde direkt getoetet und der andere von
einem Speer schwer verletzt. Da kein Boot mehr vorhanden war, floh die Frau mit
dem verletzten Chinesen und ihrem Baby in einem grossen Kochkessel zu einer
anderen Insel hier in der Naehe. Sie hatten kein Wasser. Der Chinese fuhr mit
dem Kochkessel weiter, um Hilfe zu holen. Er wurde nie mehr gesehen nur der
Kessel wurde ans Festland getrieben. Ein Jahr spaeter fand man die Leiche der
Frau Watson auf der Insel, die heute Watson Island heisst. Der Kessel und das
Tagebuch der Frau Watson sind im Brisbane Museum ausgestellt.
Ich bekomme seit einiger Zeit wieder keinen Funkkontakt. Hoffentlich wird es
wieder besser.

Lizard Island, Australien, 25.06.2005
Immerhin, jetzt haben wir Strom im Ueberfluss. Es weht seit Tagen um die 6
Windstaerken und die Windmuehle liefert ordentlich Strom. Das erste mal, dass
meine Dioden langsam Ueberspannung anzeigen, obwohl ich den Kuehlschrank auch
erstmals schon viel hoeher gedreht habe. Gestern haben wir die Reste des Hauses
der Frau Watson angeschaut uns sind dann weiter Richtung Research Station einem
Meeresforschungsinstitut gewandert. An der Flugpiste haben wir uns verirrt und
sind in einem Hotel mit vielen kleinen Einzelhuetten gelandet. Nach einer
anstrengenden Wanderung von 3 km erreichten wir dann auch das
Meeresforschungsinstitut. Ueber Kanal 16 hatten die schon fuer die anwesenden
Yachten eine Fuehrung fuer Montag um 11 Uhr angekuendigt. So lange sind wir
nicht mehr hier, wir sind ja wie immer auf der Flucht. Immerhin habe ich dort u.
a. erfahren, das hier im Grossen Riff die Lebensvielfalt um ein 10faches hoeher
sein soll als in der Karibik. Hatte ich noch nicht viel von gesehen. Heute haben
wir uns dann den Berg vorgenommen. Mein kleiner Aussenborder streikt und der
grosse Yamaha ist mir zu schwer, um das Dingi weit genug auf den Strand
raufzuziehen. Deshalb habe ich es mal mit Rudern versucht. Ganz schoen
anstrengend gegen 6 Windstaerken mit dem Schlauchboot anzurudern. Gestern kam
mir jemand mit Aussenborder zu Hilfe, heute leider nicht. Dann der Berg mit 358
Metern, aber die Aussicht hat fuer alles entschaedigt, obwohl die Sicht nicht
gerade super war bei dem bewoelkten Himmel. Diese Aussicht hat auch schon der
erste Tourist hier genossen, der Kapitaen Cook und hat von dort oben den Ausgang
aus dem Riff ins offene Meer gefunden. Durchgeschwitzt und zurueckgerudert bin
ich erst mal ins Wasser und zum Riff geschnorchelt. Ist glaube ich nicht
uebertrieben, die Artenvielfalt. Unglaublich aber wahr, man kommt sich wie in
einem Aquarium vor. Als erstes beeindruckten die vielen, riesigen
Moerdermuscheln und diese vielen Farben. Die Fische wissen natuerlich, dass hier
harpunieren verboten ist und praesentierten sich mir auf Armeslaenge. Immerhin
haben sie mir nicht die Zunge raussgestreckt. Eigentlich viel schoener das Leben
zu beobachten, als zu verzehren. Aber gestern haben wir von einem Amerikaner
noch eine ordentliche Portion Fisch geschenkt bekommen. Den hatten wir schon in
Cooktown getroffen und unterwegs hierher hatte er viel Glueck beim Angeln. Auf
dem Berg haben wir auch eine brasilianische Familie kennen gelernt, die
vorlaeufig auch die gleiche Route haben.

Howick Island, Australien, 26.06.2005
War heute wieder mal eine schnelle Fahrt, die 30 sm bis Howick Island. Wir
ankern ausserhalb des Riffguertels auf 10 m. Die Insel ist ueberwiegend mit
Mangroven bewachsen, aber Nahe des Ankerplatzes gibt es eine kleine Stelle, auf
der auch andere Baeume wachsen.

Flinders Group, Australien, 27.06.2005
Der Ankerplatz war ziemlich rollig gestern, aber der heutige in der Flinders
Group verspricht eine ruhige Nacht. Wir liegen in einer kleinen, bewaldeten
Bucht mit Strand vor Anker. Urspruenglich wollte ich gar nicht so weit, aber da
die Fahrt so gut lief mit sehr gutem Wind, konnten wir sogar ein weiteres Ziel
erreichen. Unterwegs am Cap Melville habe ich erstmals den Kapeffekt erfahren.
Wir hatten schon 6 Windstaerken, aber ploetzlich kam noch einiges hinzu. Ich war
wieder sehr froh ueber mein Rollsegel, das ich bis auf einen kleinen Fetzen
wegdrehen musste. Die ganze Aktion wurde von einem mittelgrossen Kriegsschiff
(Zerstoerer oder so was) verfolgt, dass uns danach bestimmt noch 3 Stunden mit
gleicher Geschwindigkeit begleitete. Anschliessend drehte es ab und fuhr
zurueck.

Flinders Group, Australien, 28.06.2005
Habe leider keine Funkverbindung bekommen. Genauso wenig wie Wetterinfos. Der
kraeftige SE hat uns verlassen. Wir sind fast bekalmt, es weht leicht aus W.
Wenn das staerker wird, muessen wir hier weg. Bei dem Wind koennen wir auch
nicht unseren naechsten Ankerplatz in einem Tag erreichen. Mal sehen, wie es
spaeter wird. Aber immerhin haben wir von einem Angler einen Fisch geschenkt
bekommen. Die sind auf Chartertour zum Angeln.

Unterwegs von Morris Island zur Lloyd Bay, Australien, 30.06.2005
Lange vor Morgengrauen sind wir gestern ankerauf gegangen, um die lange Strecke
zur Morris Island zu bewaeltigen. Nach Sonnenaufgang waren wir dann bekalmt und
mussten 3 Stunden motoren. Dann kam leichter Gegenwind, der aber zunahm und
spaeter immer weiter Richtung Ost und dann SE drehte. Anfangs am Wind unter
vollen Segeln, waren wir kurze Zeit spaeter bei zunehmendem Wind uebertakelt und
die Windsteueranlage schaffte es nicht mehr. Ich musste noch eine halbe Stunde
rudergehen, bis wir zwischen zwei Koralleninseln durch waren. Wir segelten mit
Vollspeed und irrer Lage. Dann konnte ich endlich reffen. Und die
Windsteueranlage uebernahm wieder. Wir hatten zuviel Zeit verloren und konnten
es nicht mehr im Hellen schaffen. Zuerst wollte ich gleich die uebernaechste
Etappe die Nacht durch ansteuern, aber ein Blick in die elektronische Karte und
ins Handbuch sagten, die Ansteuerung zum Ankerplatz ist frei von
Korallenkoepfen. Also mein erster Blindflug bei voelliger Dunkelheit. Der Mond
kommt erst nach Mitternacht und der Himmel war sowieso bewoelkt. Lediglich ein
Leuchtfeuer und die Beleuchtung von einigen Fischerbooten waren in der Ferne
auszumachen. Bei Annaeherung an die Insel war nix zu sehen. Ich hatte wenigstens
auf einen Ankerlieger gehofft, der mir etwas Orientierung gab. Auch der
Handscheinwerfer zeigte nichts. Irgendwann liessen dann die Wellen nach, und ich
wusste, wir sind im Lee der Koralleninsel. Danach Motor an, Segel weg, Anker
klar und langsam rantasten. Ich habe nur noch auf die Elektronik geschaut. Mein
Blick wechselte zwischen elektronischer Seekarte, Echolot zur Bestaetigung der
Tiefenangaben der Seekarte (stimmte auffallend) und GPS. Ruderkorrekturen nur
ueber den Autopiloten. Draussen war eh nix zu sehen. Klappte ganz gut, bis
Yoceline ploetzlich schrie, un Barco muy circa ( ein Schiff ganz nahe). Wollte
ich nicht glauben, aber ich hob den Kopf trotzdem und sah 20 m entfernt
ploetzlich ein Ankerlicht. Und nervoes machte er dann noch weiter Lichter an.
Ganz schoen wahnsinnig, ohne Ankerlicht vor der einzigen Ankermoeglichkeit weit
und breit zu ankern. Ich waere ihm fast in die Breitseite gefahren. Der Ela
waere wohl nicht viel passiert, aber die Plastikschuessel haette ich versenken
koennen. Nicht viel weiter konnte ich dann meinen Anker fallen lassen. Der
Kollege liess sein Ankerlicht dann auch die ganze Nacht brennen. Ich habe jetzt
fast das ideale Ankerlicht aus dem Baumarkt in Neuseeland. Eine Gartenleuchte
mit Dioden, winzigem Solarpaneel und Akku, die sich bei Dunkelheit automatisch
einschaltet. Das Ding habe ich an den Geraetetraeger achtern gebunden und es
arbeitet seit einem halben Jahr selbstaendig.
Leider bekomme ich trotz stundenlanger versuche keine Funkkontakte mehr.

Portland Roads, Cape Weymouth, Australien, 01.07.2005
Heute haben wir nur die knapp 20 Meilen von der Lloyd Bay bis Portland Roads
gemacht und haben schon um 0100 Uhr wieder den Anker fallen lassen. Deshalb habe
ich gleich wieder einige Stunden Zeit, eine Funkverbindung zu versuchen. Hier
ist so was wie eine Notversorgungsstation fuer die Fischerboote. Fuenf
Fischerboote ankern auch hier. Wir sind der einzige Segler. Es soll laut
Handbuch Wasser und Diesel geben. Im dichten Wald am Ufer sind ein paar Haeuser
zu erkennen. Ehrlich gesagt, bin ich zu faul, das Dingi ins Wasser zu lassen.
Diesel haben wir vielleicht nur 25 ltr verbraucht und mit dem Wasser muessten
wir auch auskommen. Ausserdem glaube ich nicht an beste Qualitaet. Was wir schon
fuer schmutzigen Diesel gebunkert haben. Seitdem filtere ich den meissten
Diesel, der an Bord kommt zusaetzlich stundenlang durch einen Kaffeefilter. Mein
Kraftstoffvorfilter bedankt sich dafuer mit relativer Sauberkeit. Jetzt hoffe
ich endlich mal auf Funkkontakt.

Restoration Island, Portland Roads, Cape Weymouth, Australien, 01.07.2005
Kaum waren wir in Portland Roads, kam ein kleines Motorboot vorbei. Drin sassen
Ulrike, eine 22jaehrige Deutsche und Daive ein Ausi. Sie mussten noch bei einem
Fischerboot vorbei, kamen aber spaeter auf einen Drink an Bord. Daive lebt auf
Restoration Island, eine kleine Insel 3 SM weiter oestlich. Wir erfuhren, dass
das schwimmen hier wirklich nicht anzuraten ist. Gestern wurde direkt vor uns am
Strand ein 4,5 m langes Krokodil gesichtet und zwei Tage vorher hatte Daive am
Strand seiner Insel ein 3,5 m langes Krokodil besucht. Und die Fischer berichten
aktuell von grossen Haien, die sie hier in der Bucht gesehen haetten. Das erste
Mal, dass hier vor Haien gewarnt wird. Wir wurden zur Insel eingeladen. Der
Ankerplatz ist nicht der Beste. Ziemlich rollig. Aber ich war natuerlich
neugierig. Daive holte uns mit seinem Boot ab und zeigte sein Paradies. Nicht
sehr untertrieben. Ein Hund, ein Schwein und ein paar Huehner leben neben den
Wildtieren auch dort. Zumindest glaubt Daive, dass die Schlangen nicht sehr
gefaehrlich hier sind. Sein Reich besteht aus 5 Huetten zwischen den Palmen. Er
hat sogar Satelliten TV, Telefon und Internet. Alles nicht ueber Kabel. Er lud
uns zum Essen ein. Es gab Garnelen. Er wird von den Fischern bestens versorgt.
Gelegentlich hat er auch Gaeste. Aus aller Welt, vom Filmschauspieler bis zum
Weltumsegler. Einige fliegen mit dem Hubschrauber ein. Bei der zweiten Flasche
Wein, wurde unsere Unterhaltung immer fluessiger, nur verstehen konnte ich noch
weniger. Der australische Slang kam noch mehr durch und er sprach schneller.
Macht nix, aber wir haben uns bestens unterhalten.

Margaret Bay, Cape Grenville, Australien, 04.07.2005
Das waren wieder knapp 50 sm. Fuer morgen sieht es schlechter aus. Bis zum
Escape River sind es 70 sm und unterwegs gibt es keinen sehr guten Ankerplatz.
Fuer alle Faelle habe ich mir ein Riff zum Ankern nach 48 sm ausgesucht. Hier in
der Margaret Bay liegen neben ein paar Fischerbooten vier Segelyachten und alle
wollen morgen wahrscheinlich bis zum Escape River. Ein Kanadier, mit denen habe
ich heute morgen gesprochen, ein Schweizer und zwei deutsche Boote. Mit dem
anderen deutschen Boot habe ich gerade ueber Funk gesprochen. Es heisst Macoma
und die Crew Elke und Wilfried. Wir wollen uns am Escape River treffen und Infos
und Buecher tauschen.

Escape River, Australien, 04.07.2005
Mit Mueh und Not haben wir in der Abenddaemmerung den Ankerplatz im Fluss
erreicht. Wir sind zu spaet gestartet, erst um 6 Uhr. Macoma mit Elke und
Wilfried sind schon um 3 gestartet. Sie gaben uns ueber Radio aber wertvolle
Infos ueber die Einfahrt und die vielen darin verstreuten Bojen und Leinen fuer
die Perlenzucht. Wir sind weit den Fluss hochgefahren, bis wir das alles hinter
uns und die drei anderen Yachten gefunden hatten. Dafuer liegen wir hier
ziemlich ruhig umgeben von bewaldeten Ufern. Die Krokodile scheinen hier auch
sehr lebhaft zu sein. Manchmal ist richtig Action im Wasser. Die letzten zwei
Tage musste ich wieder viel steuern, da die Windfahne nicht arbeiten wollte.
Heute habe ich sie mir angeschaut und sie scheint ok. Die schweizer und die
kanadische Yacht sind heute morgen frueh ankerauf gegangen. Nach zwei Stunden
kamen die Schweizer zurueck. Bei 33 Knoten Wind auf die vor der Ausfahrt
liegenden Barre haben sie sich nicht rausgetraut. Ganz vernuenftig. Jetzt ist es
nicht mehr weit bis Cape York, dem noerdlichsten Kap von Australien.
Ordentlichen Gezeitenstrom gibt es da, bis 5 Knoten. Und der Tidenhub soll bald
bis 6 Meter gehen.


Red Island, Australien, 08.07.2005
Cape York haben wir gerundet und liegen jetzt zwischen Red Island und dem
Festland vor Anker. Sieht aus, als gaebe es hier eine kleine Ansiedlung. Sogar
ein kleines Geschaeft soll es hier geben, habe ich gehoert. Das war heute eine
sehr schnelle Fahrt. Wir hatten nicht nur reichlich Wind, sondern auch reichlich
Strom. Die Gezeiten spielen hier total verrueckt. Um jede Ecke sind andere
Gezeiten, Hoehen und Stroeme.


Red Island, Australien, 10.07.2005
Es gibt hier zwei Campingplaetze, einen Kiosk mit Schnellimbiss, eine Tankstelle
und einen Supermarkt. Der Supermarkt ist gar nicht schlecht ausgestattet, nur
etwas teurer. Die Autos sind alles Gelaendewagen, mit vielen Reservereifen und
Ueberlebensausruestung auf dem Dach. Vorgestern kam ich nicht mehr an Land, da
meine Aussenborder nicht funktionierten. Der Grosse Yamaha zeigte schwarzes Oel
am Auspuff und Wilfried meinte, den sollte man besser nicht mehr laufen lassen,
da eventuell Wasser ins Getriebe eingedrungen ist. Und der kleine Motor
funktioniert ja schon laenger nicht mehr. Aber Wilfried bot mir seine Hilfe an,
die ich nicht ablehnen wollte. Bevor er Maschinenbau studierte, hatte er auch
Werkzeugmacher gelernt und kennt sich aus. Zuerst musste ich meinen
Akkuschrauber umbauen, da das Ladegeraet scheinbar auch in den Ruhestand
gegangen ist. Nach zwei Stunden Suche, fand ich das passende Kabel und betreibe
ihn jetzt direkt ueber das 12V-Bordnetz. Damit konnten wir die festsitzenden
Schrauben aufbohren. Dann den schon laenger defekten Benzinabsperrhahn
ausgetauscht. Damit war es aber nicht getan. Im Vergaser war Korrosion
aufgetreten und das Ventil war verstopft. Jetzt laeuft der Kleine wieder. Und
ueber Nacht hatte Wilfried noch einmal ueber den Yamaha nachgedacht und kam zu
dem viel sympathischeren Schluss, dass das Oel vielleicht von einem zu
kraeftigem Gemisch stammt und der Motor in Ordnung ist. Ist auch logisch, denn
das Getriebeoel ist ja nicht schwarz und schon gar nicht, wenn Seewasser drin
ist. Hier zieht ein kraeftiges Hoch nach dem anderen drueber und bringen
staendig etwas viel SE-Wind. Jetzt steht als naechstes die Ueberquerung vom Golf
von Carpentaria an. Das sind etwa 350 sm und wahrscheinlich werden wir direkt
bis Darwin durchsegeln, das sind dann insgesamt 720 sm.

Red Island, Australien, 11.07.2005
Mit dem telefonieren ist das hier scheinbar zwar moeglich, trotzdem nicht so
einfach. Es gibt 4 oeffentliche Telefone. Bei einem ist der Hoerer zerstoert.
Zwei sind am Campingplatz und nur mit Muenzeinwurf zu benutzen, beide nehmen
aber keine Muenzen an. Dann ist noch das letzte. Ich besitze zwar eine
Telefonkarte, aber hier in Australien verlangt die oertliche Telefongesellschaft
fuer die Benutzung den Einwurf von 40 Cent. Und der Muenzeinwurf ist bei diesem
Telefon auch gesperrt. Zwei Minuten zu telefonierten ist mir dann doch gelungen
mit einer anderen Telefonkarte, die einen Chip besitzt. Das Guthaben war dann
aber schnell zu Ende. Neue Telefonkarten zu kaufen ist hier kaum moeglich. Bin
schon einige Kilometer vergeblich dafuer gewandert. Jetzt muss ich mich erst mal
um die weitere Navigation kuemmern. Ist wirklich nicht so ganz einfach mit den
Stroemungen, dem Wind und den Untiefen.
Heute sind wir mal zum naechsten kleinen Ort getrampt. Dort gibt es auch einen
Supermarkt und sogar eine Baeckerei. Das Brotangebot war aber nicht umwerfend.
Hier im Supermarkt gibt es richtiges Graubrot. Steht sogar in Deutsch
Schinkenbrot drauf. Das kommt eingefroren ins Regal. Ist egal, schmeckt sehr
gut. Wir sind jetzt soweit wieder ausgeruestet fuer die Weiterfahrt. Morgen
wollen wir los und den Golf von Carpentaria durch die Arafura See ueberqueren.
Wahrscheinlich gehen wir direkt nach Darwin, obwohl auf der anderen Seite des
Golfes ein gastfreundlicher Yachtclub sein soll. Aber es ist ein ordentlicher
Umweg, weil davor eine Inselgruppe liegt, die man dann komplett umfahren muss.

12.7.05, 04:12 UTC, 1. Seetag. Position: Arafura See S10°48 E141°58 Kurs 275°,
Wind SE 3-4, 3/8 Bew, Geschw 6,0 kn. Noch etwa 700-820 Meilen bis Darwin,
Australien
Wir befinden uns noch im Ausgang der Endeavour Strasse etwas suedlich der Torres
Strasse. Die Insel Prince of Wales Island ist noch stb achtern in Sicht.
Verdammt flach hier alles. Immerhin schiebt uns z. Z. ein Strom von zwei Knoten
und wir sind relativ schnell. Ich bin noch nicht ganz schluessig, ob wir den
Umweg um Melville Island vor Darwin nehmen. Sind immerhin gute 100 Meilen Umweg.
Der Segelfuehrer warnt etwas vor der Abkuerzung, vermutlich wegen Strom, Wind
und Untiefen. Ganz lustig, ich fahre auf der Kopie einer Seekarte von Klaus und
ich habe fast die gleichen Positionen zur gleichen Zeit, nur Klaus war einige
Jahre frueher hier. Das Wetter ist im Moment sehr angenehm. Endlich mal etwas
weniger Wind und Wellen und normale Passatbewoelkung. Gelegentlich meldet sich
ein australisches Kriegsschiff auf Kanal 16 und warnt alle Schiffe vor seiner
Position, wo es ein paar Stunden verbleiben will. Es ist etwas noerdlich der
Schifffahrtsroute. Wir wollen etwas suedlich bleiben, also brauchen sie keine
Angst vor uns zu haben.

13.7.05, 02:55 UTC, 2. Seetag. Position: Arafura See S10°53 E140°04 Kurs 275°,
Wind ESE 2-3, 1/8 Bew, Geschw 4,7 kn. Noch etwa 709 Meilen bis Darwin,
Australien
Eine angenehme Fahrt, bis auf das uebliche Rollen bei raumen Wind. Gelegentlich
sieht man mal ein Schiff. Ansonsten ist es ziemlich warm. Heute morgen um 6 Uhr
hatte ich noch einmal Kontakt mit der Funkrunde von Winfried. Die meissten sind
in Fiji, andere in Vanuatu, Neukaledonien und Tonga. Gestern hatte ich auch
Kontakt mit Peter von der Matahari. Er ist auch unterwegs nach Darwin und
berichtet, dort sei alles voll, wegen der Regatta nach Bali, die bald startet.
Viele Schiffe nehmen an dieser Regatta teil, nur um die Genehmigung zu bekommen,
dort hin zu segeln. Habe ich leider verpasst. Will aber trotzdem noch einen
Versuch zur Genehmigung in Darwin starten.

14.7.05, 02:08 UTC, 3. Seetag. Position: Arafura See S10°53 E138°34 Kurs 275°,
Wind ESE 2-3, 3/8 Bew, Geschw 4,4 kn. Noch etwa 620 Meilen bis Darwin,
Australien
Wenn ich nur wuesste, fuer welche Route nach Darwin ich mich entscheiden soll.
Der australische Wetterdienst hat ab morgen das naechste Hoch mit viel
kraeftigerem Wind angekuendigt. Das Segelhandbuch empfiehlt mehrfach den Umweg
von immerhin 120 Meilen in Kauf zu nehmen. Das bedeutet aber auch, die letzten
60 Meilen gegenan zu segeln. Einmal hat man Wind und Strom gegenan und kann
davon ausgehen, dass man keinen Meter gutmacht oder zurueckfaellt, ein anderes
mal hat man Wind gegenan und Strom mit. Da muss man mit noch unangenehmeren
Wellen rechnen und das ueber 60 SM. Immerhin gibt es viel freien Seeraum und man
kann hinter Buthurst Island ankern und warten, aber worauf? Ueber die Innenroute
durch die Dundas Strait ist es viel kuerzer. Es sind aber einige Untiefen und
Engpaesse im Weg, wo es bestimmt auch heftigen Strom und Wellen gibt, aber hat
den Wind nicht gegenan. Bloederweise raet das Buch lediglich zu dem Umweg und
sagt gar nicht warum. Da habe ich noch ein, zwei Tage Zeit zum gruebeln. Mein
Trend geht doch zu dem Umweg, wenn der schon empfohlen wird.
Die Funkbedingungen werden auch wieder schlechter. Gestern habe ich keine
Verbindung zustande gebracht.

15.7.05, 07:20 UTC, 4. Seetag. Position: Arafura See S10°56 E136°46 Kurs 275°,
Wind ESE 1-2, 2/8 Bew, Geschw 2,5 kn. Noch etwa 513 Meilen bis Darwin,
Australien
Das Cap Wessel liegt bb querab. Somit haben wir den Golf von Carpentaria
ueberquert und schaukeln mit gut 2 Knoten vorwaerts. Der Wetterbericht hatte
fuer heute 15 Knoten versprochen. Dafuer hat er aber die fuer uebermorgen und
Montag angekuendigten 25 Knoten auf 30 Knoten aufgestockt. Hier in der Naehe, am
Festland soll es den superfreundlichen Yachtclub geben und das groesste
Aluminiumwerk der Welt. Sonst nicht viel, wie mir Peter von der Matahari
erzaehlte. Vor einer Stunde hat mal wieder ein grosser Fisch meinen kompletten
Koeder mit einem kraeftigen Ruck geklaut. Entweder beisst keiner bei mir an oder
nur Riesen. Vor drei Tagen erzaehlte noch der Schweizer ueber Funk, dass er ein
kraeftiges Metallrohr von seinem Wassermacher zum Reinigen zwei Meter hinter dem
Boot hergeschleppt hatte. Als er es wieder reinholte, war es kraeftig zerbissen.
Das war wohl ein hungriger Hai.

16.7.05, 06:53 UTC, 5. Seetag. Position: Arafura See S10°52 E134°38 Kurs 275°,
Wind SE 4-5, 3/8 Bew, Geschw 5,8 kn. Noch etwa 388 Meilen bis Darwin, Australien
Wieder kein Funkkontakt gestern. Dafuer aber heute, leider nur wieder mit einem
Flugzeug der Kuestenwache. Es ueberflog uns vor einer Stunde und war mit Custom
beschriftet. Sie meldeten sich aber mit Coastwatch 107 und wollten mal wieder
wissen: woher, wohin, Schiffsname und Heimathafen. Wir waren gerade fertig, da
war es auch schon Zeit fuer den Wetterbericht. Anschliessend fiel mir ein, die
koennten mir vielleicht zum richtigen Weg nach Darwin raten und ich rief sie
noch ein paar mal. Leider waren sie schon weggeflogen.

17.7.05, 06:59 UTC, 6. Seetag. Position: Arafura See S10°52 E132°17 Kurs 268°,
Wind SE 4-5, 2/8 Bew, Geschw 6,5 kn. Noch etwa (3248?) Meilen bis Darwin,
Australien
Wir sind gut voran gekommen. Heute wurden wir von zwei Fliegern der Kuestenwache
ueberflogen. Die passen aber auf ihre Kueste auf. Einer fragte noch mal nach dem
Schiffsnamen und bedankte sich dann, weil er meine Daten schon hat. Inzwischen
habe ich mich zu dem scheinbar sichereren Umweg entschlossen, zumal der Wind ja
noch kraeftiger werden soll. Muss wohl in Kuerze wieder die Batterien laden, da
ich sehr viel Zeit und Energie verbrauche bei den staendigen Versuchen zu einer
Funkverbindung zu gelangen.

18.7.05, 07:10 UTC, 7. Seetag. Position: Arafura See S11°04 E130°08 Kurs 240°,
Wind SE 3-5, 1/8 Bew, Geschw 5,0 kn. Noch etwa 121 Meilen bis Darwin, Australien
Wir motoren gerade wieder, um die Batterien zu laden. Die NW-Ecke von Buthurst
Island haben wir erreicht und gehen langsam mehr suedlich und spaeter Richtung
SE nach Darwin. Mal sehen, wie es spaeter gegenan wird. Wir sind heute morgen
schon wieder von der Coastwatch angeflogen und befragt worden. Die sind ja bald
wie die Fliegen. Ein Schiff haben wir schon ein paar Tage nicht mehr gesichtet.
Auf der Insel hier scheint ein groesseres Feuer zu sein. An mehreren Stellen
steigen dicke Rauchwolken in den Himmel. Die Insel selbst ist aber so flach,
dass wir sie auf unserer Entfernung nicht sehen koennen.
Wenigstens ist gestern abend mal eine Funkverbindung zustande gekommen. Die war
sehr schwach und ich konnte nicht alle eingehenden Mails herausbekommen, da die
Verbindung nach 30 Minuten automatisch abgebrochen wird. Ich hab mir da selbst
ein Ei ins Nest gelegt. Vor ein paar Tagen hatte ich zum Test eine Wetterinfo
vom Indischen Ozean angefordert und nicht auf die Datenmenge geachtet. Das Ding
ist so dick, dass ich die Mail vorlaeufig nicht runter bekomme. Ich hoffe es ist
mir gelungen, sie zumindest auf Eis zu legen, sonst bekomme ich die anderen
Mails auch nicht raus.

Darwin, Australien 23.07.05
Bis nach Darwin wurde es noch ziemlich heftig. Wir kamen gut bis hinter Buthurst
Island und hatten dort vier Stunden Flaute. Durch die Landnaehe macht sich
zeitweise der Seewind bemerkbar, der hier entgegen dem SE-Passat, oder hier
heisst es vielleicht schon Monsun, blaest, so dass sie sich gegenseitig
aufheben. Dann setzte sich wieder der Passat kraeftig durch. Stundenlang
segelten wir durch den Qualm des Buschfeuers und dann ging es die 60 SM gegenan.
Am naechsten Nachmittag hatten wir wieder Glueck mit einigen Stunden Flaute, so
dass ich ein ordentliches Stueck direkt auf das Ziel motoren konnte. 10 Meilen
vor dem Hafen hatten wir Strom, Wellen und Wind gegenan. Unter Motor kamen wir
kein Stueck naeher. Nur mit Hilfe des Motors konnten wir unter Segel gegenan
kreuzen und kamen sehr langsam vorwaerts. Fuer 7 Meilen brauchten wir 5 Stunden.
Unter Landschutz wurde es dann etwas ruhiger und wir kamen zum Ankerplatz. Ich
ankerte auf 3 Meter. Wir haben Springzeit und die Tiden sind hier verrueckt.
Hinzu kommt die Unsicherheit, ob die Tidenzeiten stimmen. Mein C-Map-Programm
gibt zwar die Zeiten an aber ob die stimmen. In Neuseeland passte das etwas, da
ist die Zeitverschiebung zu UTC auch 12 Stunden. Mir viel aber schon vor einiger
Zeit auf, dass das Programm mit falschem Vorzeichen fuer die Zeitverschiebung
arbeitet. An der Ostkueste ist die Zeitverschiebung UTC plus 10 und das Programm
gibt UTC minus 10 an. Hier gibt es minus 9 an, obwohl plus 9 Richtig waere. Um
die Verwirrung komplett zu machen haben die hier eine gesetzliche Zeit von 9h
30m. Ich beobachtete jedenfalls mein Echolot und als wir nachts nur noch 40 cm
unter dem Kiel hatten wurde ich nervoes und fing noch mal an zu interpolieren.
Die Gezeitenrechnung habe ich schon in der Schule bei Gustaf immer gehasst und
bis jetzt bin ich mit Ueber dem Daumen immer hingekommen. Meine Rechnung ergab,
dass wir noch mit etwa 2 Stunden ablaufendem Wasser rechnen mussten und das fiel
an dem Tag mit etwa 80 cm pro Stunde. Da reichten meine 40 cm nicht. Zwei
Naechte mit vielleicht 4 Stunden Schlaf gesamt kosteten etwas Ueberwindung aber
der Anker musste wieder hoch und wir sind weiter rauss motort.
Die naechsten Tage folgte die uebliche Hektik, moeglichst schnell, moeglichst
viel von hier zu erfahren. Da gestern die Regatta der Fahrtenboote nach
Westtimor, Indonesien startete, waren viele Schiffe hier, wir trafen viele Leute
und konnten einiges erfahren. Wie z. B. Frequenzen von Funkrunden, wo es
guenstig Seekarten gibt, Einkaufsmoeglichkeiten, Marina. Wir trafen u. a. auch
die brasilianische Familie von Lizard Island wieder, Hippocampus mit Newton und
Vivizone. Die wollen auch um Suedafrika herum und vielleicht treffen wir sie
spaeter wieder. Jetzt haben sie sich an die Regatta gehaengt, obwohl sie nicht
Teilnehmer sind, und hoffen ohne gueltige Papiere in Westtimor nicht
aufzufallen. Wie ich gehoert habe ist Vivizone Zahnaerztin und Newton Chirurg.
Leider keine Zeit, denn ich brauche natuerlich dringend wieder einen Zahnarzt.
Unterwegs ist mir wieder was rauss gefallen und jetzt plagen mich auch noch
Zahnschmerzen an zwei verschiedenen Stellen. Das muss bis Montag warten. Auch
den Hollaender Renee mit seiner neuseelaendischen Frau Lynette auf der Tekaihau
trafen wir. Die hatten uns schon in Neuseeland gesehen. Ich konnte mich leider
nicht erinnern. Zu viele Leute fuer mein armes, schwaches Gehirn. An diesem
Abend war die Tide besonders hoch, und ich musste das Dingi weit auf den Strand
ziehen, bis das Wasser wieder viel. Und es viel besonders tief. Als wir spaeter
zum Strand kamen, sahen wir kein Wasser mehr und wir durften das Dingi endlos
weit bis zum Wasser schleppen.

Darwin, Australien 31.07.05
Es gibt nicht viel Interessantes zu berichten. Heiss ist es hier, meisst so um
die 37 Grad. Und es gibt staendig irgendwo Buschfeuer, um die sich keiner
schert. Die kann man teilweise schoen am der riesigen Qualmwolke beobachten, wie
die mit der Windrichtung durch die Gegend wandern und nachts mit eindrucksvoller
Beleuchtung. Wir haben inzwischen einen Liegeplatz in der Tipperary Waters
Marina bekommen. Ist doch etwas angenehmer, bei dem Tidenhub und bei der Hitze
mal ordentlich duschen zu koennen. Und auch etwas einfacher, bei den noetigen
Reparaturen. Die Toilettenhalterung muss geschweisst werden, der GFK-Boden des
Dingis hat am Ufer Schaden genommen und muss ausgebessert werden, die
Stopfbuchse ist undicht, am Rumpf kann ich wieder stellenweise die Farbe wie
Tapete abziehen usw. Hauptsache es macht Spass.
Meine internationale Zahnarztstudie habe ich natuerlich auch nicht
vernachlaessigt. Eine sehr moderne Praxis. Die Roentgenaufnahmen werden hier
digital gemacht und zur Beruhigung sind ueber den Patientenstuehlen in der Decke
Fernseher eingelassen. Man braucht nicht staendig die Augen des Zahnarztes oder
der Assistentin zu beobachten. Diesmal trieb mich nicht nur eine fehlende
Fuellung, sondern auch Schmerzen in die Praxis. Zwei Wurzeln sind entzuendet.
David, der Zahnarzt zog mir gleich einen Zahn und sprach sorgenvoll von grossen
Problemen mit dem Zweiten, der u. a. eine Bruecke haelt. Beim zweiten Besuch
erklaerte er mir ausfuehrlich das Problem, wovon ich eigentlich nur verstanden
habe, dass mehr als zwei Wochen noetig sind und ich vermute, er wollte eine
Wurzelbehandlung durchfuehren. Durch die Antibiotika nach dem ersten Zahnziehen,
waren aber die Schmerzen weg und ich sagte ab. Liess mir aber noch mal
Schmerzmittel und weitere Antibiotika verschreiben. Am naechsten Tag waren die
Schmerzen schon wieder da und vor allem meine Angst, bis Suedafrika keine
vernuenftige Zahnarztpraxis finden zu koennen. Schnell wieder zurueck zur
Praxis, aber David hatte frei. Ich bekam einen Termin bei Barbara, der ein
Patient abgesprungen war. Barbara, klein, zierlich, burschikos vom Typ Metzger
ging das Problem anders an. Ihre kurze Erklaerung, no tooth no pain, verstand
ich auf Anhieb. Sie kuerzte kurzerhand meine Bruecke, die zum Glueck drei
Befestigungspunkte hatte und riss mir den Zahn rauss. Der hatte eine schoene,
lange Wurzel und brach auch noch ab. Aber jetzt ist er rauss und kann nicht mehr
schmerzen. In Deutschland haette ich ja versucht ihn zu retten, aber hier, wo
ich eventuell fuer Monate keinen Zahnarzt finde ist es sicherlich das Beste.
Aber was erzaehle ich soviel, Zahnarztgeschichten kann man auch in Deutschland
erleben. Jetzt wird erst mal weiter repariert. Fuer die unzaehligen
Nationalparks hier, finde ich wohl nicht mehr die Zeit. Ausserdem sind das auf
Grund der grossen Distanzen meisstens Touren von 3 Tagen bis zu einer Woche und
kosten auch entsprechend.

13.8.05, 03:49 UTC, 2. Seetag. Position: Timor See S12°15 E129°07 Kurs 270°,
Wind E 7, 2/8 Bew, Geschw 6,0 kn. Noch 1388 Meilen bis Christmas Island,
Australien
Sehr frueh heute morgen hat der Wind von N auf E gedreht und dann kraeftig
zugelegt. Habe jetzt nur noch einen kleinen Fetzen Segel stehen. Das Meer ist
fast weiss. Wir kommen gut voran. Leider hat mich heute morgen auch eine
unglueckliche Welle beim Kaffeeaufschuetten getroffen. Ich flog nach hinten
gegen die Maststuetze. Hatte mich aber etwas in der Entfernung und Richtung
verschaetzt und einen kraeftigen Aufprall. Natuerlich gerade beim Nachschuetten
des kochenden Wassers. Das heisse Kaffeemehl spritzte auf meinen linken Arm. In
einer Hand den Kessel und in der anderen die Kanne mit dem Filter, konnte ich
das heisse Zeug nicht schnell runterkriegen. Jetzt habe ich ein paar dicke
Brandblasen. Mir fiel zur Behandlung die Eigenurin-Therapie ein und habe kurz
darauf damit begonnen. Kostet etwas Ueberwindung, geht aber. Jetzt hoffe ich auf
eine schnelle Heilung. Vorhin trieb eine dicke Seeschlange als Gruss vom Ashmore
Reef vorbei. Da kann einem die Lust auf Schnorcheln vergehen. Na abwarten.
Vielleicht bekomme ich ja gleich noch mal eine Funkverbindung und hoffentlich
auch Wetterdaten. Bei den Wellen fliege ich gleich samt PC durch die Gegend.
Weiter im nächsten Bericht
Viele Grüße von der Ela
PS gerade bekomme ich 19 Fehlermeldungen, die besagen, dass meine vorigen Mails
alle nicht zugestellt werden konnten

17.8.05, Ashmore Reef, Australien
Das Ashmore Reef gehoert wohl noch zu australischen Gewaessern, obwohl
Indonesien, die Insel Timor weniger als 100 Meilen noerdlich von uns liegt. Die
indonesischen Fischer haben aber hier ein paar Sonderrechte. Allerdings nicht
zum Fischen. Ist alles unter Naturschutz. Sie duerfen zwei Sandinseln im Riff
anlaufen und ein paar Graeber besuchen, die auf der Westinsel sind. Dort gibt es
auch zwei Palmen und Suesswasser, ich vermute aus einer Zisterne. Immerhin darf
man hier sogar angeln, aber nur fuer den sofortigen Verzehr. Das haben wir alles
von den ueberall gegenwaertigen Zollbeamten erfahren. Wir liegen hier alleine
mit einem Zollboot, die auf das Riff aufpassen. Wenn die nicht hier waeren,
wuerden die indonesischen Fischer Schildkroeten, Fische und alles Essbare
schnell reduzieren. Nach dem Einlaufen wiesen sie uns direkt eine Mooring in
ihrer Naehe zu und kamen spaeter mit dem Schlauchboot natuerlich zur Ela. Im
habe wohl ziemlich dumm aus der wenigen Waesche geguckt, als der australische
Zollbeamte mich im feinsten hochdeutsch-bayrisch frage, ob sie an Bord kommen
duerfen. Das ist tatsaechlich ein Muenchener, der seit 15 Jahren hier lebt und
er heisst Manfred. Der Papierkram war schnell erledigt. Man betrachtete meine
Brandwunde und gab mir besorgt Ratschlaege. Sie wollten zu ihrem Schiff zurueck
und mir Eis zum Kuehlen in ihrem Gefrierfach machen. Ausserdem wollten sie mir
Unterlagen ueber die Gezeiten (mein PC luegt mich schon wieder an) und
Wetterfrequenzen besorgen. Sie kamen tatsaechlich nach einer Stunde zurueck.
Ohne Eis. Das Medizinhandbuch sagte, kein Eis auf die Wunde. Schade, hatte mich
schon auf einen Sundowner mit Eis gefreut. Aber mit allen anderen Unterlagen,
sogar mit Brandwundenauflagen und Spezialpflaster. Sehr zoegerlich nahmen sie
sogar ein Bier an. Haette mich auch gewundert, ein Muenchener und kein Bier.
Dabei erfuhr ich dann mehr ueber das Riff und bekam Tipps, wo es gut zum
schnorcheln und angeln ist. Heute Nachmittag wollen sie mich zum Schnorcheln
abholen und mir eine gute Stelle
bei der Insel zeigen. Dabei lotsen sie uns mit dem Dingi durch das Riff. Das
sind etwa 2 Meilen. Die Ela bleibt aber hier an der Mooring. Das Zollboot ist
hier drei Wochen staendig im Einsatz. Dann werden sie abgeloest und fahren zum
Festland. In 30 Stunden, wir brauchten 5 Tage. Von dort werden sie nach Hause
geflogen und haben 3 Wochen frei. Manfred lebt in Cairns. Danach haben sie
wieder 3 Wochen Einsatz. Jedes mal wo anders. So lernen sie die ganzen
australischen Gewaesser kennen.

18.8.05, Ashmore Reef, Australien
Manfred kam puenktlich mit einer Kollegin und dem 180 PS-Dingi, um uns
abzuholen. Die beiden mussten unterwegs noch einige Bojen kontrollieren.
Anschliessend setzte Manfred die beiden Ladys auf der Insel ab, waehrend ich
mein Dingi an einer Mooring befestigte und schon mal ins Wasser sprang. Irre
Farben hatte schon das Wasser. Ueber dem flachen Sand tuerkies und ueber den
tieferen Stellen tiefblau. Manfred kam zurueck und fuehrte mich zu einigen
grossen Korallenbloecken. Wieder mal einfach toll. Zuerst sah ich eine
Schildkroete, dann noch ganz viele. Von ziemlich klein bis ziemlich gross. Dann
sahen wir mehrere, verschiedene Haie. Die meissten ziemlich gross, aber auch
scheu. Natuerlich auch reichlich andere Fische. Nicht in solcher Vielfalt aber
meisst groessere Exemplare. Der Schutz macht sich doch bemerkbar. Manfred sagte,
vor 10 Jahren war fast alles leergefischt. Nur von den beruehmten Seeschlangen
zeigt sich keine. Inzwischen war ich doch etwas neugierig darauf. Na, vielleicht
morgen. Am Strand hatten die Maedels eine kleine Schildkroete gerettet, die sich
in ein Fischernetz verfangen hatte, an den Strand getrieben war und in der Sonne
roestete. Ich fand eine grosse Muschel am Strand die ebenfalls in der Sonne lag
und bei fallendem Wasser nicht rechtzeitig ins tiefe Wasser kam. Auch die
brachte ich zurueck ins Wasser. Yoceline blutete das Herz. Die Muschel hatte
bestimmt zwei Kilo leckeres Fleisch und haette fuer 3 Tage gereicht.

19.8.05, Ashmore Reef, Australien
Heute war ich zu erst ueber dem Riff schnorcheln. Nach Manfred soll es dort
viele Seekuehe geben. Bei Hochwasser bin ich mit dem Dingi ueber das Riff
gefahren und habe mich dann schnorchelnd mit dem Dingi darueber treiben lassen.
Leider habe ich wohl die Weiden der Seekuehe nicht getroffen und somit auch
keine Seekuehe. Waehre bestimmt auch interessant geworden. Danach bin ich wieder
zur Insel gefahren. Wieder Hai, Baracuda, Rochen, Schildkroeten und vieles
andere gesehen, nur wieder keine Seeschlangen. Anfangs war ich etwas skeptisch,
jetzt haette ich doch gerne mal eine gesehen. Habe ich dann auch spaeter, leider
tot auf dem Strand. Dort habe ich dann vergeblich nach den Graebern Ausschau
gehalten, aber immerhin die Suesswasserpumpe gefunden. Nach einigem Pumpen wurde
das gefoerderte Wasser auch brauchbar und ich habe 20 ltr. abgefuellt, die wir
allerdings nicht zum trinken verwenden. Es liegen viele Wracks hier rum, unter
und ueber Wasser. Waren alles indonesische Fischerboote und ein Kanu aus Holz.
Ich habe erfahren, es kommen so gut wie keine Yachten hierher, sondern fast
ausschliesslich die indonesischen Fischer. Erstaunlich, wo es doch so schoen und
interessant hier ist. Viele Yachten fahren wahrscheinlich direkt nach Indonesien
und die anderen nach Christmas Islands am Riff vorbei. Ist bestimmt gar nicht so
schlecht, dass wir Bali auslassen mussten. Manfred erzaehlte heute, dass es dort
auch schon diesen gefaehrlichen Grippe oder Huehnervirus oder wie immer der auch
heisst, entdeckt hat. Den will ich nun wirklich nicht treffen, viel lieber die
Seeschlangen. Morgen soll es weitergehen. Im Moment haben wir relativ schwachen
Wind. Aber ein kleiner Lichtblick, ich hatte heute morgen erstmalig Funkkontakt
mit einer Station in Perth und konnte darueber meine Mail absetzen. Vielleicht
bekomme ich weiterhin dorthin Kontakt.

20.8.05, 23:14 UTC, 2. Seetag. Position: Indischer Ozean S12°07 E122°26 Kurs
299°, Wind E 0-1, 0/8 Bew, Geschw 1,9 kn. Noch 995 Meilen bis Christmas Island,
Australien
Ich war unsicher gestern, auslaufen oder nicht, da kaum Wind. Da aber die Wellen
auch ertraeglich sind, habe ich mich doch zum auslaufen entschlossen. So koennen
wir wenigstens ein paar Meilen gutmachen. Manfred haette uns gerne noch sein
Schiff gezeigt, war aber mit dem derzeitigen Kapitaen nicht moeglich. Wir wurden
gestern auch noch viermal von einer grossen, viermotorigen Militaermaschine im
Tiefflug ueberflogen. Die wollten aber nicht mit uns sprechen. Wahrscheinlich
hatten sie Kontakt mit dem Zollboot.

21.8.05, 23:16 UTC, 3. Seetag. Position: Indischer Ozean S12°02 E121°07 Kurs
284°, Wind ESE 2, 1/8 Bew, Geschw 3,7 kn. Noch 917 Meilen bis Christmas Island,
Australien
Der Wind hat seit gestern Nacht etwas zugelegt. Die Flaute gestern habe ich noch
genutzt und 3 Stunden motort, um die Batterien zu laden. Ein kleines
indonesisches Fischerboot lag gestern auf unserem Kurs. Gut, dass wir sie
tagsueber getroffen haben. Ich habe gehoert, die sind oft unbeleuchtet. Vor
allem in Landnaehe fischen Hunderte von denen und wenn man ihnen sehr nahe
kommt, zuenden sie ein Streichholz an, damit man sie sehen kann. Auf hoher See
ist das aber vielleicht anders. Ansonsten wird es mit wenig Wind ganz schoen
heiss am Tage. Da hilft dann nur eine ordentliche Seewasserdusche.

22.8.05, 08:27 UTC, 4. Seetag. Position: Indischer Ozean S12°02 E120°33 Kurs
277°, Wind ENE 2, 1/8 Bew, Geschw 3,6 kn. Noch 884 Meilen bis Christmas Island,
Australien
Der Wind bleibt schwach. Nach den Grib Files bleibt das auch noch ein paar Tage
so. Heute kreuzten wir wieder den Kurs eines indonesischen Bootes. Die kamen uns
sehr nahe und blieben lange auf Kollisionskurs. Alle meine Feuerwaffen
(Handsignalraketen und Signalpistole) lagen griffbereit in der Plicht. Man hoert
ja von gelegentlichen Ueberfaellen in der Gegend. Das Boot wich aber aus und
ging dicht hinter uns durch. Ich winkte freundlich mit einer Hand, in der
anderen die Pistole. Einer zeigte irgendwas mit beiden Haenden an und rief
unverstaendliches herueber. Dann tuckerten sie weiter. Drei Stunden spaeter
zeigte sich noch ein Boot auf Suedkurs. Die blieben aber weit vor uns.
Endlich, endlich ging mal wieder ein Fisch an die Angel und blieb daran. Eine
etwa 2 Kilo Makrele. Super, den inzwischen ist unser Frischfleisch zu Ende. Hat
sich mein neuer Koeder bewaehrt. Den, und zwei andere habe ich mir in Darwin in
einem Laden fuer Fischer zurechtmachen lassen.

23.8.05, 23:49 UTC, 5. Seetag. Position: S11°47 E117°50 Kurs 281°, Wind SE 2,
3/8 Bew, Geschw 3,6 kn. Noch 724 Meilen bis Christmas Island, Australien
Es tauchen immer wieder diese seltsamen Schiffe auf. Letzte Nacht wurden wir von
insgesamt 4 Schiffen flankiert. Zwei an stb, zwei an bb. Sie fuhren unseren Kurs
Richtung Westen und ueberholten uns. Wieder Pistole und Raketen rauss und
beobachten. Sie kamen aber nicht naeher und verschwanden bald wieder. Ansonsten
geht es einigermassen voran. Aber fast mehr mit Hilfe des Stroms, der uns mal
mehr nach Norden oder nach Sueden versetzt.

25.8.05, 00:05 UTC, 6. Seetag. Position: S11°21 E116°04 Kurs 296°, Wind SW 3,
5/8 Bew, Geschw 5,7 kn. Noch 618 Meilen bis Christmas Island, Australien
Gestern Nachmittag kochte 20 m vor uns ploetzlich das Wasser. Ich vermute
Tunfische sprangen und huepften wie verrueckt in einem Umkreis von etwa 100 m
aus dem Wasser. Sie verzogen sich nach stb voraus und missachteten meine Angel
achteraus. Sie huepften bestimmt eine viertel Stunde lang. Vielleicht wurden sie
gejagt oder sie jagten, ich vermute allerdings, dass sie sich vor der
annaehernden Ela erschreckten. Spaeter zog dann eine Front mit dicken Wolken
auf. Viele Regenschauer konnten wir beobachten. Diesmal hatte ich rechtzeitig
gerefft, aber die Boeen erwischten uns nicht so kraeftig. Es regnete kraeftig
vor und hinter uns. Die Ela erwischte nur ein kleiner Schauer. Aber der Wind
drehte auf SW und steht immer noch so. Inzwischen sind wir schon 10 Meilen nach
Norden versetzt. Haette ich fast vergessen, vor dieser Stoerung kontrollierte
ich die Schoten, weil sie schon zwei Tage fuerchterlich knarren. Erst dachte ich
die Umlenkrollen knarren so und verspruehte fast eine halbe Flasche WD 40. Nur
das Knarren liess nicht nach. Die Schoten waren beide fast durchgescheuert am
Schothorn. Blieb nur abbauen und das Ende abschneiden. Mehr wird aber nicht
gehen. Sind ganz schoen kurz geworden. In Neuseeland habe ich mir schon
vorausschauend auf dem Seglerflohmarkt eine fast neue und staerkere Schotleine
gekauft. Wenn die Dinger mal nicht so teuer waeren.

27.8.05, 05:25 UTC, 7. Seetag. Position: S11°08 E112°11 Kurs 271°, Wind E 2, 5/8
Bew, Geschw 3,3 kn. Noch 389 Meilen bis Christmas Island, Australien
Habe vorgestern keinen Funkkontakt bekommen. Insgesamt sieht es aber wieder
besser mit den Funkverbindungen aus. Die Verbindungen sind sicherer und
schneller geworden. In der Nacht vor dem Mondaufgang konnte ich hinter der Kimm
zwei grosse Lichtscheine erkennen. Wenn es kein Kreuzfahrer war, war es bestimmt
eine Stadt an Land. Muesste dann Bali gewesen sein, obwohl Bali etwa 150 Meilen
noerdlich liegt. Immer noch herrscht hier relativ viel Fischereiverkehr. Gerade
ist wieder einer dicht an uns winkend vorbeigefahren.
Jetzt haben wir gerade die naechste Nacht hinter uns. Die Fischer werden langsam
nervig. Weniger wegen Ueberfallgefahr, sondern mehr wegen der Haeufigkeit ihres
Auftretens, vor allem bei Nacht. Man kommt kaum noch zum Schlafen. Die haben
ueber viele Meilen weisse Bojen verteilt. Daran haengen bestimmt Haken oder was
anderes zum Fischen. Gestern sahen wir wieder einen grossen, springenden Wal.
Einfach irre, wenn so ein Monster bis zur Schwanzflosse aus dem Wasser springt
und zurueckfaellt. Eine gigantische Wasserfontaene spritzt hoch. Dreimal sprang
der Wal. Einfach fantastisch.

28.8.05, 03:08 UTC, 8. Seetag. Position: S10°54 E109°56 Kurs 269°, Wind E 3-4,
2/8 Bew, Geschw 6,7 kn. Noch 256 Meilen bis Christmas Island, Australien
Der Motor laeuft zum Laden. Ich nutze die Gelegenheit, den Akku des PCs zu
fuellen und meinen Bericht zu schreiben. Es gibt aber nix zu berichten. Der Wind
ist besser geworden und wir laufen unter Segel mit Unterstuetzung des
mitlaufenden Stroms ueber 5 Knoten. Jetzt mit Maschine sogar an die 7 Knoten.
Ist bloed, bei ueber 5 Knoten Fahrt, den Motor laufen lassen zu muessen. Aber
wenn man auf den Luxus der Kuehlbox nicht verzichten will, leider notwendig. Bei
dem raumen Wind bringt die Windmuehle nicht genug. Jetzt sieht man wieder viele
Fliegende Fische. Durfte gerade wieder zwei an Deck einsammeln. Ansonsten
schoenes Wetter, sehr warm und gelegentlich Delfine und Fischer zu sehen.

29.8.05, 21:55 UTC, 11. Seetag. Position: S10°24 E105°52 Kurs 269°, Wind SW 4,
2/8 Bew, Geschw 4,3 kn. Noch 13 Meilen bis Christmas Island, Australien
Hier haben wir 0450 Uhr Ortszeit. Passt alles hervorragend fuer den Landfall.
Konnte sogar zwei, drei Stunden schlafen. Jetzt habe ich mir eine Kanne Kaffee
aufgeschuettet und erwarte, dass es in einer knappen Stunde hell wird. Der Mond
ist erst vor kurzem aufgegangen und bringt nicht viel Licht. Der Wind hat etwas
zugelegt und es heult im Rigg. Das Segel habe ich schon gestern abend auf ein
Drittel gekuerzt. Weniger wegen dem kraeftigeren Wind sondern um langsamer zu
werden und im Hellen anzukommen. Das war wirklich eine ruhige Fahrt. Habe den
ganzen Doktor Schiwago ausgelesen. Mal sehen, was jetzt auf uns zukommt.

Christmas Island, 4.09.05
Wieder mal keine Zeit, mich vorher zu melden. Beim Landfall machte mich der
Hafenmeister darauf aufmerksam, dass hier Ankern verboten ist und ich an einer
Mooring festmachen soll. Das ist sowieso besser. Selbst die Grosschifffahrt
macht an Mooringtonnen fest. Die bauen ja hier Phosphor ab, da kommt oefter mal
ein Dampfer vorbei. Es waren nur zwei andere Yachten hier. Customs, der Zoll und
eine Vertreterin der Gesundheitsbehoerde kamen um 0930 Uhr zur Pier und
klarierten uns ein. Und ich erfuhr auch gleich, dass ich im Hospital Hoffnung
haben kann, auf den obligatorischen Zahnarzt zu treffen. Habe unterwegs wieder
mal eine Fuellung verloren. Eine sehr schoene, mit dichtem Regenwald bewachsene
kleine Insel. Es leben viele Chinesen, Malaien und andere Gruppen hier. Fuer die
etwa 1200 Einwohner gibt es dann auch die verschiedensten Kirchen. Die Klinik
liegt hoch oben auf dem Berg. Auf dem Rueckweg wurde ich von einer Lady
aufgegabelt, die mir einen sogenannten Lift (mich im Auto mitnahm) gab. Sie
heisst Alma und ist Ungarin. Spricht sogar einigermassen Deutsch und betreibt
ein Kaffee hier. Spaeter lernten wir dort auch noch die Familie kennen. Joseph,
ihr Mann ist eingefleischter Jaeger im australischen Busch und schiesst alles,
was gross ist und ihm vor die Flinte kommt vom Kaenguru bis zum Krokodil. Die
fahren mit zwei Wagen in ein paar Tagen etwa 10000 km zur Jagd und noch mal
10000 km wieder zurueck und treffen meisst keine Menschenseele. Das Wasser sieht
auch sehr verlockend aus. Und als eine Tauchschule direkt neben uns an einer
Mooring festmachte, fuhr ich mit dem Dingi hin und sprach mit Mark, einem der
Tauchlehrer. War nicht schwer, mich mal wieder nach 25 Jahren zum Geraetetauchen
zu ueberreden. Am Freitag machte ich mit Mark einen Tauchgang zum anlernen und
am Samstag zwei mit der Gruppe. Eine sehr eindrucksvolle Unterwasserlandschaft,
in der die riesigen Schirmkorallen dominieren. Auch hier waren wieder eine
Schildkroete, viele andere Fische, auch Haie und ein grosses Wrack aus dem
zweiten Weltkrieg zu sehen. Aber dieses Gruppentauchen kann mich immer noch
nicht begeistern. Der Tauchlehrer schart seine Schaefchen um sich und alles
schwebt mit etwas Distanz zu den Korallen durch das Wasser. Ich natuerlich
nicht. Ich schaute in alle moeglich Loecher am Riff und am Wrack. Entsetzt
machte mir die Tauchlehrerin (die Chefin), durch Zeichen klar, bloss nichts
beruehren. Verrueckt, sie verwechselt das Meer wohl mit einem Museum. Mark hatte
mich schon vor ihr gewarnt und gesagt, sie wuerde auch mit ihm schimpfen, wenn
ich etwas beruehre, weil er mich eingewiesen hat. Als ich mich in der Schule
anmeldete, gab Mark mir auch gleich einen Lift, weil ich mit den vollen
Dieselkanistern noch zurueckwandern musste. Und nach unserem
Einfuehrungstauchgang zeigte er uns noch mit seinem Allrad Pickup die Insel.
Viele nette Leute hier und eine sehr schoene Insel. Es kommen etwa 1000
Touristen im Jahr hier her. Wie Howard, mein Tauchpartner, fliegen die meissten
von Australien (Perth) ein und besuchen auch noch Cocos Keeling. Volles Programm
hier, bin noch nicht einmal zur Reparatur den kleinen Aussenborders gekommen,
der wieder mal streikt und habe nix von der Vogelstation und von den vielen
Roten Krabben erzaehlt, fuer die die Insel beruehmt ist. Morgen heisst es
einkaufen und ausklarieren und Dienstag dann schnell weiter. Zwischendurch
machte auch Hippocampus, die Yacht mit unseren brasilianischen Freunden fuer
wenige Stunden hier fest. Newton hatte Probleme mit der Windsteueranlage. Die
haben aber erst gar nicht einklariert und sind gleich weiter nach Cocos Keeling.
Vielleicht treffen wir sie dort wieder.

6.9.05, 08:47 UTC, 1. Seetag. Position: S10°30 E105°09 Kurs 258°, Wind SW 4, 1/8
Bew, Geschw 6,2 kn. Noch 500 Meilen bis Cocos Keeling, Australien
Heute morgen um 0930 haben wir die Mooringleine losgeworfen. Weiter geht's. Wir
sind fast schon wieder auf der Flucht vor der naechsten Hurrikan Saison, da wir
noch riesige Distanzen vor dem Kiel haben. Montag ging es zuerst zum
Hafenmeister, bezahlen und Wetterbericht holen. Dann zur Tankstelle, noch zwei
Benzinkanister gefuellt und dort abgestellt. Dann zum Informationszentrum ins
Internet. Anschliessend zum Ausklarieren zum Customs. Keine Zeit um zurueck an
Bord zum Essen zu gehen, also zum sehr preiswerten und guten chinesischen
Nudelhaus. Hat leider zu. Weiter Richtung malaiisches Restaurant. Unterwegs
gabelt uns der Mann vom Info-Center mit dem Auto auf und bringt uns hin.
Vorgestern hatte ich ihm geholfen, als sein Bootsmotor streikte und er auf den
felsigen Strand zutrieb. Das Restaurant hat auch zu, neben an ist ein kleiner
Supermarkt, dort frage ich, wo es was zu essen gibt. Der malaiische Besitzer
fragt nur, ob es auch ein Burger tut und bringt uns mit seinem Auto sofort zum
Rockfall-Cafe. Hurra, das hat auf. Dann zum Supermarkt zum verproviantieren.
Zwei Karren voll. Ich will gerade an der Kasse nach einem Taxi fragen, da
unterbricht mich die Kassiererin und sagt gleich, ja, wir liefern an bis zur
Jetty. Dort ist das Dingi festgemacht. Supergut, schnell rase ich zur Tankstelle
und hole meine beiden Kanister und ab geht es mit dem grossen LKW des
Supermarktes bis auf die Jetty. Ausladen, alles ins Dingi mit ordentlichen
Wellen und an Bord verstauen. Dann mit den Wasserkanistern zurueck zum
Wasserbunkern und duschen. Bei Sonnenuntergang sind wir wieder an Bord. Um das
Dingi hoch zu holen ist es schon etwas zu dunkel, das musste bis heute morgen
warten.
Jetzt haben wir einen angenehmen Wind aber einen sehr hohen Schwell aus Sued. Da
muss es tief im Sueden kraeftig geblasen haben. Die Wellen des Schwells sind
ziemlich hoch, aber tun uns nix, weil die Wellenkoepfe bestimmt 100 oder 200
Meter auseinander liegen. Da geht es nur sanft rauf und runter. Nur die Wellen
von unserem Passat, der von hinten kommt, schaukeln uns ordentlich.

7.9.05, 09:18 UTC, 2. Seetag. Position: S10°59 E102°54 Kurs 255°, Wind SW 4, 1/8
Bew, Geschw 5,4 kn. Noch 363 Meilen bis Cocos Keeling, Australien
Bisher ein wunderbares Segeln. Lediglich mein linkes Ohr muss ich wieder
pflegen. Habe mir beim Tauchen wiedermal eine Ohrenentzuendung eingefangen.
Deswegen war ich Montag auch noch in der Apotheke und habe mir eine Spritze zum
ausspuelen gekauft. Habe ich in meiner gestrigen Aufzaehlung vergessen zu
erwaehnen. Obwohl ich ein angeblich gutes Rezept von Bernhard kenne, das solche
Entzuendungen sicher verhindern soll. Aber wie kann ich erfahren, was
Bohrsaeurepulver und Robinalkohol auf Englisch heisst. Habe erst gar nicht
danach in der Apotheke gefragt. Aber mein Ohr ist schon auf dem Weg der
Besserung mit meinen Ohrentropfen. Sonst habe ich im Moment nichts zu jammern.

8.9.05, 09:58 UTC, 3. Seetag. Position: S11°25 E100°54 Kurs 265°, Wind E 3, 13/8
Bew, Geschw 4,5 kn. Noch 243 Meilen bis Cocos Keeling, Australien
Immer noch nix zum jammern. Alles bestens. Habe gerade festgestellt, dass ich
eine ganze Weile die falsche Windrichtung angegeben hatte. Sollte nicht SW
sondern SE heissen. Heute kam er eine Weile aus NE und jetzt aus E. Koennte
etwas kraeftiger sein, sonst werden wir nach Sonnenuntergang ankommen und
muessen eine Nacht warten mit dem Einlaufen. Cocos Keeling ist wieder ein
Korallenatoll.

9.9.05, 09:26 UTC, 4. Seetag. Position: S11°45 E°98°47 Kurs 263°, Wind E 3, 5/8
Bew, Geschw 4,2 kn. Noch 116 Meilen bis Cocos Keeling, Australien
Dann will ich endlich mal wieder jammern. Eigentlich ist es schon fast lustig.
Ich musste letzte Nacht tatsaechlich lachen, als mir das naechste Goldinlett aus
dem Zahn fiel. Das kann doch kein Zufall mehr sein. Vielleicht liegt es am
Klima. Dafuer habe ich aber vor zwei Stunden eine wunderschoene Golddorade
gefangen. Die hat bestimmt 10 kg und ist knapp einen Meter lang. Die letzte
Dorade gab es meine ich im Pazifik. Die haben sehr leckeres weisses Fleisch.

Nachtrag 10.9.05, 0110 UTC. Schnell noch einen Versuch, die Mails abzusetzen.
Noch 30 Meilen bis zum Ziel. Ueber Nacht sind mindestens 15 Fliegende Fische an
Deck gelandet. Der Wind hat auch auf NE gedreht und ich musste eine Halse
fahren. Das heisst, auch noch mal auf das Vorschiff und meine Sicherungsleine
fuer den Spibaum loesen. Wir haben gerade einen fast vollstaendig bedeckten
Himmel. Das ist auch selten. Jetzt werde ich mich langsam auf den Landfall
vorbereiten. Wenn wir in die 12-Meilen-Zone kommen, muss ich uns auch ueber Funk
beim Customs anmelden.

2. Nachtrag: Cocos Keeling
Liegen in der wunderschoenen Lagune vor Direction Island vor Anker. Blick auf
die palmenbewachsene Insel mit weissem Sandstrand. Fuer Bodo: hier muss man
sogar ankern. Kaum war der Anker im Wasser, umschwammen uns schon einige Haie im
klaren, tuerkisblauen Wasser. Sieben weitere Yachten liegen hier vor Anker. Auf
Christmas waren wir die meisste Zeit die einige Yacht. Alles wunderbar, nur der
Zoll meldet sich nicht. Als Yacht unter Quarantaene duerfen wir das Schiff nicht
verlassen und andere duerfen sich nur bis maximal 30 m uns naehern. Scheisse.
Ich habe den ganzen Tag nach dem Customs gerufen. Die arbeiten wahrscheinlich am
Samstag nicht. Inzwischen haben drei Dingis von anderen Yachten die
Quarantaenebestimmungen gebrochen und sind zu uns gefahren, um uns zu troesten.
Alle sagen, der Custom ist sehr gelassen hier, wir sollen uns keine Sorgen
machen. Jetzt warte ich erst mal bis morgen ab, obwohl sich die Yachtis heute
abend auf der Insel zum gemeinsamen Essen treffen, wozu uns ein Franzose
eingeladen hat. Morgen kommt aber das Dingi ins Wasser. Hippocampus ist auch
hier. Vivizone von Hippocampus ist ja Zahnaerztin, aber ob sie solch einen
speziellen Kleber an Bord hat? Wir werden sehen. In der Zwischenzeit habe ich
zumindest schon mal den kleinen Aussenborder repariert.

3. Nachtrag: Cocos Keeling, 11.9.05
Mich begeistert der Anblick von Cocos Keeling immer wieder. Sogar nachts scheint
das Meer tuerkis zu leuchten, wie mit Unterwasserscheinwerfern. Allein durch das
Mondlicht. Aber grosser Mist, mein jammervolles, staendiges Rufen nach Customs
wurde von irgendjemandem erhoert. Der fragte angeblich nach und sagte mir
spaeter, Customs kommt am Montagmorgen, so lange duerfen wir nicht von Bord.
Trotz vieler Versuche bekomme ich keinen Funkkontakt.
Weiter im nächsten Bericht

Cocos Keeling, 14.9.05
Am Sonntag besuchte uns dann doch, trotz Quarantaene die Besatzung der
Hippocampus. Wir hatten ja einen medizinischen Notfall. Vivizone, die
Zahnaerztin behandelte meinen Zahn, Newton, der Chirurg war fuer die
Desinfektion zustaendig und Lucas, der 9jaehrige Sohn war ein gekonnter
Beleuchter. Mit zwei anderen Yachten lichteten sie gleich am Montag wieder den
Anker. Inzwischen sind alle durchreisenden Yachten weg. Auf der Insel campt nur
noch ein australisches Paar, die von einer Yacht hier mehr oder weniger
ausgesetzt wurden. Und ein anderer Australier mit seiner Yacht Moonstar bleibt
hier. Wir rennen der Meute schon wieder hinterher. Von der Strecke nach Chagos
wurde von einer Yacht auch schon der erste Sturm mit 65 Knoten gemeldet. Wir
wollen jetzt auch so schnell wie moeglich weiter. Heute fahren wir mit dem Dingi
nach Home Island. Dort leben wohl ausschliesslich Moslems. Von dort geht eine
Faehre rueber nach West Island. Dort sind mehrere Geschaefte und der Flughafen.
Schnell noch etwas einkaufen und dann wahrscheinlich am Freitag weiter. In
Chagos soll es nichts geben. Die Amerikaner sitzen dort auf einer Insel mit
einer grossen Militaerbasis und lassen keinen rein. Die anderen Inseln sind von
ihnen evakuiert worden. Alle Yachten, die wir hier getroffen haben gehen ueber
Chagos nach Madagaskar.
Die Insel ist wirklich eine Trauminsel, wie aus dem Maerchen. Hier wuerde ich
gerne einige Wochen verbringen. Und Fisch gibt es hier wie Sand am Meer. Vor
allem sehe ich viel mehr groessere Fische. Auch die meissten Haie der ganzen
Reise. Staendig wird die Ela von drei oder vier Haien umkreist. Meisst sind das
die Haie mit der schwarzen Flossenspitze, waehrend ich auf Christmas mehr die
Weissspitzflossenhaie gesehen habe. Gestern war ich im Riff schnorcheln. Die
Natur ist geschuetzt. Eine starke Stroemung ging durch einen Kanal. Dort waren
eine Menge Fisch zu sehen. Komisch, die grossen Fische schaetze ich immer nach
Pfannengroesse. Die waren durchweg viel zu gross fuer eine Pfanne. Aber viele.
Ich bin unter einen Korallenblock getaucht, weil ich dort einen grossen Fisch
sah. Als ich darunter schaute, hielten sich eine Menge grosse Fische dort auf
und ergriffen die Flucht. Nur ein Hai blieb gelassen unter dem Block. Teilweise
kann ich so nah an die Fische, dass ich sie mit der Hand beruehren koennte. Hier
im Indischen Ozean wimmelt es unter Wasser nicht mehr ganz so bunt, aber dafuer
um so groesser.



Viele Grüße von der Ela
Weiter hoffentlich bald im nächsten Bericht


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